Call of Duty: Vanguard (Xbox Series X|S und Playstation 5)

Call of Duty: Vanguard (Xbox Series X|S und Playstation 5)

Was FIFA bei den Sportspielen ist, ist COD bei Shootern. Was wäre ein Jahr ohne ein neues Call of Duty. Möglich macht dies die Rotation der Entwicklerstudios. So zeichnet sich neben Infinity Ward unter anderem Treyarch für die „Black-Ops-Serie“ verantwortlich. Im neuesten Ableger übernimmt ein weiteres Studio namens Sledgehammer Games das Ruder. Dabei handelt es sich um das Team, welches bereits Call of Duty WW2 entwickelte oder bei anderen Titeln (zB Modern Warfare 3) aushalf. Ein Studio, welches noch nicht ganz den Durchbruch in der COD-Welt geschafft hat. Ob es dieses Mal gelingt, erfahrt ihr in unserem Test.

Zweiter Weltkrieg

Sledgehammer Games bleibt in Vanguard ihren Vorlieben treu und man kehrt ein weiteres Mal in die Ära des Zweiten Weltkrieges zurück. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe ist Ende des Krieges in Deutschland unterwegs, um mehr über das geheimnisvolle „Projekt Phönix“ herauszufinden. Es geht darum den Krieg zu beenden und die Nazis ein für alle Mal zu stoppen. Während sich das Entwicklerstudio im WW2 noch an historische Begebenheiten hielt, geht man nun in Vanguard den Weg, der bereits in Black Ops gut funktioniert hat. So wird die Geschichte in einer alternativen Zeitlinie erzählt. Zwar werden in den Kapiteln historische Momente nachgestellt, wie die Kämpfe um Tobruk oder Midway, man lässt aber dem Spieler sehr viele Handlungsmöglichkeiten und man spürt die erzählerische Freiheit, die nicht ganz die originale Geschichtsschreibung widerspiegelt.

Die Kampagne ist mit ca. 5 bis 7 Stunden Spielzeit dieses Mal sehr kurz und setzt auf Elemente, die wir bereits aus anderen COD-Teilen kennen. So wird verstärkt auf spielbare Rückblicke gesetzt. Die Geschichte rund um die vier Heldenveteranen, die wohl zu den ersten modernen Spezial-Forces zählt, macht Spaß und erinnert teilweise an Filme wie „The Expendables“ oder „Inglourious Basterds“. Jede Rückblende erzählt die Geschichte jedes Helden - warum sie nun zu den Besten der Besten gehören. Die einzelnen Inhalte schaffen es aber nicht nur die verschiedensten Charaktere besser zu verstehen, sondern fügen auch kleinere Spielelemente hinzu. So könnt ihr mit dem US-Amerikaner Wade Jackson an einer beeindruckenden Luftschlacht teilnehmen. Der Australier Lucas Riggs kann vier verschiedene Explosiv-Waffen mit sich herumtragen und der Brite Arthur Kingsley bringt taktische Elemente, in dem er den anderen Gruppenmitgliedern Befehle erteilen kann um Ziele ins Visier zu nehmen.

Am spannendsten ist aber sicher das Abenteuer rund um die Russin Polina Petrova. Sie ist eine Scharfschützin und die Heldin aus der Schlacht von Stalingrad. Sie hat Fähigkeiten die andere nicht haben. Sie ist schnell und wendig, kann schnell unter Tische oder durch enge Räume schleichen und klettert Wände hoch, so dass jeder Assassine neidisch werden könnte. Leider lässt man gerade bei den Kletterelementen den Spielern wenig Freiräume und die Wege sind zum großen Teil linear vorgegeben. Es macht Spaß mit ihr durch zerbombte Gebäude zu schleichen um eine perfekte Scharfschützenposition zu finden. Ihre Missionen sind sicherlich die spannendsten, aufregendsten und gefährlichsten der gesamten Kampagne.

Die einzelnen Figuren werden toll erzählt, aber dennoch schafft es Sledgehammer Games nur sehr schwer den Bogen zum Flair des Zweiten Weltkrieges zu spannen. Die Missionen sind, wie bereits bei Polina erwähnt, teilweise sehr linear und stark vorgegeben - wie und was zu tun ist. Spielerisch gab es in früheren Titeln bereits mehr Freiheiten und die KI war schon einmal besser. Eine Geschichte, die richtig spannend ist, aber an manchen Stellen vielleicht zu stark geskripted ist. Immerhin wird hollywoodreife Action geboten. Licht- und Wettereffekte sehen auf den neuesten Konsolen richtig klasse aus. Tolle Effekte und der Soundtrack sorgen an den nötigsten Stellen uns Spieler zu packen und richtig Spannung aufzubauen. Die Inszenierung, die gerenderten Zwischensequenzen etc. wurden richtig aufwendig produziert. Hier ein riesengroßes Lob unsererseits für die hollywoodreife Umsetzung.

Der Multiplayer

Ein weiteres Herzstück, wenn nicht DAS Herzstück jedes Call of Duty-Games ist der Multiplayer-Bereich. Vanguard bleibt dem Dashboard, welches wir bereits aus den vorherigen Teilen kennen, treu. Somit sollten sich Kenner sofort zurechtfinden, egal ob es jetzt um die verschiedensten Spielmodi oder das Anpassen der Waffen/Charaktere geht. Das Menü ist übersichtlich gegliedert, so dass sich auch Neulinge sofort zurechtfinden werden.

Call of Duty: Vanguard bietet 20 neue Maps. Es lohnt sich sicherlich anfangs jeden Winkel zu erkunden um die besten Deckungsmöglichkeiten und Angriffspunkte zu kennen. Jede Karte hat so ihre Eigenheiten, welche, je nach Modus, unterschiedlich ausgeprägt sind. Grundsätzlich wird jedes Jahr Schritt für Schritt weiterentwickelt und Änderungen nur behutsam vorgenommen. So könnt ihr nun im Menü wählen, ob ihr lieber auf taktische oder schnelle Gefechte steht, was sich schlussendlich auf die Kartenauswahl, sowie die Anzahl an maximalen Spielern auswirkt.

Ansonsten gibt es wieder die Möglichkeit ein „Schnelles Spiel“ zu starten oder Modi einzeln auszuwählen. Von „Team Deathmatch“ über „Herrschaft“ bis hin zu „Abschuss bestätigt“ ist wieder alles dabei. Neu dazugekommen sind „Patrouille“ und „Champions Hill“.

Patrouille

„Patrouille“ ist sehr an die alte Spielweise von „Hardpoint“ angelehnt. Nur in diesem Szenario bleibt der Hardpoint in Bewegung und ihr müsst aktiv euch den Bewegungen und der Geschwindigkeit anpassen, um die Stellung halten zu können. Sieger ist wieder jenes Team mit den meisten Punkten.

Champions Hill

Bei „Champions Hill“ handelt es sich um einen rundenbasierten Ausscheidungsmodus. Jedes Team startet mit einer fixen Anzahl an Leben. Nach einer Runde verändert sich die Map und ihr könnt auch Waffen und Ausrüstungen verbessern.

Neben den verschiedensten Modis bietet der Multiplayer wieder haufenweise Einstellungsmöglichkeiten, Ausrüstungen und Goodies, die ihr via Spielfortschritt für jeden Charakter oder jede Waffe freischalten könnt. Dabei ist es egal, welchen Modus ihr spielt. Die Fortschritte werden einfach weitergezählt. Natürlich gibt es im Laufe des Jahres wieder mehrere Seasons mit dazugehörigem „Battle Pass“. Wenn ihr diesen kauft, könnt ihr je 100 Stufen erklimmen mit zusätzlichen Ausrüstungsgegenständen, Anpassungen oder Features wie doppelte XP für eine gewisse Zeit.

Zombie-Modus

Vanguard erzählt die Story vom Zombie-Modus aus Cold War weiter bzw. wird eigentlich die Vorgeschichte erzählt. Das Weltkries-Setting spielt ja noch vor den Ereignissen in Cold War. Die Zombie-Kampagne schickt euch quasi an „Den Anfang“ – so wie auch das erste Kapitel heißt. Es wird die Geschichte von einem Nazi erzählt, der die Fähigkeit erhält, Tote zum Leben zu erwecken.

In Vanguard gehört der Zombie-Modus, wie ihr ihn bereits aus anderen Teilen kanntet, der Vergangenheit an. Eine gewagte Sache, denn diese Entscheidung hat durchaus auf Unverständnis vieler Fans gestoßen. Fairerweise muss man sagen, dass sich dieser Modus die letzten Jahre kaum mehr weiterentwickelt hat. Somit könnten Neuerungen durchaus überraschen und neue Reize setzen.

Nachdem ihr eine Klasse gewählt habt, startet ihr alleine oder im Team in einer Startregion. Dort könnt ihr Verbesserungen eurer Waffen, Buffs, Panzerungen etc. vornehmen. Dafür benötigt ihr aber Seelenpunkte, die ihr nur in Abschnitten erhaltet, die über Portale erreichbar sind. Um diese zu erhalten müsst ihr Aufgaben/Missionen abschließen. So gibt es Areale, in denen ihr über einen bestimmten Zeitraum überleben müsst, oder bei „Ernten“ sammelt ihr Runensteine ein, die getötete Zombies zurücklassen. In der „Übermittlung“ müsst ihr euch immer in der Nähe einer Ätherkugel aufhalten bis ihr ans Ziel kommt.

So kämpft ihr euch von Portal zu Portal und müsst dabei immer wieder Zombies aufhalten, die in eure Startregion (Zentrale) einfallen. Schließt ihr Aufgaben auf anderen Maps ab, so erhöht sich der Schwierigkeitsgrad und ihr schaltet neue Bereiche rund um eure Kommando-Zentrale frei. Dort erwarten euch meistens neue Gegner, aber auch neue Ausrüstungsverbesserungen.

Perks bekommt ihr dieses Mal über den dämonischen Brunnen. Diesen findet ihr in der Nähe eurer Startregion oder in Missionsgebieten. Nachdem der erste Perk noch kostenlos ist, wird für jedes weitere Upgrade „Essenz“ benötigt. Neu ist auch der „Altar der Bündnisse“. Alle Spieler im Match gehen ein Bündnis mit einem Dämon aus dem Dunklen Äther ein. So könnt ihr euch als Spieler nun auch übermenschliche Boni sichern. Um diesen Altar aber nutzen zu können benötigt ihr Opferherzen. Diese erhaltet ihr nach Abschluss einer Mission.

Technisch läuft im neuesten Zombie-Modus leider nicht immer alles sauber. Im Vergleich zu den anderen Multiplayer-Modi gibt es hier immer wieder Latenzprobleme. Toll ist zumindest, dass, auch wenn ihr nur den Zombie-Modus spielt, alles leveln könnt, was auch sonst so im „normalen“ Multiplayer möglich ist.

Ab Dezember erwarten euch außerdem weitere Inhalte. Dieses Mal aber nicht nur seasonale Events, sondern auch wichtige Story-Elemente. Eine weitere Entscheidung, die auf viel Unverständnis stößt, immerhin hinterlässt es im Spiel einfach einen unfertigen Eindruck.

Gibt es Konsolenunterschiede?

In Bezug auf die Leistung gibt es kaum Unterschiede. Es ist also fast egal, ob ihr das Spiel auf einer PlayStation 5 oder einer Xbox Series X zockt. Beide Konsolen halten konstante 60 Bilder pro Sekunde, und der Dynamikbereich ist zwischen beiden Systemen gleich. Einzig erreicht die Xbox Series X eine höhere durchschnittliche Auflösung, wobei die PS5 wieder etwas besser bei der Auflösung in Reflexionen abschneidet.

FAZIT:

Bei Call of Duty: Vanguard scheiden sich die Geister. Da gibt es die eine Seite, zu der auch wir zählen, die unterm Strich den neuesten Titel besser findet als noch „Cold War“ – vor allem da die Multiplayer Maps wieder spannender sind. Dann gibt es die andere Seite, die meint, Vanguard ist der schlechteste Ableger der letzten Jahre. Unsere Meinung ist aber, dass das Gesamtpaket wieder vieles richtig macht. Es gibt eine spannend und bombastisch inszenierte Kampagne, die zwar einige „Kinderkrankheiten“ hat, aber eine Tiefe besitzt, so dass man mehr über das Heldenteam herausfinden möchte. Im Mehrspieler-Modus wurde an den richtigen Schrauben gedreht und die neuen Modi, vor allem „Patrouille“ sind klasse. Der Zombie-Modus ist sicherlich noch ausbaufähig. Wenn man aber über die kleineren Schwächen hinwegsieht, erwartet euch wieder viel Action und wie alle Jahre ein unterhaltsamer und exzellenter Shooter.

GRAFIK: 9.5
SOUND: 9
GAMEPLAY: 8.5
MULTI: 8.5

GESAMT: 8.5

PRO:
hollywoodreife Inszenierung
präzise Steuerung
Crossplay
20 neue Maps

CONTRA:
Kampagne tlw. zu linear
Kampagne etwas zu kurz und „unfertig“
technische Probleme im Zombie-Modus

Danke an Activision für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Ulrich“

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Letzte Aktualisierung: 15.11.2021, 10:32 Uhr