Spieletest: The Cub NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
19. Januar 2024

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Was für eine Atmosphäre!
Stimmiges Jump’n’Run
coole Mars-Radiosendung
fantastisches Artdesign
Negativ:
kaum Gameplay-Vielfalt
Radio-Inhalte wiederholen sich
Spielzeit recht kurz

Untold Tales bringt mit The Cub das nächste postapokalyptische Abenteuer auf unsere Lieblingskonsole, die Nintendo Switch. Der Entwickler Demagog Studio, der zuvor Golf Club: Nostalgia veröffentlichte, möchte nun weiter in die Tiefen der postapokalyptischen Erde vordringen. Wo im letzten Spiel nur das Golfen von Marsbewohnern auf dem Plan stand, geht es diesmal im Erd-Besuch um eine Erkundungsmission, die zu einem Zusammentreffen mit einem mysteriösen Waisenkind führt. Was ihr von diesem atmosphärischen Indie erwarten dürft, lest ihr in unserem Nintendofans.de Testbericht!

Das Junge

Das Spiel beginnt mit einer Sequenz, in der ihr über das titelgebende Kind aufgeklärt werdet. Einst als Baby im Arm der Mutter gehütet, geriet die Klimakatastrophe an ihren Zenit. Die Erde veränderte sich unwiderruflich zu einem unbewohnbaren Ort, giftig und gefährlich. So nahmen ein paar Reiche wie Muskovitch das Ruder in die Hand und starteten Marsmissionen. Nur privilegierte Erdbewohner dürfen eine Raketen zum Mars nehmen und nun in der Kolonie Tesla City leben.

Die Zurückgebliebenen sind zumeist gestorben. Doch nicht das Waisenkind, welches von Wölfen aufgezogen wurde. Eine Mutation erlaubt es dem Waisenkind, auf der giftigen Erde zu überleben. Mit vielen animalischen Verhaltensweisen und einem Sprechvermögen auf Kleinkind-Niveau erkundet ihr eure Stadt. Über 8 Kapitel der ca. 3-stündigen Erfahrung geht es darum, mehr vom Zustand der Erde zu erfahren und gleichzeitig den Marsianern zu entkommen. Diese sind auf euch aufmerksam geworden und wollen euch als Testobjekt untersuchen.

Ihr lest es schon raus, ihr werdet mit allerlei Gesellschaftskritik beworfen. Was aber charmant verpackt wird, denn nicht alles ist offensichtlich. Zu Beginn des Spiels findet ihr den Helm zum Raumanzug eines verstorbenen Marsianers. Wie es der Zufall will, läuft darüber – immernoch – das Marseigene Radioprogramm Radio Nostalgia. Ihr werdet mit Empfehlungen für das Leben in der marsianischen Kolonie bedacht, z.B. wird von Stoßlüften dringend abgeraten! Darüber hinaus gibt es Erzählungen von Erlebnissen vergangener Tage auf der Erde, wie einem Roadtrip mit der Harley Davidson einer jungen Frau. All dies sind nette Anekdoten, die euch in das mögliche Leben auf dem roten Planeten eindenken lassen. Zwischendrin gibt es dann ein paar groovige Beats und Mars-Sounds, gern auch mal mit kuriosen Texten!

So macht ihr euch, meist fröhlich, in guter Jump-n-Run-Manier, auf in das Abenteuer in der dystopischen Welt!

Auf der Flucht vor den Marsianern

Nach der anfänglichen Einordnung eurer Herkunft geht es in weiteren Kapiteln um das Entkommen vor dem Forschertrupp. Sie sind mit Waffen, Keschern, Jetpacks und Betäubungspfeilen ausgestattet, sodass ihr euch durch verschiedene Platforming-Passagen geschickt den Weg zum nächsten Abschnitt bahnen müsst.

Ihr schwingt dabei durch wortwörtliche Stadt-Dschungel, denn die Natur hat sich an vielen Stellen ihren Platz genommen. Auch überlebensstarke Tiere wie Alligatoren schnappen nach euch oder ein Bienenschwarm versucht in euren Helm einzudringen, wenn ihr nicht schnell genug den Kopf unter das rettende Wasser eines Teichs bekommt!

An anderer Stelle müsst ihr euer Geschick beweisen, um nicht den unter Strom geratenen Nassstellen in Ruinen zum Opfer zu fallen. Auch so einiges mutiertes Getier wartet dabei, euch mit Stachelgeschossen den Bildschirmtod erleben zu lassen. Abhängig nach Todesart – Sturz, Ertrinken, Erschießen oder gefressen werden – wird die handgezeichnete Animation vor dem Ladescreen angepasst, eines von vielen feinen Details in der Design-Gestaltung.

In anderen Passagen gleitet ihr über rutschigen Boden wie ein Surfer oder lasst euch von pilzartigen Gewächsen in die Luft zu höher gelegenen Plattformen katapultieren. Die Kletterpassage, in der ihr einen hinabhängenden Zug hinaufklettern müsst, erinnerte uns sofort an eine bedrohliche Szene aus Uncharted 3, die im Hinblick auf Gamedesign großes Kino war.

Genaues Timing wird euch vor allem im Minenabschnitt abverlangt. Mit einer Lore folgt ihr einem maroden Schienensystem, müsst eingestürzte Schienenabschnitte, Stacheln und elektrischen Leitungen ausweichen. Im Industrie-Teil dürft ihr mit einem Robo-Hund "spielen", kleinere Magnetisierungsrätsel inbegriffen. The Cub erfindet das Leveldesign-Rad nicht neu, schafft aber eine wunderbar stimmige Atmosphäre, bedient sich Altbewertem und lässt eine frische Prise eigener Ideen einfließen.

Erinnerungswürdiges

Die Geschichte in The Cub wird durch verschiedene Mittel erzählt. Vor jedem Kapitel startet eine catoonige Zeichengeschichte, die wie eine Höhlenmalerei aufbereitet ist und auf die primitive Lebensweise des Kindes hinweist. Darüber hinaus gibt der regelmäßig aufploppende Radiosender Updates vom Mars und der aktuellen Idee von einem glücklichen Leben. Diese Sequenzen entwickeln sich, während ihr in den Kapiteln voranschreitet. Darüber hinaus warten kleinere Dialoge des Forschungsteams darauf, von euch belauscht zu werden. Ihre Absichten und die Trotzigkeit des Wolfsjungen kollidieren dabei auf herrliche Weise.

Darüber hinaus werden etliche Sammelitems im Spiel platziert. Meist stolpert ihr darüber, indem neben verblichenen Menschen ein Item pulsiert. Ihr könnt USB Sticks mit Nachrichten finden, Zeitungsausschnitte, aber auch Fernseher, die sich einschalten lassen und euch eine Szene wie aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ zeigen. Ein Kind braucht natürlich auch einiges, um die Neugier zu stillen. Also gibt es auffindbare Kuscheltiere, die fest geknuddelt werden oder Früchte, Kaugummiautomaten oder andere Hunger- und Durststillende Möglichkeiten, an denen es sich zu versuchen gilt. Letztere Gelegenheiten werden mit einem anerkennenden Rülpser quittiert.

Wer sich all diese mehr oder weniger kostbaren Stücke erneut anschauen will, kann das über das Hauptmenü in der Höhle des Kindes tun. Interessant ist es allemal, nicht nur für Komplettierer.

Sound, Design & Technik

Was den Klang des Spiels anbelangt, haben wir bereits einige Worte verloren: Zumeist werden die Sounds durch den Radiosender beigesteuert, einige Effekte kommen aber auch von der Umgebung, den Widersachern oder Tieren. Die Abwechslung der Sounds, Sprechpassagen und Musikstücke ist angenehm und kreativ, selbst wenn sich in Kapiteln gewisse Inhalte wiederholen.

Das Design ist das Prachtstück des Spiels. Überall blinken noch Neon-Schilder von teilweise bekannten und etwas umbenannten Firmen. Die Natur hat sich ihren Raum genommen und ihr seid mit eurem Rudel Herr über die Stadt. Nicht ohne Grund bewegt ihr euch leichtfüßig, springt von Vorsprung zu Seil oder kurzerhand in den Abgrund hinein ins kühle Nass. Natürlich lassen sich Unterwasser auch ausrangierte Waschmaschinen finden, aus deren Trommel ein paar Fische befreit werden können. Es wirkt einfach danach, als hätte sich die Menschheit ihr Zuhause einfach gedankenlos zerstört bzw. nach dem Motto, so wie es von einer Häuserfassade in leuchtenden Lettern klafft „YOLO – You Only Live Once“. Der liebevolle Zeichenstil der rauen Welt ist trotzdem zu jeder Zeit bemerkenswert. In einer Episode hüpft ihr über Autos, manche davon umgedreht und längst moosüberwuchert.

Die Technik kann das atmosphärische Kunststück, das Demagog Studio hier geschaffen hat, mühelos stemmen. Kurze Ladezeiten und keine merklichen Fehler runden das Bild ab. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass ihr nicht viel mehr tun müsst als zu rennen, springen, hier und da eine Mauer einzustoßen, per Knopfdruck Sammelbares und Schalter zu betätigen und einen Doppelsprung auszuführen. Es gibt keine Waffen, keine zusätzlichen Fähigkeiten, die ihr mit der Zeit entdeckt oder euch stärken würden. Die gesamte Geschichte und Interaktion findet mit der Umwelt und euren animalischen Menschenkräften statt. Das ist zwar konsistent und fühlt sich auch so an, lässt aber im letzten drittel des dreistündigen Erlebnisses ein wenig den Wunsch nach Neuem und Innovation aufkommen. The Cub macht seinen Job der Atmosphäre-Erzeugung hervorragend, erzählt die Geschichte super, verpasst beim Gameplay aber den letzten Ticken Raffinesse.

Fazit

The Cub ist ein atmosphärischer Indie-Hit! Ihr schlüpft in die Haut eines bei Wölfen aufgewachsenen Waisenkindes, das auf der postapokalyptischen Erde überleben konnte und nun forschenden Marsbewohnern entkommen muss. Ihr erkundet etliche verlassene und überwucherte Orte, entdeckt mutierte Kreaturen und verschiedene Biome, die euch einiges an Jump’n’Run-Geschick abverlangen. Das Artdesign im Zeichenstil sucht seinesgleichen, was auch an vielen charmanten Sammelitems liegt, die die Historie auf der Erde beleuchten. Eine Prise Gesellschaftskritik liefert zudem die fantastische Integration von Radio Nostalgia, direkt vom Mars gestreamt! Die Spielkapitel sind so abwechslungsreich, dass ihr euch erst zum Ende der etwa 3 stündigen Geschichte etwas mehr als Springen, Sprinten, Klettern, Tauchen, Schwingen und Stoßen neben all dem visuellen Staunen wünschen werdet.

Grafik
9.5
Sound
8.5
Gesamt
8.5

verfasst von „ Maik“

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Vielen Dank an die Firma Untold Tales für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 02.Februar.2024 - 11:08 Uhr