Spieletest: Simon the Sorcerer Origins NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
28. Oktober 2025

USK 6 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Witzig und unterhaltsam
Interessante Rätsel
Skurrile Welt
Nostalgiefaktor
Negativ:
Ladezeiten
Mechaniken zu wenig genutzt

Wenn eine Point’n Click Serie aus den 90ern, also der Hochzeit dieses Genres, ein Prequel erhält, dann kann man als Veteran schon einmal ein nervöses Kribbeln spüren. Simon The Sorcerer hat zwar nie den gleichen Kultstatus erreicht wie sein großes Piratenvorbild, doch es brachte es dennoch auf fünf Ableger, die mitunter sehr mutige Ansätze verfolgten. Gleichzeitig stolperte die Reihe immer wieder über technische Hürden, die das Spielerlebnis mal mehr, mal weniger trübten. Simon the Sorcerer Origins wurde aus Liebe zu den Anfängen der Serie entwickelt und hat den Anspruch, die Seele dieser Abenteuer zu bewahren und zugleich in die Moderne zu überführen.

Von Zeitgeist und Fehltritten

Wie viele Spiele aus den 90ern und 2000ern trägt auch die Simon the Sorcerer Reihe deutliche Einflüsse dieser Zeiten in sich, sei es gesellschaftliche oder popkulturelle Anspielungen, aber auch ein Humor, der heute oft nicht mehr zeitgemäß wirkt. Kritisch gesehen wurde vor allem die deutsche Übersetzung, weil sie als stark sexistisch empfunden wurde. Während Simon im Original als unverschämter, vorlauter und derber 14 Jahre alter Junge geschrieben ist, wurden in der Übersetzung vielfach krassere Formulierungen verwendet, die häufig als beleidigend wahrgenommen wurden. Zum Glück gehört dieses Element nicht zur ursprünglichen Seele der Serie, weshalb die Vertonung dieses Mal wieder von vielen originalen Sprechern übernommen wurde und deutlich näher am Original und am heutigen Zeitgeist bleibt.

Wie Simon Zauberer wurde… …schon wieder!

Kenner des ersten Teils könnten zunächst skeptisch reagieren, wenn sie hören, dass Simon the Sorcerer Origins ein Prequel ist, schließlich wird Simon im Ursprungsabenteuer erst zum Zauberer, nachdem sein Hund Chippi auf dem Dachboden das alte Buch der Magie findet und Simon ungewollt ein Portal in die Zaubererwelt öffnet. Betrachtet man das Original jedoch genauer, bleiben zahlreiche Fragen offen. Warum genau liegt dieses Buch ausgerechnet auf dem Speicher im Elternhaus, und weshalb kennt der Zauberer Calypso Simon, obwohl dieser noch nie von ihm gehört haben kann. Origins setzt genau an diesen Lücken an und erzählt die Vorgeschichte, in der Simon durch einen seltsamen Zufall und durch Handlungen des Zauberers Sordid bereits früher einmal in die Zaubererwelt gelangt ist und eine Rolle in einer alten Prophezeiung innehat. Dadurch verbindet sich das Schicksal von Simon und Sordid dichter und plausibler, als es die Ereignisse in Teil eins bis drei andeuteten, und es entsteht eine nachvollziehbare Vorgeschichte, an die sich der Protagonist im Original offenbar nicht mehr erinnert.

Von Nostalgie und Modernem Point’n Click Adventure

Die neue Geschichte des vorlauten Teenage Zauberers schlägt vom ersten Moment an eine starke nostalgische Saite an. Wenn Simon auf seinem Walkman einen Rick Astley Song hört ist das Neunziger Feeling sofort präsent. Der typische Simon Humor mit Metaebene ist von Anfang an da, wodurch sich Kenner der Serie schnell heimisch fühlen. Sobald die ikonische Melodie des Erstlings einsetzt, bleibt kaum ein Auge trocken und fast zwangsläufig wächst Sympathie für das Spiel.

Wer noch mehr Retro Flair sucht, kann VHS Videoeffekte und eine Röhren TV Optik über das Bild legen und die Intensität nach Geschmack anpassen. Diese Optionen spielen gezielt mit Erinnerungen und wickeln vor allem Spieler älteren Semesters schnell um den Finger. Für Spieler ohne nostalgische Vorprägung ist die Frage, ob diese Stilmittel allein ausreichen, um dauerhaft zu begeistern.

Die Steuerung folgt modernen Konventionen, ohne dabei die klassischen Wurzeln zu verleugnen. Statt eines Adjektivmenüs bietet das Spiel eine vereinfachte Interaktion, die zum Kontext passende Handlungen vorschlägt, wenn der Cursor über einem Objekt steht, wie es heute üblich ist. Ebenso gibt es eine Anzeige aller wählbaren Stellen. Die Umsetzung für Controller funktioniert sehr gut und im Handheldmodus ergänzt eine Touchsteuerung das Spielgeschehen sinnvoll.

Für ein humorvolles Adventure dieses Stils sind zwei Dinge entscheidend. Erstens interessante und witzige Charaktere mit abwechslungsreichen Dialogoptionen. Zweitens Rätsel, die eine ausgewogene Mischung aus Anspruch, Unterhaltung und Nachvollziehbarkeit liefern. In beiden Punkten erzielt Simon Origins viele Treffer. Dialoge und Figuren treffen oft genau den Ton und die meisten Rätsel fühlen sich fair sowie geistreich an. Man wünscht sich gelegentlich noch mehr urkomische Reaktionen in manchen Gesprächen.

Erweitert wird das klassische Sammeln und Kombinieren Gameplay durch ein Zaubersystem und durch zwei Hüte, die die Gegebenheiten der Spielwelt beeinflussen können. Beide Elemente versprechen neue Lösungswege und überraschende Interaktionen, doch im Spielverlauf bleiben sie erstaunlich selten im Einsatz. Das ist schade, denn gerade das Zaubersystem und die Hüte besitzen spürbares Potenzial für kreative Rätsel und spielerische Experimente, das weitgehend ungenutzt liegen bleibt.

Beim Nostalgie-Angebot wurde auf hohem Niveau gearbeitet und ikonische Elemente wie der Sumpfling kehren erwartungsgemäß zurück. Gleichzeitig hätte das Spiel noch mehr Fanservice bieten können angesichts der großen Vielfalt an markanten Figuren aus der Serie. Einige zusätzliche kreative Auftritte bekannter Charaktere hätten das Retro Gefühl noch intensiver füllen können. Insgesamt verbindet Origins aber stimmige Spielmechanik mit einem liebevoll nostalgischen Design und bleibt so sowohl für Veteranen als auch für Neuentdecker attraktiv.

Altes Prinzip mit neuer Technik

Optisch präsentiert sich Simon wie nie zuvor und nähert sich mit handgezeichneter Comic Optik deutlich den ersten beiden Teilen der Serie an. Nachdem der Zauberer bereits in klassischer Pixeloptik in kantigem 3D und in realistischeren Looks zu sehen war, passt der neue Stil merklich besser zur absurden Welt des Spiels und lässt Gags mit original Pixel Sprites und anderen lustigen Animationen unverkennbar wie früher wirken.

Trotz dieser liebevollen Präsentation trüben kurze Ladepausen das Tempo, denn nach manchen Aktionen dauert es zu lange bis der Spieler wieder aktiv eingreifen kann.

Die Synchronisation ist sowohl in der englischen als auch in der deutschen Fassung hervorragend gelungen und gehört zu den besten der Reihe. Die Vollvertonung ist ein echter Genuss und wird durch stimmige Soundeffekte sowie passende Musikstücke stimmig abgerundet.

Im Test traten gegen Ende an zwei Stellen Fehlermeldungen auf, weil Textdateien nicht gefunden wurden, was für leichte Irritation sorgte, da die Erzählung selbst ungestört wirkte. Nach etwa sieben bis zehn Stunden Spielzeit hinterlässt Simon the Sorcerer Origins besonders bei Fans ein wohliges Gefühl und führt sauber in die originale Geschichte zurück.

Fazit

So viel Herz unter dem Zaubererhut. Der stimmige Stil und die überwältigende Nostalgiewelle zeigen deutlich, dass Origins ein echtes Herzensprojekt der Entwickler ist. Moderne Mechaniken gepaart mit den Stärken witziger Point’n Click Adventures der Neunziger schaffen ein Spielgefühl zum Wohlfühlen. Simon the Sorcerer Origins bleibt fordernd aber fair und bietet eine angenehme Spielzeit für dieses Genre. Beim Fanservice, den Ladezeiten und bei der Nutzung mancher Mechaniken besteht noch Luft nach oben. Trotz dieser Schwächen ist das Spiel vor allem für Serienkenner eine warme und lohnende Rückkehr in eine vertraute, skurrile Welt.

Grafik
8.5
Sound
9
Gesamt
8.5

verfasst von „Marcel“

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Vielen Dank an die Firma ININ Games für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 28.Oktober.2025 - 13:57 Uhr