Spieletest: OXENFREE II: Lost Signals NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
12. Juli 2023

USK 6 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
spannender Design-Mix
vielseitige Dialoge
visuelle Einzelrätsel
minimalistisches Gameplay
Negativ:
Pacing nicht ideal
Ladezeiten zerstören Immersion

OXENFREE wurde im Jahr 2016 vom Night School Studio veröffentlicht und wanderte 2017 auch auf die Switch. Übernatürliche Phänomene, eine Insel und fünf Freunde. Nachdem alle Mysterien des Teen Thrillers aufgedeckt waren, blieb es einige Zeit ruhig um das Studio, das zu Netflix gehört. Zumindest was OXENFREE anbelangt. Nun kehrt OXENFREE II: Lost Signals auf unsere Switch zurück und will erneut um eure Aufmerksamkeit werben. Ob das Spiel auf der richtigen Frequenz funkt, verraten wir euch!

Alles auf Anfang

Das Spiel beginnt im beschaulichen Kleinstadtörtchen Camena Coast. Diese Küstenstadt ist gleichzeitig der Heimatort eurer Protagonistin Riley, welche es als Wissenschaftlerin für einen Job zurück zu ihren Wurzeln verschlagen hat. Im Schlepptau hat sie ihren Co-Worker Jacob, der ihr mit Rat und Tat und der ein oder anderen spirituellen Geschichte zur Seite steht.

Mit einem Walkie-Talkie ausgestattet und in regelmäßigem Kontakt zur Zentrale, von der aus Evelyn funkt, macht ihr euch auf ins Abenteuer. Denn in eurer Heimatstadt gehen merkwürdige Dinge vor sich. Bizarre Funksignale und -frequenzen werden wahrgenommen und übernatürliche Phänomene sind zu beobachten. Über der benachbarten Insel scheint ein helles Licht, dass wie ein aus bunten Blitzen gespeistes Polarlicht ausschaut. Dem auf den Grund zu gehen, ist eure und Rileys Hauptaufgabe.

Die Signaltürme

Schon zu Beginn wird klar, dass die ungewöhnlichen Signale näher untersucht werden müssen. Also macht ihr euch zum ersten Gipfel der Region auf, um einen entsprechenden Sender zu platzieren. Doch Sekunden später läuft alles aus dem Ruder und Zeit und Raum geraten durcheinander. Ihr erlebt das handgezeichnete 2D-Abenteuer mit aufblinkenden, neonleuchtenden Effekten, die aussehen, als wenn ein Glitch den nächsten jagt, um euch aus der Zeitlinie zu reißen. Merkwürdige Figuren, die nicht in die Zeit eingeordnet werden können, tauchen auf und Schalterrätsel erscheinen, in denen 3D-Objekte platziert werden müssen, ehe sich die Welt beruhigt.

Verwirrt werdet ihr zurückgelassen, ehe ihr im nächsten Kurzdialog mit Jacob und am Funkgerät mit Evelyn die Ereignisse versucht aufzuarbeiten, aber noch lange nicht versteht. Fest steht, es müssen zwei weitere Sender aufgestellt werden, jedoch an den ebenfalls höchsten Punkten von Camena Coast. Also wandert durch abgelegene Pfade, legt die ein oder andere Kletterpartie ein und wagt euch sogar durch düstere Höhlen und verlassene Mienen. Doch Obacht, immer wieder erwischen euch die Zeitsprünge und auch euer Funkgerät wird auf verschiedenen Kanälen von Unbekannten adressiert.

Wissenschaftler mit Walkie-Talkie und Radio

Mit der Zeit erfahrt ihr mehr über eure eigene Geschichte, trefft in parallelen Dimensionen auf euren Vater und treibt die übernatürlich-mysteriöse Geschichte von OXENFREE II: Lost Signals voran. Neben dem Walkie-Talkie erhaltet ihr bereits früh ein Funkgerät, dass euch nicht nur Radiosender auf unterschiedlichen Frequenzen präsentiert, sondern später zum hilfreichen Werkzeug wird, die skurrilen Signale zu dechiffrieren. Kleinere Rätsel dieser Art werden euch immer wieder durch das knapp fünfstündige Spiel begegnen.

Warum ihr als Wissenschaftler tatsächlich mit solch reduziertem Werkzeug auf die Reise geht, bleibt wahrscheinlich das Geheimnis der Entwickler, spannungsfördernd ist diese reduzierte Mechanik aber allemal. Generell könnt ihr euch auf ein Abenteuer einstellen, dass von der Wanderung und den vielen Dialogen lebt. Ihr werdet auf euren Wegen viele seichte Unterhaltungen mit Jacob und den Kameraden am Funk führen, aber auch emotionale und tiefergehende Geschichten wälzen. Auf diese Weise wird eine erzählerische Tiefe erzeugt, die euch mit Spannung den Weg von Riley verfolgen lässt. Damit es nicht zu langweilig wird, kommt zwischendrin der ein oder andere überraschende Schock-Moment durch kuriose Phänomene hinzu.

Pacing trifft Synchronisation

Von Anfang an wird deutlich, dass OXENFREE II: Lost Signals nicht auf eine hohe Spielgeschwindigkeit, sondern auf Erzählung und Präsentation mit Wirkung setzt. Das zeigt sich bereits in den ersten Wegen, die ihr zurücklegt, um Jacob abzuholen oder Besorgungen im Gemischtwarenladen zu machen, um künftig Seile an Felswänden herablassen zu können. Teilweise empfanden wir die Spielgeschwindigkeit als zu gering. Es gibt keine Möglichkeit, Riley das fünfte Mal den gleichen Weg rennen zu lassen oder die Dialoge, die währenddessen ablaufen, schneller abspulen zu lassen. Ihr werdet zwar durch die fortwährenden Dialoge gut unterhalten, das jedoch ausschließlich in Englischer Audioausgabe. Es gibt deutsche Untertitel und auch die Antwortoptionen, die ihr per YXA auswählt, sind übersetzt, jedoch sind die wissenschaftlichen Diskussionen immer wieder so anspruchsvoll, dass wir uns beim Verfolgen der Untertitel ertappt haben. Dies stört natürlich die Immersion der Reise und lenkt vom audio-visuellen Erlebnis, das es zu verfolgen gilt, ab. Die Qualität der Vertonung ist sonst jedoch auf einem sehr hohen Niveau und trifft die Stimmung der jeweiligen Situation gut. Wo Riley zu Beginn noch entspannt bzw. von Jacob genervt war, schöpft sie im Verlauf der Ereignisse vertrauen und offenbart ihre Emotionen, die sich im Zuge der vielen Flashbacks zusehends entladen. Doch auch die Verwirrung, immer wieder an gewisse Punkte zurückgesetzt zu werden oder zurückkehren zu müssen, schwingt im Ton des Spiels mit. Klanglich erwarten euch viele Synthie-Sounds, die sich je nach Situation zu einem druckvollen Ensemble entwickeln.

Optik & Performance

Dass Netflix Mysterien gut verpacken kann, ist längst kein Geheimnis mehr, seit dem es Serien wie Stranger Things, Black Mirror, Lost in Space und andere gibt. Dass aber auch Videospiele vom Ton dieser Serien profitieren, sieht man nicht häufig, hier dafür aber umso deutlicher. Was bereits beim Sound anfing, der sehr stark an Stranger Things und Dark Sequenzen erinnert, wird in der Optik der übernatürlichen Erscheinungen, Blitze, Zeit- und Realitätssprünge auf die Spitze getrieben. Dabei schafft es das Night School Studio eindrucksvoll, einen individuellen Zeichenstil der Szenerie zu wählen und trotzdem mit leuchtenden 3D-Assets und Animationen anzureichern.

Bei der Performance hingegen merkt man, dass das Spiel auch auf mobilen Geräten veröffentlicht wurde und die Switch Version höchstwahrscheinlich in der Portierung nur ein bedingtes Maß an Plattform-Optimierung erhalten konnte. Die Ladezeiten sind in OXENFREE II: Lost Signals nämlich wirklich problematisch. Spätestens alle 2 Minuten wechselt ihr auf euren Wanderungen oder Kletterpassagen durch die Landschaft von Camena Coast die Region. Dies wird nicht durch nahtlose Szenenwechsel ermöglicht, sondern durch Ladescreens, die leblos eingespielt werden. Jetzt möchte man meinen, dass eine handgezeichnete Oberfläche, in der es überschaubar viele Details, nahezu keine bewegten Objekte und Animationen gibt, einen moderaten Performance-Verschleiß hat. Diesen Eindruck vermittelt OXENFREE II: Lost Signals jedoch mit den permanenten Ladezeiten im Bereich von 20 Sekunden leider nicht. Die ständige Warterei zerstört die so liebevoll aufgebaute Immersion der übernatürlichen Vorgänge und der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Riley und ihren Mitstreitern, die sich durch die Wahl von Dialogoptionen sogar individuell beeinflussen lassen. Das heißt also, obwohl alle Dinge, die ihr im Spiel entscheidet, zu einem veränderten Ausgang der Geschichte oder sogar zu Toden von Akteuren führen können, werdet ihr ständig durch Ladezeiten unterbrochen, die sich besonders schmerzlich anfühlen, wenn ihr durch häufiges Backtracking vor- und zurücklauft. Letzteres wird auch dadurch gefördert, weil Ziele nicht immer explizit auf der Karte eingezeichnet werden und darum teilweise explorativ gefunden werden müssen. Seid ihr nun aber mühevoll, das bedeutet in langsamem Spieltempo und nach 5-7 Ladezeiten, an einer Stelle angekommen, um dann festzustellen, dass ihr falsch unterwegs seid, geht ihr den ganzen Weg inkl. erneuter Ladezeiten zurück. An dieser Stelle wurde der Usability zu wenig Beachtung geschenkt.

Neben der technischen Darbietung des Spiels war im Testverlauf auch das ein oder andere Mal eine Schwäche in der Steuerung zu spüren. Obwohl nahezu alle Aktionen ausschließlich durch drücken von B ausgelöst werden und sonst nur mit linkem Control-Stick gelenkt und mit den Schultertasten das Funkgerät und das Radio benutzt wird, bleibt Riley so manches Mal hängen und erfordert viel Geduld oder einen Reload des Spielstandes. Dies ist uns im Spieldurchlauf vielleicht viermal vorgekommen. Sonst funktioniert aber beispielsweise die Auswahl der Radiofrequenz sehr filigran, weshalb die Steuerung nicht per se als unzuverlässig beschrieben werden darf.

Fazit

OXENFREE II: Lost Signals spielt mit euren Sinnen! Dabei verfolgt ihr einen wissenschaftlichen Auftrag, der schnell mysteriöse Ereignisse, merkwürdige Signale und diverse Raum-Zeit-Veränderungen in den Fokus setzt. Ihr ergründet die Ereignisse und steckt dabei selbst in einer emotional geladenen und schockend-spannenden Story, während ihr euch auf konsequenter Wanderschaft befindet. Die Spielgeschwindigkeit ist teilweise einen Mü zu langsam, die Ladezeiten zwischen vielen Regionssegmenten deutlich zu lang und die Steuerung nicht immer exakt. Dafür werdet ihr mit audio-visueller Kunst beglückt, die sich das Night School Studio sicherlich aus dem eigenen Hause Netflix als Inspiration mitgenommen hat.

Grafik
8.5
Sound
8
Gesamt
7.5

verfasst von „ Maik“

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Vielen Dank an die Firma Netflix für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 20.Juli.2023 - 14:06 Uhr