Games Convention 2007-Resümee

Games Convention 2007-Resümee

Drei Tage war Nintendofans.de auf der Games Convention 2007. Drei Tage hatten wir Zeit, uns die Stände, Hallen und die Zukunft der Videospiele anzuschauen. Aber haben wir in diesem Jahr wirklich die Zukunft gesehen? Nintendo bot auf seinem Stand mehr eine Reise in die Vergangenheit an. Neben kürzlich erschienenen Titeln wie „Big Brain Academy“ und „Dr. Kawashima: Mehr Gehirn-Jogging“ wurden Wii Sports und Wii Play vorgestellt. Sogar der Mii-Kanal wurde präsentiert und spielte damit auf die zahllosen Plakate in Leipzig an, die mit dem Spruch „Dein Mii wartet auf Dich“ für Nintendos Messeauftritt warben. Die Wii wird in nicht allzu ferner Zukunft ein Jahr alt und man könnte denken, Nintendo ist kurz nach dem Launch steckengeblieben, wäre da nicht eine kleine Weltpremiere gewesen: Wii Fit war zum ersten Mal dem Publikum zugänglich und spielbar. Der Titel macht auch Spaß, keine Frage, reiht sich aber ebenso nahtlos in die Casual-Riege ein, wie Kawashima und Co.. Wenigstens der Presse wurden die sehnlich erwarteten Titel „Super Mario Galaxy“, „Metroid Prime 3: Corruption“ und „Zelda: Phantom Hourglass“ in spielbarer Form präsentiert. Nach außen sind diese Maskottchen allerdings tot. Nicht ein Plakat erinnerte an diese Helden, die Nintendo letztlich dazu gemacht haben, was es heute ist, einer der ganz großen Publisher und Player in einer Branche, die wächst und wächst und wächst. Und genau dieses Wachstum ist auch der Grund für die Entscheidung Nintendos sich so anders zu präsentieren: Keine Shows, keine Goodies, keine Stars, sondern die neue Leichtigkeit aller Nintendo-Produkte, gebündelt im Pressemotto „My Nintendo“. Nintendo führt die Verkaufszahlen mit der Wii an und der Nintendo DS hat sich zu einem solchen Renner entwickelt, dass Nintendo es gar nicht nötig hat, sich weit aus dem Fenster zu lehnen. Warum Spiele zeigen, die erst 2008 auf den Markt kommen, wenn es gut läuft? Verständnis kann ich also durchaus aufbringen, aber Nintendo sollte nicht vergessen, wer auf die Games Convention kommt. Sind es tatsächlich die „Silver Gamer“, weibliche Spieler oder ganze Familien die auf die GC fahren, oder spricht die Messe nicht doch noch überwiegend das junge, männliche Publikum an? Schaut man sich die zahlreichen Fotos im Internet an, beantworten sie die Frage, obwohl bei Nintendo tatsächlich mehr Frauen, Familien und ältere Personen waren, als z.B. bei Microsoft oder Sony. Trotzdem wurde ein Nintendofan enttäuscht und fast schon als Freak abgetan, wenn er Mario spielen wollte. Fast nach dem Motto: „Ihr seid unverbesserliche Spinner, die Zukunft gehört den Casual-Games!“ Das Problem liegt aber darin, dass man durchaus Gefallen daran finden kann, sein Gehirn zu trainieren, aber trotzdem weiterhin die klassischen Spielserien spielen möchte.

Die Games Convention als Fachmesse?

In meinen Augen hat Nintendo hier nur wirtschaftlich und medienwirksam gehandelt und dabei Fans und Kenner der besten Spiele aller Zeiten vergessen. Scheinbar funktioniert zur Zeit alles nur in Extremen, denn nach dem GameCube und klassischen Shows in den vergangenen Jahren, schwingt das Pendel nun in eine andere Richtung um dort zu verharren. Nintendo war schon immer mehr als Mario, hatte immer kleine, feine Serien im Portfolio, aber 2007 ist Nintendo eben auch mehr als ein Hersteller von gefühlten 300 Minispielen im Jahr und Casual-Software.

Kammerflimmern bei der Branche

Der Trend weg von klassischen Videospiel wird allerdings auch von zahlreichen anderen Publishern aufgegriffen. Als bestes Beispiel soll Ubisoft genannt werden: Das Label „Spiele für mich“ ist nichts anderes als eine freie Übersetzung von „Touch Generations“ und kopiert recht schamlos Nintendos alte Ideen. Nintendogs wird dann eben Dogz, Catz und Hamsterz, Dr. Kawashima zum Brain Coach und English Training zum persönlichen Sprachtrainer. Wirklich neu ist der Life-Coach, der hoffentlich viele der unverbesserlichen Hardcore-Mario-Spieler vor dem Freitod bewahrt, wenn man mit dem Stylus „Mario ist tot, es lebe Sophies Make-Up-Studio“ schreiben muss und zum einhundertsiebenundsechtzigsten Mal irgendetwas auf-, aus-, oder umblasen muss, damit auch das Mikrofon des DS adäquat genutzt wird. Andere Publisher setzen auf Minispielsammlungen für die Wii, die günstig in der Herstellung sind und rasch auf den Markt geworfen werden können. Nicht ein episches, großes Spiel wurde angekündigt, besonders die Wii ist die Milchkuh für drittklassige Entwicklungen, die es bereits auf der PlayStation 2 gab, oder im schlimmsten Fall für den PC seit Monaten als Freeware herumgeistern.

Neue Pfade und alte Wege

Für die Spieler, denen noch andere Genres außer Casual-Games und Killerspielen bekannt sind, kann die Games Convention 2007 nur eine Enttäuschung sein. Aus einer wirtschaftlichen Sicht hat Nintendo allerdings richtig gehandelt, denn wie dem Pressespiegel zu entnehmen war, haben die Anstrengungen erst jetzt wirklich gefruchtet, der Welt klarzumachen, dass es allein um den Spielspaß und das Gameplay und nicht um HD-DVD, Cell-Chips und Co. geht. Diese veränderte Wahrnehmung dürfte Nintendo weiterhin auf der Welle des Erfolgs halten und vor allem bei den Casual-Gamern Eindruck machen. Bleibt zu hoffen, dass Mario, Link und Samus sich diesen Herbst verbünden und der ganzen Welt zeigen, dass sie keine Exoten sind, sondern für viele Spieler der eigentliche Grund, Wii und DS zu kaufen.

verfasst von „Shiek Katzenwald“

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Letzte Aktualisierung: 26.08.2007, 14:58 Uhr