"MoH: Rising Sun" ist ein typisches Kriegsspiel mit herrlicher Atmosphäre. Die unausgegorene CPU-KI und die manchmal altbacken wirkende Grafik macht das Spiel schlechter als es wirklich ist. Die niedrige Framerate und Ruckler geben MoH keine Chance auf das Siegertreppchen des Genres. Wer jedoch auf einen fetzigen Ego-Shooter mit Kriegsthematik und „ich-mache-euch-alle-fertig“ Emotion steht kann über die Fehler hinwegsehen und stets gewisse Stunden gehörigen Spaß haben.
Spieletest: Medal of Honor: Rising Sun NGC
Weitere Infos
Releasedate:32. November 2003



Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: 1 Meinungen
Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen
Specials: Mit dem GBA verlinkbar
Plus / Minus
- Positiv:
- dichte Atmosphäre
- recht abwechslungsreich
- kooperativer Multiplayer
- hervorragender Sound
- Negativ:
- "ruckel"-Grafik
- katastrophale CPU-KI
- zwiespältige Optik
In der Wirklichkeit wird er beendet und in der virtuellen Welt wiederbelebt. Mit "Medal of Honor: Rising Sun" veröffentlicht EA nun sein zweites Kriegsspiel für den Würfel. Der ebenfalls für den Game Cube erschienene erste Teil setzte damals neue Maßstäbe für das umstrittene Ego-Shooter Genre und galt als kleine Sensation in Hinblick auf Atmosphäre und Spieltiefe. Ob "MoH: Rising Sun" an den Erfolg anknüpfen kann ist durch den mittlerweile mit Kriegsspielen übersättigten Markt keine leichte Aufgabe mehr.
Von der Ananas zum MG
Ihr beginnt das Spiel als Joseph Griffin auf einem amerikanischen Kreuzer der U.S. Marines. Eine kleine Rendersequenz weiht das Spektakel ein, dem ihr gleich an dem wundervollen Sonntag Ausgesetzt sein werdet. Genaugenommen handelt es sich hierbei um den 07.12.1941 - der Angriff der Japaner auf Pearl Habour. Ihr unterhaltet euch mit einem Freund als plötzlich der Schiffsrumpf wackelt und ihr aus eurer Ruhe herauskatapultiert werdet. Aus der Rendersequenz wird Echtzeitgrafik und Ihr seit auf euch alleine gestellt. Ihr könnt wilde Schreie und dröhnende Befehle über die Lautsprecher der Kabinen hören, unterlegt durch die Alarm-Sirene des Kreuzers. Orientierungslos stolpert ihr über Leichen und wandert zwischenzeitlich mit einem Feuerlöscher bewaffnet durch das Schiff, springt über offene Stromleitungen, krabbelt unter dampfenden Röhren hindurch und helft euren Kameraden beim Schließen klemmender Türen, das alles mit ständigen Erschütterungen und Feuerausbrüchen unterhalb des Decks. Habt ihr euch den Weg zum Deck des Schiffes fast durchgeschlagen, päppelt während MG-Salven der japanischen Jägerflugzeuge das Schiffsmetall schallen lassen, ein sterbender Kamerad euch auf, euren Mut zu nehmen und die angreifenden Japaner bis auf den Tod in die Flucht zu schlagen. Mit diesen letzten Worten eures Soldaten-Freundes im Gedächtnis steigt ihr die Treppe empor wo Chaos, Feuer, Rauch und Maschinengewehre die Welt regieren. An diesem Punkt des Spieles, wird euch für kurze Zeit die Kontrolle über euren Soldaten genommen und müsst ansehen was die japanischen Streitkräfte euren Kameraden angetan haben. Dies geschieht in einem typischen "Kriegs-Trauma" Effekt indem ihr alles nur verwaschen und stark verlangsamt sehen könnt. Starr auf der Stelle stehend, spricht ebenfalls mit langsamer Stimme euer Vorgesetzter mit euch und reicht euch ein Gewehr. An diesem Punkt dürft Ihr wieder selbstständig mitmischen und erwacht aus eurem Tranceartigen Zustand. Vergeblich auf die anfliegenden Jäger geschossen bemerkt Ihr recht schnell das Stand-MG auf dem Deck und klemmt euch dahinter mit dem die feindlichen Flieger nun erheblicheinfacher "´runterzuholen" sind. Die selbstlosen Gegner sind jedoch in der Übermacht und zerbomben alles was sich auf dem Meer befindet und somit werdet ihr ins Wasser geschleudert. Von einer kleinen Zwischensequenz aus der Ich-Perspektive unterbrochen, könnt ihr Unterwasser beobachten wie eure Kameraden von Salven durchbohrt werden. Wieder bei vollen Sinnen schwimmt ihr an die Wasseroberfläche, wo zwei weitere, diesmal lebende, Soldaten euch die Hand reichen um euch auf das Motorboot zu helfen. Den Platz des MG-Schützen auf dem Boot eingenommen, brettern ihr nun über das Wasser und schießt auf alles was sich in der Luft bewegt. Die Funksprüche und "Gebelle" der Kameraden sind kaum bei den "Bomben-Soundeffekten" zu hören und so "ballert" ihr was das Zeug hält bis ihr euch mit getrennten Gefühlen über euer Überleben und die Vertreibung der Japaner freut, aber der Schock des überstandenen Blitzangriffes und den damit Hunderten von auf dem Wasser treibenden Leichen, in den Knochen sitzt.
"Bist du Freund oder Feind?"
Man merkt: "MoH: Rising Sun" beginnt brachial mit den vollen 100%. Das Spiel entwickelt an einigen stellen eine Atmosphäre die durch den ersten Teil der Serie so bekannt wurde: Absolutes Chaos und Untergebenheit. Ein solch dichtes Geschehen kann man momentan nur auf einem anderen bekannten WW2-Spiel auf dem PC wiederfinden. Das beschriebene erste Level des Ego-Shooters ist auch zugleich ein Tutorial. Zumindest unter Deck werdet ihr mit der recht unkomplizierten Steuerung vertraut gemacht. Lediglich genaueres Zielen bereitet euch mit dem Analog-Stick besonders zu Anfang einige Schwierigkeiten. Während der Missionen ist stets ein Kompass in der rechten unteren Ecke des Bildschirm eingeblendet der auch ebenfalls als Energieleiste fungiert. Im weiteren Spielverlauf gilt es gegnerische Funkstationen zu zerstören, Panzer zu eskortieren, Signale für Unterstützungen durchzugeben, sich mit Schallgedämpfter Pistole als schleichender Soldat zu behaupten oder mit Gewehr und Kameraden feindliche Lager stürmen. Wie gewohnt könnt ihr dazu auf ein recht großes Waffenarsenal zurückgreifen. Dabei sind eure Kollegen bei der KI-Entwicklung scheinbar ein wenig zu kurz gekommen das ihr die Erledigung der Feinde am besten selbst in Hand nehmt. Einige eurer Kollegen fallen in Löcher in denen Sie herumrennen und für einige Zeit nicht wieder herausgelangen, in die ihr jedoch aber selbst nicht fallen könnt. Scheinbar sind die virtuellen Japaner auch nicht viel heller als eure Freunde und Helfer, denn diese scheint es nicht zu stören, wenn eine Granate vor deren Füße landet und sie ins Nirwana befördert. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass sich einige japanische Krieger unendlich lange in Ecken "erleichtern" und scheinbar darauf warten von hinten über den Haufen geschossen zu werden. Selten, aber doch präsent, sind auch die kleinen Meetings von Freund und Feind. Keiner schießt auf den anderen und ihr steht mittendrin. Bewegt ihr euch jedoch etwas heftiger, werden die Kumpanen wach. Das Deckungsverhalten ist leider ebenso durchschaubar wie das öfter vorkommende "Ausrasten" der Gegner. Auf einen zulaufend versuchen sie euch mit Bajonetten oder Samurai Schwertern aufzuschlitzen, was aber durch einig gezielte Treffer in die obere "Ideen-Fabrik" schnell unterbunden werden kann. Oftmals dürft ihr euch hinter ein Stand-MG "hängen" was als Reaktion darauf eine Soldatenschar aus ihrem Verstecken herauslockt, die im Zick-Zack-Lauf euerm Bleibeschuss ausweichen. Die Primär- und Sekundär- bzw. Bonusziele könnt ihr ständig durch den Startknopf abrufen, wo ihr ebenfalls einen kurzen historischen Text über das Missionsszenario lesen könnt. Um während der Missionen nicht orientierungslos über das Schlachtfeld wandern zu müssen könnt ihr durch Druck auf das Digi-Kreuz, kurze Befehle und Hinweise abrufen. Speichern dürfen nur Entdecker - die Savepoints sind oft u.a. in Büschen oder Höhlen versteckt. Nach Abschluss der Missionen wird eine Statistik Bildschirm eingeblendet auf dem ihr mitunter sehen könnt wie viele Soldaten ihr auf dem Gewissen, oder eine der hat zu erarbeitenden Medaille verdient habt.
´rumzickende FPS-Rate
Grafisch gesehen ist "MoH: Rising Sun" ein Dilemma. Betrachtet man das Anfangszenario wird man erstaunt sein über die Darstellung von Feuer, Rauch und Himmel. Rauchpartikel und Funken sprühen realistisch durch die Luft und lassen einen vor dem Fernseher die Luft anhalten. Überall kann man Schüsse erkennen und die Luft ist voller herabfallender Trümmer und abstürzender Flugzeuge. Der Qualm der aus den lodernden Rumpfen der Kreuzer empor steigt wurde ebenso wie der rötliche Himmel auf atemberaubende Weise dargestellt. Man hat gar nicht die Zeit die vielen Kreuzer, Kameraden oder Jäger unter die Lupe zu nehmen, da ständig etwas neues über den Bildschirm flimmert. Schade das "MoH: Rising Sun" keinen 60Hz Modus unterstützt. Das sich allzu oft stark bemerkbar machende Ruckeln ist leider manchmal inakzeptabel für ein Spiel das genaueres Zielen von euch verlangt. Die Framerate sinkt sehr oft an einigen Stellen was ein klein wenig den Spielspaß hemmt aber zu einer Gewöhnungssache wird. Leider hat man auch nach Komplettierung des ersten Levels das Gefühl das entweder das Entwicklerteam ausgetauscht wurde, die Motivation der Mitarbeiter drastisch gesunken sein muss oder das Budget gekürzt wurde. Von der zu Anfang beschriebener Grafikpracht ist im späteren Verlauf des Spiels nicht mehr viel zu erkennen. Die Soldaten besitzen schlichte Gesichtspartien, manchmal mit und manchmal ohne Kriegsbemalung - der Großteil der Texturen, besonders in den Städten wirkt trostlos und schlicht. Einige Gemäuer weisen zwar eine grobe Schärfe und großen Detailreichtum auf, was aber nicht konsequent bei den restlichen Texturen anklang findet. Grandios ist im Gegensatz dazu die leider zu selten sichtbare Detailverliebtheit der Entwickler. Selbst die metallenen Knöpfe am Jacken Ärmel eures Marines wurden mit einem Schriftzug versehen - auch wenn dieser nicht unbedingt lesbar ist. Besonders die Möbel der Häuser wirken materialecht und wurden mit Verziehrungen im Holz und sichtbaren Lackierungen bestückt. Es macht ebenfalls Freude den empor spritzenden "Erdfontänen" zu zuschauen, wenn man mit dem MG versucht einen laufenden Feind ins Jenseits zu schicken. Einschusslöcher bleiben auch für längere Zeit bestehen, Patronenhülsen bleiben jedoch nicht liegen. Das Motion Capturing das für die Animationen der Gegner verwendet wurde zeugt ebenfalls von hohem Realitätsgrad. So könnt ihr beobachten wie sich Gegner bei entsprechendem Treffer "die untere Gegend" festhalten oder bei Verletzung an der Hand oder des Fußes, vor Schmerz herumwedeln bzw. herumtanzen. Trefft ihr einen Gegner ungünstig, schießt er benommen noch einmal um sich, bevor er leblos auf den Boden fällt. Lobenswert ist das man nicht immer erkennt ob die Soldaten gleich tot umfallen oder nur einen Streifschuss erleiden mussten und gerade wieder Herr ihrer Sinne werden. Wiederum enttäuschend sind jedoch die Zwischensequenzen. In fast peinlicher Auflösung flimmern diese über den Fernseher und erinnern an die alte Konsolengeneration.
"Öhrchen, Essen ist fertig!"
Auch wenn die Meinung über die Grafik recht zwiespältig ist, kann man sich auf Hinblick auf Sound und Musik einig sein: „MoH: Rising Sun“ ist für eure Ohren ein kleiner Festschmaus. Mit THX Programmierung und möglicher Wiedergabe in Dolby Pro Logic II werden eure Kämpfe von orchestraler Musik unterstützt der nicht selten die eine oder andere zusätzliche Spannung erzeugt. Die Soundeffekte stehen dem in nichts nach und lassen euch durch pompöse Explosionsgeräusche und von weitem hörbaren Schreie zittern - besonders wenn euch Querschläger um die Ohren fliegen. Die perfekt akustisierten Schalle der Schüsse und das hörbare Leiden verwunderter Soldaten machen die Soundtechnische Seite von „MoH: Rising Sun“ komplett.
Zusammen in den Krieg!
Den Schwierigkeitsgrad des Spiels könnt ihr in dem "reichhaltigen" Optionsmenü einstellen. Zur Auswahl stehen leicht, mittel und schwer. Ihr könnt aus verschiedenen Controler Layouten eure Favorisierte Pad-Belegung auswählen und euch das HUD ein wenig modifizieren. Für verschiedene Goodies steht euch die Eingabe von erspielten Passwörtern zur Verfügung, die ihr euch dann später unter dem Punkt "Bonus" anschauen könnt. Entsprechend wie ihr die Missionen beendet erhaltet ihr ebenso Medaillen die unter dem entsprechenden Punkt, für euer gespeichertes Profil, bewundert werden können.
Falls ihr mal keine Lust habt den Einzelkämpfer zu spielen könnt ihr euch auch zu viert auf einer vorher gewählten Deathmatchkarte saures geben. Vorbildlich ist das EA einen 2-Player kooperativ Modus eingebaut hat wie man ihn leider nur sehr selten auf dem Game Cube wiederfinden kann. Dabei wird ein CPU-Kamerad durch den zweiten Spieler ersetzt. Grafisch wird das ganze dann ein wenig abgespeckt was aber zu verschmerzen ist - jedoch nicht die zierliche Framerate die auch hier wieder in die Knie geht. Die GBA-GC Verbindungsmöglichkeit kann ebenfalls bei Erscheinen des neuen MoH-Titel für Big-N´s kleinen verwendet werden und äußert sich wohl mit einem Radar auf dem kleinen Bildschirm.
PAL-Unterschiede:
Obwohl das Spiel ab 18 Jahren zugelassen ist verzichtete EA zumindest in der deutschen Version völlig auf Blut. Getötete Soldaten verschwinden schlagartig nach einigen Sekunden.
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Vielen Dank an die Firma Electronic Arts für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 15.Januar.2004 - 23:19 Uhr