Spieletest: Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
7. April 2022

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Die beste Version des Klassikers
Unglaubliche Musik
Viele sinnvolle, neue Features
Negativ:
Story anfangs etwas zäh
Kompliziertes Kampfsystem

Es gibt Fortsetzung, die es schwer haben. Die Erwartungen sind hoch, die Fans wollen bedient werden und dennoch Neues sehen. Die Definition, sozusagen die Essenz dieses schweren Standes, bot 1999 Chrono Cross auf der Playstation. Der Vorgänger, Chrono Trigger, war (und ist für viele bis heute) das beste jRPG von allen. Vier Jahre später erschien dann ein Spiel, das vieles anders als sein Vorgänger machte, was bestimmt auch am gewechselten Entwicklerteam lag. Das gefiel nicht jedem, die japanischen Spieler waren entsetzt, aber in Amerika wurde das Spiel sehr gut aufgenommen. In Europa guckten die Spieler in die Röhre, außer man hatte die Möglichkeit eines teuren Imports. Umso schöner ist es, dass Square Enix das Game jetzt in einer aufpolierten Fassung, inkl. Radical Dreamers Textadventure, herausbringt und Nintendo Switch Besitzer frohlocken lässt. Aber packt das Spiel heute überhaupt noch so wie früher? Was kann die Politur? Sind die neuen Features sinnvoll? All das klärt der Nintendofans-Test zu Chrono Cross: Radical Dreamers Edition.

Eine Meta-Zeitreise

Das Hauptthema des Kultklassikers Chrono Trigger sind Zeitreisen. Was für ein schönes Metagefühl dies beim geneigten jRPG Fan erzeugt jetzt selber eine solche antreten zu dürfen, ist doch das erste Durchspielen von Chrono Cross nun schon satte 22 Jahre her. Wer damals schon dabei war, wird sich an die Diskussionen unter Enthusiasten erinnern: Welches Spiel ist das bessere jRPG - Final Fantasy VI oder Chrono Trigger? Gerade wer sich für letzteres stark gemacht hat, wird mit schwitzigen Händen Chrono Cross entpackt und in seine kantige, graue Playstation gepackt haben, all die schönen Bilder des Vorgängers vor sich Revue passierend. Der erste Eindruck war gewaltig. Die Optik war mit ihren kräftigen Farben, dem maritimen Flair und den vorgerenderten Umgebungen einfach nicht von dieser Welt und lieferte einen Vorgeschmack auf das nur ein Jahr später erschienene Final Fantasy X. Aber mit zunehmender Spielzeit machte sich ein Unbehagen breit. Was ist mit dem Kampfsystem passiert? Wo sind die Helden aus dem Vorgänger, ja wo ist überhaupt der inhaltliche Bezug zu ihm? Es spielte sich wie ein völlig neues Game und als schließlich die Verbindung zu Chrono Trigger offenkundig hergestellt war, sahen einige darin einen Verrat an ihren Helden.

Beim Lesen dieser Worte wird auffallen, was für ein unglaublicher Druck auf dem Spiel, auf den Spielern und den Entwicklern während jeder Sekunde der Entwicklungsphase und des Spielens lag – und hier punktet die neu erschienene Radical Dreamers Edition auf ganzer Linie. Die Kämpfe der Neunziger und frühen Zweitausender sind ausgekämpft, die Lager sind bezogen und das Spiel kann jetzt, völlig losgelöst vom geistigen Vorgänger, genossen werden und als das betrachtet werden, was es ist: Ein eigenständiger, selbstbewusster und verdammt guter Eintrag in der langen Geschichte von Hits aus dem Hause Squaresoft, bzw. Square Enix.

Reise zwischen den Welten

Der junge Serge beginnt seine Reise in einem kleinen Küstendorf, das idyllischer kaum sein könnte. Träume von der Karibik werden beim Spielen geweckt. Doch schon bald wird es mysteriös. Serge gerät in ein Wurmloch und kommt dadurch in eine Welt, die auf den ersten Blick aussieht, wie seine eigene, aber bei genauerem Hinsehen große Unterschiede aufweist. Allen voran der Umstand, dass er in der anderen Welt seit 10 Jahren tot ist. Bei einem Unglück im Wasser ist Serge in der einen Welt, auf wundersame Weise, mit dem Leben davongekommen, während er in der anderen verstarb. Kein Wunder also, dass in der anderen Welt sein Auftauchen für Aufruhr sorgt und sich die ein oder anderen Bösewichte für ihn zu interessieren scheinen. Vor allem die anthropomorphe Katze Lynx hat es auf ihn abgesehen. Wer aber schlussendlich die Zügel in der Hand hält und warum gerade Serges Mitstreiterin Kid so eng mit dem Vorgänger, Chrono Trigger, verbunden ist, beginnt sich erst ab einer Stundenzahl im zweistelligen Bereich aufzuklären und sorgt vor allem später für die ein oder andere Überraschung. Natürlich wird hier aus Spoilergründen nichts weiter verraten.

Auf Serges Reise gibt es über 45 Charaktere zu rekrutieren, was in einem einzigen Spieldurchlauf aber gar nicht möglich ist, da die Aufnahme des Einen, die Aufnahme des Anderen beispielsweise verhindern kann. Überhaupt ist das Spiel voller Geheimnisse, die ein Wiederspielen durchaus schmackhaft machen können. Generell gehört Chrono Cross zu diesen Titeln, die mit Komplettlösung fast mehr Spaß machen als ohne, denn man wird weitestgehend seinem Forscher- und Entdeckerdrang überlassen. Das erzeugt einerseits ein fantastisches Spielgefühl, welches zur Seefahrerthematik des Spiels gut passt, führt aber auf der anderen Seite dazu, dass man massig Partymitglieder, Ausrüstung und Storyelemente verpassen kann. Auf jeden Fall fühlt sich Chrono Cross bei weitem nicht so linear an, wie es am Ende, ganz jRPG-typisch, ist.

Sehr angenehm, aber vor allem auch überraschend zeitgemäß, fließen die ökologischen Aspekte von Serges Welt in die Story mit ein, denn in vielen Handlungssträngen geht es um die verwüstete Natur, aussterbende Tier- und Monsterarten und all das wird pessimistisch-klar auf das menschliche Wirken zurückgeführt. Obwohl das Thema heute brisanter denn je erscheint, bringt das Spiel diese moralischen Hinweise immer mit der Subtilität eines Ghiblifilms ein. Die Schönheit der Welt wird genossen und ihr Verfall wehmütig betrauert.

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