Und wieder bestätigt sich die alte Videospielweisheit: Finger weg von Film- und Zeichentrickumsetzungen, auch wenn die Verpackung "Funkensprühende Kreiselaction" verspricht. Die RPG-Elemente retten das Spiel vor einer noch tieferen Wertung. Seid ihr unter 10, dem Hype gnadenlos verfallen und der Geldbeutel eurer Eltern sagt grundsätzlich zu allem Ja und Amen? Dann solltet ihr den Titel schnellstmöglich anspielen.
Spieletest: Beyblade: Super Tournament Battle NGC
Weitere Infos
Releasedate:32. November 2003



Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- RPG-Elemente
- Sammelsucht
- Negativ:
- eintönig
- altbackene Grafik
- nerviger Kommentator
- viel Glück wird gebraucht
Beyblade. Schon der Name lässt Schreckliches ahnen: Eine Anime-TV-Serie um Kreiselwettkämpfe und allerlei Zwischenmenschliches für das alltägliche Nachmittagsprogramm. Beyblade hat sich zu einem riesigen Erfolg im Land der aufgehenden Sonne gemausert und dementsprechend ist das Merchandising nicht weit: Action-Figuren, Sticker, Plüschtiere, Faschingskostüme - da war die kreiselnde Videospielumsetzung nur eine Frage der Zeit. Entweder ist Atari ziemlich mutig solch ein Spiel außerhalb Japans zu veröffentlichen oder sie sind einfach ein klitzekleines bisschen unwissend. Lasst es uns herausfinden.
Die Grundidee des Spiels besteht darin, die gegnerischen Kreisel - die sich ganz stylisch Beyblade schimpfen - aus der Arena zu schubsen bzw. den Gegner bewegungsunfähig zu machen. Mit gewonnenen Kämpfen bzw. siegreichen Turnieren steigt das Guthaben und das hauseigene Gyroskop kann aufgerüstet werden. Simpler könnte das Konzept nicht sein.
Nach dem Titelbildschirm wird man mit verstörenden Soundeinlagen ins Menü katapultiert, in dem man sich einen Charakter erstellen muss. Man hat die wahnsinnig große Auswahl zwischen einem Mädchen oder einem Jungen, was allerdings keinen Einfluß auf das weitere Spielgeschehen hat. Danach wird noch ein Kampfkreisel ausgewählt und schon findet man sich in der Lobby wieder. Dort wuseln in herrlicher 2D-Manier sämtliche Charaktere umher, die euch mit Tipps versorgen. Diese Eingangshalle besteht aus verschiedenen Bereichen, unter anderem aus dem gut versteckten Optionsmenü. Nur (!) dort kann man das Spiel speichern - was zum Frustfaktor wird, da man es ziemlich oft vergisst - sowie Sound- und Schwierigkeitseinstellungen tätigen. Andere Bereiche sind der Freikampf (der in etwa einem Trainigsmodus entspricht), der Wettkampf, die Werkstatt, der Mehrspielermodus sowie der 1-Player-Modus, der wiederum aus dem Zehnkampf und dem Teamkampf besteht. Die einzelnen Modi unterscheiden sich nur durch die Dauer des Turniers und die Anzahl der Gegner.
Wenn man sich für einen Kampfmodus entschieden hat, geht's auch schon los: Beim Startcountdown füllt sich die sogenannte Drehleiste, die durch den A-Button möglichst beim Höhepunkt gestoppt wird. Je höher die gestoppte Leiste, desto schneller der Kreisel. In einer der 3 Kampfarenen wird die Kreiselschubserei nun ausgetragen. Verlierer ist, wer sich zuerst zweimal aus dem Ring drängen lässt, keine Energie mehr hat (dies passiert, wenn man zu oft den Gegner oder die Wand berührt) oder wenn sich der Kreisel einfach nicht mehr dreht. Das Stoppen der Drehung ist häufig für ein Ende des Kampfes verantwortlich, sonst würden diese Aufeinandertreffen leicht ins Endlose driften, da man relativ viel Glück und Geschick braucht, um den Gegner aus der Arena zu befördern bzw. ihn zu zerstören. Die Kämpfe wurden auch mit den Kommentaren eines Moderators unterlegt, der im Sekundentakt einen seiner fünf englischen Sätze schmettert. Die Steuerung im Kampfmodus ist ziemlich zweckmäßig ausgefallen: Mit dem Controlstick wird der Beyblade gesteuert, mit dem A-Button wird angeblich die LP-Anzeige aufgepowert - dazu später mehr - und mit dem B-Button wird die berüchtigte Bit Beast Attacke inklusive zehnsekündiger Sequenz ausgelöst. Je mehr LP (Legend Power) man besitzt, desto stärker wird den Gegner diese Spezialattacke treffen. Jeder Kreisel hat einen anderen Angriff, der in der Werkstatt aufgerüstet werden kann. Mit jedem gewonnenen Kampf erhält man BP (Beyblade Punkte) und Erfahrungspunkte, mit den BPs kann man sein Prachtexemplar aufrüsten oder sich einen ganz neuen Beyblade zusammenbasteln. Die Erfahrungspunkte verschaffen mehr Lebensenergie, d.h. der Kreisel kann mehr Schaden einstecken. Auch wenn die RPG-Elemente eine sehr nette Idee sind, kommt kein Spaß auf. Auch im Mehrspielermodus bleibt der Spaß auf der Strecke: Alle 4 Beyblades kreiseln wild durchs Bild - unterbrochen von den dauernden Spezialattacken.
Die Grafik ist ziemlich zweckmäßig ausgefallen. Dem Spiel sieht man deutlich an, dass es eine nicht wirklich aktuelle PSX-Umsetzung ist. Die speziellen Sequenzen der Bit Beasts bestehen aus Standbildern, in den Kämpfen drehen sich die Beyblades unspektakulär umher. Einzig die Lobby im Anime-2D-Stil weiß zu gefallen. Die Musikuntermalung und vor allem der sich dauernd wiederholende Kommentator laden ebenfalls zum Abschalten ein. Großartig!
Da fragt man sich bei so manchen frustigen Kreiselaktionen, die sowieso nicht gespeichert wurden: Wieso werden hier Kreiselspielchen simuliert, die man auch ohne Probleme und mit wesentlich mehr Spaß live erleben kann? Es hängt weder am Equipment, noch an den Fähigkeiten, noch am Platz: so richtig echt eben. Es sei denn man hat zwei gebrochene Arme. Aber das ist eine andere Geschichte.
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Vielen Dank an die Firma Atari für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 13.Dezember.2003 - 17:07 Uhr