Die Geschichte von Rare

von projectD

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Inhalt:
Seite 1: Einleitung / Wie alles begann... / Going multiplatform...
Seite 2: Pushing the envelope... / It's comming home
Seite 3: Von 16-Bit und Workstations... / Tree-und Farmhouse...
Seite 4: The Golden Years... / It's dark... / Es geht zu Ende..


Pushing the envelope...

Sabre Wulf, C64Im Sommer 1984 schrieb man in Ahsby erneut ein Stück Videospielgeschichte. Die Veröffentlichung von "Sabre Wulf" (zunächst Spectrum, später auch auf BBC, Amstrad und C64) stand bevor und sollte von den Verkaufszahlen alles in den Schatten stellen, was es bisher gab. "Sabre Wulf" mutierte zum absoluten Mega-Hit und zog zwei Nachfolger nach sich, die sich nicht hinter dem Originalspiel zu verstecken brauchten. "Underwurlde" (Spectrum, C64) kam bereits kuze Zeit später in die Händlerregale, erreichte aber nicht den Absatzrekord des Erstlings. "Knight Lore" (Spectrum, BBC, Amstrad, MSX) komplettierte Ende 1984 schließlich die "Sabre Wulf"-Trilogie und sorgte durch seine Pseudo 3D-Grafik (man benutzte die heute immer noch beliebte isometrische Sichtweise, siehe GBA) für mächtig Furire im Gaming Biz. Keiner hätte für möglich gehalten, dass noch eine solche Power in der alten Sinclair Spectrum steckte. Doch das bei weitem Unglaublichste an der gesamten "Knight Lore" Geschichte war, dass Ultimate das Spiel bereits vor (!) seinem "Prequel" "Sabre Wulf" fertiggestellt hatte! Aus Furcht, die Spielebranche sei noch nicht bereit für einen derartigen Quantensprung (gemeint ist die "3D-Grafik"), entschloss Ultimate sich jedoch dem "traditionellerem" "Sabre Wulf" den Vortritt zu lassen. Doch trotz des immensen Erfolges, den "Sabre Wulf" zu verzeichnen hatte, gilt ein anderes Spiel als DAS Spectrum Game von Ultimate: Alien 8. Ein futuristisch angehauchtes Adventure, das in einem Alien verseuchten Raumschiff spielt. Leider erreichten die darauf folgenden Ultimate Spiel (außer Ultimates letztem Spectrum Spiel "Gunfright") nicht mehr dessen Qualität, weshalb Spectrum Beiträge, wie "Martianoids", "Imhotep", "Dragonskulle", "Bubbler" oder "Nightshade" zu Recht in den Tiefen der Videospielhistorie verschwunden sind. Insgesamt veröffentlichte man unter dem Namen "Ultimate-Play The Game" 17 Spectrum-, 6 MSX-, 7BBC-, 7 Amstrad-, 9 C64- und 1 VIC-20 Titel.

It's coming home..

Es gibt Dinge, die sich niemals ändern. Diese Weisheit gilt sowohl für Rare heute, als auch für Ultimate damals. Zum Einen war dies die Abschottung/Verschlossenheit der Firma, wenn es um neue Projekte ging, was sich in mehr als spärlich fließenden Informationen äußerste und zum Anderen war dies die Gabe Ultimates aus jeder Plattform das Bestmögliche herauszukitzeln und somit immer weiter für neue Maßstäbe in der Gaming Industrie zu sorgen. So gelang es Ultimate auch bis 1985 zu verheimlichen, dass man sich bereits seit 1983 ausführlichst mit einer neuen Generation von Hardware vertraut gemacht habe. Die Rede ist von BigN's "Nintendo Entertainment System" (NES), welches Mitte '83 seinen Siegeszug im Land der aufgehenden Sonne antrat (als "Nintendo Famicom"). Schon kurz nach dessen Veröffentlichung schnappte sich Ultimate das Gerät, nahm es auseinander und war beeindruckt. So beeindruckt, dass man schnurstracks eine weiter Unterabteilung aus dem Boden stampfte, welche sich ganz und gar mit Nintendos Wundermaschine auseinandersetzten sollte. Rare war geboren! Dadurch, dass man bereits große Erfahrung hatte, was das Ausloten von "Custom Chips" in Arcade Boards anging, erzielte man trotz der teilweisen kruden Systemarchitektur des NES rasch ansehnliche Erfolge. Erfolge, die man schließlich 1985 Nintendo of America demonstrierte. Angetan und überrascht von der Qualität der Präsentation, dauerte es nicht lange, bis NoA Rare das OK (sprich die Lizenz) gab, fortzufahren und Spiele für den Brotkasten zu programmieren. Um eine solide Absicherung für eventuelle Rückschläge zu haben, entschlossen sich Chris und Tim Stamper die Vertriebsrechte an den alten Ultimate Spielen an den amerikanischen Softwareriesen US Gold zu veräußern. Zudem benötigten sie Kapital, um sich ein neues Hauptquartier einzurichten, welche letztendlich ein 300 Jahre altes Farmhaus in Twycross (sieben Meilen von Ashby de la Zouch entfernt) wurde. Dies war auch nötig, schließlich ermöglichte die Entwicklung von NES-Spielen und die Liaison mit NoA eine weltweite Veröffentlichung oben genannter. Eine völlig neue Situation für Rare, beschränkte man sich zuvor doch nur auf den UK-Markt! Allerdings genügte es bei Weitem nicht nur ein größeres HQ zu haben; wollte man im Konzert der Großen mitspielen, war es unumgänglich auch im Mutterland der Videospiele (nein, nicht Japan...), den USA, eine Filiale zu errichten. Da war es gut, dass man mit Joel Hochberg einen fähigen Mann fand, der sich bereiterklärte, alle internationalen Angelegenheiten zu regeln. So wurde fluchs in Miami "Rare Coin-It" (später "Rare Inc.") gegründet, was sich fortan um Dinge, wie Publishing, Marketing, Distribution etc. kümmerte. Dinge, die früher neben dem Programmieren her erledigt werden mussten. Es ist klar, dass Rare so mehr Zeit auf die Spiele wenden konnte, was sich auch positiv in deren Qualität widerspiegelte. Ein Nebeneffekt ist, dass bis heute keinerlei Werbeleute bei Rare in Twycross zu finden sind. Einzig Programmierer, Musiker, Sekretäre und Designer sind dort beheimatet. Battle Toads: Double Dragon, NESObwohl nun Rares Hauptaugenmerk auf Nintendos NES lag, konnte man die Finger nicht aus dem Arcade Geschäft lassen. So entwickelte Rare ein eigenes Arcadeboard mit dem obskuren Namen "RazzBoard", welches sämtliche Spielhallensysteme übertrumpfen sollte. Dummerweise kam es nie dazu, denn es wurde kein einziges Spiel darauf veröffentlicht. Dieser phänomenale Flop hinderte Rare später aber nicht daran, Spiele für die Arcades zu entwickeln (1993: X-the Ball; 1994: Super Battletoads; Beat em' Up (indiziert); 1996: Beat em' Up 2 (indiziert)). Im Jahre 1986 veröffentlichte Nintendo mit "Slalom" das erste Rare Spiel für eine Big N Konsole. 46 weitere NES Titel folgten, die jedoch nicht allesamt von Nintendo vertrieben wurden. So publishte Acclaim beispielsweise 1987 "Wizards & Warriors", Gametek '88 "Wheel of Fortune", Hi-Teck '89 "Sesame Street 123" oder Milton Bradley (MB) im selben Jahr den Spielhallenklassiker "Marble Madness". An diesem Spieleportifolio kann man sehen, dass Rare keinesfalls nur exklusive, nie dagewesene und höchst innovative Games fabrizierte, sondern durchaus auch Auftragsarbeiten annahm. Richtig gute NES Spiele von Rare gibt es natürlich auch. "R.C. Pro Am" (1988), "Snake Rattle 'n Roll" (1990), "Solar Jetman" (1990; das Sequel zu "Lunar Jetman") und "Battletoads" (1991) beweisen dies. Apropos "Battletoads"! Das von Tradewest vertriebene Spiel, das deutlich von den "Super Hereo Turtles" inspiriert wurde, avancierte nicht nur auf Nintendos Entertainment System, sondern auch auf dem GameBoy, dem Sega Master System und GameGear (!) zum Hit. Klar, dass man nicht lange auf einen Nachfolger warten mussten. 1993 kam schließlich das offizielle Sequel "Battletoads: Double Dragon" auf dem NES heraus, was zur gleichen Zeit auch als "Abschiedsgeschenk" Rares an seine treue NES Fangemeinde war.

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