Wer auf Grund der halbnackten Frauenkörper fürchtete, auf ein Spiel für präpubertäre Teenager reinzufallen, hat sich geschnitten. Trotz des oberflächlichen “Sex Sells”-Marketings verbirgt sich hinter Senran Kagura Burst ein solides Kampfspiel, welches in kleinen Portion durchaus Spaß machen kann. Leider wurden die Missionsziele nicht abwechslungsreich genug gestaltet, um auch spielerisch länger an den 3DS zu fesseln. Dafür wurde die Rahmenhandlung mit so viel Liebe umgesetzt, dass es einen nicht verwundert, dass dem 3DS-Spiel bald eine Manga- und Fernseh-Umsetzung folgte.
Spieletest: Senran Kagura Burst 3DS
Weitere Infos
Releasedate:28. Februar 2014



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Rasantes Gameplay für Zwischendurch
- Story vermittelt starkes Anime-Feeling
- stimmige Grafik und Sound
- Viele sammelbare Accesoires
- Negativ:
- Kein Multiplayer-Modus
- Missionen auf Dauer eintönig
- Nur Englischer Text mit japanischer Sprachausgabe
”Get your 3D turned on!”
Aber ein Anime-Kampfspiel mit bildhübschen Hauptdarstellerinnen wäre natürlich nichts ohne ein Outfit-Sammelsystem – insbesondere dann nicht, wenn man sie den Mädels wieder vom Leib fetzen kann! Die Klamotten unterteilen sich hierbei in drei Sets: Schuluniform, Bikini und Shinobi-Outfit. Ersterer wird im HUB, in Dialogen und vor der Verwandlung getragen, zweitere wird in Spezialmissionen und im „Frenzy-Modus“ zur Schau gestellt und letzteres wird nach der Verwandlung eingesetzt.
Nur letztere wird bei fortschreitendem Rüstungsverlust zerfetzt. Die Schicht darunter ist dabei jeweils ans Outfit gebunden. Zudem gibt es noch Accesoires wie Katzenohren, Brillen oder Toastbrotscheiben, die unabhängig von Verwandlungsstatus getragen werden können. Die freischaltbaren Outfits bieten somit neben dem Story-Fortschritt noch eine weitere Komponente, die einem zum Weiterspielen anspornen kann.
Anime-Atmosphere
Nicht nur die Handlung versprüht Anime-Charme, auch die grafische Gestaltung gibt das Gefühl, man würde eine interaktive Manga-Erzählung in Händen halten. In den Dialogen wurde Acht darauf gegeben, trotz der 3D-Modelle einen 2D-Cel-Shading Look alá Phoenix Wright: Dual Destinies zu erhalten und auch die Level integrieren sich farblich sehr gut in das Anime-Thema. Der Soundtrack erinnert dabei an Anime-Umsetzungen wie Naruto oder Inu Yasha, bleibt dabei aber originell.
Der 3D-Effekt wurde hingegen sehr sparsam eingesetzt: Um die rasante Framerate zu erhalten (die dennoch ab und zu kleine, unerhebliche slowdowns aufweist) ist der 3D-Effekt nur im HUB, in der Umkleide und in den voyeuristischen Kurzeinstellungen aktiviert, um einen besseren Pop-Up-Effekt zu erzielen.
Senran Kagura Brust
Doch wie schlimm steht es nun wirklich um den „Sex Sells“-Faktor in Senran Kagura: Burst? Immerhin warb der Titel gerade in Europa besonders mit seinen „Reizen“: Auf der Rückseite der Verpackung wurde der übliche Beschreibungstext restlos durch eine Illustration von Katsuragi ersetzt mit den Worten „Zwei gute Gründe um dein 3D einzuschalten“. In TV-Spots wurde zudem der Kauf des Spiels bewusst mit einem Besuch in der Erwachsenenabteilung der Videothek oder mit dem versteckten Playboy-Heft unterm Bett gleichgesetzt (inklusive hochkantigem Rauswurf aus dem Haus der Mutter). Die offizielle Facebook-Seite teilte sogar ein Verpackungsdesignkonzept, welches mittels zwei Schichten das „entblößen“ der Kämpferin auch noch haptisch ermöglicht hätte.
Mit dieser Kampagne wendet man sich natürlich bewusst der „straight white male gamer“ zwischen 14 und 30, welcher demografisch gesehen immer noch am breitesten vertreten ist. Der massive Einsatz von Fanservice soll an dieser Stelle auch nicht geleugnet werden: Immerhin hat lediglich die Gothic-Lolita eine Körbchengröße unter E – viele von ihnen sind nicht mal 16, freischaltbare Outfits unterlaufen sämtliche Fetisch-Klischees, die 3D-Nahaufnahmen und gewisse Marotten der Damen sind eindeutig platziert.
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Doch während das Gameplay durchaus versucht, seinen Spielumfang durch Brustumfang zu erweitern, wirken Fan-Elemente in den Dialogen weitaus authentischer, als es in einem Ecchi-Manga sein müsste, da sie sinnvoll in die Handlung integriert werden und oft nicht nur rein dem voyeuristischen Zweck dienen. So stellt sich die anfangs homo-erotisch anbiedernde Beziehung zweier Schülerinnen als Schuldgefühle Yagyuu’s gegenüber ihrer verstorbenen Schwester heraus, die sie an Hibari kompensieren möchte. Auch Harukas sadistische Ader und ihr Hang zur Puppenspielerei wurzeln in der Beziehung zu ihrer Mutter, die sie wie eine Puppe behandelt hat und zu ihrem Vater, der ihre Mutter kaltherzig betrogen hat.
Und obwohl die Kämpferinnen der vierten Wand oft tiefe Einblicke in ihre Sexualität gewähren, so werden sie in der Handlung von Senran Kagura: Burst nur selten als „schwache Frauen“ dargestellt. Männer kommen ohnehin kaum vor, einen Flirt mit einem Jungen weist Asuka bewusst zurück, da ihr Traum Shinobi zu werden zu gefährlich ist, um sich von einer Turtelei ablenken zu lassen. Auch Lehrmeister Kiriya weigert sich, als „starker Lehrmeister“ die Mädchen vor feindlichen Angriffen zu beschützen, da der einzige Weg sie dauerhaft vor Schaden zu bewahren nur durch hartes Training erreicht werden kann. Er kann ja nicht immer zur Stelle sein, um die Mädchen aus dem Schlamassel zu ziehen.
Tatsächlich sind die Frauen in diesem sexualisierten Gerangel weitaus stärkere Persönlichkeiten als in so manch anderem „USK 6“-Spiel. Das soll natürlich auch nicht heißen, dass man das Spiel für die Gleichberechtigung der Geschlechter feiern sollte, aber es wäre ein Fehler, es wegen der anstößigen Darstellung blindlings zu verurteilen.
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Vielen Dank an die Firma Marvelous AQL für die Bereitstellung des Codes.
Letzte Aktualisierung: 07.August.2014 - 00:31 Uhr