Ein spielerisch unterhaltsames, aber sehr simples und technisch schwaches "RPG Light", in das man schnell reinkommt und das keine stundenlangen Sessions voraussetzt, von dem man aber auch keine allzu große Spieltiefe oder Abwechslung erwarten sollte. Wer etwa von epischen Mammutwerken wie Zelda Twilight Princess oder Baten Kaitos II in Beschlag genommen wird und gerne noch einen kleinen Spielehappen zur Entspannung vor dem Schlafengehen haben will, liegt hier richtig, und Fans der Serie haben ohnehin ihren Spaß.
Spieletest: Pokémon Mystery Dungeon: Team Blau NDS
Weitere Infos
Releasedate:32. November 2006



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- interessantes und unterhaltsames Kampfsystem
- über 380 Taschenmonster
- Tonnen von Missionen
- Negativ:
- recht fade Dungeons ohne Rätsel
- RPG at its simplest
- DS-unwürdige Technik
- Warum denn kein echter Multiplayer?
Wer Unterwelt sagt, muss auch Oberwelt sagen!
Leider hält sich Pokémon Mystery Dungeon nicht wirklich an diese Regel: Während eine RPG-Welt normalerweise neben den Dungeons auch aus vielen Städten besteht, die durch eine Oberwelt - oder zumindest durch eine zur "Weltkarte" stilisierte solche - verbunden werden, gibt es hier lediglich eine einzige Stadt, ein Standbild als Karte, von der aus die Bereiche per simplen Knopfdruck oder Menü angewählt werden können, sowie einige höchstens jeweils eine Hand voll Bildschirmen große "Partnerareale" (auf jene komme ich später noch zurück), die beim besten Willen nicht als "echte" Locations bezeichnet werden können. In besagter Stadt kann der Spielstand gesichert werden, sonst ist sie primär die Anlaufstelle zum Aufstocken des Item-Vorrats, zum Lagern derselben oder Geld etc. (Letzteres Macht Sinn, da ein Game Over in einem Dungeon unangenehme Geldverluste nach sich zieht); auch können hier Attacken fusioniert werden. Um jetzt also wieder zu den Partnerarealen zu kommen - jene können bei einem der hiesigen Läden erworben werden. Kauft man sich eines, kann es sein, dass sich im Zuge eines Kampfes ein Pokémon zu euch übertritt und somit zum Teammitglied wird, weil ihr sein Partnerareal besitzt (Kauft man etwa ein Waldstück, fühlen sich Pflanzenpokémon darin wohl, während Elektro-Tierchen eher im Kraftwerk heimisch sind etc.). Das Team wird also nicht das ganze Spiel lang nur aus euch und eurem ersten Partner bestehen, sondern wird mit der Zeit erweitert. Und um nun noch ein letztes nettes Feature zu erwähnen: Wird man in einem Dungeon besiegt, muss man, wie erwähnt, mit einem unangenehmen Verlust der materiellen Güter rechnen - dies kann jedoch umgangen werden, indem man beim Game Over einfach einen Hilferuf sendet: Tut man das, kann einen ein anderer Spieler mittels drahtloser Verbindung oder Passwort in seinem eigenen Spiel aufstöbern und retten, was euch mit all euren Habseligkeiten aus dem Dungeon führt - hat man gute Manieren, so sollte man sich bei seinem Retter mit einem dankbaren Brief und einem beiliegenden Item revanchieren. Will man diese nette Geste zwischen der DS- und der GBA-Edition (Team Rot) durchführen, so kann man das einfach tun, indem man die eine Version in den DS-, die andere in den GBA-Schacht desselben Handhelds steckt - und mittels dieser Methode ist es auch möglich, in dem sich ebenfalls in der Stadt befindlichem Dojo gegen das Team des anderen Moduls anzutreten. Insgesamt kleine, aber feine Features.
Blickwinkel DS
Soviel zur Spielbeschreibung selbst - nun stellt sich aber die Frage, inwieweit Pokémon Mystery Dungeon: Team Blau die Fähigkeiten des DS nützt. Zunächst unter technischem Blickpunkt: Man muss leider sagen, dass es nicht unbedingt angebracht ist, ein DS-Spiel grafisch so zu designen, dass es seinem GBA-Pendant gleicht wie ein Ei dem anderen. Klar, die GBA-Edition sieht ganz nett aus, jene für DS folglich auch - aber die Hardware wird bei weitem unterfordert. Dazu muss ebenfalls gesagt werden, dass auch Team Rot für GBA nicht gerade die Grafik-Referenz seines Systems ist: An sich sieht alles ja ganz hübsch aus - die Häuser in der Stadt nett, die Monster herzig - aber die Animationen bieten überhaupt nichts Aufregendes, die Dungeons sind nicht gerade ein Ausbund an grafischer Abwechslung und alles wirkt etwas detailarm. Gleiches gilt für den netten Sound, der gefällt, aber keine Ohrwurmqualitäten besitzt und ebenfalls in keinster Weise von den Fähigkeiten des DS profitiert. Wie sieht es aber mit Mikrophon, Dualscreen und Touchscreen aus? Nun, zu ersterem fällt die Antwort kurz aus: Keine Unterstützung. Die Nutzung des zweiteren fällt zwar unspektakulär, aber praktikabel aus: Statuswerte des Teams, Karte oder beides werden am Topscreen eingeblendet (wahlweise ist aber auch die Anzeige einer halbtransparenten Karte am unteren Bildschirm möglich). Und, nun, der Touchscreen: Ja, er wird unterstützt, und ja, man kann das Spiel auch per Touchscreen steuern und ihn nicht nur statt dem Steuerkreuz, sondern gleich auch anstatt der anderen Knöpfe benutzen. Warum ich das nicht früher bereits bei der Erläuterung der Steuerung erwähnt habe? Nun - die TS-Steuerung ist leider als suboptimal zu bezeichnen, wenn überhaupt. Den Helden anklicken für normale Attacke, ihn zweimal anklicken für fixierte, Bewegung via Stylus - liest sich alles nicht unbedingt schlecht, aber wenn man beide Steuerungsvarianten ausprobiert, kommt man sehr rasch zum Schluss, dass die "altmodische" Bedienung via Buttons weit praktischer ist - allenfalls vielleicht ganz in Ordnung ist die Tatsache, dass die Menüpunkte des B-Knopf-Menüs permanent am unteren Bildschirmrand eingeblendet und per Berührung aufgerufen werden können; insgesamt ist man, wenn man das Menü einfach mit B erscheinen lässt, mit dem Steuerkreuz den gewünschten Punkt aufruft und mit A bestätigt, aber nicht wirklich langsamer als mit der anderen Methode. Insgesamt wirken die Kontrollen via Touchscreen also recht aufgesetzt, als ein Feature der Marke "Der DS besitzt einen berührungsempfindlichen Bildschirm, also nutzen wir ihn verdammt noch mal auch - egal, wie". Einen Kritikpunkt stellt das Ganze aber freilich nicht dar - schließlich handelt es sich nur um eine alternative Steuerungsmöglichkeit, die man nutzen darf, aber nicht muss. Wer sich mit dieser zweiten Konfiguration herumärgert, tut dies also - warum auch immer - freiwillig und kann jederzeit umsteigen. Als letztes DS-Feature (das aber erst ab einem bestimmten Punkt im Spiel anwählbar ist) gibt es nun auch die Möglichkeit, das Handheld in eine Art Standby-Modus zu versetzen (Der sogenannte "Contact Mode") und ihn zugeklappt mit sich herumzutragen - sollte man auf jemanden treffen, der das selbe tut, so besucht euer Pokémon selbsttätig unbekannte Dungeons und bringt eventuell Items mit - ob es erfolgreiche Ausflüge unternommen hat, kann durch erneutes Aufklappen der Konsole überprüft werden. Durch drahtlose Datenübertragung können übrigens auch Items mit anderen Spielern getauscht werden - da diese Möglichkeit der Verbindung, ebenso wie die anderen, aber keinen echten Multiplayermodus darstellt, gibt es auch keine entsprechende Wertung.
Fazit?
Insgesamt kann man sagen, dass Pokémon Mystery Dungeon: Team Blau ein paar zwar unspektakuläre, aber ganz nette Features(die Möglichkeit, zwei Module in ein System zu stecken und somit die Rettungsmission auf einem einzigen Handheld abzuwickeln, der "Contact Mode" und die Karte auf dem oberen Screen) und eine unnötige Beigabe (Touchscreen-Steuerung) besitzt, sonst aber absolut identisch zum GBA-Pendant Team Rot ist. Das heißt natürlich, dass es de facto auch die gleichen Stärken und Schwächen besitzt: Eine ganze Menge Monster, sowohl im spielbaren als auch im gegnerischen Bereich (insgesamt immerhin über 380!), ein interessantes Kampfsystem und massenhaft Missionen, auf der anderen Seite aber recht langweilig aufgebaute Dungeons ohne Rätsel und als RPG auf das Mindeste reduziert (nur eine Stadt, keine Oberwelt, sonst nur Dungeons; wenig beeindruckende Story - aber letzters ist man ja schon gewohnt) und die Abwechslung hält sich auf Dauer in recht engen Grenzen. Zwar sicher kein Must Have, aber ein grundsolides, gutes Spiel, bei dem der geneigte Pokémon-Fan bedenkenlos zugreifen kann, ebenso ein Spieler, der nichts gegen ein paar unterhaltsame Dungeon-Ausflüge ohne größere Spieltiefe einzuwenden hat. Eine Frage bleibt jedoch offen: Warum gibt es keinen kooperativen Multiplayer? Ein Team mit lauter menschlichen Mitspieler gründen und die Dungeons unsicher machen - das hätte sicher eine Menge Spaß gemacht.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 12.Dezember.2006 - 23:55 Uhr