Nachwort: OldMacMarios Messeindrücke

Nachwort: OldMacMarios Messeindrücke

So, das war nun also meine zweite Games Convention. Wie schon in den bisherigen Kapiteln erwähnt, waren die letzten vier Tage ebenso großartig wie jene vorheriges Jahr, allem voran wegen dem Treffen mit Kollegen und Bekannten, den überwiegend sehr erfreulichen Entwicklerterminen, den fast ausnahmslos ausgesprochen netten Mitarbeitern der ausstellenden Firmen, der Hits am Nintendo-Stand und des angenehmen Flairs einer Videospielmesse. Diesmal will ich aber abseits von Albernheiten und Trivialitäten einfach mal ganz sachlich Revue passieren lassen, was an der diesjährigen GC – besonders natürlich auf den Nintendo-Bereich bezogen – begeistert und was enttäuscht hat.

Ganz zu Beginn will ich gleich mal die stiefmütterliche Behandlung jener Journalisten kritisieren, die nur einen Ausweis mit der Aufschrift „Webportale“ anstatt des „echten“ bekommen haben: Letztes Mal durften sie zumindest am Fachbesuchertag das Business Center nutzen und sonst, wenn sie einen Termin haben – auch schon übertrieben genug, aber dieses Jahr wurde noch etwas draufgesetzt: Michael (der über die Site nwarp akkrediert war, auch wenn die GC-Mitarbeiter das Unwort „nwark“ offenbar schöner fanden und prompt auf dem Ausweis anbrachten – oder sie konnten einfach nicht lesen beziehungsweise schreiben) wurde heuer schon am Fachbesuchertag an den Eingängen des Presse- und Business-Centers barsch abgewiesen. Ganz egal, ob wir nun einen Termin hatten – realmib brauchte angeblich „eine schriftliche Bestätigung“ dafür, dass er einen solchen vereinbart hat (wo man die jetzt auch immer plötzlich herbekommen soll), oder der Terminpartner sollte ihn abholen (eh klar, also ob die nichts anderes zu tun hätten!) - purer Formalismus und sinnlose, unfaire Bürokratie. Für Michael war das natürlich bitter (Wer den Witz bemerkt hat, bekommt einen Keks). Was? Keine Albernheiten und Trivialitäten diesmal? Naja, so ganz ohne geht es eben doch nicht...

Nun zu Nintendos Auftritt auf der GC – ich habe es in den letzten Tagebucheinträgen ja schon angeschnitten, aber noch einmal: Wäre ich als „normaler“ Besucher zur GC gekommen, hätte ich die lange Anreise mit der Hoffnung auf Nintendo-Toptitel auf mich genommen – ich wäre verdammt enttäuscht gewesen. Nein, mehr noch: Ich hätte mich extrem auf den Arm genommen gefühlt! Dass die Hoffnung, nach der E3 mit ihren spärlichen Neuankündigungen die eine oder andere Nintendo-Weltpremiere auf der GC zu Gesicht zu bekommen, nicht erfüllt wurde, ist eine Sache; wenn Nintendo zwar Topspiele in Entwicklung hätte, aber wegen zu frühem Entwicklungsstadium oder weiß der Teufel was nicht hätte zeigen können, wäre es eine andere gewesen – aber dass Nintendo einige geniale Titel spielbar bei der Hand hat, aber dem zahlenden Publikum willentlich vorenthält, ist mir einfach unbegreiflich. Außer Wii Fit und Flash Focus waren sämtliche öffentlich gezeigten Games am Nintendo-Stand bereits erhältlich; sogar schon etliche Monate alte Programme wie Wii Sports wurden hier gezeigt. Ja, man will den Massenmarkt mehr ansprechen – aber mal ehrlich: Wie viele der Nichtspieler, Casual Gamers, Silver Gamers und wie sie alle heißen kommen auf eine Videospielmesse? Nehmen eine in vielen Fällen lange Anreise in Kauf, bezahlen eine Unterkunft und die Karten? Warum sollten Leute, die eine Handvoll Stunden pro Woche zur Entspannung Wii Sports oder Dr.Kawashima spielen, auf eine solche Messe gehen? Warum wird den Nicht-Nichtspielern das Recht genommen, die Titel anzuspielen, auf die sie warten und auf die sie sich freuen, wenn jene eh verfügbar sind? Wirklich eine alles andere als kundenfreundliche Aktion. Und, ach ja, dass ich in dem ersten Kapitel des Tagebuchs erwähnt habe, dass die letztjährige Bühnenshow zum Teil dezent unprofessionell ablief, wollte ich damit nicht erreichen, dass es diesmal gar keine mehr gibt! Auch keine DS-Leih-Aktion mit T-Shirt mehr, keine downloadbaren DS-Demos mehr, kaum Goodies mehr. Schade.

Die Nintendo-PK (oder Führung durch den Messestand, wie man will) war dafür um Längen besser als letztes Jahr; kurzweilig und mit passenden Testimonials. Das Motto des diesjährigen Firmenauftritts war übrigens „My Nintendo“ (Dr. Fakesch fragte hier auch ins Publikum „Was bedeutet Nintendo für Sie?“ - einer der Anwesenden gab die „klassische“ (so Fakesch) Antwort „Ruhige Kinder!“) „Was bedeutet Nintendo für Sie?“ - ich kann Herrn Fakesch recht geben, dass man über diese Frage schon eine Weile nachdenken kann. Und als ich eben das tat, kam mir wieder der große Kritikpunkt an dem diesjährigen Messeauftritt in den Sinn: Nintendo bedeutet für mich Abenteuer mit Mario, Link, Samus und Konsorten. Nicht Gehirnjogging und Fitness – mag nett sein, ist aber definitiv nicht „Mein Nintendo“. Und ich bin mehr als überzeugt davon, dass viele der Besucher ähnlich dachten – und dann enttäuscht wurden, da eben jene liebgewonnenen Figuren sich nur den Journalisten zeigten.

Von der Messe selbst kann ich jetzt leider gar nicht so viel sagen, wie ich gerne wollte – wir hatten diesmal einen Tag weniger zur Verfügung als letztes Jahr, aber sicher nicht weniger Termine als damals und deshalb nur sehr wenig Zeit, die Shows im Besucherbereich mitzuverfolgen; viele Stände hätte ich mir auch sehr gerne näher angesehen, aber es blieb einfach keine Zeit mehr und ich hatte leider keine Ocarina und Noten der Ballade des Kronos (oder war´s die Hymne der Zeit im Wind?) dabei gehabt, um den Zeitfluss zu verlangsamen. Dennoch fiel mir ziemlich stark auf, dass es insgesamt deutlich weniger Goodies als letztes Jahr gab. Richtig cool war hingegen der neue Außenbereich – hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich sicher auch, obwohl mich das Spiel eigentlich überhaupt nicht interessiert, eine Runde mit dem Halo 3-Riesenrad gedreht (einfach eine geniale Idee – man setzt sich in eine Gondel und spielt den Titel an, während sich das Rad dreht!), mich dann und wann in einen Liegestuhl am Speed Link-Sandstrand fallen lassen und wäre die eine oder andere Runde Autoscooter gefahren.

Sehr auffällig war heuer, dass wirklich von allen Seiten auf den Touch Generations-Zug aufgesprungen wird - „Nicht-Spiele“, wohin man schaut; Ubisoft etwa setzte de facto fast komplett auf diesen Bereich. Überhaupt waren Wii und DS diesmal allgegenwärtig, aber eben überwiegend mit Casual Gaming-Software – einerseits natürlich erfreulich, aber andererseits finde ich schon, dass die Sache langsam etwas zu weit geht. Ich meine: Die Strategie, welche Herr Fakesch in der Pressekonferenz postulierte – Nichtspieler sollen mit Gehirn-Jogging und Konsorten Gefallen an Spielen finden und sich dann mit der Zeit auch für Mario, Zelda und Metroid begeistern – kann ich ja nur begrüßen, aber in der Praxis sieht es derzeit (Achtung, extreme Übertreibung) so aus, als würden die „Hardcore-Spiele“ an den Rand gedrängt werden, weil sie neben den Casual Games kaum noch Platz haben.

Abschließendes Urteil: Mehr Weltpremieren (und vor allem welche seitens Nintendo) wären schön gewesen, aber ich habe die GC 2007 dennoch wirklich sehr genossen, wozu nicht zuletzt Mario, Link und Samus im Pressebereich des Nintendo-Standes eine Menge beigetragen haben – hier gab es wirklich Spiele zu sehen, die in den nächsten Monaten ganz sicher ein Garant für durchspielte Nächte sein werden. Aber ebenso wichtig ist es mir, folgendes festzuhalten: Als Nicht-Journalist hätte mir die Messe ganz sicher sehr viel weniger Spaß gemacht.

Samstag, 25. August, 23:42. Dieses Buch soll nun geschlossen werden, bis Leipzig erneut zur Hochburg der Videospielindustrie mutiert. Bis zur nächsten Games Convention!

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 25.08.2007, 23:52 Uhr