Spieletest: Eastward NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
16. September 2022

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
hervorragende Pixel-3D-Symbiose
intensive Charakter-Gestaltung
eingängige 90s- & Tech-Sounds
Geschichte mit Tiefe
Negativ:
deutsche Lokalisation folgt später
Tempo kann manch einen lähmen

Ein Spiel, das von drei Freunden aus Singapur entwickelt wurde, viele nostalgische Elemente vergangener Tage verbindet und trotzdem durch eine gute Story und Rollenspielmechaniken begeistern möchte? Ob Eastward all dies leisten und sogar meistern kann, gibt’s bei uns zu lesen!

Die Geschichte im Vordergrund

Eastward spielt in einer dystopischen Welt, in welcher eben diese als tödliche Gefahr verstanden wird, weshalb sich die Menschheit in eine unterirdische Siedlung zurückgezogen hat. Dabei begleitet ihr die Hauptcharaktere John, der einst Mienenarbeiter war und Sam, ein Mädchen, das John aus Trümmern fischte und seither beschützt, als wäre es seine Tochter. Während John etwas resigniert von der Welt ist, zeigt sich Sam begeisterungsfähig und neugierig im Umgang mit anderen.

Sobald ihr dieses unzertrennliche Zweiergespann durch die Geschichte begleitet, erlebt ihr dabei nicht selten schrullige, aber ebenso herausragend erarbeitete Charaktere. Neben einer emotionalen Story, in der John mit seiner alten Profession konfrontiert wird und Sam sich nichts sehnlicher Wünscht, als zur Schule gehen zu dürfen, wie jedes normale Kind, werdet ihr so manche Überraschung erleben. Viele davon zeigen die Vielschichtigkeit der Charaktere, noch viel mehr aber die Kreativität und Liebe der drei Entwickler zu ihren Figuren. In einer Sequenz erhält Sam neue Schuhe und freut sich nicht nur sichtlich, sondern läuft fortan auch etwas schneller.

Generell ist das Spiel, das euch in Summe über 30h beschäftigen kann, von Charme geprägt. Nicht nur, dass die Schule eigentlich eine abgehalfterte U-Bahn ist, ihr kommt auch ordentlich rum. Das wäre hier und da sicherlich noch immersiver, würde der Humor und die Umgangssprache des Englischen auch auf Deutsch zugänglich sein, jedoch arbeiten die Entwickler bereits an einer deutschen Lokalisation. Der Spielumfang ist aber auch maßgeblich von handlungstreibenden Seitenaktivitäten geprägt. Mal spielt ihr Baseball, ein anderes Mal rätselt ihr umher oder sucht Schätze. Im übrigen gibt es dafür einen Tracker am Anfang des Spiels zu kaufen. Entscheidet ihr euch dafür, werdet ihr künftig mit Signaltönen bei der Suche unterstützt – ein heiden Spaß!

Gameplay & Inventar

Spielerisch geht es neben den diversen Örtchen und Eckchen um das Erkunden von Dungeons, sichtlich Inspiriert von alten Zelda-Titeln und anderen Pixel-Giganten der 90er Jahre. Das Erforschen ist neben der Story somit ein Hauptbestandteil eures Tuns. Puzzle- und Schalterpassagen begleiten euch aber gleichermaßen, wie logische Kombinationen. Nie werdet ihr dabei aber ernsthaft beim Schwierigkeitsgrad überfordert, sodass manche sagen mögen, es ginge um sture Wiederholung. Dieses Empfinden hatten wir in unserem Spieldurchlauf jedoch zu keiner Zeit.

Dass das Spiel zeigen möchte, dass ihr vorankommt seht ihr an mehreren Merkmalen. Ihr habt von Anfang an eine angenehme Lernkurve und erzielt Fortschritte, die Erfolge spürbar machen. Dazu gehören auch die epischen Einblendungen gefundener Objekte, die den Nostalgikern unter uns eine Gänsehaut verschaffen sollten, wenn sich unsere Protagonisten freuen, während ein Pop-up das gefundene Item zeigt.

Auch wurden automatische Rücksetzungspunkte äußerst fair implementiert. Sollte es einmal zu eurem Ableben kommen, so könnt ihr in der Regel nahtlos weitermachen, ohne ernsthaft Wege zurücklegen zu müssen. Darüber hinaus warten hier und da weise plaudernde Kühlschränke auf euch, die zur manuellen Spielstandsicherung dienen. Aber mal ehrlich: wie könnte man auch besser einen Speicherstand konservieren als in der Kühle eines Gefrierschrankes – einleuchtend oder?

Natürlich wäre Eastward nicht zurecht als Action Adventure & RPG einzuordnen, wenn ihr nicht auch allerlei Items und etwas Gear finden könnet. Einiges davon kann an Kochstationen eingesetzt werden. Habt ihr alle Zutaten beisammen, startet sich ein Einarmiger-Bandit, an dessen Ende ein neues Rezept für euch herauspurzelt. Diese können Johns Herzanzeige aufbessern oder sogar temporäre Statuseffekte mit sich bringen.

Wichtig ist dies allein schon deswegen, da nur John kämpfen kann. Ihr könnt auch nicht rennen oder springen. Nur schlagen und aufgeladene Schläge bzw. Schüsse verteilen. Bomben können nach ca. einer Stunde Spielzeit ebenfalls eingesetzt werden. Ihr merkt also, Konzentration auf Qualität statt Overload an Möglichkeiten ist hier die Devise.

Doch auch Sam entwickelt mit der Zeit Fähigkeiten. Dadurch kann sie etwa Gegner kurzzeitig „festhalten“, sodass mit gutem Timing John ein leichteres Spiel beim Beseitigen der schleimigen Monster-Nacktschnecken, fleischfressenden Pflanzen und anderer Ungetüme hat. Dabei startet ihr mit einer Bratpfanne, mit der Zeit kommt ihr aber auch zu größeren Kalibern wie zu einer Schrotflinke und einem Flammenwerfer.

ihr sammelt darüber hinaus skurrile Früchte und andere Items ein, die euch auf eurem Weg unterstützen. Hier und da könnt ihr Bauteile finden, die es euch ermöglichen, eure Ausrüstungsgegenstände zu erweitern.

Mutige Designentscheidungen

Wenn man Indie-Titel entwickelt, gibt es zwei große Herausforderungen. Die eine wäre es Budget zu beschaffen und damit so gut hauszuhalten, dass man eigene Ideen, Visionen und neue Wege beschreiten und umsetzen kann. Die andere Herausforderung ist es, einen kommerziellen Erfolg erzielen zu wollen, um die Entwicklungskosten zu amortisieren. Dies geht manchmal nur über branchenerfahrene Publisher, die dann ein Wörtchen bei der Ausgestaltung des Spiels mitreden wollen. Nicht immer wird eine von Spielern so sehnlichst erhoffte Innovation dann auch zum Leben erweckt, obwohl die Ansätze existierten.

Die Entwickler Pixpil von Eastward und der Publisher Cucklefish müssen sich dieser Rechtfertigung nicht stellen, denn grafisch und soundtechnisch ist das Spiel ein wahres Meisterwerk. Dies mag zum einen an der Fusion von 30 Jahre alten Videospielelementen der 90er Pixel-Dynastie und dem Animé- und Cartoon-Genre liegen, zum anderen aber an der hervorragenden Alterung solcher Assets durch die Einbindung in eine moderne Engine, die 3D Lichteffekte und andere Wunderwerke ermöglicht. Das Ergebnis ist ein einzigartiges und detailreiches Artdesign-Konzept, das positiv heraussticht. Neben einer kreativen Darstellung von Häusern und Shops und allem, was man unter der Erde so gebrauchen könnte, sind auch gameplay-relevante Inhalte nicht zu kurz gekommen. So wurde eine äußerst übersichtliche und hilfreiche Karte mit Questmarker eingebaut oder eben Cartoon-Schnipsel, die die Story treiben.

Wer diese Bilder auch hören und fühlen mag, muss lediglich seine Lautstärke an der Switch oder den angeschlossenen Kopfhörern aufdrehen. Denn die eingearbeiteten Sounddesigns und -tracks beamen euch so dermaßen in die Zeit eurer Kindertage zurück. Klassische Gameboy-Sounds, futuristische Tech-Effekte und ein dazwischen perfekt gemischtes Sounddesign lassen absolut keine Wünsche offen. Wen ihr also beim Spielen, was sowieso durch eine gewisse Entschleunigung auffallen sollte, etwas Zeit habt, dann schließt einmal die Augen und lauscht.

Fazit

Eastward erzählt eine Geschichte mit Tiefe in der Tiefe! In Sicherheit vor der vermeintlich tödlichen Welt schlagen sich das junge Mädchen Sam und ihr Beschützer John durch die cartoonige Welt von Eastward. Wer auf eine Hommage an die pixeligen 90er Kracher, die gute alte Animé-Zeit und moderne Designs, Sounds und 3D-Effekte steht, wird neben der Liebe für’s Detail in eine Geschichte gesogen, die diesem Indie-Titel die Krone aufsetzt.

Grafik
9.5
Sound
10
Gesamt
9.5

verfasst von „ Maik“

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Vielen Dank an die Firma Chucklefish für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 11.Juli.2022 - 20:23 Uhr