Spieletest: Matchpoint - Tennis Championship NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
20. Oktober 2022

USK 0 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 2

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
teilweise spannende Matches
Negativ:
Grafik ist ein graus
Spielverändernde Ruckler
Zu wenig Content

Matchpoint – Tennis Championships Tennis ist in seiner theoretischen Auslegung ein sehr simples Spiel. Zwei bis vier Spieler auf dem Platz, der Ball muss das Netz überfliegen und im eingerahmten Feld landen, nach Möglichkeit so, dass der oder die Gegner*innen nicht rankommen. Im echten Leben kann das Spiel aber zu einem hochpackenden Kampf avancieren und genau dieses Feeling probieren Video-Spiel Adaptionen in die controllerhaltenden Hände zu transferieren. SEGA ging schon immer einen Arcade-lastigen Weg, während andere Publisher sich eher im Bereich der realistischen Simulation ansiedeln möchten. KalypsoMediaGroup gehört zu Letzteren und möchte mit Matchpoint – Tennis Championships ganz oben mitmischen. Nachdem sich das Spiel im Sommer beim Release auf den stärkeren Konsolen bereits blaue Flecken holte, soll es nun die Nintendo Switch Fassung richten. Ob es sich hierbei um einen Ass-Aufschlag oder ein Fault handelt, klärt der nun folgende Test.

Langwierige Langeweile

Das Spiel startet mit einer aufregenden FMV-Sequenz, die ein knappes Match zeigt und sich tatsächlich recht erfolgreich am Fotorealismus versucht. Die Switch wird an ihre Grenzen gebracht und man freut sich auf ein echtes Grafikwunder – bis man im Charakter-Editor landet. Dort kann man zwischen einigen wenigen Look-Optionen wählen und muss mit der Nase oder den Augen leben, die man halt bekommt. Da hätten entweder ordentlich vorprogrammierte Charaktere oder ausreichend Möglichkeiten zur Individualsierung besser getan. Nun startet man mit einem gruselig drein blickenden unförmigen Polygonklumpen ins Spiel und hofft, dass das alles nur aus der Nähe so schlimm und auf dem Platz dann viel besser aussieht. Entscheidet man sich fürs Tutorial erklärt einem ein gelangweilter und nicht besonders talentierter Sprecher die verschiedenen Schläge – voll drauf, Topspin, Slice und Lob. Allerdings wird die Steuerung an sich nicht ausreichend erklärt, bzw. trainiert. Denn anders als in den meisten Tennisgames, geht es bei Matchpoint mehr um den Schlag, seine Kraft und sein Ziel an sich, als um die tatsächliche Bewegung auf dem Platz. Man stupst den Analogstick in die ungefähre Richtung des Balls und drückt dann bereits die entsprechende Schlagtaste, bis sich die Anzeige füllt. Im Idealfall schlägt man dann mit voller Anzeige und Wucht zu. So weit, so einfach. Während man aber die Schlagtaste hält, darf man den Analogstick keineswegs mehr in Richtung Ball drücken, sondern muss auf den Cursor im gegenüberliegenden Feld achten. Der zeigt nämlich an wo genau unser Ball ankommen wird. Hat man diese etwas wirre, aber eben sehr präzise Spielweise ein mal erlernt, ist eigentlich kein Konkurrent mehr sicher vor der Nulpe, die noch am Anfang ihrer Karriere steht. Bei den Aufschlägen wird die Genauigkeit noch von der Schlagkraft beeinflusst – je härter, umso genauer – im Spiel landet der Ball immer genau dort wo der Cursor es anzeigt. Wählt man den Karrieremodus kann man sich meist zwischen Turnieren, Showspielen oder Trainingseinheiten entscheiden. Letztere sind derart langweilig und langatmig, dass man am liebsten auf sie verzichten würde. Da sie aber wichtig zur Erweiterung der Stats sind, lässt man sie über sich ergehen, wobei es kaum einen Unterschied macht, ob man nun alles genau trifft oder einfach nur absolviert. Die Turnierspiele laufen übrigens alle ausnahmslos über 3 Sätze, sodass es sich mitunter selbst bei unbedeutenden Spielen heftig ziehen kann. Um dieses Gefühl weiter zu vertiefen, gibt der Kommentator wirklich alles, um bloß keine Emotionen aufkommen zu lassen.

Unzureichender Content

Was es bei Matchpoint alles nicht gibt! Doppel beispielsweise, ein absoluter Standard im Tennis, wird man vergebens suchen, ebenso wie die üblichen, mannigfaltigen Einstellungsmöglichkeiten. In schnellen Matches kann man immerhin noch aus drei Belägen und mehreren gleich aussehenden Stadien wählen, online ist dies nicht möglich. Während man offline bei schnellen Matches zwischen einem, drei oder fünf Sätzen und einem Super-Tie-Break wählen kann, ist auch die online nicht möglich. Zudem müssen sich Online-Gamer irgendwie merken welche Stats die Spieler haben, denn angezeigt werden diese, warum auch immer, nicht.

Es gibt zwar einige echte Tennisprofis, aber bei weitem nicht alle. Ebenso verhält es sich mit den Stadien. Es wirkt alles wie die Mobile-Version eines eigentlich größer gedachten Games, allerdings ist dies bei allen Versionen von Matchpoint der Fall.

Ein technischer Faux Pas

Man betrachtet seinen Spieler dort unten auf dem Feld und fragt sich woher eigentlich das ganze Licht kommen soll, welches er reflektiert. Er sieht aus, als stünde er vor einem schlecht eingestellten Greenscreen mit leuchtenden Rändern rund um den Kopf. Man fühlt sich an ein Mortal Kombat 1 zurückerinnert, wo die Figuren zwar fotorealistisch dargestellt wurden, aber eben noch nicht ganz perfekt waren. Bei den Nahaufnahmen wird einem das Ausmaß der Katastrophe erst so richtig bewusst. Die Haare scheinen eine Art Cel-Shading Effekt verpasst bekommen zu haben, was aber gar nicht zum sonstigen „Realismus“ passt. Einigen Spielern stehen die Augen horrormäßig hervor, während andere, beim Versuch Gesichtszüge zu implementieren, Akne-ähnlichen Ausschlag bekommen haben. Das Publikum besteht, wie zu Gamecube-Zeiten, aus zweidimensionalen, unbeweglichen Pappaufstellern. Da hätte wirklich mehr gehen müssen. Zudem bewegen sich alle Tennisspieler gleich, was gerade bei den Lizenzspielern albern wirkt, weil diese ja oft Signature-Moves haben. Das beim Aufschlag und beim Matchball regelhaft Ruckler auftreten, rundet den Gesamteindruck weiter ab. So kann es passieren, dass der Gegner seine Angabe ausführt, der Ball kurz unsichtbar und dann plötzlich vor den eigenen Füßen ist. Man kann es kurz und knapp zusammenfassen: das Spiel hätte nicht auf die Nintendo Switch portiert werden sollen.

Fazit

Matchpoint – Tennis Championship ist auf der Nintendo Switch ein technisches Fiasko. Unansehnliche, bis gruselige Charaktere, Ruckler, geringer Content und ein langweiliger Karrieremodus mit noch langweiligerem Kommentator machen das Spiel nicht gerade zum Hingucker. Wenn man in der Lage ist all diese Mankos zu ignorieren und sich auf das konzentriert, worum es eigentlich geht, kann man immer mal wieder Spaß haben, vor allem mit Kontrahenten, die das Spiel und seine gewöhnungsbedürftige Steuerung ebenso verstanden haben. Durch die extrem präzise Spielweise, die das Game ermöglicht, kommt es immer wieder zu heftigen Schlagabtauschen, die geprägt sind von Geschwindigkeit, Härte, wie auch geplanter Verlangsamung durch Slices und Lobs. Das wird aber nur diejenige aufmuntern, die bereits, die knapp 50€ ausgegeben haben. Alle anderen dürfen zu den wesentlich besseren Alternativen greifen.

Grafik
4
Sound
5
Multiplayer
5
Gesamt
4

verfasst von „MatEusZ“

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Vielen Dank an die Firma KalypsoMediaGroup für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 27.Oktober.2022 - 11:23 Uhr