Resident Evil 4 (Remake) Playstation 5

Resident Evil 4 (Remake) Playstation 5

Die Resident Evil Remake Reihe geht weiter. Während Fans lange betteln mussten, bis Resident Evil 2 neu aufgelegt wurde, ging es anschließend, dank des beachtlichen finanziellen Erfolgs, sehr zügig weiter und nach dem gemischt aufgenommenen Resident Evil 3 Remake wird dem Horrorfan nun ein Schmankerl sondergleichen serviert: Resident Evil 4 Remake. Nicht Wenige bezeichnen den vierten Teil der Reihe, der seinerzeit auf Gamecube und Playstation 2 erschien, als den besten der gesamten Serie, so dass die Fallhöhe ziemlich hoch erscheint. Ob Capcom die Hürde mit Bravour gemeistert hat oder an den hohen Erwartungen gescheitert ist, erfahrt ihr im Playstation 5 Off-Topic Test auf Nintendofans.de.

Wie die Zeit vergeht

Man erinnert sich noch, als wäre es gestern gewesen: Man sitzt im Kinderzimmer und spielt heimlich das von einem Kumpel ausgeliehene Resident Evil – ungeschnitten – auf seiner heimischen, grauen Konsole und kann vor lauter Angst weder den Controller aus der Hand legen, noch guten Gewissens weitergehen. Aber es muss eben sein, bis ein paar pixelige Hunde, die durch die Fenster springen, die vierte Wand zerbrechen. Ab jetzt war alles möglich. Nirgendwo war man sicher, wenn selbst die gerenderten Umgebungen keinen Schutz mehr boten. Diese Angst blieb seitdem unsterblich mit dem Namen Resident Evil verbunden, selbst wenn die Serie immer actionlastiger wurde und den Grusel hier und da gegen eine ordentliche Portion Trash eintauschte. Den Höhepunkt dieser Entwicklung war mit Sicherheit das zu seiner Zeit bahnbrechende Resident Evil 4. Vor 18 Jahren stellte die veränderte Über-die-Schulter-Perspektive mit einer beweglichen Kamera eine derartige Innovation dar, dass man das Gefühl hatte, mitten in dieser Zombieaction zu stecken. Obwohl der klassische Gruselfaktor nicht mehr ganz so präsent war, war das Spielgefühl aber genau die richtige Mischung aus Erkundung, Zombiekilleraction, Angst, Stress und Trash. Das Spiel brachte ein paar unsterbliche, teils schlecht gealterte, Zitate in die Welt und vereinte die Spielergemeinde im Hass auf die Rescue-Missionen mit der nervigen Ashley. Alles in allem war es schwer den Controller wegzulegen, wenn man ein mal in diese Welt eingetaucht ist, denn der Arcadegame-Faktor war dank Waffentuning, Schatzsuchen und gigantischen Bossfights (gegen Zombietrolle!) extrem hoch, auch wenn oder gerade weil die Rätselschwierigkeit sehr gering bis inexistent war. Die Frage, die sich angesichts dieser Lobeshymne also stellt ist, ob es überhaupt eines Remakes bedurfte. Immerhin ist das Spiel optisch und spielerisch wesentlich besser gealtert, als beispielsweise Teil eins und zwei.

Neuer Glanz, der es schwer hat

Schaltet man das Spiel ein, kann einem die Kinnlade ob der optischen Präsentation schon mal herunterklappen. Waren die beiden Vorgängerremakes schon wahre Augenweiden haut die Playstation 5 Fassung noch drei bis vier Schippen drauf. Das meint nicht nur die rein grafische Präsentation, sondern die Vielfalt an Ausdrücken und Reaktionen der Figuren. Leon reagiert auf alle möglichen Umgebungsreize, wie herabhängende Pflanzen, Nebel, Hindernisse und auch mimisch reagiert er sehr adäquat auf die Situationen. Visuell handelt es sich hier einfach um den State of the Art und bis auf kleinste Kleinigkeiten wird der Eindruck von der ersten bis zur letzten Sekunde des Spiels nur ein, zwei mal getrübt. Inhaltlich kämpft das Spiel mit den Altlasten des Originals, auch wenn man den Trashfaktor schon gehörig runtergedreht hat. Allein der Umstand, dass die Präsidententochter alleine und entführt in der spanischen Pampa um ihr Leben bibbert und zur Rettung exakt ein Mann geschickt wird, ist gelinde gesagt wenig realistisch. Aber immerhin wurde dieser Mann, Leon Kennedy, nachdem er an seinem ersten Tag als Polizist eine Zombieapokalypse überlebt hat vom Geheimdienst zu einer wahren Kampfmaschine trainiert und kann Zombies mit allerhand Feuerkraft und einem Roundhousekick á la Chuck Norris ordentlich einheizen. Wenn es mal brenzlig wird, zückt er sein Messer im rechten Moment und kann so Kettensägen, heranfliegende Dynamitstangen oder schlichtweg alle Attacken parieren. Dazu hat er immer einen lässigen Spruch auf den Lippen („Sorry, war keine Absicht!“) und erinnert in vielfacher Hinsicht an Actionhelden des letzten Jahrhunderts. All das möchte nicht so ganz in die heutige Zeit passen, aber vielleicht soll das dem Spieler auch einfach zeigen, dass man im Jahr 2004 spielt. Wer weiß.

Harte Zombiekost

Das Spiel macht, wie immer, keine Gefangenen. Der Spieler wird umgehend ins Geschehen geschmissen und hat nur kurz Zeit sich mit den Spielmechaniken auseinander zu setzen, bevor es zu einem riesen Getümmel kommt. Neben den üblichen Schussattacken, kann Leon seine Gegner zum Taumeln bringen und dann ist seine Stunde gekommen. Wenn er schnell genug an die Person herankommt, kann er durch das Drücken der X-Taste einen Roundhousekick ausführen, der den Gegner stark schwächt oder gar umbringt. Ist er nicht schnell genug, läuft er Gefahr vom Gegner aus nächster Nähe angegriffen zu werden. Auf dem Boden liegende Gegner können final gemessert werden. Auch silent Kills sind möglich, obwohl man wegen der schlauchigen und engen Wege nur selten Gelegenheit dazu bekommt. Meisten ist ein ungesehenes Anschleichen einfach nicht möglich. Zum Glück liegt stets genug Munition überall bereit, denn das Pacing des Spiels ist manchmal etwas seltsam balanciert.

Nach nicht mal zehn Minuten Spielzeit beispielsweise kommt es zu dem berühmt berüchtigten Survivalkampf im Dorf, bei dem man regelrecht umzingelt wird und zu allem Überfluss ein mächtiger, kettensägender Zombie mit Stoffsack auf dem Kopf den Überlebenskampf weiter zuspitzt. Dem Spieler ist nicht wirklich klar, dass er „nur“ überleben muss und so kann man schon zu Beginn den ein oder anderen Game Over Bildschirm sehen, obwohl der Schwierigkeitsgrad des Spiels ansonsten völlig in Ordnung ist. Wie schon im Original gibt es Kämpfe, die ungeheuer schwer sind und so für ein wenig Frust sorgen können, wenn man nicht in den assistierten Modus schalten möchte. Der ist allen Spielern empfohlen, die ohne viel wenn und aber vorankommen wollen. Man findet mehr Gegenstände, Munition und die Zombies segnen schneller das Zeitliche.

Echte Resident Evil Fans werden schnell in den Veteranmodus schalten, denn der spielt sich eigentlich ziemlich gut, bis auf die wenigen beschriebenen Ausnahmen, für die man ja punktuell runterschalten kann. In diesem Modus wird man häufiger die Silent Kills praktizieren müssen, was wiederum die Haltbarkeit des Messers stark einschränkt. Ist die Waffe kaputt, lohnt sich der Besuch des kultigen Händlers, der mit Reparaturen, neuen Waffen, Upgrades und noch einigem mehr winkt. Wer sich beim Spielen immer ordentlich umschaut, wird einige Artefakte finden, die man mit zusätzlichen Rubinen bestücken und dann teuer verkaufen kann. Im Prinzip sorgt das Spiel auf angenehme Weise dafür, dass man stets gerade genug Geld hat, um die ein oder andere Waffe oder gar den gesamten Itemkoffer aufzumotzen. Gerade letzteres lohnt sich, denn die Ressourcenknappheit ist nicht ganz so stark, wie noch in den älteren Teilen und gerade große Waffen nehmen viel Platz weg. Wer die unglaublich simplen Rätsel lösen möchte, braucht zudem Platz im Koffer für den ein oder anderen Gegenstand, den es von A nach B zu bringen gilt.

Wo ist der Anspruch?

Schon damals fiel beim Spielen des vierten Resident Evil auf, dass die Rätsel sehr einfach und machbar geworden sind. Auf der Karte wird eingezeichnet, wo man entsprechende Gegenstände findet, die gilt es einzusammeln und zu einem bestimmten Punkt zu bringen, um hier wiederum ein kleineres Dreh- oder Schieberätsel zu lösen. Der Rätselanspruch wurde im Remake zwar etwas angehoben, aber so richtig den Gehirnschmalz anwerfen muss wohl kaum ein Spieler. Es kommt schlichtweg niemals zu der Situation, dass man nicht wüsste, was jetzt zu tun sei. Stattdessen fließt das Spiel stets stabil durch und ermöglicht dadurch eine ungetrübte Spielerfahrung. Aber ist es nicht das Knobeln, das panische Hin-und-her-rennen auf der Suche nach einem Schlüssel, bei dem einem die Munition knapp wird und das bahnbrechende Glücksgefühl, wenn es endlich klappt, was ein wirklich gutes Resident Evil ausmacht? Oftmals fühlt sich Resident Evil 4 Remake mehr wie ein Railshooter, als wie ein echter Survivalhorror an.

Technische Pracht

Das Spiel ist, wie man es von Capcom erwartet, ein audiovisuelles Meisterwerk. Die Umgebungen sind stets dunkel und so ist es unglaublich zu sehen, wie gut die Farbgebung in dem spärlichen Licht funktioniert. Schattierungen und Lichteffekte funktionieren super und machen ein extrem plastisches Gefühl. Die 60fps werden fast durchgängig gehalten und das, obwohl auf dem Bildschirm eine ganze Menge los sein kann. Was beim Test allerdings etwas negativ auffiel, aber das liegt an der schon düsteren Vorlage, dass sich durch die stets dunkle Umgebung alles ein bisschen gleich anfühlt. Es fällt schwer die Orientierung in der spanischen Pampa zu behalten, da sich einige Areale zu wenig unterscheiden. Andere wiederum sind eine wahre Augenweide, wie das Schloss, die Kirche oder die Höhlen, welche an das große Wasserareal grenzen.

Akustisch legt Capcom sogar eine Schippe drauf und präsentiert Schussgeräusche, die nach Kennermeinung kaum noch von echten Waffen zu unterscheiden sind. Natürlich hat man das beste Klangerlebnis mit entsprechenden Gamingkopfhörern (wenn man sich das traut), aber auch mit einer 5.1 Anlage ist man gut bedient. Der Surroundsound ist allein deshalb schon unglaublich wichtig, weil es oft das einzige Orientierungsmittel ist, wenn es darum geht herannahende Zombiehorden in Schach zu halten. Man dreht sich intuitiv in die richtige Richtung, wenn der stöhnende Klang aus dieser Ecke kommt. Die Synchronisation ist gewohnt hochklassig und kann natürlich nichts für die manchmal holzigen und trashigen Textpassagen.

Auch das Gameplay wurde komplett saniert und das war bitter nötig. Während man sich im Original nicht im Laufen umsehen oder vernünftig umdrehen konnte, genießt man im Remake die volle Bewegungsfreiheit und das Zielen ist angenehmer als im Original. Wobei es vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden wirklich kein leichtes Unterfangen ist. Schlussendlich sorgen auch die Schwierigkeitsgrade und Einstellungen zur Barrierefreiheit dafür, dass Spieler mit optischen oder akustischen Einschränkungen mit dem Spiel besser zurecht kommen können. Es handelt sich tatsächlich um ein Resident Evil für jedermann.

Persönliche Meinung

Auch wenn die Vorabkritiken reihenweise 10 von 10 Punkten vergaben, das Internet sich einig ist, dass wir es hier mit dem besten Resident Evil Remake zu tun haben und sich auch der gesamte bisherige Test wie eine Bestnote liest, mochte bei mir beim Spielen der Funke nie recht überspringen. Das Pacing ist einerseits zwar gut, aber andererseits fehlten mir beim Spielen immer wieder echte Höhepunkte und auch der Erhalt einer neuen Waffe löste nicht die gleichen Gefühle aus, wie beispielsweise die Flinte in Resident Evil 2, welche die Chancen endlich zu unseren Gunsten verlagerte. Man kommt schnell und einfach an große Wummen und ballert sich durch die Horden, welche schnell an Bedrohung verlieren. Die Rätsel verdienen ihren Namen eigentlich nicht wirklich und der Spieler wird stets an die Hand genommen, um nicht irgendwo stecken zu bleiben.

Großen Spaß hingegen hatte ich bei den völlig übertriebenen Bossfights, von denen es aber gerne mehr hätte geben dürfen. Schlussendlich hätte man aus meiner Sicht auch den Trashfaktor weiter minimieren müssen, da er der Situation die Bedrohlichkeit nimmt und so den Überlebenskampf zu einer Witzparade verkommen lässt. Alles in allem hätte ich ohne dieses Remake auch sehr gut leben können, weil die Vorlage nicht so altbacken aussieht wie Teil 2 und 3. Aber das ist schlussendlich immer Geschmackssache.

Fazit

Resident Evil 4 Remake ist optisch, akustisch und spielerisch ein Meilenstein der Neuauflagen. Alles an dem Spiel sieht fantastisch aus, klingt bombastisch und auch das Gameplay profitiert von der Frischzellenkur. Inhaltlich bekommt man weitestgehend das Gleiche geboten, was vor allem beim Trashfaktor und den viel zu simplen Hol-und-Bringe-Rätseln eher negativ ins Gewicht fällt. Dennoch schaffen es die Macher an den entsprechenden Stellen Neuerungen einzubauen, dass selbst alten Resi-Hasen das ein oder andere mal ein Überraschungsseufzer entfahren wird. Auch Neulingen kann das Spiel dank vieler Quality of Life Optionen empfohlen werden. Schlussendlich wollte trotz der vielen lobenden Worte der Funke nicht immer überspringen, was wohl an mangelnden Grusel- und zu vielen Railshooterelementen liegt.

Grafik: 10
Sound: 10
Gameplay: 8
Story: 7
Spielspaß: 8

Gesamt 8/10

PRO:
Ungeheuer gute Präsentation
Sound auf Höchstniveau
Sinnvolle Gameplayneuerungen

CONTRA:
Zu wenig Grusel, zu viel Action
Hoher Trashfaktor

Danke an Capcom Europe für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Mateusz“

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Letzte Aktualisierung: 02.04.2023, 19:56 Uhr