Spieletest: Neva NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
15. Oktober 2024

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
tief-emotionale Erzählung
Spannungsbogen ohne Füller
kompakt-wirkungsvolle Mechaniken
einmaliges Sound- und Grafikdesign
Negativ:
Preis von 19,99€ für 3,5h

Die kreativen Köpfe hinter dem Entwickler Nomada Studio haben sich bereits ihre Lorbeeren mit dem weltweit gefeierten GRIS verdient. Einem zauberhaften Spiel, das feinsinnig und aufregend zugleich ist. Den nächsten bleibenden Eindruck wollen sie mit Neva hinterlassen. Wir haben diese Reise machen dürfen und wollen euch verraten, warum auch Neva auf eure Wunschliste gehört!

Die Dunkelheit

Das Spiel, welches in einem farbenfrohen Zeichenstil gehalten ist, beginnt mit einer narrativen Sequenz, in der ein Vogel auf die Erde stürzt und vergeht. Doch was daraufhin passiert, ist mehr als ein natürlicher Prozess des Verfalls. Es begegnen sich ein mystisches Wolfstier mit seinem Jungen und die junge Frau Alba. Gemeinsam erleben sie ein erstes Aufschwellen der dunklen Kräfte, die von der Welt Besitz zu ergreifen scheinen. Ein markerschütterndes Ereignis führt dazu, dass Neva, das Jungtier, mit Alba schicksalhaft verbunden ist.

Gemeinsam setzen sie nun ihre Reise durch die angefressene Welt fort. Überall wachsen dunkle Blumen, die düstere Kreaturen hervorbringen. Ganz in schwarz gehüllt versuchen sie die Lebewesen in Ihresgleichen zu verwandeln, doch hier kommen Alba und Neva, um sich dem Guten in den Dienst zu stellen.

Ein Abenteuer durch die Jahreszeiten

Zu Beginn eures Abenteuers ist alles neu und unbekannt. Der lebendige Wald schimmert in farbenfroher Pracht und Alba und Neva müssen sich erstmal auf einander einstellen. Mit X ruft ihr Neva, eines der wenigen Worte, die man von Alba in diesem emotionalen Abenteuer zu hören bekommt.

Doch der Ton und damit auch die Farben des Waldes ändern sich bald. Wo ihr euer Abenteuer noch im Sommer gestartet habt, geht es schon bald in den Herbst über. Erfahrungsgemäß wird alles bunter und die Bäume verlieren langsam ihre Blätter. Doch dies ist nicht alles. Die dunklen Kräfte werden stärker, doch ebenso das Band zwischen Neva und Alba. Gemeinsam müsst ihr Rätsel lösen, Totems aktivieren und über kreative Plattform-Passagen zu den Bereichen vordringen, um eure Reise fortzusetzen.

Dabei zeigt sich schnell, dass alles in der Welt verbunden zu sein scheint. Der Weg ergibt sich euch häufig ganz organisch. Manche der Plattformen entstehen, indem ihr in ihrer Nähe seid, sodass sich Bäume von ihren Wurzeln lösen oder Berge in ihre Einzelteile zerspringen, um sich euch als Sprungplattform darzubieten. Es fühlt sich alles im Fluss an, harmonisch, stimmungsvoll und in einem konsequent emotionalen narrativ. Wären da nicht diese schwarzen Wesen, die die Welt und euch heimsuchen.

Mit der Zeit erlebt ihr auch die gemeinen Monster hinter ihnen. Denn nicht nur der Übergang vom Sommer in den Herbst ist durch die Zäsur einer harten Kampfbegegnung und durch die Flucht vor der Dunkelheit geprägt, der Ton im Herbst, und schließlich im Winter wird immer rauer. Es wird Zeiten geben, da ist eure Sicht von Schwärze, Schneestürmen oder der Dunkelheit der Nacht getrübt, an anderen Stellen müsst ihr euch durch glühendrote Bereiche wagen, Wandsprünge vollbringen und sogar durch die Hälse von Monstern springen, die euch an einer anderen Stelle wieder ausspucken. Die Dunkelheit ist somit für Alba und Neva allgegenwärtig und spürbar.

Zeit zu wachsen

Die Reise, auf die ihr die zwei Protagonisten begleitet, ist aber nicht nur von Erkundung, Natur und Gefahr geprägt. Nicht ausschließlich auf das Meistern von Umgebungs- und Plattformrätseln, das perfekte Springen und Klettern, sondern vor allem auf das Wachsen.

Alles in Neva war im Einklang und soll es wieder werden, doch um sich den mysteriösen dunklen Kräften zu stellen, die die Welt zu verschlingen versuchen, müssen unsere Mitstreiter wachsen. An ihren Aufgaben und vor allem zusammen. Ihr erlebt auf ganz zarte Weise, wie ein unkaputtbares Band zwischen Alba und Neva entsteht. Mit der Zeit wächst unser magischer Wolf, dessen Kopf merklich ein Geweih ausbildet, das an ein organisches Baumgeflecht erinnert. Neva erlangt Kräfte und kann einzelne kleine Gegner bekämpfen. Denn jede dunkle Gestalt, die verdrängt wird, gibt der Welt und dem Wald etwas mehr grüne Energie und Leben zurück.

Meistern Neva und Alba einen schweren Kampf oder konnten sich durch ein dunkles Geäst schlagen, das wortwörtlich mit Händen nach ihnen griff, ermutigen sie einander weiterzulaufen. Dies wird komplett non-verbal erzählt, geht aber dennoch ans Herz, wenn sich der Jungwolf und die in Unsicherheit gehüllte Alba umarmen. Wo zum Beginn der Reise noch Alba auf den kleinen Wolf achten musste, kehrt sich das Blatt mit den Jahreszeiten immer mehr. Neva wächst zu einem stattlichen Rüden heran und will sich finden, vor allem aber Alba auf ihrem weiteren Weg beschützen. Denn Anfangs konntet ihr im Spielbereich nicht voranschreiten, wenn ihr nicht auch auf Neva geachtet und gewartet habt, später rennt er vor und macht euch gern einmal den Weg frei oder führt euch zum nächsten Ziel.

Ein verbundenes Gameplay

So wie euch die Geschichte in Neva in einer fließenden Form ohne Text und Wort, stattdessen durch Bild, Musik, Stimmung und Bewegung erzählt wird, so ist auch das Gameplay von vorn herein integriert betrachtet worden. Ihr verfügt von Anfang an über einen Doppelsprung und einen Dash, könnt ausweichen und nach einem kurzen Startmoment auch mit einem Schwert kämpfen. Mehr kommt nicht hinzu. Es geht darum, dass ihr mit einfachen, aber wirkungsvollen Mechaniken ein intensives Gefühl für die Welt und die Geschichte erlebt, jedoch nicht an der Bedienung verzagt und sich andere Emotionen in euer Spielerlebnis verirren.

Dies wird auch unterstützt, indem ihr zwischen einem normalen und einem Story-Schwierigkeitsgrad entscheiden dürft. Geht ihr normal ans Werk, so besteht durchaus die Gefahr, dass Alba bei Unachtsamkeit von der Dunkelheit verzehrt wird, wenn sie ihre 3 Blumen-Energiepunkte durch Treffer bzw. Umgebungsschaden verliert. Diese Punkte könnt ihr im Verlauf der Zeit aber wieder aufbauen, wenn ihr mehrere dunkle Begegnungen nacheinander meistert und zu grünem, organischen Material werden lasst. An anderen Stellen lassen sich mystische und Kraft spendende Bäume finden, die euch ebenfalls die Energiepunkte auffüllen.

Manche der Kämpfe, auf die ihr euch im Herbst und Winter einstellen müsst, werden durchaus Timing und Anpassung an die Angriffsmuster der Gegner verlangen. Einige von ihnen bewerfen euch mit pechschwarzen Kugeln, andere sind vogelartig oder können sich flexibel von einem Ort zum anderen deformieren. Gerade die Bosskämpfe sind nicht ohne und sollten auch den Spielern Abwechslung verschaffen, die wert auf eine emotionale Erzählung und gleichzeitig anspruchsvolle Spielmomente legen.

Für alle anderen sei der Story-Modus wärmstens empfohlen, in dem auch wir uns im Test sehr wohlgefühlt haben. Alle Herausforderungen sind zwar lösbar und die Bedrohung durch die Dunkelheit kommt mit beschränkter Lebensleiste viel klarer zur Geltung, doch die Beharrlichkeit eures Weges ist ebenso deutlich und etwas frustfreier, wenn ihr ganz ohne sterben zu können weiterspielt.

Auf dieser Weise werdet ihr in allen Begegnungen und Bosskämpfen zwar nicht weniger geschont, könnt aber auch vier oder fünf Treffer mitnehmen und dann nahtlos nach dem Sieg über den Gegner weiterziehen. An manchen Schalterrätseln werdet ihr euch trotzdem hier und da das Hirn verknoten, was nun zu tun ist, damit Alba nicht ins Stocken gerät.

Musikalisches und technisches Erlebnis

In Neva werdet ihr von Anfang an mit einem feinfühligen, instrumentellen Klang begleitet. Dieser ist durchaus dynamisch, wenn es energischer wird und durchweg von einer Mystik geprägt. Der Sound ist aber auch hoffnungsvoll, macht Mut, spendet Trost in traurigen Momenten und lässt euch voranschreiten. Die Orchestrierung hat uns hier wirklich gut gefallen, da sie prägnant ist, aber nicht aufträgt oder Unzulänglichkeiten schönt.

Technisch haben wir eine ganz ähnliche Empfindung zu verzeichnen. Das Spielprinzip in Neva ist nahtlos. Ihr werdet sofort ins Spiel integriert und auch bei einem Tod, sofern ihr den normalen und verwundbaren Modus wählt, startet ihr an der Stelle des Todes und müsst somit nicht mit Checkpoints oder ähnliche Verzögerungen rechnen. Es gibt im Grunde keine Ladezeiten und das Spiel läuft konsequent flüssig. Alle malerisch-feinen Texturen laden sofort und es gibt keine Pop-ups, Glitches oder Bugs. Wir hingen kein einiges Mal in einer Wand oder Sprungplattform fest oder mussten feststellen, dass sich ein Umgebungsrätsel nicht richtig entfaltet hätte, es zeigt sich darum auch auf technischer Ebene, dass Neva ganzheitlich gedacht ist.

Kurzweilig und intensiv

Neva ist kein Abenteuer, das euch über zig Stunden beschäftigen, aber dennoch sicher fesseln wird. Ihr dürft euch darauf einstellen, dass euch die kreativen Schöpfer vom Nomada Studio genau die Geschichte erzählen wollen, die es aus ihrer Sicht zu transportieren gilt. Keine unnötigen Füllungen, keine ewigen Sammelitems (bis auf leuchtende Pflanzen, deren Auffinden unerheblich ist) und auch keine gestreckten Kapitel. Es gibt vier Jahreszeiten, einen klar verfolgbaren Spannungsbogen und einen Entwicklungsverlauf eurer Hauptcharaktere. Danach ist die Geschichte nach ca. 3,5 Spielstunden auserzählt. Es ist ein kurzweiliges, aber intensives Erlebnis. Es mag für manche mit 19,99€ ein wenig zu hoch bepreist sein, die Befriedigung, die diese knapp 3 Spielstunden erzeugen und hinterlassen, schafft aber auch manch ein 50 Stunden RPG-Titel nicht, bei dem ihr euch nur an zahllosen stumpfen Quests abarbeitet.

Fazit

Neva berüht von der ersten Sekunde an. Begleitet die junge Frau Alba und das Wolfsjunge Neva auf eine Reise durch die Jahreszeiten. Eine Geschichte, die mit einem schicksalshaften Ereignis beginnt, wird zu einer emotionalen Geschichte des Zusammenwachsens, des Verbundenseins mit der Natur und dem Einstehen für das Gute. Gemeinsam stellt ihr euch den dunklen Kräften, die den Wald und die Natur bedrohen, während ein Band wächst, das alles verändern wird. Die etwas mehr als dreistündige Erzählung ist von Platforming, Umgebungsrätseln und vielen kleineren Kampfpassagen geprägt. Ihr werdet durch vier Jahreszeiten hinweg daran erinnert, wie bunt und Vielschichtig das Leben ist und dass es sich gegen die Dunkelheit, was auch immer sie sein mag, zu kämpfen lohnt. Begleitet wird euer Abenteuer durch Neva mit einem orchestrierten Soundtrack, der den richtigen Nerv trifft und eine Stimmung begleitet, die über 3 Stunden nahezu vollständig ohne Worte auskommt.

Grafik
10
Sound
9
Gesamt
9.5

verfasst von „ Maik“

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Vielen Dank an die Firma Devolver Digital für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 15.Oktober.2024 - 09:22 Uhr