Far Cry 6 (Xbox Series X|S/PS4/PS5)

Far Cry 6 (Xbox Series X|S/PS4/PS5)

Far Cry geht in die nächste Runde und dieses Mal dürfen wir einen OffTopic-Test zum neuesten Ableger Far Cry 6 (gespielt auf einer XBox Series X) verfassen. Es erwartet euch, wie gewohnt, eine riesige Open-World und ihr müsst einem fiesen Diktator das Handwerk legen. Dieses Mal wollte man mit einigen Neuerungen auf die Wünsche einiger Fans eingehen. Ob es geglückt ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Far Cry wie immer?

Grundsätzlich kann man sagen, dass der sechste Teil von Far Cry dem Stil der Reihe treu bleibt. Aber während unserer Meinung nach Far Cry 2 unerreicht bleibt, macht der neueste Titel wieder vieles richtig und hilft, den alten Charme der Serie wieder besser einzufangen. Vor allem in punkto Präsentation, Story und Inszenierung konnte man Boden gewinnen.

Zu Beginn könnt ihr wählen, ob ihr als weiblicher oder männlicher Charakter das Abenteuer starten wollt. Egal wen ihr wählt, eure Figur wird Dani Rojas heißen. Ihr landet auf der Spielwelt Yara, die sehr an Kuba, Castro und die ganze Revolution erinnert. Eine fiktive wunderschöne Insel, mit Dschungeln, alten Städten und verarmten Dörfern. Nette Strände und wunderschöne Sonnenuntergänge laden zum Verweilen ein, wenn da nicht ein Diktator namens Antón Castillo sein Unwesen treiben würde. Er versetzt mit seinen Männern die ganze Insel in Angst und Schrecken. Die einheimische Bevölkerung wird vom Regime unterdrückt und muss auf Plantagen hart arbeiten, um ein lebensbedrohliches „Heilmittel“ herzustellen.

Über kurz oder lang schlittert ihr mitten in die Revolution und es liegt an euch, gemeinsam mit euren Guerillafreunden, Antón zu stürzen. Dabei müsst ihr Stück für Stück verschiedenste Teile der Insel zurückerobern, in denen ihr unter anderem Luft-, Straßen- und Seewege einnehmt. Und auch wenn es gefährlich scheint – es macht richtig Spaß.

Im Laufe der Geschichte werden euch einige Personen dabei unterstützen. Dazu gehören Clara Garcia, die Anführerin der revolutionären Gruppe Libertad und Juan Cortez, ein Ex-KGB-Spion und Guerilla Experte. Letzterer versorgt euch immer wieder mit neuesten Gadgets, die euch eure Missionen sehr erleichtern. Die neuesten und teilweise skurrilen Waffen bieten ein einzigartiges Spielerlebnis. Irgendwie erinnern sie an manchen Stellen fast schon an Waffen aus Sunset Overdrive.

Antón Castillo wird von Hollywoodstar Giancarlo Esposito (The Mandalorian, Breaking Bad) und sein Sohn Diego von Anthony Gonzalez (Coco) gespielt.

Die Story schneidet bewusst einige Themen, wie Drogen, Unterdrückung, Verrat, Faschismus, Suizid etc. an, aber während man auf der einen Seite diese ernsten Motive hat, stehen auf der anderen ein buntes Gameplay und lustige Charaktere. So unterstützt und helft ihr bei einer Mission Menschen, die etwas Tragisches erlebt haben, um dann später zu angeln, Rennen zu fahren, auf Schatzsuche zu gehen und einfach nur Spaß zu haben. Man weiß eigentlich nie, ob die Story jetzt nun dramatisch oder nicht ist. Generell fehlt an manchen Ecken der emotionale Tiefgang. Die Story ist packend, aber schmeißt einen auch nicht vom Hocker. Doch irgendwie schafft es Ubisoft durch die Atmosphäre und dem Rundumpaket, dass das Spiel nie langweilig wird und man immer mehr sehen und spielen möchte. Im Großen und Ganzen ein klassisches FarCry, mit der typischen Ubisoft-Formel: riesige Open-World, viele Haupt- und Nebenmissionen und eine Map mit Markierungen und einer Legende, so dick wie ein Wörterbuch. Teilweise erinnert der neueste Titel sogar sehr stark an Ghost Recon: Breakpoint.

Bella Ciao!

Während man auf der Tutorialinsel eine Plantage stürmt und so das Gameplay vermittelt bekommt, wird man vom alten Revolutionssong: Bella Ciao! begleitet. Das Tutorial und vor allem das Intro sind wohl eine, wenn nicht das schönste der gesamten Reihe. Danach kommt die Geschichte erst so richtig in Fahrt.

Es warten auf euch eine Vielzahl an Hauptmissionen, wo man versucht viel Abwechslung und Action ins Spiel zu bringen. Daneben kann man den lieben langen Tag auch nur mit Nebenquests verbringen. Es gibt an fast jeder Ecke etwas zu entdecken – die Dichte an Aufgaben ist riesig. Je nachdem wie verrückt der Questgeber ist, desto überdrehter gestalten sich die Missionen. Teilweise wirken die Aufgaben repetitiv, obwohl auf der anderen Seite jede Menge Aktivitäten geboten werden. Man muss hier halt selber den Weg finden, um die Abwechslung an seine eigenen Spielgewohnheiten anzupassen.

Jedenfalls müsst ihr Kontrollpunkte (Schnellreisepunkte) einnehmen, geht, wie bereits erwähnt, auf Schatzsuche, angeln oder fährt Rennen. Ihr geht auf die Jagd, stehlt Nachschublieferungen, spielt Minispiele, sammelt Rohstoffe für neue Waffen (jagen oder sammeln), baut euren Stützpunkt aus, verbessert eure Waffen, befreit Gefangene (die ihr dann auf Missionen schicken könnt) und jagt Luftverteidigungsanlagen in die Höhe.

Eine wesentliche Neuerung ist, dass man dieses Mal in Ruhe die Insel erkunden kann, während man im Vorgänger noch viel zu oft von wilden Tieren angegriffen wurde. Auch solltet ihr in gewissen Dörfern bzw. Teilen der Insel gut überlegen, ob ihr eure Waffe nicht davor wegsteckt, um keine Aufmerksamkeit auf euch zu ziehen.

Wie ihr seht, es geht rund auf Yara. Man kann kaum auf die Straße gehen, ohne von einem Auto überfahren zu werden. Überall hört man Gehupe, weil ein Tier, Fußgänger oder ein Auto einer anderen Autofahrer-KI im Weg steht. Man kann kaum einen Schritt setzen, ohne auf einen Inselbewohner, eine Patrouille, Transporter, Eskorten oder dergleichen zu stoßen. Es ist fast schon ein wenig zu viel los. Da kann man sich sogar etwas wundern, dass – obwohl so eine hohe Militärpräsenz ist – die Kontrollpunkte nicht zurückerobert werden.

Ein wichtiges Hilfsmittel auf euren Missionen ist euer Smartphone. Damit könnt ihr feindliche Lager von der Ferne (am besten auf Anhöhen) ausspionieren. Damit werden Gegner markiert und ihre Schwachstellen aufgezeigt. So könnt ihr schon vor dem Einsatz die richtigen Schusswaffen und vor allem die richtige Munition wählen. Auch Überwachungskameras und Alarmsirenen werden so aufgespürt. Danach heißt es nur noch, sich eine passende Strategie zurechtzulegen. Hier lässt euch Far Cry 6 wirklich viele Freiheiten, wie ihr an eine Mission herangeht. Es gibt meistens mehrere Zugangswege und Eingänge. Ihr könnt Feinde von der Ferne- oder im Nahkampf ausknocken. Je nachdem ob ihr es lieber laut oder leise habt. Im Hinterkopf hat man aber immer, dass man auf ein Waffenarsenal zurückgreifen kann, welches eure Feinde sprichwörtlich umhaut.

Natürlich kommt es darauf an, welchen Schwierigkeitsrad ihr gewählt habt. Im Story-Modus solltet ihr kaum auf Probleme stoßen. Selbst ein Kugelhagel raubt euch kaum Energie. Auf der anderen Seite gibt es noch den Action-Modus. Dieser ist anspruchsvoller, aber selbst dieser ist „leider“ jetzt nicht all zu schwer. Die Gegner-KI ist einmal mehr, einmal weniger schlau genug. Während sie sich auf der einen Seite mit dem eigenen Auto einfach gegenseitig umfahren, versuchen sie euch auf der anderen Seite frontal als auch von der Flanke aus anzugreifen.

Waffen, Items und Rangsystem

Jede Mission, jeder Gegner hat eine bestimmte Stufe und so solltet ihr immer euren eigenen Guerilla-Rang im Auge behalten. Diesen könnt ihr durch die Absolvierung diverser Aufgaben – also so gut wie mit allen Aktivitäten gegen das Regime - aufleveln. Jede Rangerhöhung bringt neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände im Shop. Einen Fertigkeitsbaum oder Skillpunkte gibt es nicht.

Euer Skilllevel liegt aber nicht nur am Rang alleine, sondern auch an der Stufe eurer Ausrüstung. So könnt ihr aus einer Vielzahl von Kleidungsaccessoires wählen, die ihr jedoch erst freischalten müsst. Auf Helm, Handschuhe, Schuhe, Hose, Shirt etc. gibt es keine Werte (egal ob Set oder nicht). Dennoch bringt die richtige Kleidung Vorteile mit sich. So könnt ihr feindlichen Angriffen besser standhalten, könnt schneller laufen, mehr Munition mitführen und vieles mehr.

Mehr Durchschlagskraft haben da schon die verschiedensten Knarren. Diese unterteilen sich in Standard- und Impro-Waffen, sowie Supremo Rucksäcke. Impro Waffen sind verrückte Basteleien wie ein CD-Werfer, eine Motorradmotor-betriebene Minigun, eine Feuerwerksbatterie oder eine Nagelknarre. Unsere Lieblinge waren aber die Supremo-Rucksäcke, die via L1 und R1 abgefeuert werden. Danach benötigen sie einige Zeit, bis sie sich wieder aufgeladen haben. Mit diesen könnt ihr beispielsweise Lenkraketen abfeuern oder einen EMP auslösen. Ihr könnt die Waffen zu jederzeit im Spiel über das Menü oder im Waffenrad (nur voreingestellte) wechseln. Die Standardknarren könnt ihr bei Werkbänken modifizieren oder mit Skins und Talismanen verzieren. Einzigartige Waffen, die ihr im Spiel findet, besitzen ein vorgefertigtes Modifikationspaket und können nicht mehr speziell angepasst werden. Werkbänke sind überall auf der Insel verteilt und leicht zu finden.

An Danis Seite kann bei Bedarf ein tierischer Begleiter ausgewählt werden, wie Chorizo, der liebenswerte Dackel, oder Guapo, Juans hungriges Haustierkrokodil. In der Gold-Edition ist auch gleich eine Art Cyber-Hund als Freund dabei. Auch für die Amigos können spezielle Fähigkeiten freigeschaltet werden – was wiederum auch für euer Fahrzeug gilt, welches ihr zu jederzeit via „Menürad“ rufen könnt.

Ihr könnt Far Cry 6 im Singleplayer oder im Koop-Modus zocken. Letzteres geht aber nur online und ist für zwei Spieler. Hier ist es etwas doof, dass der Spielfortschritt ausschließlich vom Host bestimmt wird. Man kann danach viele Dinge gemeinsam machen, jedoch bekommt der Mitspieler keine Story-Fortschritte in seiner Partie, was das Spielerlebnis im Koop etwas trübt. Zumindest könnt ihr die gefundene Ausrüstung und eure Erfahrungspunkte behalten.

Im Menü unter "Sammlung" werden Criptogramm-Tabellen, besondere Hähne, USB-Songs und verborgene Geschichten gesammelt. Diese gibt es überall auf Yara zu finden.

Eine Insel zum Verlieben?

Grafisch sieht Far Cry 6 wirklich gut aus, wirkt aber für NextGen nicht überragend. Natürlich gibt es überall üppige Landschaften, Wetter-, Tag- und Nachtwechsel. Vor allem das Meer lädt oft zum Staunen und Verweilen ein - wie das Spiel der Wellen, wie sie an die Brandung klatschen. ABER - man hat es schon besser gesehen. Vor allem das fehlende Raytracing auf den Konsolen wird schmerzlich vermisst. Gerade dieser Titel, mit diesem tollen Setting, mit dieser genialen Atmosphäre wäre doch prädestiniert dafür gewesen. Auch bei einigen Animationen und vor allem bei den Gesichtsmodellen haben wir uns ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Während es auf den Straßen nur so wimmelt, fehlt es in den Dörfern und Städten oft an der Lebendigkeit und selbst die Innenräume wirken oft sehr karg. Das ist zwar Kritik auf hohem Niveau, aber sollte dennoch erwähnt werden. Dafür strotzt Yara auf der anderen Seite wieder mit Details wie ausgeschlachteten Oldtimern, verwitterten, abgenutzten Holztüren, gebleichten Wänden und selbst die Landschaft spiegelt sich in Regenpfützen.

Die Auflösung wird dynamisch an das Spielgeschehen angepasst. Bei der XBox Series X Version wird eine leicht höhere Auflösung als bei der PS5 verwendet – aber bei beiden Konsolen mit konstanten 60fps.

Die Zwischensequenzen sind wie immer cineastisch, die Synchronsprecher filmreif und die Soundkulisse herrlich passend zum karibischen Flair.

Season Pass

Zu Far Cry 6 wird es wieder einen Season Pass bestehend aus 3 DLCs geben. Diese erscheinen aber erst nach dem Launch. Die drei neuen Abenteuer werden aus den Perspektiven der letzten Far Cry Schurken Vaas, Pagan Min und Joseph Seed erzählt. Jeder DLC bietet eine neue offene Welt und soll zeigen, wie es in den Köpfen der letzten Erzfeinde aussieht. Weiter ist Far Cry 3: Blood Dragon – Classic Edition enthalten. Der Pass ist in der Gold- wie auch in der Ultimate Edition inkludiert.

Es wird auch kostenlose Inhalte für Far Cry 6 geben, wie wöchentliche Aufstände, Sondereinsätze (neue Areale und Spielmechaniken) und drei Crossover-Missionen mit Danny Trejo, Rambo und Stranger Things.

FAZIT:

Far Cry 6 bietet alles was sich Far Cry-Fans wünschen. Es bedient die Serie ein weiteres Mal hervorragend. Vor allem die neuen Waffensets und viele bunte Charaktere bringen gute Laune und Spaß ins Gameplay. Es erwartet euch die bekannte Ubisoft-Formel aus riesiger Open-World und einer Vielzahl an Aktivitäten. Die Insel Yara strotz vor Atmosphäre und grafisch hat der Titel einiges zu bieten. Dennoch hat Far Cry 6 optisch noch Luft nach oben, vor allem auf den NextGen-Konsolen. Die Story ist packend und spannend, aber selbst hier hätte man noch mehr herausholen können. Dennoch ist es unserer Meinung nach eine der besten Far-Cry Erfahrungen, wenn nicht die beste. Ein Ausflug auf Yara lohnt sich definitiv - Spaß, Action und gute Laune für sehr viele Spielstunden sind garantiert.

GRAFIK: 8.5
SOUND: 9.5
GAMEPLAY: 8.5
MULTI: 7

GESAMT: 8.5

PRO:
passender Soundtrack
riesige Open-World
Impro-Waffen und Supremo Rucksäcke
gute KI
viele Freiheiten

CONTRA:
teilweise repetitive Spielelemente
Spielwelt an manchen Stellen überladen
Rangsystem beeinflusst das Spiel nur rudimentär

Danke an Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Ulrich“

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Letzte Aktualisierung: 15.10.2021, 13:13 Uhr