"No More Heroes 2" fasziniert nicht mehr so sehr wie der erste Teil. Dazu hat sich das Spiel sowohl technisch als auch spielerisch zu wenig weiterentwickelt, obwohl das neue Missionssystem den Einstieg enorm erleichtert. Trotzdem ist „No More Heroes 2“ ein tolles Spiel geworden, das sich erwachsene Spieler nicht entgehen lassen sollten.
Spieletest: No More Heroes 2: Desperate Struggle WII
Weitere Infos
Releasedate:28. Mai 2010






Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Schräge Geschichte
- Belohnendes Kampfsystem
- Schneller Zugang
- Negativ:
- Grafisch durchschnittlich
- Recht kurz
Vor ziemlich genau zwei Jahren haben wir den ersten Teil von „No More Heroes“ getestet und waren von dem Spiel mehr als angetan. Vor allem das schräge Setting in Kombination mit der überzeichneten Gewalt und den zahlreichen sexuellen Anspielungen wirkten wie ein Befreiungsschlag aus der Minispiel- und Fuchtelwelle für die Wii.
Nachdem ein Remake dieses Spiels kürzlich für PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlicht wurde, erscheint auf der Wii vorerst exklusiv der zweite, komplett neue Teil. Wieder steht Otaku Travis Touchdown im Mittelpunkt des Geschehens. Nachdem er die Nummer eins der Auftragsmörder geworden ist, hat er sich zurückgezogen und ist so zu einer urbanen Legende geworden. Daher verdankt das Spiel auch seinen Namen: Er hat als Held abgedankt und wurde so zu einem „No More Hero“; soweit zumindest die Erklärung innerhalb der Geschichte. Die Vergangenheit holt Travis allerdings mit einem rachsüchtigen Kämpfer ein, dessen Bruder im ersten Teil zur Strecke gebracht wurde. Erneut müssen die Laser-Katanas gezückt werden, um damit auf Leben und Tod zu kämpfen. Angetrieben wird Travis nach seinem ersten Duell erneut von der Femme fatale Sylvia, die ihm erneut anbietet, ihm, der zukünftigen Nummer eins, mit allem was sie hat zur Verfügung zu stehen. Und als hätte dies nicht gereicht, um den leicht erregbaren Travis fast in den Wahnsinn zu treiben – sie ist auch noch eine sehr gelenkige Yogameisterin. Auf amüsante Weise bringt Spieleschöpfer Suda 51 in dieser und weiteren Szenen Travis’ Abhängigkeit nach der Blondine zum Ausdruck.
Gab es beim ersten Teil noch zwei verschiedene Versionen, die sich hinsichtlich der Gewaltdarstellung deutlich voneinander unterschieden, erscheint „No More Heroes 2“ nun ungeschnitten in Europa. Durch den gewählten Grafikstil, die limitierte Technik der Wii und die übersteigerte (Gewalt-)Präsentation ist allerdings auch kein Skandal in Reichweite, der dem Medium einmal mehr schaden könnte. Die USK hat aber völlig zu Recht keine Jugendfreigabe erteilt.
More No More Heroes
Am Spielprinzip hat sich nichts Grundlegendes geändert: Erneut muss Travis wieder die Nummer eins der Auftragsmörder werden, was natürlich eine Riege von verschiedensten Gegnern verhindern möchte. Erfreulich macht sich hier die neue Missionsstruktur bemerkbar. Das schwache Open-World-Konzept des ersten Spiels wurde fallen gelassen und der Spieler kann nun sofort zu einer bestimmten Location springen: Die Hauptgeschichte spielt an verschiedenen Orten in und um den fiktiven Ort Santa Destroy. Vor den Bosskämpfen werden in der Regel zahlreiche Schergen um die Ecke gebracht. Dazu dienen kleine, meist sehr lineare Lebelabschnitte, die sich thematisch deutlich voneinander unterscheiden. Beispielsweise agiert Travis in einem Gefängnis, auf einem Fabrikgelände oder einem Einkaufszentrum. Die Kämpfe machen weiterhin großen Spaß, da es sich im Prinzip bei „No More Heroes“ um ein Hack’n’Slay handelt. Durch Button mashing lassen sich die meisten Gegner ausschalten. Besonderen Spaß machen die Finisher, bei denen Bewegungen mit der Wii-FB und dem Nunchuck ausgeführt werden müssen. Die Steuerung ist weiterhin sehr nachsichtig, was diese Bewegungen angeht, so dass keinerlei Frust entsteht.
Zwischen den Hauptaufträgen warten einige Minispiele und Aufgaben darauf gelöst zu werden. Zum einen gibt es acht verschiedene Spiele, die Travis’ Geldbörse füllen. Bis auf eine Aufgabe handelt es sich dabei um 8-Bit-Arcade-Spiele, die mit Pixeltravis und passenden Gegnern Nostalgiegefühle wecken. Auch der piepsige Sound mit bewusst schlecht komprimierter Sprachausgabe passt perfekt. Allerdings dürften sich hier eindeutig Videospielveteranen angesprochen fühlen, die noch etwas mit 2D und Pixelart anfangen können. Verdientes Geld kann dann wiederum an anderen Locations ausgegeben werden. Bei der Wissenschaftlerin Naomi können neue Katanas erstanden werden und im Klamottenshop wird Travis nach Lust und Laune eingekleidet. Natürlich sind vor allem wieder abgefahrene T-Shirts das Kernelement, während es von Hosen, Jacken und Schuhen nur eine übersichtliche Auswahl gibt. Als letztes Ziel kann noch das Fitnessstudio eines offenbar homosexuellen Trainers angesteuert werden. Neben einigen Anmachsprüchen können Travis’ Ausdauer und seine Kraft trainiert werden. Auch hier kommen wieder 8-Bit-Spiele zum Einsatz, die anfangs relativ frustrierend sein können. Eventuell bietet sich hier die alternative Steuerungsmöglichkeit mit dem Classic-Controller an, die jederzeit ausgewählt werden kann.
Insgesamt ist „No More Heroes 2“ durch die Schnellreisefunktion deutlich dichter, damit aber auch kürzer geworden. Nur echte Fans sammeln alle Objekte in den Leveln oder kaufen alle Klamotten auf. Allen anderen bleiben knapp zehn Stunden Spielspaß, die dafür aber auch intensiv erzählt werden.
Überzeugende Kulisse trotz stagnierende Technik
Kommen wir zur Technik, die bereits im ersten Teil sehr durchwachsen war. Allerdings gelingt es auch Teil zwei wieder durch seinen eigenwilligen Grafikstil und feine Zwischensequenzen zu gefallen. Trotzdem kann die Wii deutlich mehr und man merkt der Entwicklung an, dass sie sich vor allem an die Fans richtet und keine Unsummen mehr in die Entwicklung gesteckt wurden. Die Figuren sehen nie wirklich scharf aus, was ebenso auf die verwaschenen Texturen zutrifft. Leichte Slow-Downs treten bei mehreren Gegnern und gleichzeitigem Einsatz von aufwendigen Kampfanimationen auf. Dafür bestechen die bereits erwähnten Zwischensequenzen wieder mit viel Einfallsreichtum und zeitweise toller Choreographie.
Die Musik wurde etwas weniger Electro-lastig angelegt. Dafür finden sich jetzt zusätzlich rockigere Stücke auf dem Soundtrack wieder. Der Ohrwurm aus Teil eins bleibt zwar aus, aber musikalisch passt die Untermalung gut zum Geschehen. Die englische Sprachausgabe ist professionell und weist keine Schwächen auf. Sämtliche Dialoge sind zudem deutsch untertitelt.
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Vielen Dank an die Firma Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 09.Juni.2010 - 19:11 Uhr