Horizon Forbidden West (Playstation 5)

Horizon Forbidden West (Playstation 5)

Aufbruch in den verbotenen Westen

Nachdem ihr euch als weibliche Heldin Aloy in Horizon Zero Dawn bereits unter Beweis stellen konntet, dass ihr imstande seid, die Welt vor einer bösartigen künstlichen Intelligenz zu retten, werdet ihr in Teil zwei erneut gefordert, die drohenden Gefahren zu bekämpfen.

Diesmal verschlägt es euch in den verbotenen Westen, einem Gebiet das auf den Überresten des alten Amerikas fußt. Vereinzelt werdet ihr Details zu bestaunen bekommen, die euch erahnen lassen, in welcher Ecke ihr euch im ehemaligen Lande der unbegrenzten Möglichkeiten befindet. Ob die spielerischen Möglichkeiten in Horizon Forbidden West ebenso unbegrenzt sind, soll ich diese Offtopic Review der PS5-Version des Playstation Exklusivtitels verraten.

Was euch antreibt

Etwa ein halbes Jahr nach den Geschehnissen aus Zero Dawn, bei denen ihr die Herkunft und den Grund des Untergangs der bisherigen Welt erfahren habt, verschlägt es euch erneut in die Weiten des Landes. Diesmal um eine mysteriöse Seuche zu beseitigen, die GAIA daran hindert, die im ersten Teil angestoßene Wiederschöpfung der Welt durchzuführen. Um die gutartige KI zum Laufen zu bekommen, müssen die Störungen beseitigt und Unterfunktionen aktiviert werden. Diese sind natürlich ebenso mythologisch benannt und heißen etwa wie die griechischen Götter Poseidon und Demeter.

Um die Hauptgeschichte voranzutreiben, müsst ihr euch dem ein oder anderen Wagnis stellen, mächtigen Stämmen wie den Tenakth stellen und allerlei Maschinenwesen im Getriebe rumfuschen. Dabei trefft ihr auch auf bekannte Begleiter aus Teil eins wie Erend und Varl, aber auch auf neue Charaktere, die uns wie der Krieger Kotallo begleiten. Wer Carie-Ann Moss aus Matrix kennt, kann sich hier auf ihre Verkörperung der mystischen Tilda freuen.

Neben vielen Dialogen und kleineren Entscheidungen, die in Summe keine wesentlichen Änderungen hervorrufen, aber die Beziehungsverhältnisse durchaus beeinflussen können, erwartet euch ein definiertes Hauptende der Geschichte. Bis es soweit ist, gibt es aber etliche Dinge zu erleben.

Dschungel, Wüste und Unterwasser

Es wäre gelogen zu behaupten, Horizon Forbidden West würde nicht mit Vielseitigkeit punkten. Neben der Hauptgeschichte, die euch allein locker 30 Stunden beschäftigen und durch die unterschiedlichsten Biome wie Wasser, Dschungel, Wald, Canyons, Wüste und auch Eislandschaften führen wird, werdet ihr mindestens die gleiche Zeit für Nebenquests, Erkundungen und übriges aufwenden können. Es kehren bekannte Aktivitäten wie die mobilen Aussichtstürme in Form der monumentalen Langhälse zurück, ebenso die Brutstätten der Maschinen, die es zu meistern gilt. Hinzu kommen Ruinen-Rätsel, in denen Relikte zu finden sind oder Collectibles wie Kriegstotems, Signallinsen oder auffindbare Blackboxen. Wer sich langweilt, kann bedingt fordernde Banditenlager einnehmen oder an Maschinenrennen teilnehmen. Auch warten wieder zahlreiche Herausforderungen auf euch. Kampfarenen gegen Maschinen und menschliche Gegner laden zudem dazu ein, dass ihr eure sukzessiv erweiterten Fähigkeiten erprobt und Aufgaben in einem Zeitlimit erfüllt. Insgesamt packen die Mädels und Jungs von Guerilla noch einmal eine Schippe drauf, was den Umfang der Welt und die darin befindlichen Aktivitäten angeht.

Das Gameplay- und Fortschrittssystem

Beim Gameplay erwartet euch, wie schon beim ersten Teil, einiges. Horizon Forbidden West setzt vor allem auf sein reichhaltiges Kampfsystem. So könnt ihr von Anfang an das Spiel frei erkunden, seid aber durch ein Mangel an Ausrüstungsgegenständen in der vollständigen Zugänglichkeit eingeschränkt. Sukzessive baut ihr euer Inventar aus, indem ihr durch das abschließen von Haupt- und Nebenquests nicht nur an wichtigen Werkzeugen dazugewinnt, wie dem Greifhaken, dem Unterwasser-Atemgerät oder dem Schildflügel, sondern auch in eurer Spielstufe steigt. Aloy erhält für Quests, Maschinenkills und andere Aktivitäten Erfahrungspunkte, die sich in eure Stufe niederschlagen. Bis ihr es auf Level 50 geschafft habt, müsst ihr also einige Biester bezwingen. Die benötigten EP für einen Stufenaufstieg steigen zwar kontinuierlich, die erhaltenen bei besiegten Maschinen aber auch, sodass euer Fortschritt nicht massiv verzögert wird.

Im Spielverlauf erhaltet ihr darüber hinaus immer wertvolleres Gear. Angefangen bei den Waffen wie dem Speer, dem Bogen oder eurer Kleidung. Am Anfang noch unspektakulär, erhaltet ihr zügig seltene und am Ende legendäre Items. Diese sind mächtiger und mit dem ein oder anderen Perk versehen. Plätze für zusätzliche Effekte haften diesen ebenfalls an. Ungeduldige Spieler haben aber auch durch die Vorbestellung des Titels, den digitalen Kauf oder den Bezug einer der Sammlereditionen früheren Zugang zu besseren Outfits.

Daneben könnt ihr mit jedem Stufenaufstieg und Questabschluss auf Fähigkeitenpunkte zugreifen, die ihr in eurem Skilltree einsetzt. Egal ob ihr in Stealth-Mechaniken, eure Fähigkeiten als Fallensteller, Heiler oder Krieger investieren wollt, die Möglichkeiten fächern sich schnell auf. Dadurch erweitert sich auch das Gameplay rasch und eure Optionen, den Maschinen das Fürchten zu lehren werden mannigfaltig. Dies ist aber auch notwendig, da neben eurem Skill auch die Kampfkraft und strategische Raffinesse der mechanischen Widersacher wächst.

Zusätzlich stellt sich das Crafting von Verbrauchsmaterialien wie Munition, Tränken und Fallen erneut als Schlüssel zu einem variationsreichen Spielstil heraus. Unterwegs sammelt ihr Holz, heilende Beeren oder leert hinterlassene Truhen und sorgt so für eure Ausstattung.

Während eures Streifzuges durch die Biome lernt ihr neben diversen bekannten Wesen wie den Stürmern oder den krokodilartigen Schnappmäulern, auch einige neue Maschinen kennen. Schon in den ersten Spielstunden erschaudert ihr durch die Begegnung mit einer mächtigen Schlangen-Maschine, die heftig zuschlägt und Gift und Geschosse verschießt. Später kommen auch solche dazu, die das Gameplay noch etwas vertikaler gestalten. Etwa die flugdinosaurierartigen Sonnenvögel oder die brachialen Bebenzähne, erbarmungslose Elefanten-Maschinen. Keine Angst, die beliebt-gefürchteten Donnerkiefer gibt es aber auch. Mehr denn je kommt es in Horizon Forbidden West darauf an, dass ihr euren Fokus zum Scannen der Maschinen einsetzt. Schwachstellen erkennen, Rüstungsteile abtrennen und mit effektiven Elementen ans Werk gehen wird euch den ein oder anderen Kampf erleichtern. Hier trumpft Teil zwei noch einmal mit einem erweiterten Funktionsumfang bei der Gegneranalyse auf. Insgesamt warten 40 verschieden-spezialisierte Maschinenarten auf euch. Im Vorgänger waren es noch 25, mit denen man aber auch schon genug zu tun hatte.

Eine Augenweide sondergleichen

Dass Horion Zero Dawn schon auf der Playstation 4, 2017, wunderschön aussah, ist unumstritten, doch auch in der neuen Konsolengeneration der Playstation setzen die niederländischen Entwickler von Guerilla Games Maßstäbe. Ihr werdet euch zu keinem Zeitpunkt im Spielverlauf sattsehen können. Egal ob es die unzähligen Details der Landschaft, versunkener Wahrzeichen oder bröckelnder Gebäude sind, alles sieht lebendig und echt aus. Schon im Prolog des Spiels begeisterten uns die Feinheiten der Dschungelpflanzen, die Gesichtsanimationen Aloys oder die ersten Begegnungen mit den erbarmungslosen Gräbern, eine der neuen Maschinenspezies. Der Übergang zwischen Gameplay und Cinematics ist nicht nur flüssig im Design und den Animationen, sondern auch lückenlos was die Ladezeiten angeht. Ihr wählt zwischen einem Performance Modus, der euer Spiel auf 60 Bilder pro Sekunde boosted und garantiert in keinem Gefecht schwächelt. Für die Ästhetiker bzw. in weniger Action geladenen Momenten bietet sich der Grafik-Modus an, der euch feinstes 4K bei 30 Fps liefert. Unabhängig des Modus‘ werdet ihr in Horizon Forbidden West weniger Zeit mit warten und umso mehr mit staunen verbringen. Egal ob es die Licht- und Schattenspiele sind, der Weitblick in endlose Schluchten oder der Sonnenaufgang, H:FW ist einfach zum niederknien schön. Man merkt, dass der Entwickler hier nicht stehengeblieben ist. Die Charaktere sind im Vergleich zum Vorgänger besser ausgearbeitet und gezeichnet, Mimiken funktionieren besser und die Glaubwürdigkeit der Figuren wurde erhöht. Auch die Maschinen können sich wieder einmal sehen lassen. Auch nachdem ihr den zwanzigsten Krallenschreiter besiegt habt, werdet ihr an seinem metallischen Gefieder noch Freude haben. Jede Faser oder Metallstrebe ist hier ausgeklügelt.

Den richtigen Ton treffen

Was ist ein fantastischer Look, ein grandioses Gameplay und ein kreativ-innovatives Gegnerdesign ohne einen ebenso brillanten Sound? Richtig: ein Versäumnis. Dieses will Guerilla auf keinen Fall eingehen, also haben sie sich genauso ins Zeug bei der Vertonung gelegt. Diverse Sprecher synchronisieren die Charaktere und versuchen dabei die Dynamik nach oben zu treiben. In den Momenten dazwischen, Kämpfen und Zwischensequenzen hört ihr alles, was die Soundmaschine und das Horizon-Orchester zu bieten haben. Mystische Klänge, Natursounds, Maschinengeräusche oder stimmungstragende Melodien, Horizon Forbidden West bietet alles.

Wo meckert man, wenn es sich kaum lohnt?

Bei Horizon Forbidden West ist jede beigebrachte Kritik eine auf allerhöchstem Niveau. Dies ist auch berechtigt, wenn sich ein Studio fünf Jahre für die Entwicklung eines Sequels einer neuen IP nimmt, nachdem sie mit ihrem Debüt im Action-RPG so unverhofft abgeliefert haben. Die beeindruckende Storytiefe des ersten Teils lässt sich mit Forbidden West zwar nicht erreichen und doch sind so manche Twists enthalten, die euch zumindest gespannt an die Hauptquestlinie fesseln sollten. Spielerisch hat sich Teil zwei an allen Fronten weiterentwickelt, jedoch nicht jede begleitende Mechanik funktioniert reibungslos. Das Klettern ist nicht überall möglich, was schnell Frustmomente erzeugt. Besonders dann, wenn Aloy mit Parcours-Attitüden aufzutrumpfen versucht, jedoch ungenau bei Kletter- und Sprungpassagen agiert. Diese vermeintliche Ungenauigkeit in der Steuerung sorgt gerade zum Spielstart, bei dem ihr noch nicht über den lebensrettenden Schildflügel verfügt, für die ein oder andere (Nah-)Toderfahrung. Einzelne wenige Popups in der Umgebung, kleinere Bugs oder KI-Fehler bei den Maschinen fallen selten auf, stören aber zu keinem Zeitpunkt das Gesamterlebnis. Der Spielumfang ist üppig und kann am Anfang etwas überfrachten. Da hier aber Ubisofts „größer gleich besser“-Logik klug, kreativ und abwechslungsreich gestaltet, wirken Nebenaufgaben, Sammelaktivitäten und Herausforderungen nicht wie aufgesetzte Zeitfüller, sondern wie willkommene Nebenbeschäftigungen, in denen man sich schnell verlieren kann, ohne sich zu langweilen. Sie sind jedoch für den Fortschritt nicht erforderlich und können optional erledigt werden. So müsst ihr zur Erweiterung eurer Beutel diverse Felle von Wildtieren beschaffen, also erlegt ihr Eichhörnchen, Waschbären und andere Lebewesen. Allein damit könnt ihr einige Zeit verbringen, besonders wenn sich euch zwischendrin immer wieder ein paar Maschinen freiwillig EP für euren Stufenfortschritt überreichen wollen.

Barrierefreiheit für maximale Benutzerfreundlichkeit

Wer sich neben den fünf Schwierigkeitsgraden noch mehr Anpassbarkeit wünscht, kann sich an den Barrierefreiheit-Einstellungen versuchen. Ihr könnt neben dem leichten Story-Modus, in dem Maschinen eine geringe Herausforderung für eure tapfere Aloy darstellen, auch festlegen, ob ihr automatisch geheilt werdet, wie hoch die Schadenseffekte sind und wie stark einzelne Mechaniken euer Spielgefühl beeinträchtigen. Darüber hinaus werden natürlich auch Menschen mit Einschränkungen unterstützt. Es gibt für audio-visuelle oder haptische Einschränkungen Einstellungen, die euch die Zugänglichkeit zum Spiel maximal erleichtern. Auch hier merkt man, dass sich Guerilla Games nur eine Welt vorstellen können, in der absolut jeder Freund von Videospielen Horizon Forbidden West so genießen dürfen soll, wie der Entwickler selbst.

FAZIT

Horizon Forbidden West macht alles richtig, was es muss. Beim Gameplay, den Maschinen-Gegnern und dem Spielgefühl in der gigantisch-schönen Welt des verbotenen Westens bleiben keine Wünsche offen. Dass die Story nicht ganz die Tiefe des IP-Debüts Zero Dawn erreicht ist merkbar, aber kein Argument für geminderten Spielspaß. Die Haupt- und Nebenquests sind vielseitig und kreativ. Wer sich dem All-in Paket stellen will, hat locker 60-80 Spielstunden vor sich. Diejenigen, die sich in aller Ruhe der Story widmen und in ihrem Tempo Herr über die Maschinen werden wollen, werden ebenso großen Spielspaß haben und vom Umfang nicht enttäuscht werden. Die Technik ist zuverlässig und lässt euch zwischen Performance und Grafik-Einstellung wählen. Wer zusätzliche Optionen neben diversen Schwierigkeitsgraden wünscht, kann sich über die Barrierefreiheit noch das letzte Quäntchen an Benutzerfreundlichkeit einstellen. Wenn Horizon Forbidden West Dinge liegen lässt, dann muss man schon anständig suchen, um sie zu finden!

Grafik: 10
Sound: 9
Gameplay: 9
Technik 9
Story 8
Spielspaß 9
Umfang: 9

GESAMT: 9

PRO
Ein grafischer Augenschmaus
40 beeindruckend-beängstigende Maschinen
Kreative Nebenaufgaben ohne ToDo-Frust
Geniales Gameplay-, Gear- und Skillsystem
Umfangreiche Barrierefreiheiten

CON
Herausforderungen in der Kletter- und Sprungmechanik
Story steht der des ersten Teils nach

Danke an Sony Playstation für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

Diesen Artikel teilen:

Letzte Aktualisierung: 03.03.2022, 22:29 Uhr