Spieletest: Dariusburst: Another Chronicle EX+ NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
27. Juli 2021

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Couch-Coop mit bis zu 4 Spielern
Abgefahrene Musik
Viel Content für einen Re-Release
Negativ:
Bockschwer
Seltsame Bildschirmaufteilung
Undurchsichtiges Power-Up System

Wenn Taito einen 2010er 4 Player Shoot’m’Up Automaten für die neue Konsolengeneration neu veröffentlicht, ist von Anfang an klar, dass dieses Spiel sich nicht an den Casualgamer von Nebenan richtet. Vielmehr trennt sich bei diesem Projektil- und Lasergewitter die Spreu vom Weizen, denn selbst eingefleischte Genre-Nerds werden an Dariusburst: Another Chronicle EX+ zu knabbern haben. Ob sich die Mühe lohnt, klärt der Test.

Zweiundreißig zu neun

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Dariusburst: Another Chronicle war 2010 ein Arcadeautomat an dem kein Shooterfreund einfach so vorbeigehen konnte. Er war einfach zu groß und zu faszinierend. Vier Spieler konnten gleichzeitig nebeneinander sitzen und auf einem riesigen Breitbild spielen, dass mindestens doppelt, wenn nicht vier mal so groß war, wie an üblichen Maschinen. Allerdings war es in mitteleuropäischen Gefilden im Jahre 2010 so gut wie unmöglich eine entsprechend gut ausgestattete Arcade-Hall zu finden, sodass wahrscheinlich nur fernöstliche Spieler in diesen Genuss kamen. Zurück ins Hier und Jetzt. Das Spiel erschien bereits in einer Collection und Taito entscheidet sich dazu die Kuh weiter zu melken und Darius Burst: Another Chronicle mit einigen Extras (das bedeutet das EX+) einzeln zu releasen. Die Zielgruppe ist skalpelscharf definiert. Hardcore Shoot‘m’Ups Fans, die eine Original Arcade Erfahrung machen möchten. Dazu passt, dass das ganze Spiel über unten ein kleiner „Free Play“ Schriftzug leuchtet. Als könnte man das an der Konsole ändern. Zudem fällt schnell das aus der Spielhalle übernommene Bildschirmverhältnis von 32:9 auf. Ein Verhältnis, dass sich für eine intensive Vierspieler-Coop-Session eignet. Man hat ein extrem breites Kampffeld vor sich, was aber gleichzeitig 50% des Bildschirms mit schwarzen Balken oben und unten verschenkt. Wer es wagt mit den hinteren Schultertasten in den Vollbildmodus hineinzuzoomen, sieht zwar vermeintlich mehr, ist aber in Wirklichkeit den von links und rechts herannahenden Gegnerhorden hilflos ausgeliefert, die man ja sonst von weitem schon sieht. Oder zumindest erahnt – denn das Spiel schickt euch dermaßen viele Gegner, Projektile, Asteroiden und andere Hindernisse ins Gefecht, dass man sich häufig gar nicht die Frage stellt was einen gerade getroffen hat, sondern was einen gerade nicht getroffen hat. Kaum vorzustellen, was für eine Schatztruhe voll Münzen man damals in der Spielhalle dabei haben musste, um dieses Game erfolgreich zu beenden.

Arcade Plus

Im Gegensatz zu vielen Arcadeportierungen wird man hier als Spieler ernst genommen und bekommt einiges an zusätzlichem Content spendiert. Neben der klassischen Arcadeerfahrung gibt es beispielsweise die Möglichkeit das Spiel mit unendlich Leben durchzuspielen, wobei der Highscore dabei nicht gespeichert wird, was fair ist. Man kann zudem aus vielen verschiedenen Wegen á la Outrun wählen. So ergeben sich immer wieder unterschiedliche Spielerfahrungen. Der Ex-Mode fügt den Leveln neue Teile hinzu und schraubt weiter an der ohnehin sehr fest gezogenen Schwierigkeitsschraube. Hier werden letztendlich nur die absoluten Experten ihren Spaß haben, denn selbst mit einer unbegrenzten Anzahl an Versuchen, hält sich der Spielspaß dabei für Normalsterbliche in Grenzen. Im Eventmode gilt es die vormals exklusiven Zeitmissionen zu absolvieren, die erstmal in der zuvor erwähnten Collection spielbar waren. Ein kleines Highlight des vorliegenden Games ist der Chronicles Mode. In 100 Missionen auf 5 Planeten müsst ihr die Gebiete befreien, was nur unter bestimmten Vorgaben möglich ist. Man darf zum Beispiel kein Leben verlieren, muss eine Zeit einhalten oder muss die Mission im zwei-, drei- oder vierspieler Modus beenden. Alles in allem bekommt man einiges an Content und der Dariusfan dürfte spätestens jetzt überzeugt sein.

Ballern wie früher

Die Steuerung ist dermaßen simpel, dass man sich immer wieder dabei erwischt nach bisher unbenutzten Funktionen zu suchen. Dies stellt sich aber als völlig unnötig raus. Zwei bis drei Tasten, für schießen, Bomben und Laser reichen völlig aus. Dazu kommt ein kleiner, aber feiner Kniff: der Laserstrahl. Feuern Gegner nämlich ihre tödlichen Beams auf das Raumschiff ab, besteht die Möglichkeit eines Konters mit dem eigenen Laser. Ein extrem lohnendes Unterfangen, denn der Laser verstärkt und seine Dauer verlängert sich, der Gegner kriegt einen ungleich höheren Schaden und der Highscore explodiert. Dabei ist der Bildschirmtot aber nie weit entfernt. Denn wenn sich der Gegner bewegt (das tun sie ab Level 2 permanent) rückt man schnell aus der richtigen Position und wird vom gegnerischen Beam pulverisiert. Ein Feature, dass in dem sonst recht angestaubt daherkommenden Game eine gewisse Würze verleiht. Was hingegen auch nach einigen Spielstunden für Fragen sorgt, ist das Power Up System. Kurz vor Beginn des Fluges kann man aus verschiedenen Flugzeugen wählen, die mit unterschiedlichen Waffen und System aufwarten. Diese muss man aber selber erkunden, denn die Informationen, die einem dazu vom Spiel gegeben werden, sind spärlich und zudem in so kleiner Schrift präsentiert, dass man eine Lupe bräuchte und dennoch direkt am Fernseher stehend kaum etwas erkennen würde. Im Spiel selbst kann man blaue, rote und grüne Power Ups sammeln, was diese aber bewirken, ist oft nicht auszumachen. Zunächst steigt die Schusskraft sichtbar an, aber immer wieder findet man sich nach dem Einsammeln eines Powerups plötzlich in einem, mickrig schlecht bewaffneten Zustand wieder. Hier wäre ein Tutorial oder eine transparente Erklärung schön gewesen. Casualgamer hingegen werden kaum wissen, was sie tun.

Wie in der Darius Reihe üblich konzentriert sich das Spiel massiv auf die Bossbattles, die schon mal mehrere Minuten lang und damit länger als das eigentliche Level sein können. Die Bosse sehen aus wie riesige raumschiff- und roboterartige Meeresungeheuer und kommen mit vielen Angriffsstrategien und Formen daher, was die Fights zu echten Highlights macht. Wer hier den Laserkonter nicht beherrscht, wird immer wieder frühzeitig in die Röhre gucken. Dabei hilft es natürlich gewaltig, wenn man drei Mitstreiterinnen findet, die ebenfalls zum Controller greifen. Der Bildschirm ist ja genau dafür gemacht, dass vier Raumschiffe gemütlich Platz finden und sich gegenseitig helfen können. Hierbei kommt dann auch die Option, nach hinten schießen zu können zum Einsatz, die im 1 Player Modus auf Grund von Zeit und Hektik eher zweitrangig erscheint. Der Multiplayer ist übrigens nur Offline spielbar, was auch an die guten alten Tage erinnert. Wobei man sich schon fragen muss, wer tatsächlich drei weitere Verrückte findet, die diese Bullethell gemeinsam durchleben wollen.

Zwischen Oper und Trash

Auf der Präsentationsebene bietet Dariusburst: Another Chronicle altbewährt solide Kost. Das Spiel ist auf der einen Seite gut gealtert, auf der anderen war es aber schon zu seiner Zeit kein Grafikwunder, wenn man ein mal von der Breitbildoptik absieht. Die Hintergründe sind nicht der Rede wert und auch die Explosionen und ihre Soundeffekte hat man schon bei der Konkurrenz und im eigenen Hause wuchtiger erlebt. Auch wenn in diesem Bereich alles solide ist, verschenkt das Spiel hier einiges an Potential. Interessant dagegen ist die musikalische Untermalung. Zunächst beginnend mit operngleichen, durchaus gruseligen Ambientgesängen, steigert sich der Soundtrack in eine manchmal extrem abgedrehte Trance-Drum’n’Bass Nummer. Der retrolastige Shoot’m’Up Fan wird es sicherlich mögen, heutige Gamer hingegen werden es eher als trashig bezeichnen. Interessanterweise ist das bei der Taito Hausband Zuntata kein Widerspruch.

Das größte Minus fährt das Spiel bei der größten Stärke der Switch ein: dem Handheldmodus. Das 32:9 macht das Bild derart schmal, dass es unterwegs unmöglich wird dieses Spiel sinnvoll zu spielen. Man muss sich einfach vergegenwärtigen, dass der Bildschirm immer wieder komplett mit gegnerischen Geschossen überfüllt ist. Manchmal ergibt sich auf dem Bildschirm nur eine, genau raumschiffgroße, Lücke, die es zu finden gilt, wenn man überleben möchte. Im Handheldmodus ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Manövers mit einem sechser im Lotto zu vergleichen.

Fazit

Für Hardcore Shoot’m’Ups Fans ist Dariusburst: Another Chronicle EX+ bestimmt eine gern gesehene Abwechslung. Neueinsteiger oder Gelegenheitsshooter werden aber weitaus bessere, leichtere und optisch ansprechendere Titel finden.

Grafik
6
Sound
7
Multiplayer
7
Gesamt
5

verfasst von „MatEusZ“

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Vielen Dank an die Firma inin Games für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 20.August.2021 - 13:55 Uhr