[Epilog] Lob und Tadel

[Epilog] Lob und Tadel

Das war sie also, die gamescom 2013! Wenn ich nun aus der Distanz etwa eines Monats auf die vergangene Messe zurückblicke, fallen mir, freilich neben zahlreichen angenehmen und erfreulichen Erinnerungen, primär zwei Schlagworte ein, welche sie charakterisieren könnten: Überfluss und Knappheit.

Überfluss

Der diesjährige Showfloor hielt – Achtung, sehr subjektive Ansichten folgen! – ganz einfach zu viele 08/15-Kriegsshooter und belanglose Browser- und Online-Spiele bereit. Ein Riesen-Stand zu Call of Duty: Ghosts? Dieser Titel langweilt und nervt mich schon seit dem lächerlich patriotisch-pathetischen Launch-Trailer. Eine riesige Bühne samt einem halben Kinossal an Sitzplätzen, nur um League of Legends-Spielern beim Zocken zuzusehen? Ehrlich gesagt nicht der Grund, warum ich eine Videospielmesse besuche. Und warum sich alle Jahre wieder gewaltige Schlangen am World of Warcraft-Stand bilden – ein Zeitfresser, von dem ein paar Minuten Probespiel wohl kaum einen vernünftigen Eindruck bringen können – bleibt mir nach wie vor ein Rätsel.

Ganz im Gegensatz zu den Schlangen vor dem Hochseilgarten – diese konnte und kann ich voll und ganz nachvollziehen!

Auf der anderen Seite mangelte es allem voran stark an einem: Platz. Innerhalb der Messestände selbst konnte man sich bisweilen zwar überraschend gut rühren, die Gänge respektive Zwischenräume zwischen diesen verkamen oftmals zu einem völlig überfüllten Alptraum ohne die Chance aufs Durchkommen – und von den absurden Einlass-Bedingungen für Nicht-Fachbesucher fange ich gar nicht erst wieder an. Warum die Veranstalter nach wie vor bockig nur vier der unzähligen Hallen der Kölner Messe für den gamescom-Hauptteil nutzen, entzieht sich meiner Kenntnis – wenn an jedem Tag noch vor Einlass sämtliche Karten ausverkauft und die Säle dennoch exorbitant überbevölkert sind, läuft etwas gewaltig schief!

Knappheit

Auch wenn sich die Messeleitung damit brüstet, Jahr für Jahr einen neuen Besucherrekord zu erreichen – so kann es auf Dauer nicht weitergehen. Warum nicht einfach ein oder zwei Hallen mehr anmieten, die Publisher-Stände somit auf sechs Standorte aufteilen und dafür gleichzeitig für mehr Bewegungsfreiheit, mehr Platz und damit auch mehr Profit durch die Ermöglichung eines wesentlich größeren Kartenkontingents sorgen? So hätte jeder was davon – schließlich kommt es dem Erfolg der gamescom sicherlich auch nicht zugute, wenn spontane Besuche durch starkes Angebot-Nachfrage-Ungleichgewicht und damit einhergehenden De-Facto-Reservierungszwang völlig verunmöglicht und so Nicht-Pläneschmieder abgeschreckt werden.

Wenigstens konnte im vergleichsweise ruhigen Außenareal ab und an mal verschnauft werden – wer etwas Anderes als Disney Infinity zocken wollte, musste aber bald wieder in die überfüllten Hallen zurück.

An was mangelte es noch? Nun, ganz ehrlich (und ebenso subjektiv): An interessanten Spielen außerhalb Saal 9 und des Retro-Bereichs! Erstgenannter überzeugte – auch, wenn ein alles überstrahlendes Highlight fehlte, wie es etwa Skyward Sword für die 2011er-Messe war – mit zahlreichen tollen, fast ausnahmslos noch in diesem Kalenderjahr erscheinenden Hits am Nintendo-Stand und Warner Brothers´ ebenfalls ausgesprochen interessantem (dynamischen) Batman: Arkham Origins-Duo, letzterer gefiel, gelegen in der angenehm geräumigen, doppelstöckigen Eingangshalle (viel komfortabler und weitläufiger als die vier Haupt-Säle!), aufgrund netten Ausstellungen und zahlreicher zockbarer Konsolen- und Automatenklassiker.

Warum in die Ferne schweifen...?

Aber was blieb sonst noch großartig im Gedächtnis? Im Rahmen eines Rundgangs durch die Hallen 6, 7 und 8 wurde meinerseits gerade mal das neue Killer Instinct angezockt und danach gleich wieder zu Nintendo gelatscht – die enorme Wartezeit in der gewaltigen Schlange vor dem PS4-Rondell waren mir die dafür gezeigten, meines Erachtens nach überwiegend nicht rasend interessanten Titel dann doch nicht wert. Freiwillig viel Zeit verbrachte ich dagegen im prall gefüllten Merchandising-Bereich – welcher sich natürlich ebenfalls in Saal 9 befand...

Anreise buchen, auf eine der während der Messezeit stets völlig überteuerten Unterkünfte sparen und sich rechtzeitig um die Reservierung kümmern: Ein gamescom-Besucher hat so schon eine Menge zu tun – wenn nun auch noch dazukommt, dass die Eintrittskarten möglichst früh gesichert werden müssen, da das Tageskassen-Kontingent gelinde gesagt einen schlechten Witz darstellt, wird es sich in Zukunft so mancher potentieller Interessent wohl zweimal überlegen, ob die Veranstaltung letzten Endes all den Aufwand wert ist...

Fazit: Auch wenn Nintendo natürlich nicht alles richtig machte – die Bayonetta 2-Demo blieb nur Fachbesuchern vorbehalten, ausgerechnet direkt zwischen Hauptteil des Standes und zugehöriger Showbühne erstreckte sich ein äußerst frequentierter Durchgang – hinterließ der Mario-Konzern 2013 einen guten Eindruck, während weite Teile der übrigen Messe doch ein klein wenig im Kriegsshooter- und MMO-Einheitsbrei untergingen; Halle 9 war für mich das unangefochtene Highlight der Messe. Auch die diesjährige gamescom brachte natürlich eine Menge Spaß, zahlreiche interessante Spiele und eine trotz aller Mängel wirklich konstant tolle, angenehme Atmosphäre, doch bleibt es wahrlich zu hoffen, dass anno 2014 in puncto Vielfalt wieder ein bisschen mehr frischer Wind durch die Messehallen wehen wird!

Soviel zur gamescom 2013, soviel zur heurigen Berichterstattung: Dieser Epilog markiert den endgültigen Abschluss unseres Messe-Specials. Wir sehen uns im nächsten Jahr – bis dann und vielen Dank fürs Lesen!

verfasst von „Lukas“

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Letzte Aktualisierung: 25.09.2013, 0:36 Uhr