Dass Shadow the Hedgehog mit vielen Mängeln behaftet ist, darf keineswegs verschwiegen werden. Die Grafik ist nicht wirklich zeitgemäß, die Steuerung wirkt anfangs furchtbar und einige Missionsziele sind schlicht dämlich. Mit der Zeit bessert sich jedoch alles: Die etwas überholte Grafik stört immer weniger und selbst die Steuerung wirkt nach einiger Zeit beinahe griffig. Und abseits von den eben leider vorhandenen nervigen Missionszielen wartet doch eine Menge Spaß auf den Spieler. Insgesamt trotz alledem ein wirklich gutes Spiel – mit mehr Mühe seitens der Entwickler hätte jedoch ein echter Hit daraus werden können.
Spieletest: Shadow the Hedgehog NGC
Weitere Infos
Releasedate:32. November 2005



Anzahl der Spieler: 1-2
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- spaßiges Gameplay
- guter Sound
- wieder mehr Story als in Sonic Heroes
- Negativ:
- SEHR gewöhnungsbedürftige Steuerung
- zum Teil misslungene Missionen
- grafisch auf gehobenem Dreamcast-Niveau
- schwacher Mehrspieler-Modus
Schatten...
Aber so schön dieses System auch ist, teilweise wurde das Potential nicht ganz ausgenutzt: In Eggmans Schloss etwa entscheidet die Wahl der Mission nur über das folgende Level – ob man ihm gegen die Black Arms hilft (böse Mission), nach der verschollenen Cream sucht (gute Mission) oder einfach nur den Ausgang ansteuert (normale Mission): Nach dieser Stage tritt Shadow gegen Eggman an, weil jener seinen Emerald nicht hergeben will. Die Hoffnung, man würde dann im nächsten Level an Robotniks Seite gegen die Aliens kämpfen, wird hier leider nicht erfüllt. Ebenso wirkt es etwas seltsam, dass offenbar weder die Guten noch die Bösen das Vertrauen in Shadow verlieren, egal, was er tut – auch wenn man mehrere Stages lang gegen die Aliens kämpft, im nächsten Level stellen die Black Arms wiederum eine Mission – offenbar ist es ihnen egal, dass er gegen sie arbeitet. Klar, dadurch gibt es eine sehr große Vielfalt an möglichen Routen; arg ins Gewicht fällt es nicht. Was aber ärgert: Es scheint anfangs, als gäbe es zehn verschiedene Endbosse – in Wirklichkeit treten bei verschiedenen Routen manchmal die gleichen auf! Wenn man sich beim ersten Zusammentreffen noch über Robotniks originellen Kampfroboter freut, nervt es, wenn man den selben an einem anderen Ort ebenfalls trifft und er seine Kampftaktik nicht einmal variiert. Was aber am meisten ärgert, sind die stellenweise wirklich ärgerlichen Missionen: Im „normalen“ Bereich ist alles in Ordnung, da es dort meist einfach „Erreiche das Ziel!“ heißt und man im besten Geschwindigkeitsrausch durch die Stages jagen darf. Wenn bei dem Gut- oder Böse-Auftrag die Order aber etwa „Besiege 50 Aliens/Soldaten!“ lautet, dann kann das sehr nervtötend sein – denn das bedeutet, dass man jedes Mal sämtliche Gegner dieser Art vernichteten muss (Muss man eben 50 Soldaten besiegen, gibt es genau 50 in der Stage). Hier wird dann das Tempo der eigentlich auf schnelles Gameplay ausgelegten Stages natürlich deutlich heruntergeschraubt, da man eben keinen Gegner übersehen darf (wenigstens darf man sich hier von Rücksetzpunkt zu Rücksetzpunkt warpen, um nicht ständig den Level neu abgehen zu müssen). Oder – was zum Glück sehr selten vorkommt – die Stage ist vollkommen unübersichtlich und lädt zum Verlaufen ein, aber man muss jeden Winkel erkunden, um alle diese verdammten Gegner über den Jordan zu befördern. Wenn ich ganz salopp fragen darf: Geht’s noch, liebes Sonic Team? Gerade weil andere Gut-/Böse-Missionen weitaus besser designt sind, wie etwa „Aktiviere fünf magische Edelsteine!“, welche weitaus einfacher zu finden sind und für welche die Geschwindigkeit ruhig hoch bleiben kann. Langsam sollte den Entwicklern nun klar sein, dass zeitaufwendige Suchspiele eben schlicht und einfach nicht mit dem Sonic-Gameplay harmonieren. Und um noch kurz den Multiplayer zu erwähnen: eine fleischlose Beigabe. Sechs mehr oder weniger unterschiedliche Shadow-Androiden (zwei farblich unterschiedliche biologisch wirkende Igel und vier eindeutig mechanischen Ursprungs) können in gerade einmal drei Arenen gegeneinander antreten – kurzfristig ganz spaßig, aber auch nicht mehr. Dass nicht einmal ein Vierspielermodus vorhanden ist, zeigt überdies, dass es sich hierbei eher um einen ganz netten kleinen Bonus handelt. Übrigens wirkt es ziemlich seltsam, wenn der eindeutig metallene Igel gegen den Standard-Shadow gewinnt und danach ein überhebliches „You may look like me, but I know you’re just a fake!“ loslässt – ah jaaa...
...aber doch einiges an Licht!
Bei all diesen Mängeln soll jedoch keinesfalls der Eindruck entstehen, es handle sich bei Shadow the Hedgehog um ein schlechtes Spiel. Ganz im Gegenteil: Abseits der ärgerlichen Missionen gibt es wirklich einiges an Spaß zu erleben. Das Gameplay ist hier in der Regel schnell, wie es sein soll, und wird nicht, wie bei Sonic Heroes, unnötig durch ständigen Charakterwechsel ausgebremst. Rendersequenzen sind während des Spiels zwar eher wenig vorhanden, aber hübsche Zwischensequenzen in Spielgrafik treten wieder deutlich häufiger auf als in SH, wo alle zwei Stages sekundenlange Cutszenes eingespielt wurden. Beschleunigungsfelder, Bumper, Ballons, die Schwerkraft umkehrende Schalter und Schienen zum Grinden sorgen für astreines Jump&Run-Feeling, und die Stages auf der Raumstation ARK dürften besonders Spielern von Sonic Adventure 2 äußerst gut gefallen. Die Lebensenergie wird wie gehabt mit Ringen aufrechterhalten; im Gegensatz zu früheren Spielen verliert man bei einem Gegnerkontakt jetzt jedoch nicht mehr sämtliche dieser funkelnden Items, sondern nur zehn davon. Es bleibt jedoch die Regel, dass hundert von ihnen dem Igel ein Extraleben bescheren. Wirbelstürme, Loopings, Raumstationen, fliegende Festungen und Eggmans Basen – all dies weiß wirklich zu gefallen. Ebenso das System der variablen Routen (Auch wenn sie, wie gesagt, teilweise den Fortgang der Story nicht besonders beeinflussen – den folgenden Level jedoch immer). Erwähnt werden muss aber natürlich noch, dass man rasch durch sechs Levels durch ist – der Abspann wird also erstmals bereits nach ein paar Stunden über den Bildschirm flimmern. Wer dies also schon als Durchspielen ansieht und das Spiel danach beiseite legen würde, hätte von Shadow wenig. Das Spiel hat es nämlich durchaus verdient, dass man nach diesen sechs Stages auch die anderen 16 Levels kennen lernt – auch wenn dies impliziert, dass man sich durch ein paar furchtbar zähe Missionen quälen muss. Aber was soll's – manche Stages machen vorhergehende Anstrengungen wieder wett, und die ganze Wahrheit erfährt ohnehin nur derjenige, welcher sämtliche Stages absolviert – und dies lohnt sich auch!
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Vielen Dank an die Firma Sega für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 28.Dezember.2005 - 11:38 Uhr