Spieletest: Art of Rally NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
12. August 2021

USK 0 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Einzigartiger Grafikstil
Fantastischer Elektrosoundtrack
Negativ:
Lange Ladezeiten
Andauernd aufploppende Schatten
Höhenunterschiede nicht immer deutlich

Das Videospiele Kunstprodukte sind, ist in der Gaming-Szene mittlerweile absolut klar und auch darüber hinaus eine weit verbreitete Erkenntnis. Aber unter diesen Kunstprodukten gibt es welche, die mit der besonderen Bezeichnung Kunst-Spiel versehen werden. Wenn das Wort Art – also Kunst – aber schon im Namen des Spiels enthalten ist, erwartet man etwas Herausragendes. In Kombination mit einem Rennspiel ist die Erwartungshaltung endgültig hochgeschraubt, denn diese haben mit kreativen künstlerischen Prozessen auf den ersten Blick nichts gemein. Ob die Erwartungen in Art of Rally erfüllt oder eher abgewürgt werden, klärt der folgende Test.

Schicker Start

Das Spiel begrüßt einen mit einem Vorspann, den man in einem Rally Spiel nicht zwingend erwartet hätte. Eine riesige Buddha Figur wächst aus dem Boden und erzählt, zu wahnsinnig treibenden Elektrobeats, dass man hier ist, um ein Rallymeister zu werden. Sie erzählt die zugegebenermaßen witzige Entstehungsgeschichte von Rally-Rennen, die auf einem verspäteten Finnen basiert, der auf die Tube drücken musste. Im Folgenden soll der Spieler alte Rally-Cups absolvieren, damit Autos freischalten und so zum wahren Meister werden. Die Story wirkt eher einem Karatespiel entsprungen, aber es macht auch Lust auf mehr. Zumal, die durch 80s Sounds angereicherte Musik wirklich alles gibt. Es geht direkt los mit einem Probeparcour, in dem man sich frei durch die Spielwelt bewegen kann. Möchte man neue Areale freischalten, muss man die Buchstaben R, A, L, L und Y finden. Ein sehr gemütlicher Modus. Hier zeigen sich bereits alle Besonderheiten dieses Kunstracers. Zum Einen folgt man dem Auto nicht, wie sonst in solchen Spielen üblich, aus der Fahrerperspektive oder mit der Kamera direkt hinterm Auto, sondern aus einer weitwinkligen Sicht. Auf den ersten Blick könnte man der Hoffnung erliegen, ein neues Micro Machines vor sich zu haben. Dieser Eindruck wird aber im nächsten Moment von der Steuerung des Spiels weggewischt. Denn die Steuerung orientiert sich weniger am Funracer, als viel mehr an anderen Rally Spielen, wo einem das Auto immer wieder weggleitet. Wer hier sinnlos auf die Tube drückt, dreht sich schnell im Kreis oder verlässt den Kurs, um im nächsten Moment wieder auf die Strecke resettet zu werden.

Schneller Frust

Nach einigen Einstellungen, die das Spielerleben individuell gestalten sollen, darf man aus zwei zur Verfügung stehenden Wagen aussuchen. Schön ist allerdings, dass man die ganzen anderen freispielbaren Oldies bereits begutachten kann und dank der dazu genannten Challenge steigt die Motivation diese Autos zu ergattern. Es gibt Cups aus den Sechzigern bis in die Neunziger. Diese bestehen aus einzelnen Etappen, die Random vom Spiel zusammen gewürfelt werden. Nun ist die Spannung auf dem Höhepunkt, man möchte das Rennen starten, kann sich aber noch locker ein Getränk aus dem Kühlschrank holen, denn die Ladezeiten vor den Rennen haben es ganz schön in sich. So schön die Musik dabei auch sein mag, so sehr möchte man bei einem Racer doch schneller auf den Asphalt kommen, als es bei Art of Rally der Fall ist. Aber wer der Meinung ist, dass ein Spiel das Recht auf lange Ladezeiten hat, wenn es nur im Anschluss das volle Programm liefert, wird sich beim vorliegenden Game leider ungläubig wundern. Der malerische, leicht an Celshading erinnernde Grafikstil kann nämlich nur schwerlich über einige technische Mängel hinwegtäuschen. Andauernd ploppen Schatten auf und zwar nicht irgendwo am Horizont, sondern während man die entsprechenden Bäume gerade passiert. Nicht selten reagiert man dabei reflexartig mit einer Gegenbewegung, weil man ein Hindernis ahnt, welches aber de facto nicht existiert. Das ist deshalb so ärgerlich, weil auch die Umgebung auf der einen Seite zwar wunderschön aussieht, durch die künstlerisch angehauchte Grafikattitüde, aber richtige Kontraste vermissen lässt. Es kann zum Beispiel sein, dass man eine Kurve etwas enger nehmen möchte, aber dabei unmöglich sehen kann, dass die Straße sich dort absenkt oder hebt. Das führt zu unschönen Unfällen und Zeitverlusten. Generell werden kleinste Fehler hart bestraft. Wer den Rückwärtsgang einsetzen muss, hat eigentlich schon verloren, denn das Auto kommt damit kaum weg vom Fleck. Das ändert sich zwar mit einem größer werdenden Fuhrpark, aber so lang muss die Geduld erst einmal halten.

Ein optisch-akustischer Genuss

Während die Rally Konkurrenz auf realistische Grafikmonster setzt, geht Art of Rally ganz bewusst einen anderen Weg. Die Optik ist eine wahre Entspannung für Augen und Seele und weiß tatsächlich zu überzeugen, wenn man sich darauf einlassen kann. Die Grafik ist sehr minimalistisch, aufs nötigste heruntergebrochen und besticht durch ein sehr sauberes und knalliges Farbdesign. Menschen beispielweise sehen aus wie bunte Papp-Pommes ohne Glieder und Gesicht, was aber im Gesamtkonzept nicht negativ auffällt. Generell wähnt man sich mehr in einer Traumwelt, als auf einem echten Racing-Parcour. Die Sonne strahlt stets von der Seite, taucht alles in ein orangefarbenes Licht und erzeugt mit den 80s-Synthesizern einen entspannt-melancholischen und dennoch treibenden Stil. Das hat man so zwar noch nie gesehen, aber vom Hocker gerissen wird der Spieler dennoch nicht. Denn irgendwie sieht das alles zwar fantastisch aus, aber es macht auch immer wieder einen kargen und etwas trostlosen Eindruck. Wenn man das Wort Kunst unsubtil im Titel trägt, ist die Erwartung beim Spieler zu recht hoch und es kann zur Enttäuschung kommen. Vor allem wenn man Spiele wie Journey bereits gespielt hat, die beweisen, wie man ungewöhnliche Wege gehen kann. Die Soundkulisse macht dann aber wieder alles richtig. Die bereits mehrfach erwähnte Musik hätte man diesem Spiel niemals zugetraut und es macht oft mehr Spaß zu lauschen als tatsächlich zu spielen. Die Geräuschkulisse ist ebenso solide, wenn auch nicht besonders aufregend.

Fazit

Ein kunstvoller Rally-Racer, der sich zwischen Simulation- und Arcadespiel nicht ganz entscheiden kann. Die Optik und der Sound wissen zu gefallen, während die Grafikperformance und die Ladezeiten schnell frustrieren. Mit etwas über 20 Euro ist das Spiel zum Zwischendurch Zocken etwas zu teuer geraten und bleibt somit was für Racingspezialisten.

Grafik
7
Sound
10
Gesamt
5

verfasst von „MatEusZ“

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Vielen Dank an die Firma Funselector für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 31.August.2021 - 21:09 Uhr