Wie einst schon bei Electroplancton tue ich mir auch hier schwer, Jam Sessions als ziemliches “Nicht-Spiel” überhaupt zu bewerten: Es ist ein nett gestalteter und funktionstüchtiger Gitarrensimulator, aber Spieler, die in jedem Fall klar gesteckte Ziele, Belohnungen für erbrachte Leistungen oder zumindest High Scores brauchen, sind hier definitiv an der falschen Adresse. Wer aber Interesse an einer “Gitarre für die Hosentasche” - nicht mehr und nicht weniger – hat, darf sich den Titel gerne mal ansehen.
Spieletest: Jam Sessions NDS
Weitere Infos
Releasedate:27. September 2007



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Netter Gitarren-Simulator...
- Negativ:
- ...aber eben kein “richtiges” Spiel.
Wirklich keine üble Idee: Jede Richtung des DS-Steuerkreuzes steht für einen Akkord, der gegriffen werden kann, während am Touchscreen eine Gitarrensaite zu sehen ist, wobei der Stylus den Anschlag übernimmt: Wird er von unten nach oben geführt, spricht man von einem Aufschlag, umgekehrt von einem Anschlag, was beides vom Programm unterschieden wird. Funktioniert alles einwandfrei – eine simple, aber finessenreiche Steuerung. Ein Sack voll Lieder von Gestalten wie Bob Dylan oder David Bowie ist ebenfalls vorhanden – ein gutes Rezept für ein highscorebasiertes, temporeiches Musikspiel im Stile eines Donkey Konga oder Dancing Stage, nur mit frischem Eingabegerät?
Der Weg ist das Ziel
Nein, leider muss ich euch enttäuschen. Nicht, dass das erwähnte Gameplay-Rezept nicht gut wäre – vielmehr ist Jam Sessions einfach völlig anders ausgerichtet als die konventionellen Musikspiele, was schon der Untertitel „Deine Gitarre für die Hosentasche“ erahnen lässt: Es gibt zwar eine durchaus zufriedenstellende Tracklist und es wird beim Spielen angezeigt, welche Akkorde als Nächstes zu spielen sind – doch der Weg ist das Ziel. Kein Zeitlimit, keine Strafen, wenn man zwischenzeitlich etwas völlig Anderes spielt und dann erst der virtuellen Gitarre den nächsten angezeigten Ton entlockt, keine gesangliche Untermalung. Kramen wir doch ein wenig in der Metaphernkiste: In Donkey Konga spielt ihr quasi neben einem unerbitterlichen Musiklehrer, der euch zu Tempo antreibt und jeden Fehler mit Punkteabzug bestraft. Bei Jam Sessions habt ihr hingegen lediglich ein Notenblatt vor euch liegen und übt alleine, wobei ihr euch alle Zeit der Welt lassen könnt.
Ohne Grenzen
Natürlich gibt es auch einen Modus, in dem ihr keinerlei Vorgaben zu befolgen habt und einfach so drauflos spielen könnt; das so Fabrizierte lässt sich auch speichern. Und ja, freilich kann es spaßig sein, einfach ein bisschen entspannt der musikalischen Kreativität freien Lauf zu lassen und sich das Machwerk später wieder anzuhören – aber hier gilt das Gleiche wie für den Hauptmodus: Man muss sich damit anfreunden können, kein richtiges Spielziel und somit auch keine Herausforderung im klassischen Sinne zu haben - natürlich kann man sagen, es wäre eine solche, alle Lieder einigermaßen anhörbar zu spielen, aber dafür wird man halt nicht belohnt. Von diesem Aspekt her erinnert Jam Sessions also an eher Wii Music,wobei selbst das noch mehr in die Donkey Konga-Richtung geht als der Gitarrensimulator, oder Electroplancton, in welchem man ebenso keine tatsächliche Aufgabe zu bewältigen hat (dort machen allerdings das verspielte Design und die faszinierenden Sphärenklänge einiges gut) – ein Elite Beat Agents oder Guitar Hero ist der Titel beleibe nicht.
Soundwertung bitte selbst bestimmen...
Grafisch hat die Gitarre für die Hosentasche natürlich nicht sonderlich viel zu bieten – ein übersichtlicher und schmuckloser Stil überwiegt (allerdings könnt ihr aus einem Fundus von verschiedenen Hintergründen und Saitenanimationen schöpfen, um die Sache etwas bunter zu gestalten). Und wie gut die Musik letztendlich ist, bestimmt ihr ja selbst – die Saitenklänge werden gut wiedergegeben, und ihr seid dafür verantwortlich, ob das Ergebnis den Gehörgängen schmeichelt oder jene eher beleidigt.
Spiel oder Nicht-Spiel, das ist hier die Frage...
Wie gesagt, wahrlich keine üble Idee und es wäre unfair zu sagen, dass Jam Sessions kein gutes Produkt geworden ist – ich gebrauche jetzt bewusst das Wort “Spiel” nicht, da es sich bei dem Titel mal wieder um ein Programm handelt, von dem man schwer sagen kann, ob man es überhaupt als ein Videospiel im klassischen Sinne bezeichnen kann. Lernprogramm ist es aber auch keines – ich wage mal ganz kühn zu behaupten, dass auch ein JS-Meister nicht plötzlich zum Real-Life-Gitarrenvirtuosen mutiert; jene Saiteninstrumente haben nun mal mehr als eine Saite und kein Steuerkreuz. Am Ehesten trifft es wohl noch der Begriff “Simulation” - man spielt Lieder nach, wie man Lust hat, improvisiert selbst ein wenig im “Freien Spielmodus” und schaltet den DS wieder aus, wenn man genug hat – ohne dabei Highscores oder dergleichen zu verfolgen. Jam Sessions ist also nicht wirklich ein Musikspiel, sondern ganz einfach – wie es Ubisoft selbst schon treffend beschrieben hat - “Deine Gitarre für die Hosentasche”.
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Vielen Dank an die Firma Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 10.August.2009 - 11:27 Uhr