Spieletest: South of the Circle NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
25. Juli 2022

USK 12 keine Onlinefunktion Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
mitreißender Soundtrack
emotionale Handlung
glaubwürdige Charaktere
tolle Synchronsprecher
Negativ:
Stil nicht jedermanns Sache
etwas kurz

South of the Circle ist ein wunderbarer Titel, bei dem vor allem das erzählerische Element im Vordergrund steht. Gekonnt schafft es der Indie-Titel die Spieler an die Bildschirme zu fesseln, obwohl das nicht vorhandene Gameplay wohl anderes vermuten lassen würde. Warum das so ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Eisige Kälte

Bei South of the Circle handelt es sich um ein Abenteuerspiel, bei dem es vor allem um die intensive Geschichte geht, als darum, spielerisch großartig viel Einfluss auf das Spiel zu haben. Ihr erlebt die Story rund um Peter Hamilton, einem Klimaforscher, der während des Kalten Krieges in die Antarktis reist, um Wetterdaten zu sammeln. Das Spiel startet direkt nach dem Flugzeugabsturz. Euer Pilot ist verletzt und so macht ihr euch in der eisigen Kälte auf den Weg um Hilfe zu suchen. Dabei schwenkt das Spiel immer wieder zurück in seine Erinnerungen an sein Leben zuhause in Cambridge. Vor allem die Gedanken an Clara halten in warm. Diese lernte er bei der ersten Zugfahrt zur Universität kennen und lieben. Das gesamte Spiel ist episodenhaft aufgebaut, aber der Schwenk zwischen Vergangenheit und Gegenwart wurde beinahe filmreif inszeniert. So sieht Peter beispielsweise eine Lampe, die näher gezoomt wird und plötzlich findet man sich im Vorlesungssaal wieder, mit dem gleichen oder ähnlichen Leuchtmittel. Tiefgründig sind aber noch viele andere Aspekte im Game versteckt und es werden politische mit persönlichen Themen vermischt. Ein Thema ist der Ost-West-Konflikt im Kalten Krieg des Jahres 1964. Immer wieder spielt die Politik ein zentrales Thema an Peters Universität, beispielsweise könnte es ja sowjetische Spione vor Ort geben. Außerdem wird unser Hauptcharakter von anderen Kollegen belächelt, da er bis jetzt noch kein Thema für seine Abhandlung gefunden hat. Da trifft es sich gut, dass Clara ebenfalls ein Thema für ihre Arbeit sucht und beide am Wetter interessiert sind. An diesem Punkt spielt das Genderthema eine Rolle, nämlich ob es angemessen ist, eine Frau in den 70ern als Co-Autorin zu nennen. Dabei wirkt das Spiel niemals belehrend. aber regt zum Nachdenken an und packt einen bei den Emotionen. Wie ihr seht, ein kurzes Spiel (ca. 5 Stunden), in dem aber dennoch sehr viel verpackt ist.

Das Spiel wirkt wie eine kleine Historie, versprüht aber das Gefühl des Verstandenseins. Zwei Menschen, die sich lieben, in einer Welt voll Bürokratie und Machtstreben sowie das Gefühl verschollen in der eisigen Kälte der Antarktis zu sein, sind beides Dinge, die man zu jederzeit auch heute noch nachvollziehen kann. Dabei ist es zum Schluss egal, dass es sich vorwiegend um einen Walking Simulator handelt, bei dem hin- und wieder ein paar kleine Entscheidungen zu treffen sind.

Beiderlei Welten

Egal ob in der Antarktis oder in Peters Erinnerungen aus der Vergangenheit, ihr könnt etwas Einfluss auf das Geschehen nehmen. Zumindest sagen wir das einfach mal so. In manchen Passagen ist es möglich via Stick durch minimalistische Areale zu streifen. Selbst die Aktionsmöglichkeiten sind stark reduziert. Hier und da ein Knopfdruck, um eine Tür zu öffnen oder ein Dokument zu lesen. In Gesprächen könnt ihr via Button eine Antwort wählen. Oft gibt es nur eine, manchmal auch mehr. Ob die Entscheidungen großen Einfluss auf das Spiel haben, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls spiegeln die Antworten gewisse Emotionen wider. Ein großer roter Punkt steht für „Panik, besorgt, verwirrt“, ein türkiser Kreis für „fürsorglich, ehrlich, offen“, ein graues Rechteck für „geradeheraus, energisch, selbstbewusst“ und so weiter. Jedes dieser Symbole ist immer bestimmten Tasten zugewiesen.

Getragen wird das gesamte Spiel von der Handlung und vom Soundtrack. Man kann sagen, die gesamte Dynamik und die Emotionen leben von der Hintergrundmusik. Das letzte Mal habe ich das bei „Life Is Strange“ erlebt, obwohl man die Spiele nicht wirklich miteinander vergleichen kann. Die Optik in South of Circle ist sehr malerisch und schlicht. Das stört aber in keinster Weise, nicht einmal, dass die Gesichter der Protagonisten sehr grob dargestellt wurden. Vor allem das Spiel mit den Emotionen zieht uns als Spieler:innen in den Bann.

Obwohl es sich um keinen AAA-Titel handelt, konnte man bei der Besetzung der Synchronsprecher einige Schauspieler verpflichten, die aus Serien wie Game of Thrones oder Downtown Abbey bekannt sind. Diese Professionalität in der Vertonung trägt zum großartigen Spielerlebnis bei. Die Untertitel in Deutsch wurden gut umgesetzt.

Fazit

South of the Circle ist ein erzählerisches Meisterwerk, das gekonnt mit Emotionen spielt. Die Story verläuft in der Zeit des Kalten Krieges und ihr müsst euch mit der Frage auseinandersetzen, ob euch die Liebe oder die Karriere wichtiger ist. Als Walking Simulator habt ihr spielerisch kaum etwas zu tun, aber gerade dadurch und durch die gute Inszenierung könnt ihr euch völlig auf die Geschichte konzentrieren, die mit gut geschriebenen Dialogen und professionellen Synchronsprechern glänzt. South of the Circle ist eine Art spielbarer Film in toller Gesamtverpackung. Wer Lust auf leichte, aber durchaus eindrucksstarke Spielekost hat, der ist hier genau richtig.

Grafik
7
Sound
9
Gesamt
8

verfasst von „Ulrich“

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Vielen Dank an die Firma 11 bit studios für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 03.August.2022 - 09:48 Uhr