Spieletest: Narita Boy NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
30. März 2021

USK 16 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Beste Pixelgrafik

Emotionale Geschichte

Fetter Sound
Negativ:
Eher kurz geraten

Kaum Wiederspielwert

Ein Pixelabenteuer mit 80s Flair und der dazu passenden Synthesizermusik. Eine Spielbeschreibung, die aktuell auf viele Indiegames zutrifft. Wenn sich aber der namhafte “Worms“ & "Overcooked" Publisher Team17 die Ehre gibt, dann riskiert man gerne dennoch einen Blick. Und siehe da: Narita Boy weiß den Spieler zu überraschen. Ob es aber für eine Kaufempfehlung reicht, klärt der Test.

Man könnte meinen es gäbe aktuell nur zwei Sorten von Spielen. Die großen AAA Titel, die frei nach dem Motto „Größer! Schöner! Lauter!“ agieren und die Indietitel, die seit vielen Jahren schon, die Retrowelle reiten, dass man ihrer fast schon überdrüssig wird. Aber eben nur fast. Immer wieder schaffen es Entwickler dem Altbewährten etwas Neues hinzuzufügen und so ein Kleinod zu schaffen, dass zwischen all den riesigen Kollegen durch seine Schlichtheit oder seinen Ideenreichtum zu gefallen weiß. Celeste, Horace oder auch ein Octopath Traveller (nicht gerade Indie) wussten zu überzeugen. Eine gehörige Portion Retro ist aber kein Selbstläufer mehr. Es reicht nicht, sich auf Pixelgrafik zu verlassen, der moderne Retrogamer verlangt da einfach mehr. Und mit Narita Boy bekommt er auch etwas geliefert, was sich mit zunehmendem Spielgenuss immer weniger einfach einordnen lässt und so für eine Überraschung sorgt, die der Trailer nicht vermuten ließ. Aber von vorn.

Ready Player One

Man schaltet das Spiel ein und fühlt sich direkt wie in Ernest Clines (Meister)Werk „Ready Player One“. Narita Boy wirkt zu jeder Sekunde wie eine Quest auf dem Weg zum versteckten Easter Egg der riesigen Oasis. Die Achtziger Referenzen beginnen bei der Grafik, wummern in jedem Begleitstück und manifestieren sich in Bildern, Posen, Texten oder Hintergrundgrafiken über das ganze Spiel verteilt. Garniert mit einer Programmier- und Hackerstory wirkt hier alles wie der fiebrige Traum eines computerliebenden Retronerds. Allein der Hauptmenuscreen erinnert dermaßen an Star Wars, He-Man und Tron, dass man sich kurz fragt, ob es nicht jetzt schon zu viel des Guten sein könnte. Aber damit endet die Nähe zum bereits erwähnten Buch noch lange nicht. Denn die Story dreht sich um einen Jungen, der in seine liebste Computerwelt hineingezogen wird. Und in dieser begibt sich auf die Spuren des Entwicklers dieser Welt. Er muss dessen verlorenen Erinnerungen finden und somit dafür sorgen, dass das Gleichgewicht dieser Welt wieder hergestellt werden kann. Denn ein besonders fieser Code in Gestalt des Bösewichtes HIM droht diese Welt zu unterjochen. Jetzt kann nur noch Narita Boy und schlussendlich auch der Entwickler helfen. Dabei gestaltet sich auch diese Geschichte erstaunlich emotional und entwickelt trotz seiner zunächst limitiert erscheinenden Grafik einen ordentlichen Punch. Immer deutlicher wird im Verlauf der ca. sieben stündigen Geschichte wie die realen und manchmal tieftraurigen Erinnerungen des Entwicklers mit der digitalen Welt zusammen hängen. Narita Boy ist eine Meta-Ode an Spieleentwickler an sich. Das Spiel zeigt völlig unaufdringlich wie viel Herzblut und letztendlich auch von den Menschen, die es entwickeln selbst, in den Spielen steckt.

Mehr Pixel wären 3D

Das Spiel präsentiert sich zunächst in altbekannter Retrooptik, aber ganz schnell wird klar, dass dieses Spiel auf keiner der gängigen früheren Konsolen umsetzbar gewesen wäre. Die Sprites bewegen sich ausgesprochen flüssig und bewegungsfreudig. Immer wieder gibt es interessante Schauwerte im Vor- oder Hintergrund. Die Licht-, Schatten- und Weichzeichnereffekte hätten jedes damals existierende Gerät überfordert und der Sound klingt zwar nach 80s Elektrohymnen, nutzt dafür aber aktuellere Klänge, sodass auch eine 5.1 Anlage ordentlich zu tun hat bei den vorliegenden Tracks. Vor allem während der Bossfights kommt es zu spektakulär treibenden Musikeinlagen, die auch an Nicolas Winding Refns „Drive“ erinnern. Allerdings fehlt für dessen Klasse bei Narita Boy noch das letzte Fünkchen Ohrwurm. Die Figuren, vor allem die größeren, holen das letzte Quäntchen aus der Pixelgrafik heraus. Da wird mit den Farbschattierungen so detailliert gearbeitet, dass der nächste Schritt nur noch dreidimensionale Polygone sein dürften. Das Gameplay, wie auch die generelle Animationsoptik erinnert passenderweise an „Flashback“ von Delfine Software International. Der Spieler befindet sich in einem klassischen Action Adventure, muss Schlüsselkarten finden und kleinere Codeaufgaben lösen um in die vielen, sehr divers in Szene gesetzten Umgebungen zu erreichen.

Generell wirkt alles sehr stimmig umgesetzt. Die Handlung trieft nur so von nerdigem Techtalk über Codes, Programme, Hacks und Computerfachwissen und könnte weniger technikaffine Gamer zeitweise abhängen. Zum Glück haben diese erzählerischen Details kaum Auswirkungen auf das Gesamterlebnis. Es reicht das Gesagte nur rudimentär zu verstehen, um Folgendes zu verinnerlichen: HIM ist böse, der Entwickler ist ein guter Mann mit trauriger Geschichte, diese Welt ist es wert gerettet zu werden und nur wir können das tun.

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