Spieletest: Metroid: Other M WII
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Releasedate:3. September 2010




Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: 4 Meinungen
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- flottes, unterhaltsames Gameplay
- voller Ideen und Überraschungen
- zahlreiche tolle Videosequenzen
- herrliche Atmosphäre und verdammt spannende Story...
- Negativ:
- ...die nicht ganz ohne Klischees auskommt und bei der Fragen offen bleiben
- linearer und kürzer als die Primes
- Steuerung und Kamera nicht ganz optimal
- bisweilen etwas hektisch und weniger taktisch als die Primes
Die Antithese zum “Durch-die-Story-Scannen”
In Metroid Prime 1-3 gab es verdammt viel zu scannen: Natürlich sämtliche Gegner, aber auch Maschinen, Inschriften, Logbücher, pflanzliche Strukturen und, und, und. Teils enthüllten diese Info-Häppchen mehr über die Story, manchmal halfen sie bei Rätseln, in anderen Fällen erfuhr man Dinge, die in diesem Sinne nicht “nötig” waren, aber einfach auch enorm zum Mittendrin-Gefühl beitrugen, da sie Umgebung und Szenario glaubwürdig machten: Etwa, wenn über ein hochgiftiges Gewächs zu lesen war, dass die Oberschicht der Weltraumpiraten es gerne als Delikatesse verzehrt, wobei die richtige Zubereitung aber äußerst kritisch ist (sowas wie ein pflanzlicher Fugo-Fisch). Oder wenn wir den Leichnam eines “guten” Alienkriegers analysierten und erfuhren, dass er sehr jung starb und wohl am Ende eines Konflikts in den Kampf geschickt wurde, als wehrfähige Erwachsene schon rar waren.
Aber auch für den Spielverlauf wichtige Informationen wurden sehr geschickt und “wissenschaftlich” verpackt: Scannte man etwa eine brüchige Säule, einen Felsen o.Ä., so erhielt man in den Primes nicht die Holzhammer-Info “Benutze Waffe/Ausrüstungsgegenstand xy”, sondern etwa “Diese Felsformation aus Kordit weißt zahlreiche Haarrisse auf” - wer danach im Inventar die Waffen-Beschreibungen durchging, erfuhr, dass Missiles diese Substanz durchdringen können. Bei Schwefelstein hingegen waren Bomben an der Reihe etc. - nur eine Kleinigkeit natürlich, aber eine solche, die irgendwie enorm realistisch wirkte.
In Other M wurde hingegen eine Kehrtwende eingeschlagen – visiert man einen Boss mit B an, wird seine Energieleiste sichtbar, sonst nichts; bei “normalen” Gegnern nicht einmal das. Wer Felsen, Rankengebilde etc. auf diese Weise scannt (keine Angst also wegen dem Glaszylinder vorhin – normalerweise können brüchige Strukturen natürlich schon anvisiert werden), bekommt nur knappe Meldungen wie “Missiles” oder “Speed Booster” zu Gesicht, was exakt soviel heißt wie “Benutze Waffe/Ausrüstungsgegenstand xy”. Das war´s.
Das heißt, noch nicht ganz: Ab und zu landet Samus in einer Situation, in der sie in der Egoperspektive verharren muss und gezwungen ist, die Gegend nach einem bestimmten Gegenstand oder Wesen abzusuchen, um die nächste Sequenz zu triggern. Also einfach nur mit dem Cursor das Gesuchte – wobei man eigentlich nie weiß, was das Gesuchte ist – finden und mit B anvisieren: Manchmal leichter gesagt als getan, denn auch wenn man es sehr oft im Nu herausgefinden hat, kann dieses “First Person-Wo-ist-Walter?” manchmal den Spielfluss doch etwas stören, wenn man ein sehr kleines Ziel zu finden hat.
Der spielerische Sinn darin ist mir nicht komplett klar – sicher ist es schon spannend, wenn es etwa im Gebüsch raschelt und man nachsehen muss, ob eine Bedrohung vorliegt. Aber wenn einen so eine Spielerei mehrere Minuten aufhält, kann es doch etwas ärgerlich sein. Trotz allem jedoch sicherlich kein großer Kritikpunkt, da diese Passagen in den allermeisten Fällen sehr rasch gelöst sind und dann auch nicht mehr stören.
Summa summarum zum Thema Scannen in Other M: Manche werden wohl sagen, hier wurde gespart, andere, es wäre zu Recht gekürzt werden. Ich für meinen Teil mochte diese Komponente in den Primes sehr – aber ich will auch nicht unerwähnt lassen, dass sie schon auch eine Art Stressfaktor war: Die wichtigeren Scans wurden damals in Samus´ Logbuch festgehalten – klar, dass Hardcore-Spieler alle 100% der Einträge erreichen wollten. Nur: Verpasste man einen Scan, war die Chance groß, dass man ihn nie wieder bekommen konnte. Vergaßen wir damals, eine bestimmte Verwandlungsform eines Bosses zu scannen, bezwangen ihn und speicherten danach, hieß es “Lebt wohl, ihr 100 Prozent!” für den aktuellen Spielstand. Und das konnte enorm frustrierend sein.
Ich will nichts schönreden und auch nichts schlechtmachen – Other M hat in diesem Punkt einfach eine andere Ausrichtung. Auf der einen Seite vermisse ich die umfangreichen Scans, aber auf der anderen Seite wurde das Spieltempo der Primes für mich doch öfters künstlich verlangsamt, da ich wegen der ständigen Angst, einen Logbuch-Eintrag zu verpassen, gerne mal Räume doppelt und dreifach durchsuchte. In Other M hingegen kann man sich stets sicher sein, nichts zu verpassen, was man nicht auch später nachholen könnet, wodurch alles (auch unterstützt durch Samus´ sehr beachtliches Lauftempo) wesentlich flotter und entspannter von Statten geht.
Ja, und besagte “andere Ausrichtung” beschränkt sich ja nicht nur auf die Scans an sich: Erinnere mich noch gut, wie anno 2003 ein NFans-User (weiß jetzt nicht mehr genau, wer) angesichts Metroid Prime 1 meinte, es würde ihm das ständige “Durch-die-Story-Scannen” nicht so recht zusagen. Diese Beschreibung war schon treffend, ging es doch – vor allem in Teil 1 und 2 der Prime-Saga – damals viel um untergegangene Zivilisationen, über deren Geschichte man viel erfuhr; in der Gegenwart hingegen tat sich, in Bezug auf eine dynamische Storyline, wenig. In Other M hingegen tut sich wirklich ständig etwas!
So, und jetzt das Kulturprogramm – ich zitiere den ach so großen Dichter Ernst Jandl: “Ich machen dir – an mir – TEMPERATURÜBERRASCHUNG!” (Keine Sorge, ich check´s auch nicht.) Angesichts dieser Winterlandschaft glaubt man kaum, dass sich Other M an Bord eines Raumschiffs abspielt, oder?