Road 96: Mile 0 ist ein narratives Abenteuerspiel, welches ein brandaktuelles Thema aufzeigt: Die Entfremdung zwischen Politik und Bevölkerung. Euch erwartet eine Reise, die eure Freundschaft und eure Überzeugungen auf die Probe stellen werden. Die politische Botschaft ist jedoch flacher als noch beim Vorgänger, wobei man in Mile 0 sich viel stärker mit den Protagonisten identifizieren kann. Die Handlung ist deutlich linearer, aber überzeugt dafür mit besseren Dialogen und unvorhersehbaren Twists. Die neuen Skate-Abschnitte sind, grafisch sowie akustisch, hervorragend inszeniert und machen Spaß. Jedoch wirkt das Gameplay hier und da nicht ganz ausgereift. Road 96: Mile 0 ist als Prequel durchaus empfehlenswert und bietet Spielern des Vorgängers sicherlich die ein oder andere Hintergrundinfo. Für Neulinge ist es sowieso ein guter Start in die Reihe.
Spieletest: Road 96: Mile 0 NSW
Weitere Infos
Releasedate:4. April 2023




Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- tolle Musiksequenzen
- gute Synchro
- spannende Twists
- Liebe zum Detail
- Negativ:
- Story sehr linear
- wenig Abwechslung
- Gameplay nicht immer optimal
Nach dem Erfolg von „Road 96“ im letzten Jahr, schrie es fast nach einem weiteren Teil. Mit Road 96: Mile 0 kehren wir nun in das fiktive Petria zurück. Die Geschichte ist ein Prequel zu jener vom Vorjahr. Wie sich der Titel schlägt, erfahrt ihr in unserem Test.
F*ck the System...
Kurzum - die Story in Road 96: Mile 0 ist deutlich linearer als noch im Vorgänger, aber worum geht es eigentlich?
Gleich zu Beginn schlüpft ihr in die Rolle von Zoe Mueller, Tochter eines hochrangigen Beamten der Stadt Petria. Ihr besucht euren besten Freund Kaito und hängt mit ihm etwas ab. Dieser schwelgt gerade in einem Traum, wo ihr eure erste Skateboard-Session absolviert, während im Hintergrund das Rebellionslied „Bella Ciao“ trällert. Der Junge kommt aus einem Haus, welches das krasse Gegenteil eurer gut gestellten Familie ist. Kaito gehört einer Arbeiterfamilie an und rebelliert mit Zoe gegen die momentan herrschenden Verhältnisse. Zu Beginn geht es nur um Streiche oder Graffiti, später wird es jedoch gefährlicher, nämlich da, wo eine Bewegung namens die Schwarze Brigade ins Spiel kommt. Diese schreckt selbst vor Terroranschlägen nicht zurück.
Die Story ist, wie bereits erwähnt, zwar sehr linear, dennoch habt ihr mit gewissen Entscheidungen etwas Mitsprache beim Ausgang. Eure Handlungen und eure Dialogwahlen bestimmten den Verlauf der Geschichte ein Stück weit mit. Während im Vorgänger noch etwas der Roguelike-Ansatz spürbar war, fehlt hier die Dynamik, da doch das Ende der Figuren auf eine Art und Weise bereits vorherbestimmt ist. In der ersten Spielhälfte schlüpft ihr in die Haut von Zoe und entscheidet, ob ihr euch offen gegen das Regime in der Luxus-Stadt White Sand stellt oder doch eher von innen dagegen ankämpft. So könnt ihr beispielsweise wählen, ob ihr Poster festklebt, mit Grafittis den Satus quo unterstützt oder ob ihr lieber Propaganda- Plakate verunstaltet. Selbst im sozialen Gefüge müsst ihr zum Beispiel entscheiden, ob ihr euch für Kaitos Eltern einsetzt, die als Sklaven des Systems schwere Arbeiten verrichten müssen oder ob ihr ihnen weismacht, dass die Diktatur ja doch nicht so schlecht sein kann.
Ihr werdet also mitten in einen inneren Konflikt gerissen, den heutzutage vielleicht einige Menschen in sich oder mit sich herumtragen. Hier gibt es auch kaum Toleranzgrenzen und vermeintlich will man hier etwas das Schwarz-Weiß-Denken aufzeigen, welches in unserer Gesellschaft verbreitet ist. Entweder ihr seid dafür oder dagegen. Seid ihr für Polizeigewalt und Ausbeutung oder nicht?

... wenigstens ein bisschen!
In der zweiten Spielhälfte schlüpft ihr dann in die Rolle von Kaito. Hier stellt sich weniger die Frage, ob Faschismus etwas Großartiges ist, sondern es geht um den Interessenskonflikt zwischen seiner Sympathie für die Schwarze Brigade und seiner Sorgen um seine Familie. Der Junge muss nicht wie Zoe darüber nachdenken, ob die Diktatur gut oder schlecht ist, das ist für ihn beschlossene Sache. Bei ihm geht es eher darum, ob und wie aggressiv er gegen das aktuelle Regime vorgehen sollte. Manche Entscheidungen, die Kaito im Laufe der Geschichte trifft, sind sehr spannend und zum Nachdenken.
Vom Gameplay her ist das Spiel sehr simpel gestrickt. Zwar gibt es immer noch Minispiele, aber viel seltener und deutlich einfacher als noch im Vorgänger. Ihr findet überall in der Welt Arcade-Automaten verstreut, wo ihr das ein oder andere Spielchen zocken dürft. Zwischen den Kapiteln gibt es Skate-Sequenzen, in denen die beiden Charaktere durch abstrakte Welten düsen müssen und im Takt zu lizenzierten Musikstücken ihre inneren Konflikte verarbeiten. Dabei müsst ihr Hindernissen ausweichen oder diese überspringen, euch ducken und dabei möglichst den Highscore nach oben treiben. Es ist diese Mischung aus visuellem Storytelling, Kreativität, feiner musikalischer Remixe und Gefühlsduselei, welche diese Passagen durchaus besonders machen. Im Verlauf des Abenteuers müsst ihr in den Momenten eurer Psychohygiene auch wichtige Entscheidungen treffen, je nachdem ob ihr dem linken oder rechten Pfad folgt.
Einziges Manko ist hier etwas die Steuerung, die nicht immer optimal von der Hand ging und wir des Öfteren in irgendwelche Hindernisse knallten. Ansonsten könnt ihr Aufgaben in einer der drei verfügbaren Hauptareale erfüllen – dazu wurde die Geschichte in Kapitel aufgeteilt.
Technische Rebellion?
Von der technischen Seite werden keine großen Sprünge gemacht. Das Indie-Team hat sich bei der Gestaltung der weiten Areale durchaus Mühe gemacht. Alles erstrahlt im bunten Cartoon-Look mit Liebe zum Detail (was man im Vorgänger durchaus vermisste). Die Charakteranimationen sind noch immer sehr simpel gehalten, dafür gibt es eine gelungene englische Synchro. Das Spiel liefert deutsche Untertitel und die Gebiete sind deutlich belebter als noch im letzten Jahr. Man merkt, dass das Entwickler-Team mit gehobener Brust und voll Selbstbewusstsein neue Maßstäbe setzen wollte. Aus dem Budget hat man hier sicherlich das Beste herausgeholt.
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Vielen Dank an die Firma Plaion für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 13.April.2023 - 15:43 Uhr