Spieletest: Children of Silentown NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
11. Januar 2023

USK 6 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Tolle, vielseitige Rätsel
Einzigartiger Zeichenstil
Schöne, intelligente Soundkulisse
Negativ:
Rätsel teilweise sehr kniffelig
Etwas zäher Start
Kaum Genre-Innovationen

Ein neues Adventure von Daedalic, den Entwicklern der absolut genialen Deponia-Reihe? Nicht so ganz, denn die Point`n`Click Profis fungieren hier als Publisher, während sich das italienische Studio Elf Games auf die große Bühne traut. Auch wenn Daedalic nur bedingt seine Finger mit im Spiel hatte, erwartet den Spieler ganz schön feine Genrekost. Worum es geht, für wen das Spiel gemacht wurde und wie es sich mit dem Dauerspaß verhält klärt der nun folgende Test!

Klassisch mit Würze

Children of Silentown wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz klassisches Point’n’Click Adventure, wären da nicht die gruseligen Zeichnungen im Tim Burton Stil und die schön-schaurigen Klaviermelodien. Auch die üblichen Komik- und Slapstickeinlagen, die man aus anderen Genrevertretern kennt sucht man hier vergebens. Eine willkommene Abwechslung.

Das Mädchen Lucy lebt in einer liebevoll gezeichneten 2D-Welt, die bei den Goths der 2000er Jahre fantastisch angekommen wäre. Auch heute ist das alles wunderschön anzuschauen, aber dem Betrachter legen sich schnell eine tonnenschwere Melancholie und Bedrückung auf die Seele, denn Lucys Heimatstadt schweigt so laut, dass man nur den Atem anhält. Die Dorfbewohner leben in Angst vor mysteriösen Monstern im Wald, die durch unnötigen Lärm provoziert werden könnten. Tatsächlich verschwinden auch immer wieder einzelne Dorfbewohner und keiner weiß wohin. Die Monster hat auch noch niemand gesehen. Alles sehr mysteriös. Als eines Tages Lucys Mama verschwindet beschließt sie dem Ganzen auf den Grund zu gehen und das Geheimnis zu lüften.

Dabei hilft ihr die Gabe des Singens. Denn bei der Erkundung des Dorfes werden immer wieder Töne entdeckt, die richtig zusammengesetzt Melodien ergeben. Diese helfen ihr dabei in die Dorfbewohner hineinzusehen, wobei alte Erinnerungen, aktuelle Gefühle und Wünsche offenbart werden. Oftmals gilt es Erinnerungsfragmente in Form eines Minigames zusammenzunähen oder die Bruchstücke eines Hinweises neu zusammen zu sortieren. Das alles ist sehr clever und charmant organisiert. Während der Tutorial-intensive Anfang des Spiels ein wenig zäh wirken kann, nimmt das Spiel im Folgenden ganz schön an Fahrt auf und die Story kann einen ganz schön packen, wobei immer ein netter kleiner Gruselfaktor mit an Bord ist.

Knobel, knobel, knobel

Der Beginn des Spiels ist, wie schon erwähnt, zum Kennenlernen des Spielprinzips gedacht. Wobei sich das ausschließlich auf die Mechaniken bezieht. Die Rätsel nämlich sind von Anfang an auf ganz hohem Knobelniveau und verlangen dem Spieler einiges ab. Dabei sind die Rätsel wunderbar vielseitig und beinahe jede Point`n`Click Rätsel-Art ist auf die ein oder andere Weise vorhanden. Die Steuerung ist dabei so klassisch wie es nur geht und sollte niemandem Kopfschmerzen bereiten. Im Gegensatz zu einigen Story-relevanten Rätseln. Es ist oftmals unmöglich durch rein logisches Denken zum Ziel zu kommen. Einige Items erhält man völlig willkürlich durch das Lösen einzelner Rätsel, die mit der aktuellen Story nicht viel gemein haben. Beispielsweise würde man normalerweise Bonbons in einem Laden oder einem Schrank suchen. Vielleicht auch in jemandes Taschen. Aber nein, die begehrte Süßigkeit erhält man quasi als Loot für eine andere Knobelei. Das ist natürlich ein wenig ärgerlich, im Großen und Ganzen bleibt Children of Silentown dennoch ein sehr cleverer Genre-Vertreter, bei dem der Rätselspaß niemals zur reinen Beschäftigungstherapie verkommt, sondern angenehm motiviert. „Leider“ zeigte uns in jüngster Vergangenheit das sensationelle Return to Monkey Island (10 von 10 Punkten im Nintendofans.de-Test) wie man solche Themen besser löst. Die Kniffligkeit ist dort von Vornherein einstellbar und auch ein kleinschrittiges Tipp-System hilft vor Frust und dem Griff zur Komplettlösung. All das fehlt bei Children of Silentown, deshalb sollte man sein Mobiltelefon beim Spielen am besten weit weg legen, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten. Es lohnt sich!

Wunderschön!

Das Herzstück des Games und seiner Atmosphäre ist die optische und akustische Präsentation. Dabei hat man weitestgehend auf eine Sprachausgabe verzichtet und sich auf verschiedensprachige Bildschirmtexte verlassen. Das klappt ausgesprochen gut und wird vor allem Unterwegsspielern nicht so sehr ins Gewicht fallen. Natürlich ist es üblicherweise ein absolutes Muss, den Figuren mit guten Synchronsprechenden noch mehr Leben einzuhauchen, aber genau hier, wo es um das Schweigen an sich geht, wo sich keiner traut einen Mucks zu machen, passt die kostensparende Variante eigentlich ganz gut.

Soundtechnisch macht das Spiel aber einiges richtig. Die Kompositionen sind wunderschön, melancholisch, herzerweichend, gruselig, leise und mal auch opulent. Die Klänge machen Spaß, selbst wenn man selber gar nicht am Spielen ist, und man buchlesend mitlauscht. Die handgezeichnete Optik setzt dem Ganzen noch eins drauf und erweckt Silentown regelrecht zum Leben. Vor allem, wenn sich die Geheimnisse lüften entsteht aus Grafik, Story und Musik ein einzigartiger Sog, der nur von den anspruchsvollen Rätseln aufgehalten werden kann. Ob am Fernseher oder im Handheldmodus, das Spiel macht zu jeder Zeit eine gute Figur und kann den Spieler für sechs bis acht Stunden an den Bildschirm fesseln. Danach gibt es ganz Genre-typisch nicht mehr all zu viel zu machen, was aber durch den mehr als fairen Preis kompensiert wird.

Fazit

Children of Silentown ist ein wunderschönes, düsteres und besonders kniffliges Point’n’Click Adventure. Es erfindet das Rad zwar nicht neu, kann aber vor allem Genre-Veteranen mit seiner anspruchsvollen Herangehensweise und der super spannenden Story begeistern. Die handgezeichneten Bilder mit ihrer morbiden Tim Burton Optik und die wunderschön melancholische Klaviermusik wissen zu gefallen, während das Gameplay an sich als solide und im besten Sinne klassisch bezeichnet werden kann. Bei einem sehr fairen Preis von 20€ darf jeder Point’n’Click Fan bedenkenlos zugreifen, während alle anderen und vor allem ungeduldige Spieler am Schwierigkeitsgrad zu knabbern haben werden.

Grafik
8.5
Sound
8.5
Gesamt
8

verfasst von „MatEusZ“

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Vielen Dank an die Firma Daedalic Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 20.Januar.2023 - 10:51 Uhr