Mord im Orient-Express ist nicht nur der bekannteste Fall von Hercule Poirot, sondern vermutlich auch sein bestes Videospiel. Unter den Adventure-Games ist es sicher nicht mit „fantastisch“ zu bezeichnet, aber in allen Bereichen gut. Es gibt solide Stärken wie die Gedankenkarten, nette Nebenaufgaben und fast keine Schwächen. Damit kann man als Hobby-Ermittler nichts falsch machen, wenn man diesem Spiel eine Chance gibt.
Spieletest: Agatha Christie - Mord im Orient-Express NSW
Weitere Infos
Releasedate:19. Oktober 2023




Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- gute Rätsel
- großartige Synchronisation
- sehr unterhaltsam
- Negativ:
- Geschichte vielen zu bekannt
Hercule Poirot ist wohl neben Mrs. Marple der bekannteste Charakter von Agatha Christie. Kein Wunder also, dass er neben aktuellen Kinofilmen und neuen Auflagen der Bücher auch aktuelle Videospieladaptionen bekommt. Bereits zum dritten Mal darf der belgische Kommissar seine Kombinationskünste auf der Nintendo Switch unter Beweis stellen. Und so viel sei bereits gesagt, in Mord im Orient-Express zeigt Kommissar Poirot die beste Version seiner selbst.
Das kennen wir doch schon!?
Ein Spiel dieser Art lebt natürlich von der Geschichte und deren Wendungen. Nun stehen die Chancen recht gut, dass einem der Plot des Mordfalls im Luxuszug bereits bekannt ist. Aber wenn die Geschichte nicht überrascht, wie macht man das Spiel dann interessant? Die Entwickler von Microids Studio Lyon haben sich viel Mühe gemacht dieses Problem zu lösen. Erstens gibt es, neben der Ermittlungsarbeit, Logik-Puzzle zu lösen, die durchaus fordernd sein können und obendrein gibt es einen neuen Nebenplot, der es möglich mach mal in eine andere Haut als die des Inspektors zu schlüpfen. Sorgt das extreme Selbstbewusstsein des Belgiers für eine recht humoristische Atmosphäre in einem eigentlich doch sehr ernsten Mordfall, so wird es mit dem Charakterwechsel doch sehr ernst und düster. Das tut dem Spiel sehr gut.
Wie löst man einen Kriminalfall?
Wie in anderen Point'n-Click-Adventure-Spielen, wechselt man zwischen verschiedenen begrenzten Arealen, sucht relevante Objekte oder Hinweise und spricht mit anderen Charakteren. Hin und wieder wechselt man in die Ego- Perspektive, um Bereiche gesondert zu untersuchen. Das hat man alles auf die eine oder andere Weise schon einmal gesehen, aber es gibt einen Kniff, der dem Ganzen etwas Besonderes verleiht: die "Gedankenkarten". Diese tauchen an relevanten Punkten in der Geschichte in einem Menü auf und stellen den Spieler vor eine ganz eigene Aufgabe. Alle Hinweise zu einer bestimmten Person, einem Ort oder einer Situation werden dort gesammelt und der Rätsellöser vor dem Bildschirm muss diese logisch miteinander verbinden, um daraus weitere Informationen zu kombinieren.
Moment, der letzte Abschnitt könnte unseren treuen Lesern bekannt vorkommen. Das liegt daran, dass er exakt von unserem Review zu Hercule Poirot – The London Case übernommen wurde. Denn die „Gedankenkarten“ und anderen Mechaniken sind zurück. Während aber im Vorgänger nun die Kritik zur Logik der Schlussfolgerungen folgte, gibt es hier wenig zu bemängeln. Dies liegt einerseits an einer besseren Übersetzung der Texte und einer entsprechenden Nachvollziehbarkeit der Hinweise.
Auf diese Weise fühlt es sich fast immer so an, dass man die Lösung direkt hätte finden können, auch wenn man einmal die falschen Rückschlüsse gezogen hat. Allerdings führt auch wieder Try and Error zum Ziel, da ein Fehler nur zu einem „Versuchs noch einmal“ führt. Sogar für Sammelfans gibt es etwas, das eventuell zum Wiederspielen motiviert. In jedem Abschnitt gibt es eine bestimmt Menge goldener Schnurrbärte zu finden.
So ein schöner Schnurrbart
Der Wechsel des Entwicklerstudios hat der Serie offensichtlich sehr gutgetan. Charakterdesign, Details, Ladezeiten und vor allem Animationen haben enorm profitiert. So gut wie alle Kritikpunkte des Vorgängers wurden ausgemerzt oder auf ein angenehmes Level verbessert. Es wurde auch mehr Mut beim Design der Protagonisten an den Tag gelegt. Die Charakter-Modelle sind ein wenig überzeichnet, was der Stimmung und der Lesbarkeit absolut zuträglich ist und zu den Dialogen passt. Die charmante Optik setzt sich absolut in der gelungenen Vertonung fort. Auch die deutsche Synchronisation ist über jeden Zweifel erhaben und macht einfach Spaß. Selbst ein Charakter mit kölschem Akzent fällt hier nicht negativ auf, weil es sich in das Geschehen einfügt und nicht aufgesetzt wirkt. Dies soll nicht aussagen, dass es keine Luft nach oben gibt. Optisch gibt es sicherlich Spiele, die mehr hermachen, aber die Serie ist einen enormen Schritt gegangen und dies wird Fans der Poirot-Spiele sehr glücklich machen.
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Vielen Dank an die Firma Microids für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 12.November.2023 - 16:39 Uhr