„Rabbids Go Home“ ist ein sehr gelungener Einstand der verrückten Hasen in einem eigenständigen Einspieler-Abenteuer. Das Spiel lebt natürlich von seinem abgedrehten Humor, aber kann gleichzeitig eine sehr präzise Steuerung und recht abwechslungsreiche Spielwelten vorweisen. Mehr davon!
Spieletest: Rabbids Go Home WII
Weitere Infos
Releasedate:5. November 2009





Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Humor oft treffsicher
- saubere Steuerung
- abwechslungsreiches Gameplay
- angenehme Spielzeit
- Negativ:
- technisch nicht auf der Höhe der Zeit
- teils mühseliges Sammeln
- Gameplay ohne wirkliche Innovationen
Wie schön leuchten doch die Straßenlaternen mit ihren kugelrunden Lampen in der Nacht! Diese Licht und Wärme spendenden Domizile, auf denen es sich als Hase so formidabel schlafen lässt. Aber was ist das? Wendet man den Blick gen Himmel, so geben die Wolken ab und an eine noch schönere, größere Leuchtkugel preis, die noch mehr Schlafplatz und eine viel bessere Aussicht verspricht. Ja, da zieht es sie hin, die kleinen Nager! „Doch wie gelangt man bloß auf diese Königin aller Laternen?“, denken sich zwei ausgefuchste Karnickel, denken kurz – sehr kurz – nach, stibitzen einen Einkaufswagen und düsen in Richtung Großstadt. „Wir bauen einen Turm zur Himmelkugel aus allem, was wir auftreiben können!“ Und mit einem beherzten „Bwaaaaaah“ beginnt die Odyssee der mutigen Rammler.
Hasen, Kram, Turm, Mond
Soso, das ist also eure Aufgabe. Die Rabbids haben erst einmal genug von den zahllosen Minispielen und bestreiten ihr erstes, richtiges Einspieler-Abenteuer. Es geht aber nicht darum, zum x-ten Mal eine Prinzessin zu befreien oder die Erde vor einer außerirdischen Bedrohung zu schützen. Eure „Mission“ sieht vor, mit zwei Hasen jede Menge Müll aufzutreiben und einen Turm zum Mond zu bauen. Ihr übernehmt die Kontrolle über zwei ziemlich abgedrehte Rabbids: Der eine schiebt den anderen in einem Einkaufwagen beispielsweise durch Kaufhäuser, ein Atomkraftwerk, eine Ranch oder eine Fabrik. Mit dem Analog-Stick des Nunchuks lenkt ihr, mit A wird beschleunigt. Wenn ihr die Wiimote schüttelt, stößt das vordere Häschen einen martialischen „Bwaaaaah“-Schrei aus, der heranstürmende Köter aus dem Konzept bringt, Passanten die Kleidung vom Leib reißt oder allerlei Automaten zerstört. Eine solche Aktion hinterlässt meist ein kleines Trümmerfeld, das ihr optimal für eure Baupläne verwerten könnt.
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
Nach und nach wird eure Steuerung erweitert. Wenn ihr euch bei gedrückter A-Taste in die Kurve legt und euer Gefährt blaue Funken sprüht, dann zündet ihr mit B einen Turbo, mit dem ihr euch durch die Umwelt rempelt, Kartonwände durchbrecht oder Sprungschanzen für besonders hohe Sprünge nutzt. Ubisoft beschert euch dabei eine ausgesprochen griffige Steuerung, durch die ihr eure Hasen selbst bei vertrackten Slalom-Manövern präzise navigiert.
In der überschaubaren Oberwelt in Form einer Stadt steuert ihr verschiedene Zugänge zu den Spielwelten an, die wiederum in einzelne Levels unterteilt sind. Mithilfe neuer Fähigkeiten gelangt ihr in bisher unzugängliche Areale. Dieser Spielaufbau ist zwar wenig originell, da tausendmal gesehen, aber der klare Aufbau ist eurer Orientierung zuträglich. Damit ihr bei der Suche nach den Level-Toren (Taxi-Kofferraum, Hubschrauber, Reisebus etc.) nicht herumirrt, zeigen euch freundlicherweise gelbe Pfeile an, wo es etwas Neues zu entdecken gibt. Je mehr sich euer Turm dem Mond nähert, desto mehr Hindernisse und Gegner tummeln sich in dem Städtchen, sodass ihr nicht ständig mit einem unveränderten Szenario konfrontiert werdet.
Mit der Hasen-Band durch den Toilettenhals…
In den Levels ist euer Primärziel, einen großen „Gegenstand“ wie das Quarantänebett eines Infizierten, eine Kuh oder einen Safe zum Level-Ende zu bringen, damit eine Wand einzuschlagen und euch mit euren musizierenden Hasenkollegen (!) eine Toilette (!!) hinunterspülen zu lassen. Die meisten Levels sind sehr geradlinig, aber mit Trümmern und Tieren voll gestopft, die ihr für den Turmbau gebrauchen könnt. Dazu interagiert ihr auf viele Weisen mit eurer Umgebung: Ihr hüpft auf Betten, um höhere Passagen zu erreichen, ihr nutzt Sprungschanzen und Turbopfeile, schießt mittels einem Pointer Automaten mit den Hasen in eurer Wiimote (!) von der Wand, sammelt fünf Rohrteile, kämpft mit maskierten und manchmal gepanzerten Menschen (Verminatoren genannt) und Kleinvieh oder balanciert auf zahlreichen schwingenden Plattformen. Ab und an dürft ihr auch mit eurer Wiimote schütteln, etwa wenn ihr in ein Rohr gesogen werdet und die Position einiger Verbindungsstücke verändern wollt; wenn ihr euch von Ventilator zu Ventilator schleudern lasst oder Bomben auf eine Selbstschussanlage zurückfeuert. Neben den gewöhnlichen Einkaufswagen-Levels erwarten euch noch Abschnitte, die euch andere Untersätze zur Verfügung stellen und in der Regel eher wie ein Rennspiel daherkommen. Insgesamt sammelt ihr in den einzelnen Levels 1000 Bauteile in den Levels, 600 davon bringt allein der große Gegenstand, sodass ihr 400 innerhalb der Levels auftreiben müsst. In den meisten Welten ist das eine durchaus lösbare, wenn auch manchmal mühselige Aufgabe; teuflisch schwierig wird es aber, wenn ihr die Bauteile in Spielabschnitten auflesen müsst, in denen ihr unter Zeitdruck steht – nämlich wenn eine Sekretärin mit ihrem Roller in die Chefetage gerufen wird, euch vorauseilt und Räumlichkeiten mit begrenzter Aufenthaltszeit kurzfristig öffnet. Hier muss dann jeder Sprung sitzen, jeder Turbo richtig gezündet werden. Im Gegensatz zu dem ansonsten niedrigen Schwierigkeitsgrad werden Controller-Akrobaten hier richtig gefordert. Am Ende des Levels folgt dann die Abrechnung. Habt ihr genau oder mehr als 900 Teile im Einkaufswagen verstaut, werden euch vier von vier Geschenken überreicht, mit denen ihr neue Inhalte wie Minispiele oder Accessoires für die Nager freischaltet. Nachdem ihr alle Levels einer Welt erfolgreich beendet habt, winkt als Letztes ein Stern-Level mit einer besonderen Herausforderung wie etwa ein wildes Wiimote-Schütteln oder ein Mini-Konzert, bei der ihr euch ein neues Lebenslicht hinzuverdient. Außerdem dürft ihr im zwischendurch immer mal wieder im Hasen-Editor vorbeischauen, um etwas rabiat an dem Aussehen eurer Rammler zu feilen: Augen und Ohren aufblasen, Kopf quetschen, mit Farbe besprühen, tätowieren oder einen Kraken überstülpen – die bekloppten Hasen nehmen es jedenfalls gelassen. Eine nette Dreingabe ist der zusätzliche „Rabbids-Kanal“, den ihr auf Wunsch installiert. Hier tüftelt ihr als plastischer Chirurg an euren Hasen herum, bis ihr euch Chancen bei den Online-„Schönheitswettbewerben“ ausrechnet, die euer kreatives Geschick bei unterschiedlichen Mottos fordern. Ähnlich wie bei Nintendos Wettbewerbskanal stimmen ihr und internationale Hasenzüchter darüber ab, wer am meisten Geschmack(losigkeit) beweist.
Witzigkeit kennt keine Grenzen, Witzigkeit kennt kein Pardon.
Ubisoft ist es sehr gut gelungen, die Spielszenarien interessant zu gestalten. Erst im späteren Spielverlauf geht dem Spiel bei den sich wiederholenden Szenarien und der immer mühsameren Sammlerei ein wenig die Luft aus. Die verschiedenen Gameplay-Elemente sind zwar nicht besonders innovativ, dafür ist die Zusammenstellung dieser Elemente sehr gut gelungen. Was „Rabbids Go Home“ aber so erfrischend von anderen Action-Spielen abhebt, ist der überall verstreute Witz, der von Fäkalhumor über Gaga bis hin zu konsumkritischer Satire reicht. Ob ihr nun einem Weihnachtsmann namens Karl-Heinz die Kleider und Burger vom Leib brüllt, mit einer Hasen-Band und einer Kuh auf eine Matratze durch die Kanalisation schippert oder einer bissigen Töle den Kopf abdreht – es gibt genügend Momente zu schmunzeln, mit dem Kopf zu schütteln oder einfach herzlich loszulachen. „Rabbids Go Home“ ist sicherlich eines der verrücktesten Spiele der letzten Zeit, das sich aber nicht nur auf seinen Humor verlässt, sondern auch spielerisch einiges zu bieten hat.
Technik: Die Mondrakete fliegt mit Diesel
Technisch nutzt die Hasen-Odyssee aber nicht die vollen Möglichkeiten der Wii. Der Comic-Look passt zwar sehr gut zu den abgedrehten Hasen, aber die Umwelt und vor allem die menschlichen Charaktere wirken sehr kantig und viele Texturen matt und fade. Dafür ist der Spielverlauf aber durchgehend flüssig und die Animationen witzig. Bei der Musik hat man sich nicht lumpen lassen. An vielen Stellen im Spiel dringen bekannte, eingängige Originalsongs aus den 60er und 70er Jahren an eure Ohren („Leaving on a Jet Plane“, „Rivers of Babylon“ etc.), die in der bunten Spielwelt gewünscht surreal wirken. Ein besonderes Lob verdient auch die deutsche Synchronisation: Zwar handelt es sich dabei nur um einige Sätze, die euch erschrockene Passanten an den Kopf werfen, dafür entfaltet sich der irre Humor auch in unserer Sprache.
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Vielen Dank an die Firma Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 10.Dezember.2009 - 21:02 Uhr