Spieletest: Metroid Dread NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
8. Oktober 2021

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Tolles Spielgefühl und Handling
Fordernde Endgegner Kämpfe
Dichte Atmosphäre
Negativ:
Die E.M.M.I Roboter frustrieren immens
Qualitativ unausgewogene Präsentation
Erkundung teilweise zu geradlinig

Wie aus einem Guss

Beim Gameplay von Metroid Dread werden sich die Geister scheiden. Wer schon immer die filmreife und düstere Präsentation des Franchise schätzte, wird sich darüber freuen, dass der Spielverlauf, bis auf die erwähnten E.M.M.I Frustsequenzen, sich wie ein nachspielbarer Film anfühlt. Völlig unaufdringlich führt einen das Spiel, wie an einem unsichtbarem Faden, durch die Gänge, Gewölbe, Fahrstühle und Schleusen. Man kommt nach dem Erhalt eines neuen Gadgets, wie durch Geisterhand genau in dem Areal heraus, wo man es auch zügig einsetzen kann, um so direkt in die nächsten Gebiete vordringen zu können. Das aus dem NES oder SNES bekannte Backtracking, was einen manchmal Stunden des Spielens gekostet hat, ohne im Anschluss nennenswerte Erfolge vorweisen zu können, gehört mehr oder weniger der Vergangenheit an. Natürlich bereist man immer wieder die selben Gegenden, aber bis auf klitzekleine Ausnahmen, ist dies niemals sinnlos, sondern immer vom Spiel geleitet. Das war bei Metroid Fusion noch wesentlich penetranter mit eindeutigen Hinweisen und Markierungen des Computers gelöst worden, sodass man bei Metroid Dread definitiv von einer Verbesserung sprechen kann. Die Puristen und Hardcoregamer jedoch werden zu recht die Frage stellen, wo denn hierbei die Challenge bleibe? Mit den rudimentären Karten der Vorgänger war es eine echte Kunst den Überblick zu behalten, wo welches Item noch auf seine Entdeckung wartete und mit welchem Gadget man dorthin zurückkommen wollte. In Metroid Dread kann man auf der Karte Markierungen setzen, die gesamte Welt im Auge behalten und sogar Schnellreisepunkte wurden implementiert. Das ist alles sehr Neueinsteigerfreundlich und macht das Spiel zugänglicher. Normale Gegner bereiten Samus zudem kaum Kopfzerbrechen, denn der Meleekonter, ein im richtigen Moment eingesetzter Gegenschlag, ermöglicht es fast jeden Gegner mit einem Angriff zu zerstören. Das kommt zugegebenermaßen sehr wuchtig und befriedigend daher, ist aber auf der anderen Seite nur bedingt anspruchsvoll. Während dieser Angriff auf perfektes Timing setzt, tut das Spiel dies eher weniger. Vor allem in den ersten Stunden fliegen einem die Gadgets geradewegs zu. Beispielsweise hat man sich gerade erst in einem neuen Raum ordentlich verbrannt, nur um wenige Augenblicke später das entsprechende Update für seinen Anzug zu erhalten um das Ganze bloß nicht in Frust ausarten zu lassen. Zudem sind die Fähigkeiten nie sonderlich gut versteckt, im Gegenteil, man stolpert häufig über sie, obwohl man gerade das Gefühl hatte auch so ganz gut klar zu kommen. Die sonst so ehrwürdigen Alienstatuen mit den Upgradebällen in den Händen, werden hier zu simplen Randerscheinungen degradiert. Das alles ist aber Kritik auf ganz hohem Metroid Niveau, denn stünde nicht dieser ruhmreiche Name auf dem Deckel, mit dem man 35 Jahre des Angstschweißes verbindet, so würde einem dies nicht besonders auffallen. Denn Metroid bleibt auch mit Dread weiterhin der Meister seiner Zunft in Sachen Leveldesign.

Abzüge in der B-Note

Ist die Optik nun Retro oder einfach nur nicht zeitgemäß? Eine Frage, die sich der ein oder andere schon gestellt haben wird. Dem Fan der ersten Stunde, dürfte die zweidimensionale Seitenansicht gut gefallen. Sie bietet Überblick und lässt den vielen verschiedenen Gadgets viel Platz für Spielereien. Zumal hier und da in die Schulterperspektive von Samus gewechselt wird, was gerade im Vergleich zur sonstigen Optik, eine unheimlich wilde Spannung erzeugt. Diese Designentscheidung wird also nicht jedem gefallen, ist aber zumindest am Spiel gemessen sehr stimmig. Eine ganz andere Sachlage erwartet den geneigten Spieler beim gesamten Drumherum. Während einige Hintergründe einem die Spucke wegbleiben lassen, sind viele der anderen völlig steril und langweilig. Die meiste Zeit über bewegt man sich in metallischen Gängen, die sich kaum voneinander unterscheiden lassen, was eine mittelschwere Katastrophe ist, wenn man bedenkt, dass das Wiederfinden bestimmter Areale das A und O eines jeden Metroidvania ist. Während die verschiedenen Gegenden in Super Metroid und Metroid Fusion komplett unterschiedliche Optiken und Themen hatten, verfließt hier alles zu einem großen Ganzen und vor allem im ersten Teil des Spiels ist es schwer auszumachen in welchem Areal man sich gerade befindet. Auf Grund des roten Fadens an dem das Spiel einen führt, fällt dies nicht mehr ins Gewicht, als es muss, aber im direkten Vergleich mit anderen, aktuellen Titeln des Genres fällt Metroid Dread klar ab. Der Sound ist solide und lässt auch nicht viel Raum für einen Verriss, aber der Gruselfaktor der vergangenen Ableger kann hier nicht im mindesten erreicht werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass Super Metroid, ein 16Mbit Spiel, gezockt auf einem Röhrenfernseher, heute noch mehr Gänsehautfeeling hervorzurufen mag, als der vorliegende Titel auf einem Surroundsystem. Das liegt ganz klar an der Entscheidung sich bei Metroid Dread weniger auf gruselige, undefinierbare Geräusche zu konzentrieren, als viel mehr auf einen Klangteppich, der an kommerziellere Filmproduktionen erinnert.

Einen Vorteil bringt die reduzierte optische Aufbereitung jedoch mit sich. Im Handheldmodus verliert das Spiel kaum an Schauwerten und spielt sich sehr angenehm. Man könnte sogar sagen, dass Metroid Dread mit dem Gedanken an die portablen Spieler entwickelt wurde, denn es gibt viele (zu viele?) Savepoints und eine sehr solide Präsentation.

Klarstellung

Metroid Dread ist ein sehr gutes Spiel. Die Atmosphäre ist dicht und düster, das Gameplay unverwüstlich, klar und suchterregend und auch die thematische Ausrichtung weiß zu gefallen. Man wird aber dennoch das Gefühl nicht los, dass es hätte so viel mehr sein können. Die Verlagerung auf ein actionfokussiertes Spielgefühl, einhergehend mit einer Vernachlässigung einiger alter Stärken, lässt einen immer wieder eine gewisse Schwermut beim Spielen empfinden. Und dennoch habe ich es innerhalb kürzester Zeit durchgespielt, was lange kein Spiel mehr geschafft hat. Es ist das riesige Erbe, dass Metroid Dread auf seinen Schultern trägt, welches dazu führt, dass es sein Potenzial nicht gänzlich entfalten kann. Wäre es ein neues Spiel ohne 35 jährige Vergangenheit, man würde die Wertung um mindestens einen Punkt heraufsetzen, aber so bleibt dieses Gefühl, nicht das maximal mögliche ausgereizt haben.

Seite

1 2 [Fazit]

Fazit

Metroid Dread ist ein sehr gutes Spiel, was aber ohne Not einige Punkte verspielt. Während die Atmosphäre, das zackige Gameplay und die Endbosse zu gefallen wissen, sind die auf Action getrimmten Passagen mit den E.M.M.I Robotern ein echter Stimmungskiller. Die Erkundungen, das Herzstück aller Metroidvanias, wirken zu einfach und geradlinig, was auf der anderen Seite aber ein hohes Spieltempo mit vielen Belohnungsmomenten erzeugt. Es bleibt bei einer Kaufempfehlung für Serienveteranen, wie Neulingen, aber es bleibt auch das Gefühl, dass mit ganz wenig Mitteln so viel mehr möglich gewesen wäre.

Grafik
7
Sound
8
Gesamt
8.5

verfasst von „MatEusZ“

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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 16.Oktober.2021 - 16:31 Uhr