Ratchet and Clank: Rift Apart

 Ratchet and Clank: Rift Apart

Insomniac Games sind seit vielen Jahren Teil einer gefeierten Szene von Top-Videospieleentwicklern. Fantastische Franchises, wie die Anfänge von Spyro, begleiteten sie maßgeblich. Ebenso neue IPs wie Resistance, Sunset Overdrive, Ratchet & Clank, sowie Reboots von Spiderman stammen aus ihrem Hause.

Völlig klar also, dass ein Studio, dem ihr Erfolg Recht gibt, auch bei der neuen Konsolengeneration nicht fehlen darf. Die Playstation Studios, um Chef Herman Hulst (ehemals Guerilla Games – Killzone / Horizon: Zero Dawn / Horizon 2: Forbidden West) haben es sich nicht nehmen lassen, Insomniac Games für einen Exklusivtitel auf der Playstation 5 gewinnen zu können. Mit Ratchet & Clank: Rift Apart versuchen die Kalifornier erneut ihrem Namen gerecht zu werden und euch freiwillig in die Schlaflosigkeit zu treiben. Ob ihnen dieses ambitionierte Vorhaben gelingt, lest ihr in dieser frischen Offtopic-Review!

Nichts ist wichtiger als die Familie

Wenn das letzte Abenteuer von Helden schon einige Zeit zurückliegt, kann man sich schon einmal fragen, ob es immer noch gleich gut um die eigenen Fähigkeiten bestellt ist. So geht es auch dem bekanntesten Lombox der Welt: Ratchet. Gemeinsam mit seinem treuen Begleiter Clank ist er auf einer Parade zu ihren Ehren eingeladen. Natürlich dauert es nicht lang, bis sie durch die tosende Zeremonie eines Besseren belehrt und zugleich gefordert werden: Nachdem Clank seinem alten Freund eine große Freude machen möchte und den Dimensionator repariert präsentiert, um endlich auf die Suche nach Ratchets Familie und anderen Lomboxen gehen zu können, tauchen die Halsabschneider und Dr. Nefarious auf. Letzterer reißt listig den Dimensionator an sich, zerstört ihn aber im Eifer des Gefechts und katapultiert kurzerhand Ratchet, Clank und sich selbst in eine bedrohliche Paralleldimension, in der es ein zweite, noch gemeinere Version seiner Selbst gibt: Imperator Nefarious. In dieser Stadt ist nicht Ratchet der Held, sondern ein anderer weiblicher Lombox namens Rivet. Getrennt von Ratchet, trifft Clank auf Rivet und das Abenteuer beginnt, während sich Ratchet zuerst allein durchschlagen muss und mit ersten Freunden des Widerstands, dem auch Rivet angehört, zusammentrifft.

Von dort an gibt es genau zwei Missionen zu bestehen: Die Dimensionen vor den Bösewichten bewahren und die Familie wieder zusammenfinden zu lassen. Abwechselnd bereist ihr im Pelz von Ratchet & Rivet diverse Planeten, um euren Zielen und der Vereinigung Stück für Stück näher zu kommen. Bis es soweit ist, sind jedoch allerhand Abenteuer zu meistern, die hier nicht im Detail verraten werden sollen.

Von Dimensionsspalten, abstrusen Waffen und Dinosauriern

Um dem Titel gerecht zu werden, haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen, um euch bei Laune zu halten. So sind nicht nur innerhalb der Hauptstory diverse Dimensionsportale zu betreten, sondern auch auf freien Pfaden zu entdecken. Im Rahmen eurer Erkundungen der einzelnen Planeten könnt ihr durch die Spalten laufen, wenn ihr sie findet und kleinere Herausforderungen meistern, die meist etwas Geschicklichkeit und eine gute Steuerung erfordern. Egal ob Sprungpassagen über explosive Boxen - Crash Bandicoot lässt grüßen -, Schwerelosigkeiten oder schwungvolle Runden mit dem Enterhaken, am Ende des Parcours winkt ein neues Ausrüstungsteil. In Ratchet & Clank: Rift Apart könnt ihr nämlich diverse, zum Teil ikonische Outfits sammeln. Egal ob Q-Force oder im Look der Piraten, wer Schuh-, Rumpf- und Kopf-Teile der Sets gefunden und ausgerüstet hat, kann sich über verschiedene Perks freuen. Dies können ein Boost der Erfahrungspunkte sein, zusätzlicher Nahkampfschaden oder eine erhöhte Resistenz gegen gewisse Gegner.

Die Waffenerweiterung funktioniert nach bewährter Formel. In regelmäßigen Abständen kommt ihr an kleinen Shops von der schrulligen, aber liebenswert-grünen Mrs. Zurkon vorbei. Sie präsentiert euch die neuesten Wummen und technologischen Wunderwerke. Habt ihr genug Bolts durch das Besiegen von Gegnern und Zertrümmern von Kisten gesammelt, könnt ihr euch eine neue Waffe zulegen. Egal ob Verpixler, ein Granatwerfer, ein Sprinkler, der Gegner kurzzeitig begrünt und handlungsunfähig macht oder fette Raketenwerfer, Elektrogeschosse, Pilzgeschütze oder andere Geräte, ihr werdet unfassbar viel Spaß mit der kreativen und wirkungsvoll kombinierbaren Waffenauswahl haben. Insominiac haben sich hier viel Mühe beim Balancing gegeben. Die Waffen sind allesamt spannend und wenige davon sind anderen massiv überlegen. Über die Zeit könnt ihr jede davon bis auf Level 5 aufwerten. Wer das schafft, wird mit einem neuen Namen der Waffe belohnt, etwa wird der Leererückstoß zum Leerereaktor umbenannt. Viel wichtiger sind die Perks der Waffen. Überall im Spiel könnt ihr Kisten finden, aus denen hellblaue Kristalle herausragen. Dies ist Raritarium und die seltene Ressource, die ihr zum Aufrüsten braucht. Je nach Waffe kann das eine erhöhte Munitionskapazität, eine bessere Wirksamkeit, die größere Reichweite oder erhöhter Schaden bedeuten. In unserem Durchlauf haben wir eine Waffe frühzeitig auf Level 5 gebracht und aufgewertet, so hattet wir stets ein hübsches Kaliber in der Hinterhand, wenn es einmal brenzlig wurde.

So vielseitig die Waffen sind, so sind es auch die Landschaften und die Wesen, die euch begegnen. Im Verlaufe der Kampagne besucht ihr auch den Unterschlupf von Rivet, der sich auf Sargasso befindet. Dieser Planet ist reich an Vegetation, giftigen Sümpfen, ulkigen Kreaturen, samt den Grunthoren, etwas verschrobene Dinosaurier in T-Rex-Größe.

Sammelitems, Minigames und Wiederspielwert

Ratchet & Clank: Rift Apart scheut sich nicht, euch in einem dosierten Maß die Freuden des Jagens und Sammelns auszukosten. Hinter manchem Winkel ist ein goldener Bolt versteckt, aber auch Infobots wollen gesammelt werden und das lohnt sich richtig. Für die Goldbolts gibt es Anpassungsoptionen im Gameplay und kosmetischer Natur. So wird eure Nahkampfwaffe schon mal zu einem Fisch. Die Infobots enthüllen in Summe einen Bauplan zu einer grandiosen Waffe, der R.I.D.A. Wer sich diese entgehen lässt, ist selbst schuld. Sie öffnet nämlich ein riesiges Dimensionsportal über den Gegnern und lässt allerhand Zeugs auf sie fallen. Soviel sei verraten: Neben Fernsehern, Steinen und Autos sind auch Charaktere und Wesen aus Playstation-exklusiven Spieleserien enthalten, die euch unterstützen wollen und das ist wirklich cool!

In Sargasso oder auf dem Piraten-Planeten Ardolis werden auch eure Racing-Fähigkeiten abgeprüft. Die kleinen schneckenartigen Flitzkäfer stellen euch nämlich ihren Rücken zur Verfügung und lassen sich bereiten. So pest ihr über diverse Turborampen, fliegt durch Ringe wie ein dressierter Zirkus-Flitzkäfer und erreicht manche, sonst unwägbare Ziele. Diese Art von Minispielen sind nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern auch so gut implementiert, dass der Spielspaß selbst an diesen kleinen Stellen enorm ist. Entsprechend reichhaltig ist hier die Auswahl. Im Verlauf der Kampagne dürft ihr auf eurer Drachengefährtin Trudi fliegen, erhaltet handwerkliche Unterstützung von Gremlin-artigen Fellwinzlingen, die zufällig in hundertfacher Ausführung Mort heißen oder probiert euch an anderen Minispielen.

Clank bekommt selbstverständlich seine eigene Aufgabe und muss in Dimensionsstörungen beseitigen, indem Energiekugeln auf Plattformen richtig platziert sind, bis sich Energieströme ausgleichen. Für andere technische Herausforderungen hat Ratchet die kleine Elektro-Spinne namens Glitch zur Hand, die sich in Computersysteme hacked, um lebendige Viren zu bekämpfen und Türen oder Systeme freizuschalten.

Wer sich darüber hinaus Sorgen macht, dass das Spiel entlang der definierten Geschichte zu wenig Herausforderungen bietet, kann sich auf einem Planeten in den Bronze-, Silber- und Gold- Arenaplex-Herausforderungen zusätzliche Bolts, Ausrüstung, anderes Glitzerzeugs und vor allem Ehre verdienen. Das ist auch ein wunderbarer Zeitvertreib für das Aufleveln der Waffen und zum Sammeln der Trophäen. Auch wird der Wiederspielwert erhöht, indem ihr nach Abschluss der Story einen weiteren Speicherplatz im Herausforderungs-Modus anlegen könnt. Hier ist die Story genauso, der Schwierigkeitsgrad etwas höher, wenn auch weiterhin frei wählbar und die Waffen lassen sich im Omega-Modus bis Level 10 bringen. Zusätzliche Perks, zwei weitere Waffen und alle bisherigen Errungenschaften sind nette Zugaben, von denen ihr im NG+-Modus profitiert.

Was für ein Technik-Kraftpaket

Ratchet & Clank: Rift Apart schafft es, die Balance zwischen ansprechender Geschichte, vielseitigen Gameplay-Elementen und einer beeindruckenden Technik zu wahren. Wer sich wünscht, dass es 2021 keine Entweder-Oder-Entscheidung sein muss, ob man mit 60 Bildern pro Sekunde, Raytracing und verschwindend geringen Ladezeiten spielt, der sollte hier aufhorchen. In mindestens drei Grafikmodi lassen euch Insomniac entscheiden, wie ihr eure Spielfreude maximieren könnt. Wir haben uns für 60 Fps und Raytracing bei leichtem Downgrade der Details entschieden. Das Ergebnis war immer noch mehr als bemerkenswert. Gerade in turbulenten Kämpfen mit vielen Gegnern und einer großen Effekt- und Partikeldichte war das Raytracing überragend dargestellt. Zu keinem Zeitpunkt hatten wir den Eindruck, dass die Performance, Framerate oder Spielqualität reduziert worden wäre oder gar in die Knie ginge. Ganz im Gegenteil, es war beeindruckend zu sehen, wie wunderschön die Qualitiät von Cutscenes nahtlos in das Gameplay übergehen, Ladezeiten nicht existieren und die Steuerung dermaßen griffig ist, dass man sich zu 100% auf das Erlebnis konzentrieren kann. Hinzu kommt ein wunderbarer Soundtrack. Egal ob musikalische Untermalung in Gesprächen, ein orchestrale Aufbrausen in Zwischenkämpfen mit kleineren Bossen oder ein virtuoses Feuerwerk in Bosskämpfen, in Ratchet & Clank: Rift Apart wurde auf jeden Fall an keinen Ecken gespart.

Wo sind die Schattenseiten?

In diesem Exklusivtitel der Playstation 5 sucht man zugegebenermaßen krampfhaft nach Fehlerchen, die eine hervorragende Spielbewertung schmälern könnten. Auch mit dem Day-One-Patch ist uns aufgefallen, dass viele Cutscenes für unseren Geschmack einen Moment zu früh getriggert werden, in manchen Bereichen der Welten gab es spürbar harte Kanten, die nicht zur Kreativität der Umgebung gepasst haben, jedoch die Linearität innerhalb der Welten etwas verdeutlichten. Bei der fünften und letzten Gold-Arenaplex-Herausforderung war mehrmals der gleiche Grafik-Fehler zu sehen, indem kurz ein brauner Balken zur Hälfte des Bildes hochrutschte. Sonst waren wirklich keine Fehler, Freezes, Bugs oder andere Mängel auffällig. Auch dies spricht für das gewissenhafte Polishing, das Insomniac auch bei ihrem neuesten Titel haben walten lassen. Wenn sie den Status gone gold kommunizieren, dann ist auch nichts Wesentliches mehr zu fixen oder implementieren.

Spielerisch könnte frühere Serien-Verfechter sagen, es könnte mehr Jump’n’Run sein oder die Sammelgegenstände bis auf einzelne besser versteckt sein, doch das empfinden wir hier nicht so. Das Erlebnis ist insgesamt ein sehr reichhaltig-ausgewogenes. Es ist gleichsam für Einsteiger als auch Veteranen ein Spielgenuss und deckt alle Facetten eines hervorragenden Spiels des Genres ab.

FAZIT

Wer bei Ratchet & Clank: Rift Apart klagt, tut dies auf allerhöchstem Niveau. So eindrucksvoll wie hier, haben wir in keinem Titel Raytracing und das Ausbleiben von Ladezeiten bei 60 Fps erlebt. Insomniac Games haben erneut ihr gigantisches Talent für audiovisuell und narrativ starke Videospiele unter Beweis gestellt. Wenn man sich 15 Stunden Zeit nehmen möchte, um die kreative Geschichte von Ratchet, Rivet & Clank im Dimensionswirrwarr zu erleben, wird mit viel Spielspaß und einem beeindruckenden Gameplay-Paket beschenkt, das wir ohne jede Einschränkung wärmstens empfehlen können!

PRO
Messerscharfe Grafik samt Raytracing & 60Fps
kreatives und abwechslungsreiches Gameplay
Waffenfülle und Gegenergestaltung herausragend
viele Minispiele & Herausforderungsmodus als NG+

CON
Verstecke z.T. sehr leicht findbar
Spielzeit von ca. 20h all in für manche zu kurz

Grafik: 10
Sound: 9.5
GESAMT: 9.5

verfasst von „Maik“

Diesen Artikel teilen:

Letzte Aktualisierung: 17.06.2021, 17:37 Uhr