Spieletest: Professor Layton Vs. Phoenix Wright: Ace Attorney 3DS

Screenshot Screenshot Screenshot

Weitere Infos

Releasedate:
28. März 2014

USK 6 Online spielbar unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
harmonische Fusion zweier Welten
schöne Grafik, spitzen-Sound, multilinguale Sprachausgabe
famose Story
sehr abwechslungsreich, kaum Leerlauf
Negativ:
kleinere erzählerische Unstimmigkeiten
manche Gameplay-Elemente müssen zurückstecken
Potential nicht immer 100%ig ausgenutzt

Wenn die Masken fallen

Wer sich an dieser Stelle der Wurzel des nun mehrmals „geteaserten“ Problems vermutet, liegt richtig: So spannend die Geschichte ist (und das ist sie wirklich!), so überraschend dreidimensional die optisch zumeist karikaturesk wirkenden Zeugen vor Gericht teilweise sind – hier offenbaren sich dann doch Reibungsflächen zwischen den beiden Franchises untereinander sowie im Verhältnis zu der (für die Verhältnisse beider Serien) überraschend düsteren Story. Sinnvollerweise trifft man in den Straßen Labyrinthias, welche im puzzlelastigen Layton-Stil erkundet werden, bisweilen auf Leute, die einem in den Hexenprozessen auch auf der Zeugenbank gegenübersitzen – dies lässt das Städtchen freilich auch lebendiger und in sich geschlossener wirken. Aber wenn man mal mit ihnen Smalltalk führt und gemeinsam lustige Rätselchen löst, sie ein andermal aber ihrem geliebten Inquisitor zujubelnd vor Gericht aufgeigen und mit ihren Aussagen begeistert alles dafür tun, um ein menschliches Wesen brennen zu sehen, ohne daran auch nur irgendwas moralisch verwerflich zu finden, dann passt das irgendwie nicht so recht zusammen.

Umso mehr, als dass die meisten Charaktere (von pseudo-philosophischem Tattergreis bis völlig verpeiltem, beschwipsten Wichtigtuer) Layton- und Ace Attorney-typisch grundsätzlich einen sympathischen Dachschaden haben und mit ihrem exzentrischen Auftreten und den überwiegend virtuos verfassten Texten für zahlreiche Lacher sorgen – welche bei näherer Betrachtung aber wieder durchaus im Hals stecken bleiben können und es bleibt unklar, ob dies von den Entwicklern, welche ihr Personal überwiegend als lustig-skurrile, angenehme Zeitgenossen inszeniert, beabsichtigt war oder nicht. Soll dadurch möglicherweise aufgezeigt werden, dass auch der harmlose, nette Nachbar zum widerlichen Denunzianten werden kann? Oder interpretiere ich hier wieder viel zu viel hinein? In jedem Fall kann dieses geschilderte Spannungsfeld für die eine oder andere Irritation sorgen – auch, dass der Inquisitionsrichter sowohl optisch als auch charakterlich zahlreiche Parallelen zum gutmütig-senilen, namenlosen Richter der Ace Attorney-Hauptserie aufweist, aber gleichzeitig ein absolut schrecklicher Mensch ist, wirkt etwas unrund. Wenn er allerdings bei der Schilderung eines brutalen Tathergangs entsetzt reagiert und betont, Gewalt selbst ja absolut abzulehnen, nur um nachzusetzen, dass er Hexenverbrennungen als „notwendiges Übel“ selbstverständlich dulde, gewinnt der Moment eine herrliche satirische Schärfe und Treffsicherheit, die nicht nur der Inquisition, sondern gleichzeitig auch jedem die Todesstrafe praktizierenden Rechtssystem einen Spiegel vorhält.

Überfüllter Zeugenstand

Aber genug gemeckert: Dieser nicht ganz unproblematische Teilaspekt soll auf keinen Fall darüber hinwegtäuschen, dass die Gerichtsverhandlungen wendungsreich, bisweilen durchaus knifflig und hochgradig atmosphärisch daherkommen! Und dass sie überraschenderweise auch gameplaytechnisch für einiges an frischem Wind sorgen: Neben dem Debut des „Grand Grimoire“, eines dicken Wälzers, der auf mehreren Seiten die Gesetzmäßigkeiten der bekannten Zaubersprüche beschreibt und die Gerichtsakte ergänzt, fallen besonders zwei Neuerungen positiv auf – so befragt ihr einerseits nun mehrere Zeugen gleichzeitig! Diese wechseln sich mit ihren Aussagen ab, sodass das Grundprinzip des Kreuzverhörs dasselbe bleibt, doch wodurch sich die Möglichkeit ergibt, einen Zeugen zur Aussage eines anderen zu befragen – wenn sich zwei angebliche Belastungszeugen bezüglich ein und demselben Ereignis unterschiedlich erinnern, so kann dies zu völlig neuen Erkenntnissen führen! Schade nur, dass ihr jederzeit mit optischen und akustischen Signalen darauf hingewiesen werdet, wenn eine Zeugen die Aussage eines Kollegen spanisch vorkommt – das minimiert zwar den Leerlauf, aber ist der Herausforderung nicht unbedingt zuträglich.

Andererseits existiert nun auch die hochinteressante Option, Widersprüche in einer Zeugenaussage nicht nur mittels Beweisen oder Charakterprofilen aufzudecken, sondern auch, indem eben jene Aussage einer anderen bereits getätigten (ob sie von der gleiche Person stammt oder nicht) gegenübergestellt wird – eine clevere Idee, die sich auch in der Ace Attorney-Hauptserie gut machen würde! Schade nur, dass diese Spielmechanik nur an wenigen, vorgefertigten Stellen in den Verhandlungen zum Einsatz kommt.

Seite

1 2 3 4 5 6 [Fazit]