„AMF Bowling Pinbusters!“ ist in vielerlei Hinsicht eine echte Zumutung. Die Steuerung wirkt unausgereift und lässt Kontrollgefühl vermissen, der Umfang ist äußerst bescheiden und die Technik unterdurchschnittlich. Es klingt hart, ist aber so: Wii Sports: Bowling ist mit Abstand die bessere Alternative.
Spieletest: AMF Bowling: Pinbusters! WII
Weitere Infos
Releasedate:14. März 2008




Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: Noch keine
Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- übersichtliche Menüs
- nette Bowling-Bahnen
- Negativ:
- Mängel in der Steuerung
- zu wenig Umfang fürs Geld
- schwacher Sound
- lieblose Mini-Spiele
„Eigentlich kann man bei der Programmierung eines reinen Bowling-Videospiels doch nicht viel falsch machen“, denkt sich der Laie.
„Oh, doch!“, entgegnet ihm ein sichtlich frustrierter Spieletester, holt zittrig eine Wii-Hülle mit der Aufschrift „AMF Bowling Pinbusters!“ hervor und kollabiert.
Wie Wii Sports gezeigt hat, lässt sich mit der Wii-Fernbedienung und ausreichend Platz im heimischen Wohnzimmer ganz formidabel eine gepflegte Runde simuliertes Bowling austragen. „Das ist klasse“, dachte man sich bei der AMF, einer großen US-amerikanischen Bowling-Center-Kette, „wir übernehmen die Steuerung, peppen das Ganze mit einer Messerspitze Rock´n Roll und coolen Typen auf – und fertig ist ein Bowling-Spiel, das unseren Namen trägt, ja, das unser virtuelles Werbe- und Aushängeschild ist!“ Und dann fällt der Satz: „Jetzt mal ehrlich: Viel kann man bei so ´nem Spiel doch nicht falsch machen, oder?“ Und so oder so ähnlich wurde die Entwicklung von „AMF Pinball Busters!“ in die Wege geleitet.
Ein Konzept, das nicht aufgeht.
Anstatt der Miis habt ihr in AMF die Wahl zwischen acht ziemlich abgedrehten Typen im Comic-Look, darunter das sexy Cowgirl Sally, der surfende Sunnyboy Cody, Lenny, die kecke Punkgöre oder der Elvis-Verschnitt Lenny. Insgesamt wirken die Bowler in ihrer stereotypen Darstellung doch etwas peinlich, was durch über-coole Sprüche und viel Posing noch verstärkt wird. Durch einfache, aber sehr übersichtliche Menüs navigiert ihr euch in das Herzstück des Spiels, den Turniermodus, an dem immer acht Bowler teilnehmen. Hier können bis zu vier menschliche Spieler in Viertelfinale, Halbfinale und Finale in zehn Runden (Frames) um die Bowling-Krone spielen, die übrigen Plätze werden immer von computergesteuerten Figuren besetzt. In drei Schwierigkeitsstufen – Amateur, Halbprofi und Profi – tretet ihr gegen die Computer-Spieler an. Und dabei fällt positiv auf, dass ihr deren Wurfanimationen mit der A-Taste überspringen könnt, sodass ihr schnell wieder am Zug seid.
Wie oben erwähnt, ist die Steuerung mit der des inoffiziellen „Wii-Sports-Originals“ nahezu identisch. Ihr benötigt lediglich die Wii-Fernbedienung. Eure Wurfposition legt ihr mit dem digitalen Steuerkreuz fest. Mit dem A-Knopf könnt ihr dann noch in den Drehmodus wechseln und mit dem Steuerkreuz von einer festen Position aus die Wurfrichtung bestimmen. Mit gehaltener B-Taste bewegt ihr die Wii-Fernbedienung schwungvoll nach oben und lasst B im richtigen Moment los, um die Kugel auf die Bahn zu befördern. Für den im Bowlingsport so wichtigen Drall sorgt ihr, indem ihr die Fernbedienung nach links oder rechts neigt – in die entsprechend gegenüberliegende Seite dreht sich dann die Kugel. So viel zur Theorie.
Es hapert an allen Ecken und Enden
Wer relativ anspruchslos ist und einfach nur eine kleine Runde Bowling mit ein paar Freunden des Zeitvertreibs wegen spielen möchte, wird sich ob der vielen Ungereimtheiten kaum empören. Setzt ihr euch aber intensiver mit der dreißig Euro teuren Software auseinander, werdet ihr das Ganze als Zumutung empfinden. Denn das simpel anmutende Bowling-Spiel aus Wii Sports, das ja bekanntlich der Wii-Konsole beiliegt, lässt sich einfach besser kontrollieren. Es will sich einfach kein Gefühl einstellen, wie ihr die Fernbedienung bewegen müsst, um die Kugel wirklich so abzuwerfen, dass sie präzise links oder rechts neben der Mitte einschlägt. Daneben frustrieren immer wieder Aussetzer beim Andrehen der Bälle - es kommt sogar vor, dass sich die Kugel aus unerklärlichen Gründen genau auf die entgegengesetzte Seite zurollt. Auch die Ballphysik wirkt manchmal etwas seltsam, da die Kugel etwa ab der Mitte der Bahn leicht versetzt und beschleunigt wird. Hier muss man mit den Entwicklern hart ins Gericht gehen. Auch die gerade einmal zwei lieblosen Mini-Spiele für bis zu vier menschliche Spieler zeugen nicht gerade von kreativem Game Design. Bei „Billard Bowl“ wurde eine übergroße Billard-Kugel vor die Pins gelegt, die ihr wiederum mit der Bowling-Kugel treffen müsst. Nur diejenigen Pins werden abgeräumt, die ihr mit dem Billard-Ball fällt. Im zweiten Spiel namens „Hindernisse“ befindet sich ein solches in Form eines AMF-Kastens auf der Bahn. Mit dem richtigen Drall lenkt ihr die Kugel vorbei in Richtung Pins. Einschläfernd. Beide Modi kranken einfach an einer zu ungenauen Steuerung und designerischer Inspirationslosigkeit.
Ganz und gar kein großer Wurf
Die technische Seite hinterlässt aber keinen nur negativen Eindruck. Die sieben Szenarien, beispielsweise Bowling-Bahnen in Malaysien, im Wilden Westen, in Detroit oder im Spielerparadies Las Vegas, wurden ganz ordentlich modelliert und weisen einige nette Lichteffekte wie Disco-Kugeln oder sich bewegende Laser-Projektionen auf. Bei den Charakteren sieht es da schon wieder etwas düsterer aus: Die Perspektive auf die Hinterköpfe der Bowler offenbart doch etwas undetaillierte Quadratschädel – Sallys eckige Zöpfe sind schlichtweg hässlich. Die Animationen verdienen sich das Prädikat „okay“, wiederholen sich aber zu häufig. Bei den immer wieder eingeworfenen Sprüchen nach jedem Wurf bewegen sich ihre Münder nicht – ein Trauerspiel. Auch der Sound ist nicht das erhoffte Lichtfünkchen am Ende des langen Tunnels. Die Hintergrundmusik ist mal Rock, mal Country – aber kommt über nervtötendes, viel zu schnelles Synthi-Gedudel nicht hinaus. Die Handvoll Sprüche im Stil von „I´ll be fine“ und „Go cat, go!“, die abhängig von der Anzahl der gefallenden Pins eingeworfen werden, bekräftigen nur den Eindruck, dass hier nicht viel Zeit, Geld und Lust im Spiel war. Es gibt nichts freizuspielen, der Umfang ist kläglich. Wenn AMF Werbung in eigener Sache und für den Bowling-Sport machen möchte, dann sei ihnen doch an Herz gelegt, mit einem eigenen Wagen am Kölner Karnevalszug teilzunehmen und das Spiel in die Menge zu werfen. Bei all denjenigen, die dreißig Euro für diese schlechtere Variante von Wii Sports: Bowling ausgegeben und ein bisschen Anspruch haben, wird sich nämlich nach kurzer Zeit Frustration einstellen und Nintendos Bowling wieder im Laufwerk drehen. Dabei kann man bei der Programmierung eines reinen Bowling-Videospiels doch eigentlich nicht viel falsch machen…
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Vielen Dank an die Firma Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 13.Juli.2008 - 19:27 Uhr