Für Ninja Fans mit guten Fighting Skills und einer Engelsgeduld, ist die Ninja Gaiden: Master Collection ein wahres Fest. Für Casualgamer könnte der Schwierigkeitsgrad überfordernd sein, auch wenn die Präsentation und das Kampfsystem auf ganz hohem Niveau sind.
Spieletest: Ninja Gaiden: Master Collection NSW
Weitere Infos
Releasedate:10. Juni 2021




Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Die schönste Version von Ninja Gaiden
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Wuchtiges Kampfsystem
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Drei Spiele zum fairen Preis
- Negativ:
- Der Schwierigkeitsgrad ist hoch
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Nicht immer fair
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Es fehlt an Tutorials
Bei bockschweren und kampflastigen Actiongames denken viele sofort an die Dark Souls Reihe. Das grundlegende Spielprinzip gibt es aber natürlich schon viel länger und die Ninja Gaiden Reihe ist sicherlich verantwortlich für das ein oder andere zerborstene Gamepad. Ob sich die inhaltlich völlig absurde und spielerisch sehr starke Trilogie auch im Wandel der Zeit auf der Nintendo Switch gut schlagen kann, klärt der folgende Test.
Ninjas im Wandel der Zeit
Heutige Spieler können vielleicht nicht mehr so ganz die Magie von Ninjas nachvollziehen. Für ein Kind der Achtziger oder Neunziger hingegen sind Ninjas der Inbegriff der Coolness, Härte und des absoluten Könnens. In jede noch so amerikanische Story wurden Ninjas eingefügt, die vor asiatischen Klischees nur so strotzten, und dennoch die gewünschte Wirkung erzielten: Klingelnde Kassen in Kinos, Comicläden, Arcades und beim Videospielhändler unseres Vertrauens. Jedoch hatten vor allem Videospiele lange das Problem, dass die wichtigsten Eigenschaften eines Ninjas nur spärlich wiedergegeben werden konnten. Weder die Optik, noch die Wendigkeit oder das Gefühl für den Raum und Gegner, konnte das NES bei den ersten drei Teilen der Reihe so richtig erlebbar machen. Die große Wende kam mit der Playstation 1 und dem legendären Tenshu. Zum ersten Mal hatte man das Gefühl, ein echter Ninja zu sein und seine Feinde auf die einzig ehrenvolle Weise zur Strecke bringen zu können. Lautlos vom Dach springend mit einem Katana in der Hand. Von da an wurde an der Formel weiter gefeilt, bis 2004 Ninja Gaiden exklusiv für die Xbox erschien. Es folgten weitere Teile, aufgehübschte Versionen mit dem Zusatz „Sigma“, sowie Portierungen für Playstation Spieler. Und die drei seit 2004 erschienen Teile wurden nun in eine Master Collection gepackt, um so hoffentlich alte und neue Spieler in den knüppelharten Genuss dieser Ninja Klassiker zu bringen.
Hack, Auswendiglernen & Slay
Die Story aller drei Ninja Gaiden Teile kann man im besten Falle als zweckdienlich bezeichnen. Es geht meist um Rache und das Wiederbeschaffen wertvoller Artefakte. Das Setting ist dabei selten klassisch (im Dojo), immer mal wieder westlich gefärbt (in New York) und häufig absurd (beim Kampf gegen die Freiheitsstatue). Man kämpft gegen Ninjas, Zeppeline, Werwölfe und auch Panzer – das könnte feinster Trash sein, wird aber bierernst präsentiert, als handele es sich um eine altehrwürdige Erzählung der japanischen Mythologie. Im Zentrum des Geschehens steht fast immer der fertige Kämpfer Ryu. Er kann Standardangriffe, wie auch starke Angriffe ausführen, die vor allem in der Kombination zu massiven Schwerteinlagen führen, an deren Ende nicht selten eine Enthauptung steht. Auch andere Körperteile der Gegner verlieren schnell den Anschluss zu ihrem Besitzer, denn Ryus Schwert ist schnell und sehr scharf. Aber was wäre ein guter Ninja oder seine Wurfsterne? Auch diese kann Ryu in rauen Mengen auf seine Widersacher feuern, was vor allem bei fliegenden oder weiter entfernten Gegnern Abhilfe schafft. Man kann Items einsammeln, die einem dauerhaft oder temporär mehr Energie verleihen, wie auch Waffen finden, die mehr Tiefe ins Kampfgeschehen bringen. Später kommen auch magische Angriffe hinzu, sodass es nicht an Möglichkeiten mangelt sich das Vorankommen gewaltsam zu ermöglichen. Schon in den ersten Minuten des Spiels färbt sich der Boden, der Schnee, die Wände und eigentlich alles tief rot. Das erzeugt beim Spieler eine tiefe Genugtuung, denn ab dem ersten Moment ist klar, dass die vom Spieler gesteuerte Figur ein wahrer Meister ihres Fachs ist und der Controller wirkt dabei wie eine Art mentale Verlängerung zum Protagonisten. Es spielt sich intuitiv, flüssig und kraftvoll. Nur das ein oder andere Tutorial mehr hätte es schon sein dürfen. Auf der einen Seite freut man sich über alles, was man selbst herausfindet, auf der anderen Seite kommt es aber auch zu Frust, weil einfachste Lösungen nicht immer offensichtlich sind. Dazu kommen nach wenigen Minuten erste Dämpfer. Ein Game Over Bildschirm jagt den nächsten und es wird schnell deutlich: Wer ein sinnloses Gemetzel möchte, ist hier an der völlig falschen Adresse. Es gibt derart viele Gegner, die nicht, wie in vielen alten Filmen propagiert, nacheinander angreifen, sondern wild durcheinander draufhauen, dass einem schnell die Puste ausgeht. Mit einer Kamera, die ganz im Sinne der damaligen Zeit, störrisch und unflexibel daherkommt, wird das Unterfangen keineswegs leichter. Das einzige, was wirklich hilft, ist stures Auswendiglernen von Gegnern, ihren Aktionen, Spawnstellen und Kampfkombinationen. Und selbst wenn man sich, einem Ninja gleich, in die Materie reinfuchst, so bleiben die Kämpfe schwer und nicht immer fair. Selbst Spezialisten wird der Bildschirmtot immer wieder ereilen. Beim Gameplay ist die Trilogie in sich sehr stimmig, wenn auch nicht besonders abwechslungsreich. Es kommen zwar in den späteren Teilen mehr spielbare Charaktere hinzu und die Präsentation wird von Teil zu Teil hochgeschraubt, aber es bleibt andererseits der fade Beigeschmack, dass es sich beim zweiten und dritten Spiel eher um liegen gebliebene Ideen handelt. Ein abgedrehtes Setting jagt das nächste und den roten Faden bildet höchstens das viele Pixelblut. So richtig rund und wie aus einem Guss wirkt vor allem mit der Brille der heutigen Zeit nur der erste Teil.
Starke Leistung
Das starke und flüssige Gameplay wird unterstützt von einer wunderschönen Präsentation. Selbstverständlich kann diese Kollektion alter Klassiker nicht mit modernen Standards mithalten, aber dennoch brauchen sich die Spiele nicht zu verstecken. Die Grafik ist immer passend und die kleinen Details machen die Spielwelt emotional erlebbar. Vor allem die Kämpfe wirken sehr plastisch und man hat das Gefühl die Gegner im wahrsten Sinne des Wortes auseinander zu nehmen. Bei zu hohem Gegneraufkommen, in Verbindung mit etlichen Blutspritzern geht die Konsole dennoch ab und zu in die Knie und es kommt zu (verschmerzbaren) Slowdowns. Ansonsten läuft hier im Handheldmodus, genauso, wie auf dem großen Fernseher alles in flüssigen 60fps, sodass dem Ninja Spaß keinerlei technische Mängel im Wege stehen. Musikalisch wird einem rockige Kost geboten, die den Adrenalinpegel stets in die Höhe treibt, aber ansonsten keine besondere Ohrwurmqualitäten besitzt. Das Setting des Games scheint einfach zu verrückt und divers zu sein, um eine große musikalische Klammer darum spannen zu können. Was bei einer solchen Collection meist einen großen Pluspunkt darstellt, ist der Umfang. Das erste Game kann einen, vor allem wenn man alle Collectables haben will, locker 15 Stunden beschäftigen und insgesamt kommen alle drei Teile wahrscheinlich auf 35 oder 40 Stunden. Sie sind vollgepackt mit Action und Herausforderungen für geduldige und lernbereite Spieler. Mit 40 Euro hat man es hier zwar nicht gerade mit einem Schnäppchen zu tun, aber man bekommt auch entsprechend Content für sein Geld.
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Vielen Dank an die Firma KOEI TECMO EUROPE für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 30.Juni.2021 - 09:29 Uhr