Kurz: Es handelt sich nicht um ein neues Wario Land – es lohnt sich aber dennoch, zuzugreifen. Denn Wario: Master of Disguise fesselt den Spieler mit seinen unzähligen Schätzen, verzweigten Welten und witzigen Endgegnern nur so an den DS-Bildschirm. Um ein Ausnahmespiel handelt es sich hierbei allerdings nicht – dazu leistet sich Suzak einfach zu viele Patzer, die Nintendo selbst niemals einfielen. Trotzdem: Ein wirklich gelungenes Jump&Run mit Adventure-Elementen. Nur wer allergisch gegen große, verzweigte Levels ist, sollte sich den Kauf besser gut überlegen.
Spieletest: Wario: Master of Disguise NDS
Weitere Infos
Releasedate:32. Juni 2007



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- unterhaltsames Gameplay, fesselnder Spielablauf
- satte 130 versteckte Schätze inkl. Liebevollem “Schatzbuch”
- gute Präsentation, unterhaltsame Story
- teils geniale Musik...
- Negativ:
- ...die aber kaum mehr nach Wario klingt
- Steuerung alles andere als perfekt
- sich ständig wiederholende Minispiele
- Nicht-“Jäger&Sammler“ haben weniger Spaß
Fast wie im wirklichen Leben!
Apropos Pharao: Für Wario-Verhältnisse sind manche Schauplätze geradezu realistisch gehalten. Wie gesagt - „für Wario-Verhältnisse“; schließlich treiben sich immer noch überall reichlich komische Gestalten herum, und auch auf Jump&Run-Allgemeinplätze wie eine Feuer- und Eiswelt sowie auf ein Geisterschloss muss nicht verzichtet werden. Dem gegenüber stehen jedoch Stages auf einer Yacht oder in einem Museum; und die obligatorische Pyramide steht diesmal nicht in einem Fantasyland, sondern explizit in Ägypten, wobei der zugehörige Pharao auch eine große Rolle in der Geschichte spielt. Und eben jene Story ist für Jump&Run-Verhältnisse ziemlich umfang- und fast schon wendungsreich ausgefallen: Die Levels werden immer wieder von Gesprächen mit überraschend vielen NPCs aufgelockert, und im Gegensatz zu den meisten anderen Nintendo-Helden spricht Wario selbst auch wirklich (wenn auch leider – abgesehen von ein paar Sprachsamples – nur in Textform). Die Suche nach den fünf Teilen eines antiken ägyptischen Artefaktes – des „Wunschsteines“, welcher angeblich selbige erfüllen kann – erinnert vom Charakter her fast schon ein wenig an einen Rollenspiel-Plot von der Stange, aber spätestens bei den Duellen mit den Endgegner wird man wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und merkt, dass man ein Wario-Spiel vor sich hat: Die Duelle mit Cannoli in seinem Riesenrobotern (erinnert ein wenig an Doktor Robotnik) gehören da noch zu den normalen Fights; bezüglich der anderen, völlig abgedrehten Endgegner will ich euch jetzt nicht die Überraschungen verderben. Nur zwei Dinge: Sie sind zwar überwiegend zu einfach, aber wirklich spaßig und nutzen die Fähigkeiten der einzelnen Anzüge gut aus. Allerdings wird man hier quasi mit einer „Hilfe“-Funktion zwangsbeglückt: In der linken unteren Ecke des Screens wird permanent das Symbol der aktuell benötigten Verkleidung angezeigt – zu übersehen ist die leider schwer, wenn man nicht gerade einen Aufkleber darüber platziert; Nachdenken ist also überhaupt nicht nötig und die ohnehin schon eher leichten Kämpfe werden dadurch unnötig vereinfacht. Schade eben, da die Bosskämpfe insgesamt wirklich gelungen sind. Ach ja, und noch einmal kurz zu den Stages: Eine einzige der zehn Abschnitte kommt deutlich weniger verzweigt daher als die anderen und erinnert, da sich Wario den Großteil dieser Welt in einem Mini-U-Boot aufhält und mit Torpedos um sich schießt, ein wenig an die Unterwasser-Episode des Klassikers Super Mario Land – eine schöne Auflockerung zu den übrigen, labyrinthartigen Stages, welche ebenfalls zu gefallen wissen. Insgesamt erreicht das Leveldesign zwar zu keiner Zeit die Qualität von Nintendo-Inhouse-Titeln wie den ähnlich aufgebauten Teilen der Metroid-Serie, aber ist als durchgehend „gut“ zu beurteilen; außerdem gibt es eine ganze Menge Effekte der Marke „aha, mit diesem Extra kann ich an dieser anderen Stelle weiterkommen“, welche zusammen mit den vielen versteckten Schätzen wirklich motivieren.
Und die Technik?
Wir hatten bisher ja schon genug Titel, die weit davon entfernt sind, die grafischen Fähigkeiten des DS wirklich auszunutzen. Kurz gesagt: Auch Wario: Master of Disguise ist so ein Kandidat. Das klingt aber schlimmer als es ist; insgesamt ist der Titel durchaus ansehlich und der Grafikstil, welcher sich irgendwo zwischen dem konventionellen Style und Render-Optik befindet, ist zwar nicht ganz so charmant wie jener der Wario Land-Serie, aber kann durchaus gefallen und den Spieler des öfteren zum Grinsen bringen. Insgesamt kann man wohl sagen: Auf dem GBA wäre eine solche Grafik wirklich sehr beeindruckend; auf dem DS sieht sie „nur“ nett aus. Störend ist hier aber auf jeden Fall, dass die Figuren während der Konversationen wirklich kaum sichtbare Emotionen zeigen – wie z.B. in Golden Sun werden hier einfach Sprechblasen mit Smileys eingeblendet, während Wario in der Regel sein fieses Grinsen beibehält, wie immer er sich auch fühlt. Der Sound kann hier hingegen deutlich mehr punkten: Schon die Titelmelodie weiß zu gefallen, auch das Thema des Grafen Cannoli, jenes der Bosskämpfe oder die BGM bestimmter Zwischensequenzen bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Kopf. Dem gegenüber stehen hingegen die Stücke mancher Levels, welche keinesfalls nerven, aber sehr unauffällig im Hintergrund plätschern – in anderen Stages sieht die Sache da aber wieder sehr viel besser aus. Kurz, die Soundqualität schwankt hier, und Sprachausgabe gibt es nur sehr wenig – ich war mir lange nicht ganz sicher, ob ich dem Titel, angesichts der vorhandenen wirklich guten Tracks, denn nun eine 8er-Soundwertung geben soll. Spätestens im letzten Level, der mich mit einer schlichtweg phantastischen Musikuntermalung überraschte, und einer ebenfalls wirklich schönen Endbosskampf-Melodie war ich dann aber doch sicher, dass eine solche Note gerechtfertigt ist – noch Tage nach dem Durchspielen summte ich den Level 10-Track ständig vor mir her. Nur eines muss hier gesagt werden: So gut die Musiken auch sind – sie haben nur noch sehr wenig mit der typischen Wario-BGM aus der Wario Land-Reihe zu tun, welche einen unverwechselbaren Charakter und Charme hat. Kurz: Hätte man mir die Musikstücke von Wario: Master of Disguise vor diesem Test vorgespielt, wäre ich nie im Leben darauf gekommen, dass diese Tracks zu einem Wario-Titel gehören.
Empfehlung oder nicht?
Klare Antwort: Ja, definitiv. Es mag eine Menge Mängel bezüglich der Touchscreen-Steuerung, insbesondere beim Wechseln der Kostüme, geben; die Grafik mag nicht zu 100% dem DS angemessen sein und die Klasse eines Wario Land wird gewiss nicht erreicht. Die Pflicht, ständig Minispiele absolvieren zu müssen, mag extrem geschmacksabhängig sein; die Tatsache, dass auf 130 Schatzkisten nur 8 Minispiele kommen, ist hingegen auch objektiv ein klarer Kritikpunkt. Aber auf der anderen Seite motiviert das Gesamtkonzept, gefällt die Musik, wird die Story belustigt verfolgt (auch wenn man bezüglich des Story-Verlaufs wohl schon ziemlich früh darauf kommen wird, wie der Hase läuft) und leidet der Spieler unter dem „Nur-noch-einen-Level“-Syndrom – man kann einfach nur schwer wieder aufhören, auch wenn das Spiel alles andere als frei von Mängeln ist. Nur eines muss noch gesagt werden: Wer überhaupt nichts damit anfangen kann, die entlegensten Winkel verzweigter Levels zu durchforsten, ist hier wohl an der falschen Adresse. In Wario Land stand es jedem Spieler frei, entweder nach versteckten Schätzen zu suchen oder einfach nur draufloszuspielen – die Herausforderung bestand hier vor allem darin, an das Ende der eher linearen Levels zu kommen. In Wario: Master of Disguise ist es hingegen anders – wer die unzähligen, optional zu öffnenden Schatztruhen einfach stehen lässt und sich nur auf das Wesentliche beschränkt, wird deutlich schneller durch die Stages kommen und wesentlich weniger Spaß daran haben als ein „Jäger und Sammler“.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 01.Juli.2007 - 17:55 Uhr