Premieren, StreetPass-Phubbing und Cosplays

Premieren, StreetPass-Phubbing und Cosplays

Dieses Jahr war ich zum ersten Mal auf der gamescom und ehrlich gesagt auch zum ersten Mal auf einer Messe, außer man zählt Herbstmessen dazu. Da hab ich mir mit diesem Jahr auch gleich den richtigen Zeitpunkt ausgewählt: Immerhin verbuchte das Spektakel dieses Jahr Rekordzahlen. Da war man doch äußerst froh über sein Presseticket, denn so konnte man sich für die Berichterstattung zumindest die Schlange am Eingang ersparen.

Äußerst clever war hierbei der Schachzug von Nintendo, ein Monat vor der großen Messe vier neue StreetPass-Spiele zu veröffentlichen: Denn so sah man überall Messebesucher und Messebesucherinnen, die ihre Handhelds auspackten um die Minispiele zu zocken, egal ob man ein kurzes Päuschen einlegte oder ob man sich die Wartezeit in der Schlange verkürzen wollte. So wurde auch in den Reihen der Xbox One- und PS4-Schlangen kostenlose Werbung für Nintendo gemacht: Immerhin muss man ja regelmäßig die Spiele abarbeiten, da ja leider nur maximal 20 Miis auf einmal gespeichert werden können, und das auch nur, wenn man die ersten 10 reinwinkt und erst mal stehen lässt. In der 3DS-Kuschelecke vor der Showbühne - welche übrigens sogar gratis Ladekabel zur Verfügung stellte - waren die 20 binnen Sekunden voll.

Allerdings brachte das ständige Spielen auch ein weiteres Phänomen mit sich, welches man sonst nur von Smartphone-Besitzern kennt: Nämlich Spieler, die jede Wartesekunde nützten, um den 3DS aufzuklappen. Wenn man in der Schlange wartet oder sich abseits begibt ist das völlig okay, aber wenn ihr gleich als Nächste dran seid, in der ersten Reihe bei der Showbühne steht oder gar spielt, kurz bevor eine Kellnerin eure Zeche verlangt, dann klappt bitte das Gerät zu und konzentriert euch auf die Gegenwart eurer Mitmenschen. Es ist schon bei Smartphones äußerst unhöflich und Nicht-Gamer zeigen gegenüber solchem Verhalten noch weitaus weniger Verständnis.

Aber wenden wir uns wieder meinen Erfahrungen zu. Auf Seiten Nintendos wollte man dieses Jahr scheinbar keine großen Risiken eingehen: Kaum einer der gebotenen Titel fühlte sich ungewöhnlich neu an, dafür vermarkteten sie ihre bereits erfolgreichen Serienkonzepte gut.Allerdings hätte ich mir zumindest einen Titel gewünscht, der aus der Reihe tanzt und den Tablet-Controller innovativer nutzt. Denn genau auf diesen Messen könnte man Medien und Konsumenten doch davon überzeugen, welche Möglichkeiten doch das TV-Controllerscreen-Verhältnis für Gameplaymöglichkeiten bieten könnte. Leider wurde der Controller aber hauptsächlich als Status-Bildschirm und Karte verwendet.

Abseits der Spielelandschaft (mit Browsergames konnte ich nie wirklich was anfangen und für Xbox One und PS4 wollte ich mich nicht anstellen) beeindruckten mich vor allem der Merchandise-Bereich, bei dem ich am Liebsten noch viel mehr Geld zum verprassen gehabt hätte, so wie die vielen vereinzelten Cosplayer, die aus den Massen heraus stachen. Neben äußerst beeindruckenden Kostümen eines Black Lugia, der FFXIII-Gilde oder diverser Anime-Helden und Heldinnen fand ich vor allem jene Cosplayer atemberaubend, die nicht nur die Kleidung, sondern auch ihr Verhalten perfekt an die dargestellte Person anpassten. So gab es beispielsweise eine Peach-Darstellerin, die – obwohl sie allein und scheinbar unbeobachtet nahe des Diner-Stands unterwegs war – mit solch einer Anmut und Grazie ihre Cola-Dose wegwarf, dass man direkt glauben mochte, sie habe tatsächlich königliche Wurzeln.

Des weiteren fand ich auch den Retro-Bereich sehr schick, in den man sich zurückziehen konnte, wenn einem die Menschenmassen zu viel wurden: Denn für die Retro-Automaten musste man kaum Anstehen. So konnte ich endlich mal Crystal Castles auch in der Originalfassung mit Trackball spielen.

Alles in allem war die gamescom eine sehr interessante Erfahrung, insbesondere da man so auf eine große Ansammlung Gleichgesinnter trifft. 4 Tage zehren dann allerdings schon sehr an der Strapazierfähigkeit des eigenen Fleisches, insbesondere wenn man gerade eine Grippe ausbrütet und einem die Beine schon vom ständigen Anstehen schmerzen. Aber jetzt sind meine StreetPass-Armeen Wettbewerbsreif und ich konnte einige Titel bereits vorab anzocken, was die Woche Bettlägerigkeit wieder wett machen dürfte.

verfasst von „Benjamin A.“

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Leser-Kommentare zur Nachricht "gamescom 2013: Benjamins Messefazit"

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Letzte Aktualisierung: 13.09.2013, 19:19 Uhr