Spieletest: Nice Day for fishing NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
29. Mai 2025

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Lustige Insider
Angel Kampfsystem
Gute Sprecher
Negativ:
Repetitiv
Setzt wissen voraus
Welt recht klein

Angeln in RPG-Spielen – für einige ist es eine entspannende Abwechslung, für andere nervtötend, langweilig und überflüssig. Aber was, wenn das Angeln zum Kern des Spiels wird und der Angler zum Helden der Geschichte? Nice Day for Fishing erzählt genau diese Geschichte – die von Baelin, dem Fischer. Nun stellt sich die Frage: Kann Angeln in einem RPG mehr sein als nur eine Nebenbeschäftigung?

Hintergrund

Das Spiel basiert auf der YouTube-Comedyserie Epic NPC Man des neuseeländischen Kanals Viva La Dirt League (VLDL), in der die Eigenheiten von MMORPGs und anderen Fantasy-Videospielen humorvoll aufs Korn genommen werden. Ihr betretet die fiktive Welt Azarim, die aus dem MMORPG Skycraft stammt. Die Geschichte wird aus der Perspektive der NPCs im Startgebiet Honeywood erzählt. Einer der beliebtesten Charaktere ist Baelin, der Fischer, der stoisch seine vorgegebene Route abläuft und dabei stets denselben Satz von sich gibt: „Mornin’. Nice day for fishing, ain’t it? Huh-hah!“ Er weicht weder von seiner einprogrammierten Laufroute noch von seiner einzigen Dialogzeile ab. Diese Figur war so beliebt, dass sie sogar einen eigenen Kurzfilm erhielt: Baelin’s Route.

Vom NPC zum Protagonisten

So startet auch euer Abenteuer im Spiel: Ihr beobachtet Baelin, wie er von seinem Angelplatz ins Dorf läuft und dort auf andere NPCs trifft – darunter Greg, der Knoblauchfarmer, und Bodger, der Schmied. Schließlich begegnet er dem arroganten Zauberer Baradun, dessen magische Fähigkeiten... na ja, sagen wir mal, zweifelhaft sind. Baradun trägt eine mysteriöse, magische Kiste bei sich – und schnell wird klar: Das kann nichts Gutes bedeuten. Die Kiste ruft sofort die Aufmerksamkeit der beiden Räuber Bernard und Charles auf den Plan, die – natürlich – versuchen, sie zu stehlen. Klar, sie sind Räuber. Und Räuber rauben. Das machen die beiden auch mit herrlich übertriebener Deutlichkeit klar – auf gewohnt humorvolle Weise. Doch das eigentliche Problem ist: Beim Versuch, die Kiste zu rauben, wird eine dunkle Macht entfesselt – der dunkle Fürst Yz’Haldeb, ein tentakelgesichtiger Dämon mit Dreizack, der nun ganz Azarim bedroht. Leider bleibt es nicht nur bei der Dämonenfreisetzung: Honeywood wird zerstört, und noch schlimmer – die Verbindung aller Spieler zu den Skycraft-Servern wird unterbrochen. Die NPCs sind plötzlich auf sich allein gestellt – ziemlich aufgeschmissen, könnte man sagen. Doch dann passiert das Unerwartete: Die dunkle Magie hat eine seltsame Nebenwirkung. Baelin der Fischer – sonst so vorhersehbar – ist nun der einzige NPC, der Quests annehmen und im Level aufsteigen kann. Er ist damit Azarims letzter verbleibender Held. Nur sein Wortschatz... Der ist leider immer noch der alte. „Hua ha!“

Ein RPG in einem MMORPG

Grundsätzlich handelt es sich bei Nice Day for Fishing um ein klassisches 2D-Rollenspiel in Seitenansicht. Und das ist so gewollt, denn das Spiel versteht sich als Parodie auf genau diese Art von RPGs. Der Bewegungsfreiraum wird zu Beginn gezielt durch andere NPCs eingeschränkt – aus Gründen, wie ein NPC es selbstironisch erklärt. Auch Backtracking wird bewusst eingesetzt, in Anlehnung an die manchmal frustrierenden Eigenheiten klassischer Genrevertreter. Baelin begibt sich auf eine Reise, die ihn von einer Fetchquest zur nächsten führt, mit dem Ziel, Azarim zu retten und das zerstörte Dorf Honeywood wieder aufzubauen. Die Geschichte ist dabei erwartungsgemäß einfach gehalten, denn im Mittelpunkt stehen vor allem der Humor und das Angeln. Im Verlauf des Spiels können NPCs in ihren Läden Items anbieten. Je weiter der Wiederaufbau des Dorfes voranschreitet, desto größer wird das Angebot. Es gibt Hüte, die als Rüstung dienen, Angeln als Waffen, Schmuck mit verschiedenen Effekten und natürlich Tränke. Die Spielwelt öffnet sich schrittweise. Zwar ist die Oberwelt nicht besonders groß, dafür liegt der eigentliche Fokus unter der Oberfläche. Ein bedeutender Teil der Welt befindet sich unter Wasser – vom Dorfsee über das Küstenmeer bis hin zu einem unterirdischen See in einer Mine. Diese Bereiche werden nach und nach zugänglich, wenn die Angelschnur ausreichend verlängert wurde. Trotz der friedlichen Grundstimmung kommt das Spiel nicht ohne Kampfsystem aus. Da die Angel eure Waffe ist, finden Kämpfe im Wasser statt. Es gibt verschiedene Ruten, Köder und Schnurlängen, die jeweils Einfluss auf die Kämpfe nehmen. Wenn ein Fisch anbeißt, beginnt der Kampf, der in zwei Phasen unterteilt ist. Zuerst greift der Spieler an und kann durch Tasteneingaben Schaden verursachen. Danach wechselt das Spiel in die Verteidigungsphase, in der Angriffe des Gegners abgeblockt werden müssen. Dieses Blocken verbraucht Ausdauer. Sinkt entweder die Lebens- oder Ausdauerleiste auf null, verliert man den Kampf. Das hat allerdings keine gravierenden Folgen – man verliert lediglich den eingesetzten Köder und kann es erneut versuchen. Bei Bosskämpfen entfällt die klare Trennung zwischen Angriffs- und Verteidigungsphasen. Angriffe und Blocks erfolgen dynamisch und erfordern gute Reaktionsfähigkeit. Später im Spiel, nach der Begegnung mit dem Lichtgott Thidon, kommen Angriffs- und Verteidigungszauber hinzu, die ebenfalls Ausdauer kosten. Man muss seine Leisten also gut im Blick behalten, um nicht versehentlich durch einen Zauber die gesamte Ausdauer zu verlieren und dadurch den Kampf zu verlieren. Für ein Spiel, das sich ganz dem Angeln verschrieben hat, besitzt Nice Day for Fishing überraschend viel Tiefgang.

Auch das Erkunden der Welt findet größtenteils über das Angeln statt. Nutzt man anstelle eines Hakens einen Magneten, lassen sich unter Wasser Kisten und verschiedene Materialien aufspüren und einsammeln. Mithilfe von Strömungen kann man zudem Höhlen erreichen, sofern man diese geschickt für sich nutzt. Allerdings kann es dabei mitunter etwas fummelig werden, einen bestimmten Punkt exakt mit der Angelschnur zu treffen. Beim Auswerfen von einem Steg aus lässt sich zwar gut erkennen, wo der Haken die Wasseroberfläche berührt, aber es fehlt ein Indikator dafür, ob man die korrekte Stelle viele Meter weiter unten tatsächlich erreicht hat – zumal Strömungen die Position zusätzlich verändern können. So kommt es durchaus vor, dass man mehrere Versuche ohne Ergebnis abbrechen muss, da der Einfluss auf die exakte Position des Hakens nur begrenzt ist. Für etwas humorvolle Abwechslung sorgen Gegner an Land, denn diese fordern keine klassischen Kämpfe, sondern das Lösen kleiner Quests. Eine Gruppe Orks etwa kann nur vertrieben werden, indem man etwas besonders Wohlriechendes beschafft, um so Gefangene zu befreien.

2D Pixel RPG

Technisch erwartet einen der klassische Pixellook, an den man sich heute längst gewöhnt hat. Dennoch ist die Welt liebevoll gestaltet. Die Hintergründe bestehen aus mehreren Ebenen, die durch eine perspektivische Verschiebung Tiefe erzeugen. Eine solche Detailverliebtheit ist nicht selbstverständlich. Trotzdem muss man sagen, dass das Gesamtbild zwar solide ist, aber in keiner Hinsicht besonders heraussticht. Stärker ist das Spiel im Bereich Sound. Die Stimmen wurden von den originalen Schauspielern von Viva La Dirt League eingesprochen und treffen den Ton der Vorlage exakt. Auch das aus Epic NPC Man bekannte Honeywood-Thema wurde übernommen und fügt sich nahtlos in die Klangkulisse ein. Ergänzt wird das Ganze durch zusätzliche musikalische Untermalung in vergleichbarer Qualität. Abgesehen von einem leicht störenden Ruckler beim Aufheben von Ködern leistet sich das Spiel technisch keine nennenswerten Schwächen.

Die Gefahr von Insidern

Das Spiel lebt zu einem großen Teil von seinen charmanten Charakteren und dem besonderen Humor. Genau das kann jedoch auch zum Problem werden. So unterhaltsam der Sarkasmus, die Anspielungen auf andere Spiele und die Insiderwitze der NPCs auch sind – man muss sie verstehen, um sie einordnen zu können. Ohne Bezug zur Vorlage könnte der bewusst ironische Einsatz von schlechtem Spieldesign fälschlicherweise als tatsächlich schlechtes Spieldesign wahrgenommen werden. Kenner der Serie werden vermutlich auch beim zwanzigsten Mal schmunzeln, wenn sie den Hammer des Schmieds Bodger aus dem Brunnen ziehen und er erneut betont, dass es sich um den geliebten Hammer seines Großvaters handelt, der ihm gehört und auf keinen Fall seinem Bruder zusteht – und dass er schwört, ihn nie wieder zu verlieren. Für Spieler, die diese Hintergründe nicht kennen, wirkt eine solche Szene möglicherweise schlicht merkwürdig oder unverständlich.

Fazit

A Nice Game for Fishing! Gerade für Fans der Serie Epic NPC Man ist dieses Spiel eine unterhaltsame und humorvolle Erfahrung, die genau den richtigen Tiefgang bietet, um zu begeistern, ohne zu überfordern. Es eignet sich hervorragend als klassisches Feierabendspiel für zwischendurch. Ohne Sinn für Ironie und die Insider-Witze verliert es zwar etwas von seinem Charme, bleibt aber dennoch ein solides RPG für den gelegentlichen Spielspaß.

Grafik
7.5
Sound
9
Gesamt
8

verfasst von „Marcel“

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Vielen Dank an die Firma Team17 für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 27.Mai.2025 - 21:40 Uhr