Sin & Punishment ist auf jeden Fall sein Geld wert und wer auf Spiele wie Jet Force Gemini oder Lylat Wars steht, der wird sich hier sofort heimisch fühlen. Für manche ist es vielleicht etwas ungewöhnlich nicht die volle Kontrolle über den Protagonisten zu haben, doch glaub mir: Du wirst so viel zu tun haben, da könntest du gar nicht noch eine weitere Funktion übernehmen. Denn wer sich jetzt noch langweilt, der sollte bei Rare anfangen. Wir können nur für Nintendo hoffen, dass sie diesen Titel dem Rest der Welt nicht vorenthalten. Zugreifen!
Spieletest: Sin & Punishment N64
Weitere Infos
Releasedate:28. September 2007

Anzahl der Spieler: 1-2
Leser-Meinungen: 3 Meinungen
Specials: keine
So schnell fiel ein Titel noch nie in meinen Modulschacht. Da liest man einmal etwas in einer Zeitschrift, liest ein weiteres Mal einen Artikel und schwupp... schon ist das Game fertig. Ich weiß ja nicht, ob es daran liegt, dass bis jetzt noch kein Termin für Sin & Punishment in Deutschland feststeht (falls es überhaupt hierher kommt), aber mir kam die Produktion sehr schnell vor. Ob "Treasure" das Spiel zu schnell auf den Markt geworfen hat, ohne auf die Qualität zu achten, das kannst du hier nachlesen.
Das Game spielt im Japan der fernen Zukunft: Die letzte Inselgruppe im pazifischen Ozean platzt aus allen Nähten, die Nahrungsressourcen werden allmählich knapp - den Menschen bleibt nichts andere übrig als sich nach neuer Kost umzusehen. Findige Forscher entwickeln deshalb eine neue, schnell wachsende Lebensform, die in der Gegend von Hokkaido gezüchtet wird und von der Bevölkerung als billiger Eiweißlieferant genutzt wird. Doch eines Tages bringt die eigentlich friedfertige Spezies fleischfressende Mutanten - die sogenannten "Lufians" - hervor, die sich ohne Zögern auf ihre Schöpfer stürzen. Schon nach kurzer Zeit ist der komplette Nordosten Japans unter der Kontrolle der gierigen Biester. Die Regierung beschließt in eine Panikreaktion die Evakuierung der Hauptstadt, was in Chaos und unkontrollierbaren Tumulten endet. In einer letzten Verzweiflungstat wenden sich die Verantwortlichen an die internationale Eingreiftruppe "Armed Volunteers", um die Unruhen in Tokio niederzuschlagen. Die Spezialeinheit geht brutal und ohne Rücksicht auf Verluste ans Werk - viele Unschuldige müssen ihr Leben lassen. Unter den Zivilisten formt sich allerdings Widerstand gegen die grausamen Repressalien: Angeführt von Achi kämpfen die beiden Jugendlichen Saki und Airan gegen die Attacken der gnadenlosen "Armed Volunteers" und der hungrigen Lufians. Du übernimmst natürlich die Rolle von Saki, Airan und Achi.
Das Spiel beginnt mit einem stimmigen Intro, in dem ein kleiner Teil der Geschichte erzählt wird. Man versteht am Anfang auch gar nicht direkt, worum es geht (was natürlich teilweise auch auf die japanische Sprache zurückzuführen ist). Erst nach und nach setzen sich die einzelnen Teile der Geschichte so zusammen, dass man überhaupt versteht, warum man gegen solche Kreaturen kämpfen muss. Das Intro ist von guter Qualität und ist in Echtzeit berechnet, wie alle Zwischensequenzen auch. Erstaunt hat mich die wirklich glasklare englische Sprachausgabe. Man hat also doch die Chance, die Story zu kapieren, auch wenn man dem Japanischen nicht so mächtig ist.
Zu Beginn hat man eine große Auswahl an Schaltflächen, zwischen denen man wählen kann. Zur Auswahl stehen dabei Abenteuer bzw. Storymode, Übung, Bildschirmoptionen / Einzellevel, Tastenbelegung, Fadenkreuzsteuerung und eine Highscoreliste. Nach dem Durchspielen erwartet einen noch eine kleine Überraschung.
Im Abenteuermodus musst du das Spiel von vorne bis hinten durchspielen und das OHNE Pause. Das heißt, du kannst zwischendurch nicht abspeichern und dann am nächsten Tag weitermachen, sondern du musst wie schon in Lylat Wars alle Welten hintereinander durchspielen. Dabei stehen dir 12 Credits zur Verfügung. Pro Hundert abgeschossener Gegner bekommst du aber ein Versuch dazu. Und die benötigt man auch! Wenn du schon ein wenig geübt hast, aber dann mit 17 Credits in einen neuen Abschnitt gelangst, kann es sein, dass du es erst nach 10 Versuchen schaffst weiterzukommen. Allerdings kannst du alle Level, die du schon einmal betreten hast, im Einzellevelmodus noch einmal nach Wunsch bestreiten. Willst du also noch mal das Lavamonster in die ewigen Jagdgründe schicken, ist es dir möglich den Level direkt anzuwählen.
In den Bildschirmoptionen wird dir die Funktion der Bildschirmanzeigen erklärt. Oben Rechts befindet sich deine Energieleiste, gelb angezeigt. Oben in der Mitte ist die Zeitanzeige. Diese läuft nicht ständig mit, sondern nur in besonderen Passagen. Ist die Zeit abgelaufen, bekommst du noch eine letzte Chance, da dann deine Energieleiste abnimmt. Ist deine Energie dann verloren, bist du natürlich tot. Links neben dem Countdown findest du noch einen Counter und zwar den, für deine Punktezahl. Jeder Gegner bringt je nach Größe und Schwierigkeit unterschiedlich viel Punkte. Hast du besonders schwere Brocken erledigt, kommt dir auch schon mal ein Extra, in Form einer Scheibe entgegen. Von diesen Scheiben gibt es drei Sorten: Gelb: Extrapunkte, Lila: Energie und Blau: Zusatzzeit.
Im Übungsmodus begleitet dich ein kleiner, schwarzer, sprechender Ball durch ein Trainingslager und erklärt dir solche Dinge wie Sprung, Doppelsprung, Seitwärtsrolle usw. Auch der Einsatz des Magnetfadenkreuzes wird dir erklärt. Nach so einem Durchgang ist man für das Spiel bestens gewappnet.
Waffen hat man eigentlich nur zwei: Die Laserpistole mit nicht so starker Durchschlagskraft aber schnellen Schüssen und das Schwert. Bei der Pistole kannst du noch zwischen zwei verschiedenen Fadenkreuzen wählen: Das rote wird manuell gesteuert und mit einem Druck auf den A-Button schaltest du in den Magnetmodus um. Darin werden die Gegner automatisch anvisiert. Diesen Zielmodus kann ich aber nur bei Endgegnern empfehlen, da sonst einfach zu viele Gegner auf einmal auf dem Screen sind.
Das Schwert wird nur benutzt, wenn dir Gegner schon zu nahe gekommen sind. Daher schwebt immer ein gewisses Risiko mit, da die Chance dass man selber verletzt wird sehr groß ist. Ein weiterer Vorteil dieser Waffe ist, dass man Geschosse wie Raketen oder Meteoriten zurückschlagen kann.
Fängst du mit dem Storymode an, läufst du in einer 3rd Person Perspektive durch ein Feuerfeld, mit hohen, brennenden Grasshalmen. Der Charakter läuft von alleine geradeaus, du kannst nur nach links und rechts ausweichen, sowie natürlich das Steuerkreuz bewegen. Und dann geht es auch schon gleich zur Sache: Mutanten fliegen um dich rum, eine riesige Motte schießt mit Laserstrahlen auf dich und supergroße Drachen schlängeln sich um dich. Nebenbei musst du auch noch auf Baumstämme achten, die zur Seite knicken und gegebenenfalls ausweichen oder drüberspringen. Du hast gar keine Pause um dir die toll animierten Gegner anzuschauen, oder sonst auf die Umgebung zu achten. Es passiert nicht selten, dass du vor lauter Action und Rumgeballere gegen den nächstbesten Baumstamm donnerst, weil du einfach andere Sorgen hattest, als zu schauen, wo du hinläufst. Am Ende des Levels erwartet dich dann der erste Endgegner: Ein riesiger schlangenförmiger Drache, der Energiestöße nach dir wirft und Gleiter aus der Lust mit dem Maul auffängt und dann nach dir schleudert. Während du versuchst ihn mit dem Fadenkreuz anzuvisieren, kommen auch schon die nächsten mottenartigen Mutanten und schwirren um dich rum. Blitze zucken über den Bildschirm und ein grelles Licht erscheint. Dann geht der Drache in einer bildschirmfüllenden Explosion unter und erst jetzt bemerkst du, dass du ihn besiegt hast. Dann hast du in einer der zahlreichen Zwischensequenzen erst einmal etwas Zeit zum Verschnaufen.
So laufen dann eigentlich auch die ganzen anderen Welten ab. Ballern ohne Ende. Wer nun aber denkt, dass das langweilig sei, immer das gleiche zu machen, der irrt gewaltig! Alle Welten sind sehr abwechslungsreich und es ist auch nicht immer so, dass man nur geradeaus zu laufen hat. In jeder Welt gibt es etwas besonderes, was in anderen Spielen schon das einzige Highlight wäre. Hier gibt es solche Highlights also am laufenden Band. Beispiele gefällig?
Es gibt riesige Gleiter, die mit Lasern und Kanonen auf dich Feuern. Werfen sie Minen oder sonstige Sprengkörper ab, so wird die Stelle vorher mit einem "Danger" gekennzeichnet. Hast du dem Gleiter dann 'ne ordentliche Salve in den metallischen Körper gesemmelt, schießen grelle Lichtstrahlen aus dem Inneren, Funken sprühen, die Erde bebt. Dann sinkt er langsam zu Boden und explodiert mit einem lauten Knall. Ein anderes Beispiel: Du stehst mit deinen beiden Verbündeten zusammen in einem Aufzug, doch ihr bekommt ihn nicht zum Laufen. Da hörst du die Schritte und das Atmen eines Mutanten auf dem Dach. Du steigst rauf und sagst, dass sie versuchen sollen den Fahrstuhl zum Laufen zu bringen. Natürlich schaffen sie es gerade dann, als du aus der Luke auf das Dach gestiegen bist. So saust der Fahrstuhl nach oben, während du auf dem Dach die Feinde abwehren muss. Einer der atemberaubendsten Momente im ganzen Spiel ist aber ohne Frage die Fahrt auf einem schwebendem Stück Flugzeugträger. Du stehst am Rand der Plattform und knallst Düsenjäger, Hubschrauber und Kanonen ab, während das Achi die Plattform steuert (frag mich nicht wie). Doch dann geht es erst richtig los: Plötzlich neigt sich die Plattform nach unten und du rast mit hoher Geschwindigkeit direkt aufs Meer zu. Nebenbei erledigst du noch ein paar Düsenjets und knapp vor dem Aufprall wird die Plattform aufgefangen und hochgezogen. Mit einer leichten Biegung umkreist du den Flugzeugträger, pfefferst in einem 90° Winkel ein paar Hubschraubern Blei zwischen die Rotoren bis du schließlich wieder von einem Meter über dem Meeresspiegel in den Himmel saust und zwar mit Blick nach unten. Unglaubliches Gefühl. Solche Achterbahnfahrten erlebst du dann noch ein paar mal bis du dann (nachdem du eine riesige Raumfähre zerstückelt hast) dem Endboss gegenüberstehst bzw. fliegst.
Und wie gesagt, das sind nur kleine Ausschnitte. Dich erwarten in JEDEM Level solche Einlagen unterschiedlichster Art.
Sin & Punishment wurde sogar noch ein 2-Player-Modus spendiert. Das Besondere daran ist, dass es dann nicht zwei Figuren auf dem Bildschirm gibt, sondern sich die Kontrolle über den Helden GETEILT wird. Der eine steuert euch zum Beispiel an den Felsen vorbei, weicht umfallenden Baumstämmen aus und springt über Abgründe, während der andere Ballert was das Zeug hält. Hier ist also Teamwork gefragt.
Die Grafik präsentiert sich sehr genau und klar. Während die ersten Level noch weniger spektakulär aussehen, was aber auch daran liegen kann, dass man kaum Zeit hat sich sie anzuschauen, erkennt man später die wahre Power, die dahinter steckt. Die Explosionen sind bildschirmfüllend und die Gegner prächtig animiert. Vor allem wenn man auf der bereits erwähnten Plattform durch die Lüfte schwebt, erkennt man keinerlei Nebel oder Ruckeln. Und das bei der Geschwindigkeit.
Die Sprachausgabe ist super gelungen und die Soundeffekte wie Schüsse oder das Sausen eines Gleiters auch. Nur leider müssen ein paar Abstriche bei der reinen Spielmusik gemacht werden. Sie wirkt etwas zu japanisch. Wenn man in einem Hochgeschwindigkeitszug Mutanten killt und dazu im Hintergrund Fahrstuhlmusik läuft, wirkt das eher unpassend. Aber gegen die Qualität an sich ist nichts einzuwenden.
Dadurch, dass die Wege vorgeschrieben sind, kann man die einzelnen Welten nicht eigenständig durchforsten und erlebt beim nochmaligen Durchspielen keine Überraschungen mehr. Es macht aber viel Spaß einfach mal ein wenig rumzuzimmern, dass man bestimmte Passagen immer wieder spielen wird. Auch durch die verdammt vielfältigen Level kommt keine Langeweile auf. Und wer den berühmten Ritt auf dem Flugzeugträgerteil hinter sich hat, der wird ihn immer und immer wieder spielen wollen. Durch die Highscoreliste ist man immer wieder auf Punktejagd und versucht nun doch noch einen Vogel mehr abzuschießen. Nur, dass man alle Welten hintereinander spielen muss ist manchmal etwas nervig, wenn man immer wieder am selben Gegner hängen bleibt und so alles davor umsonst gemacht hat.
Wenn man ein gutes Team ist, bringt auch der 2-Player-Modus gehörig Bock. Wessen Freund allerdings nicht annähernd so gut wie man selbst ist, der sollte lieber im Solomodus noch mal ein paar Mutanten killen.
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Letzte Aktualisierung: 14.Dezember.2000 - 12:22 Uhr