Spieletest: Dorfromantik NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
29. September 2022

USK 0 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Minimalistisches Gameplay
Wunderschöne Art- und Soudworks
Reichhaltige Spielmodi
Genialer Spielsog
Negativ:
Nichts für Nicht-Entspannbare

Mit Dorfromantik erwartet euch eine sanfte Aufbausimulation, die sich statt mächtiger Städte auf besinnliche Dörfer beschränkt. Ob hier tatsächlich eine Testromanze entstanden ist oder wir das Dorf übereilt verlassen haben, lest ihr in diesem Bericht.

Dörfische Eindrücke auf der Switch

Was mit vier Berliner Entwicklern begann und nach einer ausgiebigen Beta-Phase auf dem PC zu vielen wohlwollenden Stimmen führte, soll nun auf der Switch fortgeführt werden. Dorfromantik ist im Spieleherbst auf unserem Lieblingshybriden erschienen und erzählt keine erzwungene Geschichte, sondern lässt euch sie selbst finden oder auch nicht.

Ihr werdet direkt in das Tutorial geworfen, in dem euch die wesentlichen Spielprinzipien nähergebracht werden. Dazu gehört natürlich zuallererst das Verständnis über die wichtigen, sechseckigen Kacheln, die wortwörtlich Dreh- und Angelpunkt eures Spiels sind und sein werden. In Dorfromantik wird euch eine Startkachel vorgegeben, die von weißen, unbestückten Sechsecken umrandet ist. Ihr seht in der linken Ecke eures Screens einen Stapel, bei dem euch die nächste Kachel angezeigt wird. Aufgabe ist es nun, die Kacheln so aneinanderzureihen, dass möglichst homogene Biotope entstehen. Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle, dass ihr einen völlig zufallsgenerierten Kachelstapel erhaltet, wovon jede einzelne eine oder mehrere Elemente folgender sechs Strukturen enthalten kann: Wasser, Felder, Bäume, Häuser, Schienen, Gras.

Das mag nicht sonderlich vielfältig sein, reicht aber vollkommen aus, um euch in angenehmem Maße zu beschäftigen, jedoch nicht zu überfordern. Ihr lernt schnell, dass Häuserreihen beim Anlegen der Karten aufleuchten, sollte eine nahtlose Verbindung hergestellt worden sein. Das ist häufig von großer Relevanz, da das Spiel von Zeit zu Zeit mit Quests aufwartet, die euch zusätzlichen Puzzlespaß ermöglichen. Denn manche der frischen Kacheln haben eine Aufgabe anhaftend. Etwa eine Baumreihe von 12 zu erreichen oder ein Gewässer mit mindestens 31 Wassersegmenten zu erstellen. Die Quests werden natürlich anspruchsvoller und eure Infrastruktur komplexer, je weiter eure Dorfidylle wächst. Gerade am Anfang des Tests haben wir sehr eifrig Kacheln verlegt, jedoch schnell merken müssen, dass das – abhängig vom Spielmodus – gesetzte Kachellimit des Stapels zu einem schnellen Ende des Spieldurchlaufs führen kann.

Dorfkunst will gelernt sein

Die erwähnten Quests haben mehrere Funktionen. Zum einen sollt ihr motiviert werden, sinnvolle Gebilde und Gefüge zu erstellen, an die ihr anknüpfen könnt, sodass ihr irgendwann Quests erfüllen könnt, wo es z.B. 486 Bäume, also einen ansehnlichen Wald, benötigt. Andere Quests fußen auf Kacheln, die eine exakte Anzahl an Kärtchen benötigen. Wer hier nicht exakt auf 8 Schienenabschnitte kommt, weil er eine Kreuzung anlegen will, riskiert schon einmal schnell die Quest zu verlieren. Das solltet ihr in den Kachel-begrenzten Spielen aber vermeiden, da ein erfolgreiches Abschließen einer Aufgabe, egal ob es sich um 5er oder 500er Gefüge geht, 5 extra Kacheln einbringt, die das Spiel verlängern. Baut ihr also fleißig mit einer gewissen Systematik und Logik an eurem Dorf herum, ohne eure persönlichen Ästhetik-Bedürfnisse ganz über den Haufen zu werfen, könnt ihr eine sehr stattliche Landschaft entwerfen. Netter Nebeneffekt des Ganzen ist ein wachsender Highscore. Dieser steigt besonders bei erfüllten Aufgaben, aber auch bei jeder gut bis perfekt angelegten Kachel. Hier gilt das einfach verständliche, aber schwer zu meisternde Puzzleprinzip. Pro passgenau angelegte Seite gibt es 10 Punkte, somit für eine perfekte Kachel 60. Wenn ihr Kacheln legt, die an gewissen Ecken noch keine Gegenstücke haben, dann könnt ihr natürlich keine 60 Punkte erhalten. Im weiteren Spielverlauf werden sich die freien Felder aber reduzieren, sodass sich manche Kacheln später anbinden lassen und zu perfekten Feldern werden können. Erfüllt ihr bei einem Anlegen gleichzeitig eine Quest, gibt es 100 Extrapunkte.

Je länger wir uns an unserem Dorfglück versuchten, desto klarer wurde es, dass es sich anbietet, von jeder Struktur möglichst eine Reihe zu erzeugen und nach gewisser Zeit auch gern eine weitere. Denn es kommen immer größere Ketten als Aufgaben zustande. Irgendwann hatten wir 1200 Bäume zu verknüpfen. Wenn dann aber wieder eine Quest reinkommt, die nur 250 Bäume erlaubt, dann könnt ihr dieses Baumkärtchen nicht anlegen und müsst ein neues Wäldchen erzeugen. Hier ist es charmant, bereits vorgebaut zu haben.

Habt ihr Sorge, dass ihr euch einmal beim Anlegen vertan habt oder stellt fest, dass eine andere Ausrichtung doch besser wäre, so dürft ihr ohne Punkteabzug eure letzte Wahl revidieren durch Klick auf B. Das geht aber nur für das jeweils letzte Kärtchen. Schwelgt ihr später in Gedanken beim Anblick eures Dorfes, so müsst ihr ggf. die ein oder andere Fehlentscheidung zu einem perfekten Gesamtanblick verschmerzen.

Die Spielmodi

Dorfromantik bietet euch bemerkenswerte sieben Spielmodi an, von denen fairerweise einer als Tutorial abgezogen werden darf. Ihr startet nach dem Tutorial fließend in den Klassischen Modus, bei dem ihr 40 Kärtchen zur Verfügung habt. Arbeitet ihr nach oben beschriebenem Prinzip, könnt ihr natürlich deutlich mehr Kacheln befüllen. Geht eure Kärtchen-Restzahl auf 0, ist das Spiel vorbei. Für geübte Spieler kann der Schnelle Modus mit einer reduzierten Kärtchenzahl von 25 ausprobiert werden. Wer komplexere Strukturen durchdringen und verlegen möchte, der wählt den Schwierigen Modus. Im Monatlichen Modus dürft ihr euch in jedem Monat über neue, individuell konfigurierte Spielsets freuen. Hier steuert der Entwickler ein Tableau ein, das das Spielfeld begrenzt oder die Häufigkeit der Strukturen etc. vorgibt. Auch die Farben der Objekte sind definiert. Wem das alles noch nicht genug ist, der kann sein ultimativ romantisches Dorfglück im Eigenen Modus finden. Hier dürft ihr sämtliche Einstellungen frei wählen, um euch maximal auszutoben. Ihr mögt keine Schienen? Kein Problem, lasst sie weg! Es sollen viele Bäume sein, damit die Bewohner des Dorfes eine gesunde Umgebung haben? Wir stellen den Schieberegler hoch! Darüber hinaus dürft ihr euer Kärtchenlimit auf 500 erhöhen, die Häufigkeit von Quests definieren, die Schwierigkeit einstellen und Begrenzungen des Tableaus definieren. Während ihr dies einstellt, generiert sich ein individueller Code, der auch eingetippt werden kann. Ihr ahnt es schon: Wer richtig Lust hat, nach den Spielregeln der Dorfkolleginnen zu spielen, der lässt sich den Code zu einer Regelkonfiguration geben.

Detail liebt Fokus

Besonders erwähnenswert ist es aus unserer Sicht, dass es Dorfromantik schafft sehr konsistent aufzutreten. Die Spielmodi ergänzen sich wunderbar, ändern aber an der Essenz des Spiel nichts. Darüber hinaus wirkt das Spielprinzip sehr minimalistisch und aufgeräumt, entfaltet aber seinen Charme und die Komplexität, je länger man spielt und das Spiel begreift. Wichtig ist aber auch, dass der Spielspaß nicht von der eigenen Begabung zum Städtebau, zu Ästhetik oder Puzzlegeschick abhängt. Denn jedes angelegte Kärtchen macht Freude. Dazu trägt vor allem das sehr stimmige Design bei. Die Farben sind perfekt abgestimmt, die Konturen der Objekte und Strukturen sind weich und harmonisch. Die Schienen werden von dampfenden Loks befahren, über die Flüsschen schippern kleine Boote und die Felder grenzen so manches mal an sich drehende Windmühlen. Ihr bekommt demnach zu jeder Zeit das Gefühl vermittelt, dass ihr ein lebendiges Dorf entwickelt, auch wenn ihr keinen einzigen Menschen zu Gesicht bekommt. Mit der Zeit werdet ihr einige Objekte freischalten, die sich als Kärtchen platzieren lassen. Das wird zum einen durch das Erfüllen von Sonderquests möglich, die mit einer Krone markiert sind. Zum anderen durch allgemeine Ziele des Spiels, die ihr im Hauptmenü unter Belohnungen jederzeit verfolgen könnt. Eine der ersten Trophäen ist es z.B. 5 Spiele mit einem Highscore von 5000 Punkten abzuschließen.

Neben diesen Belohnungen warten aber auch andere schöne Details auf euch. So werdet ihr verschiedene Landschaftstypen freischalten. Ob den etwas vegetationskargen Fjord oder die Lavendel-Bepflanzung, ihr werdet eure Dörfer anpassen dürfen. Sehr hat uns auch das farbenfrohe Biom „Verwunschen“ gefallen. Anpassungen an dieser Optik dürft ihr jederzeit für eure laufenden Spiele vornehmen. Toll gelöst ist darüber hinaus, dass ihr euch ebenso zwischen Spielen umentscheiden könnt. Wenn ihr also fleißig an einer Kreation im mächtigen Eigenen Modus werkelt, zwischenzeitlich aber einfach einen Highscore im Schnellen Modus knacken wollt, könnt ihr das Spiel switchen und später auf das andere Spiel zurückkommen. Möglich macht das die Speicheroption, die euch auch nach dem Beenden eines Spiels zur Verfügung steht. Ihr werdet nach einiger Zeit, sofern ihr denn Dörfer sammeln wollt, eine beachtliche Anzahl abgeschlossener Spiele samt Scores vorfinden. So könnt ihr ab und zu stöbern, wie sich euer Spielstil geändert hat, was womöglich den ein oder anderen Punktezuwachs eingebracht hat. Aber auch das Vorzeigen von hübschen Kreationen im Bekannten- oder Community-Kreis ist so kinderleicht. Auch abgeschlossene Maps dürfen nachträglich durch die Biom-Filter angepasst werden. So erstrahlt die ein oder andere Landschaft deutlich später noch einmal in einem ganz anderen Licht – romantisch!

Technik & Polishing

Uns ist schon in der ersten Spielstunde bewusst geworden, wie aufgeräumt Dorfromantik erscheint. Ihr werdet einfach kaum etwas finden, was sich zu beanstanden lohnt. Abgesehen von minimalen Lade-Issues beim Aufbau bereits angefangener Maps oder dem schnellen Ändern von Kacheln, haben wir absolut keine Technikmängel feststellen können. Insgesamt haben die Entwickler also einen hervorragenden Job bei der Auswertung des Testzeitraums gemacht und das Spiel so implementiert, dass es von der Anwendung des Gameplays butterweich von der Hand geht und sich der Spieler voll und ganz auf das Geschehen einlassen kann.

Soundkulisse

Zur Entspannung trägt aber auch das gesamte Soundpaket bei. Das Bing einer erfolgreichen Quest, das Zwitschern der Vögel, Rauschen der Gewässer und Brummen der Loks sorgt für eine muntere Kulisse. Darüber hinaus werden entspannte Klänge variiert und mit solchen gepaart, die eben in ein Dorf gehören: Hundebellen, Summen, Klingeln, mähende Schafe.

Der Flow

Dorfromantik darf zurecht von sich behaupten, ein sanftes Aufbau-Puzzlespiel zu sein, dass den Spieler in seinen Bann zieht. Während der gesamten Testphase haben wir uns Stunde um Stunde in unsere Dörfer gegraben, ohne uns auch nur eine Sekunde zu langweilen. Dorfromantik kann in ein paar Minuten gespielt, aber auch unterbrochen und beendet werden, aber auch stunden- und tagelang dauern, je nach Modus. Wir haben selbst beim Schreiben dieses Berichts hier und da innegehalten, um einzelne Features noch einmal zu prüfen und was sollen wir sagen: schwups war die nächste Spielstunde in einem liebenswerten Dorf verschwunden.

Fazit

Dorfromantik fesselt und geht ans Herz! Der liebenswert sanfte Aufbau-Puzzler schafft es, euch sechseckige Kärtchen mit Umgebungselementen wie Schienen, Feldern oder Bäumen zu überlassen, auf dass ihr euer eigenes Dorf erschafft, während ihr Quests und Belohnungen erarbeitet. Die sechs Spielbaren Modi ergänzen sich hervorragend und werden stets durch harmonische Artworks und selige Sounds begleitet. Selbst diejenigen, die weder Puzzles noch Aufbausimulationen mögen, werden Dorfromantik lieben, da es sie charmant durch das eingängige Gameplay in einen Flow-Zustand verbringt, der durch seinen Suchtcharakter nur schwer zu verlassen ist.

Grafik
9.5
Sound
9
Gesamt
9.5

verfasst von „ Maik“

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Vielen Dank an die Firma Toukana Interactive für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 08.Oktober.2022 - 16:12 Uhr