Spieletest: Return to Monkey Island NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
19. September 2022

USK 6 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Kongenialer Humor
Mutiges, wunderschönes Grafikdesign
Perfektes Storytelling
Negativ:
Fehlende deutsche Synchro

Im Filmbereich wütet gerade eine Legacy-Welle, in der alte Franchises neu aufgewärmt werden, aber unbedingt mit den in die Jahre gekommenen Originalschauspielern. Meistens werden dabei einige Einträge der Reihe geflissentlich ignoriert und man hofft an alte Ruhmeszeiten anzuschließen. Im Videospieltbereich gibt es solche Reboots schon länger, aber mit einem neuen Monkey Island Teil vom Mastermind Ron Gilbert hat sicherlich niemand mehr gerechnet. Der Freude war groß, die Internet-Empörung über einen neuen, gewagten Grafikstil noch größer und nun ist es da und erobert die Herzen im Sturm. Es folgt eine Lobeshymne auf das beste Point’n’Click Adventure der letzten Jahre: Return to Monkey Island!

EDIT

Die fehlende deutsche Synchronisation wurde nachgepatcht und die Bewertung entsprechend verändert. Auch im Text sind entsprechende Änderungen kenntlich gemacht.

Ein genialer Kniff

Ron Gilbert kehrt zurück zu seinem Lebenswerk Monkey Island und spielt gekonnt mit den Erwartungen der eingefleischten Fans. Er findet aber jederzeit die perfekte Balance zwischen sehr, sehr deepem Fanservice und Innovation. Startet man das Spiel, begrüßt einen die altbekannte Titelmelodie und die in die Netzhaut der Point’n’Click Fans eingebrannte Silhouette von Mêlée Island. Wer es von früher kennt, fühlt sich wie ein Kind und erwartet nun eben jene Insel zu betreten, aber was ist das!? Unser Hauptcharakter ist ein Kind, das mit seinem Kumpel Chucky die Gegend unsicher macht. Prequel, Sequel, was ist hier los? Aber schnell wird klar, dass es sich dabei nur um eine Art Tutorial handelt und dass wir hier Guybrush Threepwoods Sohn Boybrush (genial!) spielen. Dieser trifft kurze Zeit später auf seinen Möchtegern-Piraten-Vater, der beginnt seine Geschichte zu erzählen und wie er dann doch das Geheimnis von Monkey Island fand. Durch diesen erzählerischen Kniff ist es möglich den gigantischen Cliffhanger des zweiten Teils aufzugreifen und die anderen Teile dabei trotzdem Kanon sein zu lassen. Alte und neue Figuren geben sich das Steuerrad in die Hand und belustigen den Spieler unentwegt. Die Witze sind derart klug und um die Ecke, dass man immer wieder laut lachen muss, eher ungewöhnlich bei Videospielen. Die Witze sind dabei perfekt in die Geschichte eingewoben und auch bekannte Sterbesequenzen werden hervorragend aufgegriffen. An dieser Stelle möchte darüber der Mantel des Schweigens gelegt werden, denn es ist einfach eine wahre Freude dem schlichtweg genialen Storytelling zu folgen. Hinter euch, ein dreiköpfiger Affe!

Für jeden was dabei!

Als man früher Monkey Island (auf über 20 Disketten!) spielte, waren es noch andere Zeiten. Man hat viel Geld ausgegeben und war allein deshalb topmotiviert das Spiel auch durchzuspielen, komme was wolle! Ohne eine Komplettlösung und ohne Internet war man auf sein eigenes Knobelgeschick und den Austausch mit den Freunden angewiesen. Der eine hatte vielleicht schon den Weg durch den Wald entschlüsselt, während der andere die Zutaten für den geheimen Trank kannte. Alles in allem war es aber eine Mammutaufgabe allen Rätseln auf die Spur zu kommen, vor allem, weil Gilberts Humor manchmal derart abgedreht war, dass nicht alle Rätsel (im Vorhinein) logisch erschienen.

Heutzutage haben sich die Spielgewohnheiten verändert. Nicht jeder hat die Geduld oder Zeit sich derart intensiv mit einem Adventure auseinanderzusetzen. In Sachen Storytelling ist man längst flüssige Erzählstränge wie in Uncharted oder The Last of Us gewöhnt. Deshalb hat Return to Monkey Island einige Features, die es ganz natürlich an die jeweiligen Gamergepflogenheiten anpassen, beginnend mit dem Schwierigkeitsgrad.

Einfacher Modus: "Die ganze Geschichte und der ganze Spaß, aber mit gelegentlichen Rätseln für den viel beschäftigten Spieler."

Schwerer Modus: "Mehr Rätsel. Schwerere Rätsel. Einfach affenstark. Für den Profi-Abenteuerspieler, der alles will."

Die Beschreibung ist dabei nett gewählt, denn wer sich für den einfachen Modus entscheidet, hat nicht gleich das Gefühl wie ein Pirat zweiter Klasse behandelt zu werden. Allerdings muss man sagen, dass der einfache Modus auch arg einfach ist. Lange Trial & Error Passagen wird es nicht geben, des Rätsels Lösung liegt meistens schon im Inventar bereit, wenn man sich stets ausreichend in den Arealen umschaut. Die Aufgaben sind geradliniger und die üblichen Monkey Island typischen Umwege zum Ziel fallen weg. Im schweren Modus hingegen ist schon einiges mehr an Hirnschmalz und auch gesunder Frustration von Nöten, um das Geheimnis rund um Monkey Island zu lüften. Dabei bleibt aber auch dieser Modus um einiges zugänglicher, als die bockschweren Brocken der Vergangenheit, denn es besteht immer eine gewisse Logik hinter den Rätseln und wer mit Gilberts absurdem Humor vertraut ist, weiß eh in welche Richtung er zu denken hat.

Wer dennoch an seine Grenzen kommt, darf das Tipp-Buch zu Rate ziehen, in dem zu jeder Aufgabe Hinweise gegeben werden. Erst zögerliche Denkanstöße, bis schließlich hin zur tatsächlichen Lösung. Das macht den spoilergefährdeten Griff zur Komplettlösung unnötig und trägt tatsächlich zur immersiven Spielerfahrung bei, denn man bleibt die ganze Zeit im Spiel, statt sich von anderen Medien ablenken zu lassen.

Wer sich in den Spieloptionen umschaut, wird bemerken, dass es die Möglichkeit gibt Extended-Dialoge zu aktivieren. Diese Einstellung ist standardmäßig deaktiviert, um Neulingen den Einstieg zu erleichtern, denn Gilberts Dialoge können derart abdriften, dass es zwar einerseits eine Freude ist, andererseits aber vom Kerngeschehen ablenken kann. Welche Option wahre Monkey Island Fanpiraten wählen ist aber wahrscheinlich klar, oder?

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