Spieletest: The Legend of Heroes: Trails into Reverie NSW
Weitere Infos
Releasedate:7. Juli 2023





Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Komplexe Story
- Coole Kampfanimationen
- Über 100 Stunden Spielzeit
- Negativ:
- Hoffnungslos veraltete Grafik
- (zu) komplex für Neueinsteiger
- Gehobene Englischkenntnisse erforderlich
Es ist schon unglaublich, mit welcher Hartnäckigkeit die The Legend of Heroes Reihe ein Geheimtipp unter den jRPGs bleibt. Die Spiele können es mit ihrer Komplexität und Kontinuität locker mit einigen der weitaus bekannteren Schwergewichten aufnehmen, sind aber dennoch nicht allen Rollenspielern ein Begriff. Fans der Reihe haben sich ihr aber mit Haut und Haar verschrieben und dafür gibt es einige gute Gründe. Wie schaut es mit dem Re-Release von The Legend of Heroes: Trails into Reverie aus? Lohnt sich das bald vier Jahre alte Game auch heute noch oder ist es so angestaubt wie die im Trailer zu beobachtende Grafik? Der vorliegende Test sorgt für Gewissheit und beweist, dass sich ein genauerer Blick oft lohnen kann.
Eine verwobene Geschichte
Die The Legend of Heroes Reihe ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Die Spiele sind nicht nur ganz besonders storyfixiert – die Geschichten bauen aufeinander auf, sind ineinander verwoben und die Charaktere der einen Sub-Serie tauchen gerne und häufig in anderen Sub-Serien auf. So sind die Geschehnisse der The Legend of Heroes: Cold Steel Reihe eng verwoben mit den Figuren und Schicksalen aus The Legend of Heroes: Trails of Azure (das Remaster wurde von uns getestet). Das vorliegende Trails into Reverie gilt als Abschluss der Crosbell und Erebonia Storylines und als Wegbereiter von The Legend of Heroes: Kuro No Kiseki (2021), welches sicherlich auch noch den Weg in den Westen finden wird. Die in Trails into Reverie zusammelaufende Geschichte basiert, ganze Marvel-Like, auf 15 Vorgängern. Für das Finale hat man ein herrliches Mashup serviert, bestehend aus den besten, stärksten und sympathischsten Publikumslieblingen und das ganze garniert mit weiteren, teils mysteriösen Neuzugängen.
Die Geschichte in Trails into Reverie ist nämlich in drei Erzählstränge unterteilt. Der aus der Crossbell-Storyline bekannte Lloyd Bannings ist mittlerweile ein erfahrener Polizist und stets bestrebt jedes Mysterium in seiner Stadt zu entschlüsseln und ist ein wahrer Sympathieträger. Dieser trifft auf Rean Schwarzer, den Serienveteranen natürlich aus der Cold Steel Reihe bereits kennen. Der ruhige Stratege ist ein ordentlicher Kämpfer und mit seiner bewegten Vergangenheit ein Garant für viele spannende Wendungen. Der wahrlich mysteriöse „C“ ist der dritte im Bunde, dessen Handlungsstrang wir folgen werden. C kommt erst wie ein scheinbarer Bösewicht daher, aber seine Geschichte ist packend und vielseitig und nicht weniger als das wahre Fundament von Trails into Reverie.
Man kann zwischen den drei Stories hin- und herwechseln, auch wenn es teilweise lineare Vorgaben gibt. Man kann eine Storyline immer nur bis zu einem bestimmten Punkt spielen und muss dann auch wechseln. Es ist also nicht möglich, erst den einen bis zum Ende und dann den anderen zu spielen.
Weil aber gerade die Story das A und O der Trails-Spiele ist, wird an dieser Stelle nicht mehr verraten. Nur so viel sei gesagt: Bis der Anfang der Geschichte so richtig erzählt, alle Figuren, Orte und Mitstreiter vorgestellt sind, man also ansatzweise versteht worum es geht, vergehen gute 8 oder 9 Stunden Spielzeit. Man hat es hier wirklich mit dem üppigsten und intensivsten Abenteuer der Reihe zu tun.
Noch ein bisschen komplexer, bitte!
Wenn man sich bis vor kurzem mit dem unfassbar epischem Final Fantasy XVI beschäftigt hat, fallen einem, vor allem im Vergleich mit The Legend of Heroes, einige Unterschiede auf. Beispielsweise setzt die Heroes-Reihe immer wieder auf altbewehrte Traditionen und schert sich auch nicht besonders um eine AAA-Optik. Sie weiß, wo ihre Reize liegen und möchte gar nicht erst durch großes Tamtam bestechen. Fragt man die Fans, werden sie immer die komplexe Story und das ebenso ausgefeilte Kampfsystem erwähnen. Trails into Reverie bildet hier überhaupt keine Ausnahme und geht mal wieder in die Vollen.
Ein erstes, unspektakuläres, aber tolles Feature begrüßt Serien-Veteranen ganz zu Beginn des Spiels. Es wird nämlich abgefragt, welche andere, auf der Switch erschienenen Serien-Ableger man bereits gespielt habe. Dafür wird man nämlich mit speziellen Items belohnt, die dem Spieler zu einem gewissen Zeitpunkt der Geschichte überreicht werden. Eine ganz simple Mechanik, die aber das Kontinuitätsgefühl der Reihe wahrlich unterstützt.
Ansonsten geht es in den Kämpfen gewohnt rundenbasiert und strategisch zu. Neben Standard-Attacken gibt es S-Crafts besonders starke Angriffe, die jeder Zeit, also auch wenn man eigentlich nicht dran ist, ausgeführt werden können, wenn die entsprechenden Werte stimmen. Außerdem gibt es interessante Gruppenangriffe, sowie Arts, also recht klassische Zauber. Für Neueinsteiger ist das alles schwer zu durchblicken. Die Tutorials werden in langen Texten erklärt und so fehlt einem schnell der Überblick, welcher Wert auf dem etwas überfüllten Screen jetzt eigentlich wofür genau steht. Immerhin gibt es richtig viele Schwierigkeitsgrade von sehr leicht bis absolute Profi-Hölle, sodass auch diejenigen, die eher der Story, als den Kämpfen folgen wollen, auf ihre Kosten kommen. Was den Entwicklern wirklich gut gelungen ist, sind die Kampfanimationen. Wenn sich das restliche Spiel grafisch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sind die Zauber und vor allem die S-Crafts und Gruppenangriffe richtig wuchtig und beeindruckend visualisiert. Das macht Spaß und signalisiert dem Spieler, dass man es hier mit richtigen Serien-Schwergewichten mit einer langen Trails Of-Vergangenheit zu tun hat. Die kämpfen eben nicht wie die Anfänger in anderen jRPGS, sondern wie echte, gewachsene Veteranen.