Spieletest: Agatha Christie - Tod auf dem Nil NSW
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Releasedate:25. September 2025



Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Interessante Rätsel
- Packende Geschichte
- Glaubwürdige Schauplätze
- Sehr gute Vertonung
- Negativ:
- Technisch rückständig
- Gelegentliche Bugs
- Geringes Spieltempo
Zum vierten Mal heißt es: Bühne frei für den legendären belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot auf der Nintendo Switch. Nach seinen bisherigen digitalen Ermittlungen, zuletzt im spannungsgeladenen Mord im Orientexpress, verschlägt es ihn nun in die glühende Sonne Ägyptens – mitten hinein in eine Geschichte voller Intrigen, Eifersucht und tödlicher Geheimnisse. Tod auf dem Nil, eines der bekanntesten Werke von Agatha Christie, dient als Vorlage für dieses neue Krimi-Abenteuer, das uns auf ein luxuriöses Dampfschiff über den majestätischen Nil entführt.
Mit scharfem Verstand und makellosem Schnurrbart macht sich Poirot daran, ein weiteres Rätsel zu lösen – und wir sind mittendrin. Die Erwartungen sind hoch: Der Vorgänger hat bereits bewiesen, dass klassische Detektivarbeit auch auf der Switch hervorragend funktioniert. Doch gelingt es Tod auf dem Nil, diesen Erfolg zu wiederholen? Oder ist die Fortsetzung nur ein Schatten ihrer selbst?
Also: Koffer gepackt, Detektivmütze aufgesetzt – und auf nach Ägypten! Es wird Zeit, Spuren zu sichern, Verdächtige zu befragen und dem Täter auf die Spur zu kommen. Ob das Spiel ein würdiger Nachfolger ist, klären wir in unserem ausführlichen Review.
Ein Kriminalroman mit Zusatzinhalt
In dieser modernen Adaption des Krimiklassikers Tod auf dem Nil schlüpfen die Spieler erneut in die Rolle des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot, diesmal in den 1970er-Jahren. Die Geschichte beginnt nicht wie im Roman direkt auf dem Nil, sondern mit einem Prolog in einem Nachtclub namens Cher ma tante, wo ein Diebstahl stattfindet. Poirot wird von seinem alten Freund Gaston Blondin gebeten, diskret zu ermitteln, um einen drohenden Skandal zu verhindern. Dieser Einstieg dient zugleich als Tutorial und führt die Spieler behutsam in die Spielmechaniken ein.
Kurz darauf verlagert sich die Handlung auf eine luxuriöse Nil-Kreuzfahrt, bei der Poirot auf die junge Millionenerbin Linnet Ridgeway trifft, nun frisch verheiratet mit Simon Doyle, dem Ex-Verlobten ihrer besten Freundin Jaqueline „Jacky“ de Bellefort. Jacky verfolgt das Paar obsessiv, was die Spannung an Bord steigen lässt. Als Linnet schließlich ermordet wird, beginnt eine klassische Whodunit-Ermittlung, bei der jeder Passagier verdächtig scheint.
Neu ist die zusätzliche spielbare Figur: Jane Royce, eine britische Privatermittlerin mit eigenem Stil und Werkzeugen. Sie übernimmt parallel zu Poirot eigene Ermittlungen, etwa zu einem Juwelendiebstahl, der mit dem Mordfall verknüpft ist. Die Geschichte führt die beiden Ermittler nicht nur über den Nil, sondern auch zu Schauplätzen wie Abu Simbel, London, New York und Mallorca.
Die narrative Struktur bleibt dem Original treu, erweitert es aber um neue Perspektiven und moralische Entscheidungen. So entsteht ein frisches Spielerlebnis, das sowohl Kenner des Romans als auch Neulinge anspricht.
Die Werkzeuge eines Ermittlers
Agatha Christie – Tod auf dem Nil bleibt dem klassischen Point and Click Adventure treu, erweitert das bewährte Konzept jedoch um einige frische Ideen und Mechaniken, die das Spielerlebnis abwechslungsreicher und immersiver gestalten. Gesteuert wird aus der Third Person Perspektive, wobei man sich frei durch die detailreich gestalteten Schauplätze bewegt – von luxuriösen Schiffskabinen über ägyptische Tempelanlagen bis hin zu Rückblenden in London und Mallorca. Dabei gilt es, Hinweise zu entdecken, Gegenstände zu untersuchen und mit den zahlreichen Charakteren zu interagieren, um die Wahrheit hinter dem Mord an Linnet Ridgeway aufzudecken.
Zentrales Werkzeug der Ermittlungen ist die sogenannte Mindmap, eine visuelle Darstellung aller gesammelten Informationen. Hier werden Hinweise miteinander verknüpft, um neue Schlussfolgerungen zu ziehen. In diesen Deduktionsmomenten muss man zwei Hinweise kombinieren und aus drei möglichen Interpretationen die richtige auswählen. Diese Entscheidungen sind meist logisch nachvollziehbar und belohnen aufmerksames Kombinieren. Zusätzlich fordert das Spiel die Spieler dazu auf, Ereignisse in chronologischer Reihenfolge zu bringen oder in Rückblenden bestimmten Personen ihre Handlungen zuzuordnen – eine gelungene Methode, um die Geschichte interaktiv zu rekonstruieren.
Ergänzt wird das Ganze durch eine Vielzahl an Rätseln und Puzzles, die sich harmonisch in den Ermittlungsfluss einfügen. Ob es darum geht, ein Zahlenschloss zu knacken, ein mechanisches Puzzle zu lösen oder ein komplexes Symbolrätsel zu entschlüsseln – die Aufgaben sind abwechslungsreich und fordern sowohl Logik als auch Geduld. Besonders hervorzuheben ist die neue Schlösserknack-Mechanik, die vor allem bei der zweiten spielbaren Figur, Jane Royce, zum Einsatz kommt. Mit Dietrichen und speziellem Werkzeug öffnet sie verschlossene Türen und Schränke, was nicht nur neue Hinweise offenbart, sondern auch ein Gefühl von investigativer Tiefe vermittelt.
Ein weiteres neues Element ist das Konfrontationssystem, das es erlaubt, Verdächtige gezielt mit gesammelten Beweisen zu konfrontieren. Dabei muss man die richtigen Hinweise auswählen, um Widersprüche aufzudecken und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Diese Momente sind besonders spannend, da sie oft entscheidend für den Fortschritt in der Geschichte sind und echtes Detektivgefühl vermitteln.
Trotz der vielen gelungenen Mechaniken bleibt ein kleiner Wermutstropfen: „Try and Error“ führt nach wie vor zu uneingeschränktem Erfolg. Zwar werden am Ende eines Kapitels die Anzahl der Fehler und genutzten Hinweise angezeigt, doch betrifft dies nur bestimmte Rätsel und nicht die gesamte Ermittlung. Ein etwas durchdachteres System wäre hier wünschenswert gewesen, gerade im Hinblick auf die Schwächen des Vorgängers. Besonders da es 3 Schwierigkeitsgrade zur Auswahl gibt, wäre hier ein konsequenteres Vorgehen möglich gewesen.
Für Sammler gibt es ebenfalls wieder etwas zu tun: Wie bereits in Mord im Orientexpress sind in jedem Kapitel goldene Schnurrbärte versteckt, die es zu finden gilt. Neu hinzugekommen sind goldene Schallplatten, die das Sammelerlebnis erweitern und für zusätzliche Motivation sorgen, die Umgebungen besonders gründlich zu durchsuchen.