Spieletest: Mario Strikers: Battle League Football NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
10. Juni 2022

USK 6 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1-8

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Fantastischer, Animelook
Neuerungen bringen mehr Tiefe
Krachender Multiplayer
Negativ:
Neuerungen bringen mehr Chaos
Seltsames Torwart Balancing
Kaum Freispielbares
Ganz dünner Solospier-Modus

Manchmal ist Nintendo doch für eine Überraschung gut. Wo das Unternehmen ansonsten mit Familienfreundlichkeit wirbt und die Spitze der Gewaltdarstellung das recht zahme Smash Bros.-Franchise ist, sticht das radikal-rabiate Rambolensportspektakel der Mario Football-Reihe heraus. Die an Fußball und Rugby angelehnte Partysport-Simulation wusste schon auf der Nintendo Gamecube ausgewählte Fans zu begeistern, ebenso wie in der noch gelungeneren Wii-Fassung. Allerdings gelang Nintendo mit der Reihe noch nie der große Wurf, oder sagen wir Schuss. Ändert sich das jetzt mit Mario Strikers: Battle League Football für die Nintendo Switch oder bleibt das Spiel für ewig in der Nische gefangen? Lest den Test und erfahrt, wer das Spiel unbedingt haben muss und wer es lieber liegen lassen sollte…

Wuchtig!

Ebenso wie die ersten veröffentlichten Trailer kommt das Intro wuchtig, krachend daher und macht keine Gefangenen. Der Look wirkt ernster, könnte einer Anime-Sportserie á la Tsubasa entsprungen sein und macht mit seinen harten Kanten und blitzenden Effekten klar: Dieses Spiel bricht mit den bekannten Nintendo-Konventionen. Hier werden die Gegner am Elektrozaun gegrillt, mit knallharten Tackles umgenietet und Items beeinflussen das Spielgeschehen, sodass man anfangs noch hilfesuchend nach dem Schiri schaut – aber den sucht man vergebens. In Mario Strikers: Battle League Football gilt das Gesetz des Straßenfußballs in Kombination mit den üblichen, aus anderen Mario-Ablegern bekannten, Tricks.

Im Vergleich zu den Vorgängern wurde an der Optik und den Spielmechaniken unglaublich viel gedreht. Hier hat man sich mitnichten auf Altbewährtes verlassen, sondern alles grundlegend umgekrempelt. Mit zehn verschiedenen Charakteren scheint der Kader zunächst ganz in Ordnung zu sein und die vielen Anpassungsmöglichkeiten durch diverse Ausrüstungsupgrades versprechen einiges an Individualisierung. Auch ein vernünftiger Online-Modus mit Club-System, sowie ein wahnsinnig krachender Couch-Multiplayer wurden integriert, sodass eigentlich an jeder Schraube gedreht wurde. Warum haben wir es aber trotzdem nicht mit einer 10 von 10 zu tun? Der Teufel liegt wie immer im Detail und ganz speziell im Chaos.

Mario Strikers – it’s in the game!

Ein Knackpunkt, der Casualgamer abschrecken könnte, ist, dass das Spiel sich nicht recht entscheiden kann, ob es eine anspruchsvolle Fußballsituation oder ein für alle zugängliches Partygame sein möchte. Allein das Tutorial, welches einem zu Beginn empfohlen wird, kann einen zum Verzweifeln bringen. Während das simple Laufen, Rennen, Passen und Schießen kein Problem darstellt, fordern die neuen Funktionen einiges an Koordinationsvermögen vom Spieler. Man wemmst seinen Gegner nämlich nicht mehr nur einfach mit einer Blutgrätsche um, sondern muss entscheiden, ob man die Attacke aufladen möchte und wenn ja, wie doll. Zusätzlich muss man darauf achten den perfekten Moment für eine perfekte Ballabnahme zu erwischen oder sich dafür zu entscheiden, die Attacke mit einer Finte abzubrechen. Perfekte Pässe, hoch und flach, Sprinten ohne zu erschöpfen, Finten, Steilpässe, Hoch- und Flachschüsse, aufgeladene Schüsse, Hyperschüsse, Itemverwendung und die Stärken und Schwächen der einzelnen Charaktere soll man hier in einem kurzen Tutorial erlernen - klar ist man nach nur wenigen Minuten überfordert. Es ist unbefriedigend, wenn man die, jede Lektion abschließenden, Testaufgaben nicht besteht, denn man bekommt das Gefühl wichtige Mechaniken nicht verstanden zu haben. Es drängt sich die Frage auf, wie man das Spiel irgendwann mit seiner Freundin oder seinem Kumpel zocken soll, deren Videospielskills ansonsten auf „ab und zu Mario Party“ stehen. Zudem ist das Chaos aus vielen Gründen noch intensiver, als in den vorangegangenen Serienteilen und das will schon was heißen!

Der Vollblutgamer nimmt die Challenge natürlich dankend an und startet mutig (trotz eventueller missglückter Abschlussprüfungen) ins Spiel. Dort erwartet ihn der klassische Einzelspielmodus, ein Pokalmodus, der Strikers-Club, sowie der Ausrüstungs-Shop. Der Pokalmodus hält mehrere Turniere bereit, die erstmalig im Doppel-KO System laufen. Man fliegt nach der ersten Niederlage nicht mehr direkt raus (wie noch bei den manchmal frustrierenden Vorgängern), sondern hat noch eine weitere Chance. Ansonsten ist der Einzelspielermodus aber sehr trist. Weder spielt man neue Felder, noch neue Charaktere frei und so bleibt einem nur die fleißig verdiente Ingame-Währung, mit der man Ausrüstung (und nichts anderes) kaufen kann. Auch die verschiedenen Spielfelder haben keinerlei Effekt auf das Spiel, von kosmetischen Aspekten abgesehen. Man vermisst manchmal den endnervigen Bowser, der vom Himmel herabfällt und alles durcheinanderbringt. Ist das alles ein Problem? Ja! Denn die geringe Felder- und Charaktervielfalt mindert nicht nur die Motivation, sondern sorgt indirekt auch für noch mehr Chaos auf dem Spielfeld. Denn bei zehn Charakteren, von denen man vor jedem Game vier in sein Team wählen muss, kommt es mit dem Gegnerteam fast automatisch zu Dopplungen auf dem Spielfeld. Anders als in den Vorgängern besteht das Team nämlich nicht mehr aus nur einem Striker-Captain (Mario, Donkey etc.) und drei Handlangern, sondern aus vier Vollwertigen Teammitgliedern. Wie gesagt, aktuell gibt es keine Möglichkeit, weitere Charaktere zu erhalten. Auf der positiven Seite bringt das neue System aber den Effekt, dass jeder Spieler auf dem Feld einen individuellen Hyperschuss ausführen kann, der dann wiederum doppelt zählt. Die dazugehörigen (nicht skipbaren) Animationen sind schlicht und ergreifend grandios, sodass man sich manchmal dabei erwischt wie man mit dem Gegner mitfiebert. Damit die Hyperschuss-Funktion nicht ganz so überpowert daherkommt, muss man nun erstmalig eine Powerkugel einsammeln, bevor man einen solchen Hyperschuss ausführen kann.

Nimmt man nun die neuen, durchaus anspruchsvollen Spieltechniken und das spielgewordene, durch Items und Effekte kondensierte Chaos zusammen, springt das Spiel immer wieder zwischen dem erforderten Können eines Fifa-Spiels und der absoluten Willkürlichkeit eines Partykrachers hin und her. Erst nach vielen Probegames gewöhnen sich die Finger, Augen und das Gehirn an das Ganze, passen sich dem Spieltempo an und es entsteht eine durchaus angenehme Lernkurve, die ab und zu (selten) in so etwas wie einem Spielfluss mündet.

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