Spieletest: HARVESTELLA NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
4. November 2022

USK 12 keine Onlinefunktion Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
packende Story
tolle Charaktere und Jobklassen
Farming + RPG-Mix
grandioser Soundtrack
Negativ:
Genremix etwas unausgereift
kleine Performanceprobleme
Sprachausgabe die keine ist
Charaktereditor bietet kaum Optionen

Mit Harvestella wagt Square Enix einen interessanten Genremix aus Farmingsimulation und Rollenspiel. Es vereint beide Welten was für viele richtig gut klingen wird. Ob aber dieser Mix gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Text.

Die Welt in Harvestella

Nachdem wir zu Beginn des Spiels unseren Charakter erstellt haben, kann es auch schon losgehen. Zum Editor sei aber gesagt, dass es eher eine übersichtliche Anzahl an Einstellungsoptionen gibt. Auch ist es egal, ob man männlich, weiblich oder divers auswählt, die Auswahlmöglichkeiten bleiben gleich. So sieht ein männlicher Charakter genauso "weiblich“ aus, wie wenn ich das männliche Pendant wähle, was etwas schade ist – man kauft es einfach nicht ab.

Die fantasievolle Welt von Harvestella wurde nach Concept-Arts von Isamu Kamikokurvo gestaltet. Dieser war bereits für Spiele wie Final Fantasy XII verantwortlich. Musikalisch begleiten euch Klänge aus der Feder von Go Shiina, welcher aus der Tales-Reihe bekannt ist.

Bevor wir zur eigentlichen Story kommen, sei erwähnt, dass eine große Rolle vier riesige Kristalle spielen – die Chronomalien – welche für die Jahreszeiten zuständig sind und im sogenannten Silentium enden. Dabei handelt es sich um den Endpunkt eines Zeitabschnitts, welcher den Tod mit sich bringt. Es verderben alle Früchte und die Luft ist mit einem tödlichen Staub erfüllt. Danach startet eine neue Jahreszeit. Die Menschen kennen sich mit diesem Naturschauspiel aus und haben ihren Weg gefunden damit umzugehen. Nur leider sind diese Wechsel ins Ungleichgewicht geraten – das Silentium wird immer stärker und länger.

Die Story beginnt, indem euer Hauptcharakter aus einem Traum erwacht. Ihr betretet ein Dorf, welches auf den ersten Blick wie verlassen wirkt, bis man plötzlich bewusstlos umfällt. Was man zu Beginn noch nicht weiß ist, dass man sich mitten im Silentium befindet. Zum Glück findet euch die Dorfärztin, die euch vor dem gefährlichen Staub rettet. Leider hat das Silentium euer Gedächtnis ausgelöscht. Die Dorfbewohner von Lethe sind nette Menschen und so überlassen sie euch eine kleine Farm, die ihr ab nun bewirtschaften, aufbauen und verbessern könnt. Die Ruhe ist aber nur von kurzer Dauer, als plötzlich ein gewaltiger „Komet“ vom Himmel stürzt. Die Welt von Harvestella gerät aus den Fugen. Es liegt an euch die Rätsel der Chronomalien zu lösen und die gesamte Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, aber die Story ist auf alle Fälle die Stärke des Spiels und hat einige Twists parat.

Das Schöne an Harvestella ist, dass ihr nie gedrängt werdet in der komplexen Story vorwärtszukommen. Es vereint die Entspanntheit eines Farming-Simulators mit klassischen RPG-Elementen.

Das Farmen

Wie bereits erwähnt könnt ihr selbst wählen, ob ihr vorerst lieber den landwirtschaftlichen Aufgaben nachgehen wollt oder ob ihr euch doch lieber gleich in Quests stürzt. Das Farmen lohnt sich dennoch, da ihr ja schließlich auch Geld benötigt, um eure Waffen zu stärken und um eure Landwirtschaft aufzubauen. Die Fläche vor eurem Haus könnt ihr nutzen, um dort verschiedene Getreide- und Gemüsesorten anzupflanzen, die später verkauft werden können. Es gibt einen Tag- und Nachtrhythmus und die Zeit vergeht wie im Fluge. Daher solltet ihr immer wieder eure Ausdauerleiste im Auge behalten. Jede Tätigkeit verbraucht durch Anstrengung Teile davon. Durch Lebensmittel kann diese aufgebessert werden. Achtet ihr nicht darauf, fallt ihr einfach um und erwacht wieder in eurem Bett. Das ist besonders ärgerlich, wenn ihr gerade mitten in einem Bosskampf seid oder noch einmal ganz ans andere Ende der Spielwelt laufen müsst. Auch hat es auf das Gameplay Einfluss, da ihr viele Lebensmittel essen müsst, anstatt sie verkaufen zu können.

Die Feldarbeit geht grundsätzlich recht leicht von der Hand – vor allem, da ihr zu Beginn noch keine große Ackerfläche bestellen könnt. Die Ernte lässt sich bereits am Folgetag einfahren und die restliche Zeit könnt ihr mit Abenteuern verbringen. Während ihr die Karte erkundet, werdet ihr schnell feststellen, dass es sehr vieles zu entdecken und freizuspielen gilt. Jede Gegend bietet spezielle Materialien, dir ihr beispielsweise für die Viehhaltung oder zum Herstellen von Möbeln und Gehegen benötigt. Mit der Zeit erhaltet ihr zudem Zugriff auf weiteres Werkzeug, wie beispielsweise eine Spitzhacke, um Steine aus dem Weg zu räumen.

Mit laufendem Fortschritt wächst euer Business und es gibt mehr zu tun. Habt ihr Lethe verlassen und neue Städte entdeckt, gibt es dort weiteren Raum zum Forschen. Eine Sache davon wäre beispielsweise neues Saatgut, neue Kochrezepte und Anleitungen für benötigte Maschinen.

Neben den landwirtschaftlichen Aufgaben wie Ackern, Bestellen, Ernten und Verkaufen, ist auch die Viehzucht eine wesentliche Einkommensquelle. Neben den hühnerartigen „Gluckel“ und dem schafsähnlichen „Wollum“ könnt ihr ein Reittier namens „Totokaku“ halten. Mit diesem ist es möglich, sich viel schneller auf der Weltkarte fortzubewegen.

Quests und Kampfsystem

Lethe ist eine sehr belebte Stadt. Ihr findet überall nette Bewohner, mit denen ihr sprechen könnt und die auch immer wieder die ein oder andere Aufgabe für euch bereithalten. Wie in Animal Crossing leuchtet regelmäßig euer Briefkasten auf, sodass ihr neue Aufträge findet. Es gilt vermisste Kinder zu finden, der Dorfärztin unter die Arme zu greifen oder eure Kochkünste unter Beweis zu stellen. Doch werdet ihr nicht nur Städte besuchen, sondern müsst auch die weiten Areale der Welt durchstreifen, wo ihr immer wieder Monstern begegnen werdet. Zum Glück habt ihr eine Waffe dabei. Die Kämpfe laufen dabei in Echtzeit statt.

Im Laufe der Story schließen sich neue Charaktere eurem Team an. Während die Dialoge mit Dorfbewohnern eher Mittel zum Zweck sind, könnt ihr mit euren Kameraden eine wirklich schöne und nachvollziehbare Beziehung aufbauen, welche euch einprägsame Momente bescheren werden.

Zurück zum Kampf. Feinde haben gewisse Schwächen für verschiedene Elemente und Waffentypen. Eure Teammitglieder greifen automatisch an. Ihr selbst seid nur für euren eigenen Charakter verantwortlich. Bei vielen Kämpfen hilft einfaches Button-Mashing, da sie wenig anspruchsvoll sind. Etwas komplexer sind sicherlich die Bosskämpfe. Hier solltet ihr schon gut über die Zusammenstellung eures Teams nachdenken. Vor allem Team-Attacken führen hier oft zum gewünschten Erfolg. Das Kampfsystem ist aber unserer Meinung nach zu wenig ausgereift oder vielfältig, um auf lange Sicht zu begeistern. Die Kämpfe sind hier oftmals viel zu einfach.

Klassisches RPG

Wie bereits erwähnt, findet ihr neben dem Farmen, ein klassisches RPG. Es gibt verschiedene Jobklassen – jedem mit ihrem individuellen Fertigkeitsbaum. Besiegte Feind bringen Erfahrungspunkte und leveln euer Team auf. Ihr könnt kochen, angeln und neu eben alle Elemente einer Farming-Simulation genießen.

Es gibt Dungeons, welche euch viel abverlangen, teilweise sehr komplex sind und neue Fähigkeiten voraussetzen. So müsst ihr erst den Bombenbau oder das Reparieren von Leitern und Brücken lernen, um voranzukommen. Der größte Feind ist hier sicherlich die Ausdauer und vor allem die Zeit. Pünktlich um 10 Uhr abends werdet ihr müde und ihr solltet euch schnellstens auf die Heimreise begeben, um vor Mitternacht in eurem Bett zu liegen und den Fortschritt zu speichern. Zum Glück gibt es verschiedene Schnellreise-Funktionen, wie anfangs die Rückholglocke. Leider spawnen über Nacht alle Gegner erneut und ihr müsst mit der Säuberung von vorne beginnen. Das kann schon sehr frustrierend sein.

Bella Harvestella?

Die Präsentation von Harvestella wirkt auf der einen Seite etwas altbacken und auf der anderen Seite ist der Artstyle richtig schick anzusehen. Sicherlich musste Square Enix bei der Nintendo-Switch einige Kompromisse eingehen. So wirken manche Kanten, Strukturen und Figuren etwas „schwammig“ – vor allem auf dem TV. Dies ist aber etwas, dass uns bereits bei vielen Switch-Spielen der letzten Zeit ins Auge gestochen ist. Die Darstellung im Handheldmodus hat hier sicherlich die Nase etwas vorne.

Nichtsdestotrotz ist Harvestella ein hübscher Titel mit einer beeindruckenden Atmosphäre. Die Charaktere sind handgezeichnet, ihr findet fantasievoll gestaltete Städte und abwechslungsreiche Dungeons. Der Soundtrack ist großartig und unterstreicht das Gameplay grandios. Die Stimmung wird mit dem passenden Track optimal eingefangen. Von sanften Klavier- und Gitarrenklängen bis hin zu dramatischen Stücken ist alles dabei. Die Textausgabe ist komplett auf deutsch. Als Sprachausgabe könnt ihr zwischen englisch und japanisch wählen – was etwas komisch ist. Uns wäre nicht aufgefallen, dass im Spiel bisher jemand gesprochen hätte, was vor allem bei vielen großartigen Zwischensequenzen etwas schade ist. Wenn man alles zusammenzählt, kommt man nicht herum zu sagen, dass auch, wenn die Switch technisch nicht die stärkste Konsole ist, mehr drinnen gewesen wäre.

Fazit

Mit Harvestella erwartet euch ein durchaus gutes Spiel, ein interessanter Genre-Mix mit einer packenden Story, welches aber sein komplettes Potential leider nicht entfaltet. Auf der einen Seite macht es großen Spaß, bietet wunderbare Welten, aber gerade der Mix aus Farming und RPG läuft nicht immer geschmeidig. An der einen Stelle kommt das Farming zu kurz und als Rollenspiel fehlt es an der nötigen Tiefe – vor allem beim Kampfsystem. Beide Elemente greifen nicht richtig ineinander. Dennoch ist Harvestella ein ambitionierter Titel, der Neues probiert, was lobend zu erwähnen ist. Zieht man die richtigen Schlüsse, so steht einem grandiosen weiteren Teil nichts im Wege. Doch selbst mit Harvestella in seiner jetzigen Form werdet ihr viel Spielspaß und Abwechslung erhalten. Es warten eine Vielzahl an Quests und eine Story, die mit dem ein oder anderen Twist überrascht. Die Charaktere wachsen einem ans Herz. Ein Spiel, welches seine Stärken nicht ganz nutzt, aber man mit einem Kauf nichts falsch macht.

Grafik
8
Sound
10
Gesamt
7

verfasst von „Ulrich“

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Vielen Dank an die Firma Square Enix für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 17.November.2022 - 17:34 Uhr