Spieletest: James Bond 007 in... Agent im Kreuzfeuer NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. Juni 2002

USK 16 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 7 Meinungen

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Specials: gutes Manual

Plus / Minus

Positiv:
gute Grafik
gelungene Synchro
abwechslungsreiche Level
Bond-Feeling
Negativ:
"Bond Musik"
zu linear
zu kurz

Eigentlich waren James Bond Spiele - zumindest auf Nintendo Konsolen - immer von sehr guter bis exzellenter Qualität. Denkt man nur an Rares genialen - aber leider indizierten - 007 Ego-Shooter, der auf dem N64 und auch auf allen anderen Konsolen das Genre in eine neue Dimension führte. Oder EAs/Eurocoms „Die Welt ist nicht genug" (N64), das zwar weder an die Klasse des „güldenen Auges", noch an die Perfektion eines „Perfect Dark" herankam, aber dennoch ein Muss für Freunde des Doppelnullagenten darstellte.

Nun, knappe 1 ½ Jahre nach „Die Welt ist nicht genug" schickt sich EA an, alle James Bond Fans mit der PS2-Konvertierung „007 Agent im Kreuzfeuer" auf dem GameCube zu beglücken. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Abenteuern des britischen Topspions basiert „Agent im Kreuzfeuer" nicht auf der Story einer Filmvorlage. Extra für das Spiel wurde eine komplett neue Geschichte erfunden, die den Filmplots in keiner Weise nachsteht. Denn typisch für Bond-Stories geht es um nichts weniger, als um die Weltherrschaft - Verschwörungen und überraschende Wendungen inklusive.

Glaubt ihr anfangs noch, ihr sollt lediglich eine (logischerweise vollbusige) Kollegin der CIA - Zoe Nightshade - aus den Fängen des Verbrechers Nigel Bloch befreien, erfahrt ihr später, dass dieser Verbindungen zu Malprave Industries plegt. Prinzipiell nichts Schlimmes, wenn die in der Schweiz ansäßige Firma nur nicht aktiv im illegalen Klonen von Menschen tätig wäre; und das wäre noch nicht einmal das Gefährlichste... Aus Gründen der Spannung wollen wir nicht zu viel von der zwar teils oberflächlichen, aber trotzdem guten Story (Bond eben) verraten.

Kommen wir nun zum Spiel selbst zu sprechen. „Agent im Kreuzfeuer" ist kein reinrassiger Ego-Shooter. Zwar müsst ihr in der Mehrzahl der Level in der Ich-Perspektive diverse Räumlichkeiten infiltrieren bzw. Nach bestimmten Hinweisen durchforsten und jede Menge Gegner mit allerlei Waffen aufs Korn nehmen, doch daneben könnt ihr euch ebenfalls hinter das Lenkrad eines BMW oder eines Aston Martin zwängen uns so auf Verbrecherjagd gehen. Weiterhin gibt es Levels, in denen die CPU das Fahren übernimmt (den Fahrweg könnt ihr also nicht beeinflussen; dieser ist fest vorgegeben) und ihr von Auto aus sich euch nähernde Helikopter oder Fahrzeuge mit teils schwerem Geschütz (Raketenwerfer)vom Leib haltet. Diese Stages erinnern stark an Lightgungames, wie „Confidential Mission" (DC) nur eben ohne Lightgun. Genau diese Mixtur aus Ego-Shooter-, Rennspiel- und Lightgunelementen macht den Reiz von „Agent im Kreuzfeuer" aus. Vor allem die „Rennspiellevels" haben es mir angetan.

Das Geschwindigkeitsgefühl ist hervorragend und die Steuerung sehr gelungen. Außerdem fehlen den Edelkarossen keine von Qs praktischen Zusatzfeatures, wie MG, Raketen oder dem schon fast obligatorischen Öltank hinten am Auto. Während eurer Fahrt könnt ihr weitere Hilfsmittel aufnehmen, zum Beispiel den „Q-Pulse". Fahrt nahe genug an ein entsprechend markiertes gegnerisches Auto heran und aktiviert via B-Taste dieses Goodie und schon legt eine Schockwelle alle elektronischen Geräte in einem begrenzten Umkreis lahm - also auch das Fahrzeug. Spielerisch erinnern diese „Bond am Lenkrad"-Stages frappierend an eine Mischung aus „Spy Hunter" und „Need for Speed".

In den normalen Ego-Leveln müsst ihr natürlich auch nicht auf Qs Gerätschaften verzichten. Sprengt mittels „Q-Laser" Schlösser oder Handschellen auf, hackt euch mit Hilfe des „Q-Entschlüsselers" in feindliche Computer oder öffnet damit spezielle Türen, sucht per „Q-Brille" nach versteckten Türen/Bereichen in der Wand oder photographiert mit der „Q-Kamera" geheime Unterlagen. Immer wenn ihr einen Q-Gegenstand erfolgreich einsetzt, bekommt ihr eine gewisse Anzahl von Punkten gutgeschrieben, die in die Endabrechnung nach jedem Level mit einbezogen werden.. Punkte werden ebenso auf die Treffergenauigkeit, benötigte Zeit, eliminierte Feinde etc. vergeben. Je nachdem wie viele Punkte ihr am Schluss ergattert habt, wird euch eine Bronze-, Silber-, Gold- oder gar Platinmedaille verliehen, welche für das Freischalten diverser Goodies benötigt werden (neue Levels, Autos, Multiplayercharaktere, Waffen etc.). Um euch eurer zahlreichen Feinde zu erwehren, greift ihr auf ein stattliches Waffenarsenal zurück. Von einer „stinknormalen" Pistole, über ein Maschinengewehr, eine Art Schrotflinte, Snipergewehr, Betäubungspistole, bis hin zum fetten Raketenwerfer ist alles dabei.

Das habt ihr auch dringend nötig, denn eure Feinde sind nicht dumm. Zwar verhalten sich die Gegner auf dem einfachsten der drei Schwierigkeitsgrade wie geschnittenes Brot (also saublöd), doch wissen sie sich im höchsten Difficulty gut zu wehren. Da verschanzen sie sich hinter Kisten, werfen euch Granaten vor die Füße, schlagen Alarm und informieren/warnen sich gegenseitig bei drohender Gefahr. Die meiste Zeit macht es euch das Spiel aber sehr einfach, werdet ihr doch bei den ohnehin simplen Rätseln mit Holzhammermethoden auf die Lösung derselben hingewiesen. Das vergrößert die sowieso schon existente Linearität und Kürze der Level umso mehr. Freies erforschen is’ nicht, meistens gibt es nur eine Richtung in die es weitergeht. Zugegeben, so wichtig wie in einem Action-Adventure ist spielerischer Forscherfreiraum in einem Ego-Shooter vielleicht nicht, aber ein wenig mehr Freiheit wäre wünschenswert gewesen und hätte dem Wiederspielwert sicher nicht geschadet. Selbst in den „Fahrlevels" ist ein Verfahren beinahe unmöglich. Egal in welche Richtung ihr lenkt, irgendwie kommt ihr immer zum Ziel.

Apropos „lenken". Die Steuerung gestaltet sich als recht gelungen. Mit dem rechten Stick dirigiert ihr Bond durch die Levels und lässt ihn via linkem Stick Schritte nach rechts und links vollführen. Die R-Taste dient zum Schießen, während ihr mit der L-Taste ein manuelles Zielkreuz aufschaltet (ansonsten verlasst ihr euch auf das Halbautomatische). Via A-Button öffnet ihr Türen, während ihr mit dem B-Knopf Qs Spielereien aktiviert (funktioniert teilweise auch mit dem A-Knopf). Das Steuerkreuz dient zum Durchschalten der Waffen und Gegenstände. Mit Y hüpft ihr durch die Gegend und per X-Taste duckt ihr euch hinter Kisten oder kriecht durch enge Luftschächte.

In den Auto- und „Lightgun"-Leveln unterscheidet sich die Steuerung natürlich, doch vor jedem Einsatz könnt ihr euch die Tastenbelegung ganz in Ruhe ansehen.

Grafisch gibt es kaum was meckern. Jedes Level bietet ein anderes Grafikset, die absolut überzeugend wirken. Zwar werden einige Texturen von einer alten N64-Krankheit - dem „Wischiwaschieffekt - geplagt, doch dafür flimmert das Spiel im Gegensatz zur PS2-Version nicht. Zudem sind die Charaktere beileibe nicht so von Aliasing betroffen, wie ihre PS2-Pendants. Animationstechnisch ist das Spiel sehr gut gelungen. Die Gegner rollen sich über den Boden, das Mienespiel der Feinde bringt dem Spieler den jeweiligen Charakter glaubhaft nahe und sogar die Oberweiten der vielen weiblichen Figuren im Spiel bekamen - physikalisch korrekte *g* - Animationsphasen verpasst.

Dem steht die komplett deutsche Sprachausgabe in nichts nach. Jede Stimme passt zur Spielfigur und von Monotonie ist keine Spur. Sogar die typisch anzüglichen Kommentare Bonds fanden ihren Weg ins Spiel! Übrigens bekommt ihr vor jedem Einsatz ein mehr oder weniger langes gesprochenes Briefing, das ihr bei Bedarf während des Spiels im Pausemenü noch einmal nachlesen könnt. Hier dürft ihr euch auch eure Einsatzziele ansehen, die im Spielverlauf schon mal ändern können. Segnet ihr im Spiel das Zeitliche, habt ihr zwei weitere Gelegenheiten den Einsatz zu Ende zu bringen. Zudem müsst ihr bei einem virtuellen Tod nicht bei null anfangen, sondern werdet immer an festen Punkten wieder auf die Gegnerschar losgelassen.

Was die Musik angeht, so gibt es gute und schlechte Nachrichten. Schleicht ihr noch unentdeckt durch die Gänge eines Gebäudes, verhält sich dementsprechend auch die Musik leise und zurückhaltend. Trefft ihr jedoch auf Feinkontakt, schwillt sie bedrohlich an und trägt maßgeblich dazu bei, dass euch auch genügend Adrenalin in die Adern gepumt wird. In den Menüs aber und wenn ihr bestimmte Aktionen erfolgreich ausgeführt habt, werdet ihr mit der bekannten 007-Melodie gequält. Weiß diese anfangs durchaus noch zu gefallen und das Flair zu unterstützen, so nervt sie nach kurzer Spielzeit ganz gewaltig. Wenn ihr nämlich dasselbe Sample zu 700sten Mal hört, quillen euch langsam aber sicher sämtliche Gehörgänge aus den Ohren heraus. Hinzu kommt, dass viele der Schussgeräusche nicht glaubhaft und authentisch wirken, wie beispielsweise in „Perfect Dark". Hier hätte man sich durchaus mehr anstrengen müssen!

Ein letzter Kritikpunkt zum Schluss: an einigen Stellen ruckelt das Spiel, wenn zu viele Explosionen die Grafik in die knie zwingen. Fahrt mal mit irgendeinem Fahrzeug nahe an einige Ölfässer heran und feuert die Raketen ab und ihr wisst, was ich meine. Ansonsten läuft das Spiel absolut flüssig. Einen 60Hz-Modus hat sich EA leider gespart, doch dafür müsst ihr keine fetten PAL-Balken inkaufnehmen.

Nachtrag: Mehrspieler-Modus

Neben dem recht gelungenen Einspieler-Modus kann man natürlich auch gegen seine Freunde antreten. Hat man keine Freunde ist das auch kein Problem ;-) Die Spielerzahl kann man im Normalfall mit Bots auf bis zu 4 Spieler erhöhen. Ist man jedoch schon zu viert muss man, wie leider in bestimmten Modi und Leveln, auf Computergegner verzichten.
Auf 12 verschiedenen Maps heizt man sich mit den bekannten Waffen und auch einigen Q-Features gegenseitig ein. So kann man sich z.B. mit der Q-Kralle à la Spiderman durch die Level ziehen oder sich an die Decke hängen und seinen Gegenspielern unbemerkt Handgranaten auf den Kopf werfen, denn die Q-Kralle funktioniert im Multiplayer-Modus im Gegensatz zum Soloplayer-Modus nicht nur an bestimmten Stellen, sondern an allen Wänden, Kisten etc. Wirklich ein nettes Feature, das denn sowieso schon sehr guten Mehrspieler-Modus gut ergänzt.
Doch nicht nur pures Kämpfen ist angesagt. Verschiedene Modi, in denen man besipielsweise durch das Entschärfen von Bomben punktet, bringen genügend Abwechslung. Das non-plus-ultra ist der Modus aber leider nicht. Viel hätte jedoch nicht gefehlt. Größere Level, Bots, die man auch zusätzlich zu 4 Spielern noch einschalten kann und Kleinigkeiten, wie z.B. das automtische Waffenwechseln sobald man keine Munition mehr für eine Waffe bestitzt, trüben das ansonsten sehr gute Bild. Vielleicht ist man aber auch nur ein wenig verwöhnt...

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass „007-Agnet im Kreuzfeuer" einen äußerst gelungenen Einstand des „Ego-Shooter-Genres" auf dem GCN darstellt. Bond-Freunde greifen sowieso zu, alle anderen sollten sich überlegen, ob ihnen ein guter, aber kurzer Einblick in die Welt von James Bond die 60 Euro wert sind. Mir hat es auf jeden Fall Spass gemacht und das kann man ja nicht unbedingt von jedem Spiel behaupten.

Grafik
8
Sound
6.5
Multiplayer
9
Gesamt
8

verfasst von „projectD, Seppel“

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Vielen Dank an die Firma Electronic Arts für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 21.Juli.2002 - 21:32 Uhr