Immer wieder schön, wenn ein klassisches, unverwüstliches Spielprinzip mit sinnvollen Neuerungen versehen wird – bei Boulder Dash Rocks ist dies jedenfalls definitiv der Fall; wir haben es hier keineswegs mit einem lieblosen Remake eines Klassikers zu tun. Der Stilwechsel ist für Veteranen sicherlich gewöhnungsbedürftig, die Technik durchschnittlich und die zuvor erwähnten Mängel können schon ziemlich ärgern, aber insgesamt handelt es sich bei dem Titel um ein äußerst unterhaltsames Action-Puzzle – zu einem Hit reicht es allerdings nicht.
Spieletest: Boulder Dash Rocks! NDS
Weitere Infos
Releasedate:22. November 2007



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- unverwüstliches, klassisches Gameplay...
- ...inklusive sinnvoller Neuerungen
- viele Levels
- Negativ:
- Route Race etwas mangelhaft umgesetzt
- hakeliges Zapper-Handling
- Multiplayer nur mit zwei Modulen
Route Race
In eine gänzlich andere Kerbe als die Planetentour schlagend und ein wenig an die „Puzzle-Modi“ in Spielen wie Tetris Attack/Puzzle League erinnernd, kommt das sogenannte „Route Race“ daher: Auf bildschirmgroßen Levels (nach den ersten paar kleinen Einführungs-Stages setzen sie sich aus über Teleporter zusammenhängenden Einzelsegmenten zusammen) zeichnet ihr per Stylus Rockfords Weg vom Start- bis zum Zielpunkt ein, und zwar so, dass er zwischenzeitlich sämtliche Diamanten einsammelt. Ihr schmiedet somit zuerst einen Schlachtplan und habt dann, wenn er läuft, keinen Einfluss mehr auf den Helden. Deutlich weniger Action und deutlich mehr Grübeln also – durchaus ein netter Kontrast, aber dieser Modus weist leider doch deutlich mehr Makel auf als ersterer, denn die Stylus-Steuerung wurde tragischerweise ziemlich verbockt. Es ist nämlich folgendermaßen: Solltet ihr beim Einzeichnen des Weges einmal versehentlich mit dem Stift in eine Wand oder andere Objekte, durch die man nicht einfach „durchgehen“ kann, fahren, dann verwehrt euch das Programm dies nicht, sondern gestattet es – dafür wird Rockford dann, wenn ihr alles fertig eingezeichnet hat, an jener Stelle, an welcher euch dieser kleine Lapsus passiert ist, einfach stehenbleiben und ihr dürft den Level neu beginnen! Das Ganze gipfelt sich dann darin, dass man hier bisweilen mehr Zeit damit verbringt, schön gerade Linien zu zeichnen, als damit, sich einen Lösungsweg zu überlegen; es wäre also sehr, sehr viel nutzerfreundlicher gewesen, es einfach gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, wenn der Stift kurz an einem eigentlich unmöglich zu durchschreitenden Abschnitt ankommt. Wirklich, wirklich ärgerlich, denn dieser Modus bietet an sich auch einiges; und die Methode, herabfallenden Felsen auszuweichen, ist auch gut gelöst worden (wer ein Feld zweimal kurz antippt, bleibt darauf eine Weile stehen und kann so z.B. einen Steinschlag abwarten). Ob es vielleicht eine alternative Button-Variante gibt? Ja, die gibt es – aber für gut kann ich sie leider auch nicht befinden: Würde es nicht auf der Hand liegen, die Route a la Fire Emblem einfach nur mittels Steuerkreuz zu zeichnen (wie in jenem Strategie-Hit sind die Levels hier in kleine Quadrate eingeteilt)? Nun, die Entwickler waren offenbar anderer Meinung – man muss zuerst eine Richtung auswählen, dann beginnt das nächstgelegene Quadrat zu leuchten, und wer nun A drückt, macht quasi einen Schritt um ein Rechteck nach vorne...sehr zäh. Kurz: Ihr habt hier die Wahl zwischen einer extrem pedantischen und einer sehr gemächlichen Methode, welche logischerweise beide nicht so recht überzeugen können. Schade, denn Idee und Leveldesign wissen auch hier zu gefallen.
Weitere Modi
Jetzt nochmal kurz zu besagten Superdiamanten: Ihr bekommt solche gut geschrieben, indem ihr sie aufsammelt oder als Belohnung für hohe Scores und könnt sie im „Belohnungs-Shop“ gegen kleine, nun ja, Belohnungen eintauschen: Artworks und Konsorten, aber auch neue (Bonus-)Levels für das Hauptspiel - und sogar zwei neue Modi, zu welchen ich nun noch kurz kommen will.
Zu jenen beiden Spielmöglichkeiten gibt es nach dem bereits Geschilderten jetzt nicht gar so viel zu sagen – ersterer heißt „Time Race“ und will euch unter deutlich knapperen Zeitdruck als sonst zu Bestleistungen im Diamantensammeln unter Stress anspornen – nette Sache, aber nichts Neues. Zweiterer hört auf den Namen „Double Dash“ (Ähnlichkeiten zu anderen real existierenden Spielen sind natürlich rein zufällig) und ist ein klassischer Zweispielermodus (Wer von den beiden Teilnehmern zuerst das Ziel erreicht, gewinnt) – wirklich lustige Sache, aber funktioniert leider nur mit zwei Modulen, unschön.
Die technische Seite
Liebevoll, aber unspektakulär – das beschreibt die grafische Darstellung von Boulder Dash Rocks! wohl ziemlich gut: Das Spiel bietet herzige, ganz nett animierte Sprites und bunte Umgebungen, aber wäre wohl schon auf dem GBA nicht unbedingt eine Grafik-Granate gewesen. Ähnliches gilt für den Sound: Fröhliche Melodien erklingen im Hintergrund, die sich überwiegend durchaus hören lassen können, aber teilweise doch einen ziemlich argen Dudel-Faktor haben – am nach jedem absolvierten Level gezeigten Ergebnisbildschirm läuft etwa einer derartig penetrante Zirkus-Musik, dass mich inzwischen zu diese Zeitpunkten immer schweißgebadet umdrehe und nachsehe, ob sich nicht irgendwo im Zimmer ein Clown versteckt hat. Aber im großen und Ganzen kann man von ganz netter Musik reden, die allerdings weit von Ohrwurm-Qualität entfernt ist.
Kurz und bündig
Abschließend kann ich also sagen, dass wir es bei Boulder Dash Rocks! nicht mit einer lieblosen Klassiker-Neuauflage zu tun haben, ja, eigentlich gar nicht mit einer Klassiker-Neuauflage, sondern mit einer durchaus würdigen “echten” Fortsetzung des Klassikers zu tun haben, bei der ihr zwar keine großen Innovationen, aber durchaus nette kleine Neuerungen erwarten durft. Hattet ihr am NES (oder noch früher) schon einige spaßige Stunden mit Boulder Dash, so könnt ihr ohne Bedenken zugreifen, wenn ihr den seltsamen Design-Wechsel verschmerzen könnt, und auch alle anderen finden hier ein schönes Action-Puzzle. Schade nur der hakelige Blaster-Einsatz und der wegen der Steuerung viel Potential verschenkende Route Race – wären diese beiden Punkte besser gelöst werden, hätte ich definitiv über eine 8er-Wertung nachgedacht.
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1 2 [Fazit]
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Vielen Dank an die Firma 10Tacle Studios für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 09.Dezember.2007 - 00:24 Uhr