Spieletest: Professor Layton Vs. Phoenix Wright: Ace Attorney 3DS
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Releasedate:28. März 2014



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- harmonische Fusion zweier Welten
- schöne Grafik, spitzen-Sound, multilinguale Sprachausgabe
- famose Story
- sehr abwechslungsreich, kaum Leerlauf
- Negativ:
- kleinere erzählerische Unstimmigkeiten
- manche Gameplay-Elemente müssen zurückstecken
- Potential nicht immer 100%ig ausgenutzt
World of Witchcraft
Apropos Crossover: Auch wenn es (nicht nur) anfangs etwas surreal anmutet, wenn der verhältnismäßig (!) realistische Anime-Anwalt gemeinsam mit dem neben dem Japano-Stil auch von europäischen Comics beeinflussten Professor mit seinen schwarzen Knopfaugen Einspruch vor Gericht erhebt, liegen die eingangs angedeuteten Probleme nicht in diesem denkwürdigen Aufeinandertreffen. Im Gegenteil – die beiden ergänzen sich (nach ihrer köstlichen ersten Begegnung) charakterlich gut und dürfen sich glaubwürdig auf Augenhöhe unterhalten, sodass der leicht unrunde optische Eindruck rasch verziehen wird. Auch die Helden aus der zweiten Reihe – Maya und Luke – harmonieren gut miteinander, wenn sie mit ihren Freunden und Mentoren in der mittelalterlichen Stadt Labyrinthia ermitteln. Moment – „Labyrinthia“...? Genau, Espellas mysteriöser Heimatort!
In der Tat birgt auch der Schauplatz von Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney einiges an Potential für erzählerische Probleme: Sowohl Team Layton als auch Team Phoenix landen nach der Lektüre der „Historia Labyrinthia“ – so der Name des von Espella stets mitgeschleppten Buches – im Michael Ende-Stil auf mysteriöse Weise in der gleichnamigen Stadt, die auf den ersten Blick so gar nicht zu den Protagonisten passen will. Denn auch wenn unsere Helden durchaus immer wieder mal mit übersinnlichen oder rätselhaften Phänomenen konfrontiert werden – so kann etwa Layton-Lehrling Luke mit Tieren sprechen und Wright-Assistentin Maya ist nebenberuflich als Medium tätig, welches Gespräche mit Verstorbenen erlaubt – ist eine längst vergangenen Zeiten entsprungen zu sein scheinende Siedlung wie Labyrinthia, samt Rössern, Rittern, bösen Hexen und der ach-so-heiligen Inquisition wieder ein ganz anderes Kaliber für trotz der bisweilen seltsamen Umstände aufgeklärte Gesellen wie Phoenix oder Hershel. Ist das Szenario zu abgehoben für die beiden?
Ein Gentleman löst jedes Rätsel!
Überraschenderweise liegt auch hier das Problem nicht: Denn als professionelle Fall- und Rätsellöser denken die beiden nicht im Traum daran, ihren gesunden Menschenverstand wegzuschmeißen, und hinterfragen von Beginn an permanent die zahlreichen Mysterien, die von allen Seiten auf sie einprasseln! Befinden sich die Touristen wider Willen tatsächlich im Inneren eines Buches? Kann es wahr sein, dass diese Welt von dem „Storyteller“ regiert wird – einer gottähnlichen Entität, deren literarische Ergüsse zur vorherbestimmten Realität werden? Und vor allem: Ist die angebliche Hexerei, vor der all die abergläubischen Städter (welche übrigens, Link´s Awakening lässt grüßen, nichts von der Welt jenseits der Stadtmauern wissen) zittern, wirklich real...? Von mir werdet ihr hierzu freilich nichts weiteres hören – die Story lebt davon, dass ihr genauso im Dunkeln tappt wie die Hauptfiguren. Aber die Skeptiker seien beruhigt – das Szenario funktioniert!
So verwirrend die Umstände auch sein mögen, ob die Dinge nun sind, was sie scheinen oder doch ganz anders – die größten Gefahren in Labyrinthia rühren, wie unsere Helden schon bald bemerken, von allzu realen Dingen her: Angst, Hass, Gewalt, Kontrollwahn. Wer während des Prologs angesichts Phoenix´ erster ohne Mordopfer auskommender Gerichtsverhandlung vermutete, das Crossover sei diesbezüglich „weichgespült“ worden, um besser mit der tendenziell kinderfreundlicheren Layton-Serie zu harmonieren, wird sich ganz schön umgucken, wenn die Inquisition ein um sein Leben flehendes, junges Mädchen im Indiana Jones und der Tempel des Todes-Stil mittels herunterlassbaren Stahlkäfig in einen Feuerpfuhl taucht und sich selbst damit feiert, die Gesellschaft von einer bösen Hexe befreit zu haben. Und als dann auch noch die gerade erst wieder angetroffene Espella für einen grausamen, angeblich mittels Magie begangenen Doppelmord verantwortlich gemacht wird, wird es richtig ernst – denn auch ein begabter Verteidiger wie Phoenix ist in einer Welt, in der die Unschuldsvermutung umgekehrt ist und niemand je von Fingerabdrücken oder Forensik gehört hat, alles andere als heimisch...