Spieletest: Sonic Frontiers NSW

Screenshot Screenshot Screenshot

Weitere Infos

Releasedate:
8. November 2022

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Das beste 3D seit langer Zeit
Open World und klassische Sonic Levels
erwachsener Ansatz
Negativ:
Trostlose offene Welten
Viele Bugs in Grafik und Gameplay
Optik auf der Switch mies

Seien wir doch mal ehrlich. Wer hätte vor circa zehn Jahren als SEGA pleite ging ein waschechtes Comeback des blauen Igels namens Sonic erwartet? Der rotmützige Klempner übernahm die Alleinherrschaft und Sonic musste sich als Sidekick und Retrostar arrangieren. Zugegeben: Hier und da gab es mal ganz gut Spiele, aber im großen und Ganzen waren die Beiträge des blauen Highspeedjunkies von sehr wechselhafter Qualität, aber er wurde nicht müde. Plötzlich ein echter Hit mit Sonic Mania und auch im Kino macht Sonic (nach einer faninduzierten Frischzellenkur) eine super Figur. Er gewinnt neue Fans, die zu 16Bit Zeiten selber noch ein unprogrammierter Pixel waren, holt mit zeitgemäßen Kinderserien weiter auf und knallt jetzt mit voller Geschwindikgeit und einem AAA-Titel in der Tasche auf die heimischen Konsolen. Alle sind sich einig: Ein so gutes Sonic-Spiel gab es seit Jahren nicht mehr. Aber ist es auch tatsächlich ein gutes Spiel? Wie schlägt sich die Switch-Version gegen ihre großen Konkurrenten? Lest unseren Text und ihr seid schneller informiert, als Sonic die Green Hill Zone schafft!

Zielgruppenkonfusion

Sonic präsentiert sich in Sonic Frontiers ernster und düsterer als in den meisten bisherigen Franchiseinträgen. Nicht nur die Umgebungen und nasskalten Wettereigenschaften, sondern auch die Gegner, sowie die musikalische Untermalung zielen darauf ab, den blauen und stets frechen Igel in einem neuen Licht da stehen zu lassen. Man selber, als in die Jahre gekommener Retro-Gamer, schaut dieser neuen Entwicklung gespannt entgegen und fragt sich, wie sich das ganze Vorhaben auf die Story und das Gameplay auswirken wird, aber spielt man mit seinen Kindern, die sonst quietschbunte und lustige Abenteuer gewohnt sind und nun endlich ein zeitadäquates Videospiel ihres Helden erwarten, muss unweigerlich eine bittere Enttäuschung folgen. Für (kleinere) Kinder ist dieses Game nur bedingt geeignet, was vor allem an einigen unzugänglichen Features liegt, aber dazu gleich mehr.

Open World contra Speedrun

Dr. Eggman versucht sich Technologien einer längst vergessenen Zivilisation anzueignen, um Sonic zu besiegen und transportiert sich, Sonic und seine Mitstreiter in eine Parallelwelt, die teilweise aus seltsamen Datenströmen und dann aber auch aus fünf Inseln besteht, die es im folgenden zu erkunden gilt. Ganz Sonic-typisch bietet jede dieser Inseln Chaos-Emeralds und diese muss er finden, um seine Freunde zu befreien. Die Inseln sind Open-World-like angelegt, in sich aber doch etwas zu monoton, als dass die Erkundung sich wirklich spannend und frisch anfühlen würde. Wer die vernebelte Karte freilegen möchte, muss mal mehr, mal weniger komplizierte Herausforderungen meistern, was auch wichtig ist, da ansonsten kaum Orientierung möglich ist. Viele wichtige Orientierungspunkte, wie Türme, Platformen, Rails und ähnliches erscheinen nämlich erst, wenn man darauf zu geht und gerne auch eine Sekunde, bevor man darauf landet. Zudem kann es passieren, dass man gerade auf dem Weg ist zu einem klar bestimmten Ziel, die Berührung einer zufällig scheinenden Rail aber dazu führt, dass man Kilometer entfernt an einer anderen Stelle der Map landet. Einfach weil eine unglaublich lange, hektische, aus tausend Sprungkissen, Beschleunigungsstreifen und weiteren Rails bestehende Kette von Ereignissen abläuft, auf die der Spieler nur noch sehr bedingt Einfluss hat. Zwar bietet die Steuerung einige nette Features, wie einen blauen Schweif, der richtig eingesetzt Geheimnisse freilegt und Gegnern schadet oder auch eine Ausweichrolle und die Turbobeschleunigung, aber alles in allem drückt man einfach immer sehr viel und oft auf die Y-Taste. Vor allem im Kampf. Garniert mit einer Kamera, die gerne unaufgefordert eine 180 Grad Drehung macht, entsteht ein Fight der Willkür und Anteilnahmslosigkeit. Dies wird stets begleitet von einer melancholischen Musik und Regen. Sehr viel Regen. Zumindest bis es einen im späteren Spiel auch in wärmere Gefilde verschlägt. Generell ist das Sounddesign in diesen Passagen zwar völlig Sonic-atypisch, aber sehr heftig instrumentalisiert. Die Bässe kommen bedrohlich und mit Nachdruck und die Sounds klingen, vor allem mit guten Kopfhörern oder entsprechender Anlage, 1A!

Für die Abwechslung wird das Ganze stets garniert mit typischen Sonic-Levels, wobei man in einigen in den Bildschirm hinein läuft und in anderen in klassischer 2,5D Ansicht manövriert. In diesen Runs gibt es stets einiges einzusammeln und zu erreichen, sodass der höchstmögliche S-Rang gar kein so leichtes Unterfangen ist. Zumal man in sehr vielen Fällen nicht zurück laufen kann. Das soll natürlich dem extrem hohem Tempo und Spielfluss dienen, wird Sammler aber zur Weißglut bringen, denn die Steuerung ist nicht immer auf des Spielers Seite. Was die Sprunggenauigkeit angeht hatte der blaue Igel ja schon immer die Nachsicht dem bereits erwähnten Nintendo-Konkurrenten gegenüber, aber in dieser Highspeed-3D-ADHS-Welt sind teilweise schon extrem viel Konzentration und Geduld gefragt. Die melancholische Musik aus den Open-World-Bereichen wird hierbei von etwas altbackenen, aber immer schiebenden Drum’n’Bass Tunes abgelöst. Auch das ist eine seltsame, aber nicht zwingend schlechte Entscheidung der Soundabteilung. Der musikalische Overkill vollzieht sich dann bei den abgefahren großen Bossen, denn hier brechen elektrische Gitarren zu extrem schnellen Rocksongs durch. Dies unterstützt aber in hohem Maße die Heftigkeit dieser Fights. Es benötigt stets eine genaue Strategie, um die gigantischen und sehr abstrakten Bossfiguren zu besiegen. Hier kann einem die ungenaue Steuerung immer mal wieder den Spaß rauben, wobei es im Großen und Ganzen aber spannend bleibt.

Ein Manko, welches einleitend schon angeteasert wurde, ist das seltsame Design dieser Gegner. Sie stellen eine Mischung aus fortgeschrittener Technologie und gleichzeitig antiker Architektur dar. Das sieht zwar imposant aus, hat aber mit der üblichen Comic-Welt von Sonic so rein gar nichts zu tun. Dies wird vor allem jüngere Kinder eher abschrecken und erzeugt auch bei älteren Gamern nicht die nötige Motivation, denn zu diesen Dingern hat man einfach keinen persönlichen Bezug. Zugegebenermaßen muss man aber erwähnen, dass einige Fights echt packend und durchaus kreativ gestaltet sind.

Es ist nicht alles Gold, was portiert wird

Vorneweg: Auch die PS5 und XBOX One Versionen sind nicht ganz das gelbe vom Ei, aber die Switch bietet definitiv die mit Abstand schlechteste Fassung des Spiels. Der bereits erwähnte Dauerregen sieht katastrophal aus, vor allem in den Cutscenes. Man hat stellenweise das Gefühl, auf einer alten Röhre zu spielen und das damals völlig normale, körnige Bildgestöber zu erleben und zwar nicht auf die schöne Retro-Art. Framerateeinbrüche bieten vor allem die leistungssaugenden Bosskämpfe. Die Giganten wollen sich auf der Switch auch nicht so richtig in die Spielwelt einfügen, sehen regelrecht wie Fremdkörper aus. Man merkt einfach zu jeder Zeit, dass es „nur“ ein Downgrade ist. Man hätte sich die – wahrscheinlich kostenintensive – Mühe einer eigenständigen Version machen müssen, aber das war wohl nicht drin. Wie man sich jetzt schon denken mag, holt die portable Version im Handheldmodus keine überraschenden Proargumente hervor. Sonic mutiert, auch im Stehen, zu einem verwaschenen Klecks und die Texturen der offenen Welt gehen schlichtweg in die Knie. Das Wort Debakel drängt sich auf und man dockt die Konsole schnell wieder in die Station, fragt sich dabei aber, warum man nicht gleich zur besseren Version greifen sollte.

Fazit

Sonic Frontiers bietet viele schöne neue Ansätze, versäumt es aber diese entsprechend zu nutzen. Die einen werden das düstere Ambiente loben, es erwachsen und fortschrittlich nennen, die anderen vermissen die bunten Welten und ihre einprägsamen comichaften Figuren. Vor allem jüngeren Kindern ist dieses Spiel nicht zu empfehlen. Die gigantischen Bosskämpfe sind zwar sehr spannend inszeniert, bieten aber keinen emotionalen Bezug, da es sich dabei um gleichzeitig antike, wie auch technisch weit entwickelte Monster und Gebilde handelt, die ansonsten keinen rechten Bezug zur Sonicwelt haben. Das Gameplay an sich ist rasant und schön gedacht, kommt aber mit einer Vielzahl an Bugs und wenig Abwechslung daher. Zumal die meisten Interaktionsgegenstände erst Sekunden vorher auftauchen. Die Switch-Version sieht zudem derart verwaschen, verpixelt und ungleichmäßig aus, dass man eher zu anderen Versionen greifen oder den Kauf gleich ganz überdenken sollte. Ja, es ist das beste 3D-Sonic-Spiel seit Jahren, aber leider kein wirklich gutes Spiel.

Grafik
6
Sound
8.5
Gesamt
6.5

verfasst von „MatEusZ“

Diesen Artikel teilen:

Vielen Dank an die Firma Plaion für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 17.November.2022 - 14:41 Uhr